Titel: Versuch über die Verbrennung der Gasarten, und die Wichtigkeit derselben für Chemie und Mineralogie und die Künste, nebst einer Beschreibung eines Sicherheits-Gas-Verbrenners (Safety-Gas-Deflagrator), eines Sauerstoff-Wasserstoff-Löthrohres nach einem ganz neuen Grundsaze, wobei die gemengten Gasarten mit Leichtigkeit und vollkommener Sicherheit in Strömungen von außerordentlicher Mächtigkeit entzündet werden können. Von Hrn. W. S. Weekes, Wundarzte, Sandwich.
Fundstelle: Band 26, Jahrgang 1827, Nr. LXXIII., S. 296
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LXXIII. Versuch uͤber die Verbrennung der Gasarten, und die Wichtigkeit derselben fuͤr Chemie und Mineralogie und die Kuͤnste, nebst einer Beschreibung eines Sicherheits-Gas-Verbrenners (Safety-Gas-Deflagrator), eines Sauerstoff-Wasserstoff-Loͤthrohres nach einem ganz neuen Grundsaze, wobei die gemengten Gasarten mit Leichtigkeit und vollkommener Sicherheit in Stroͤmungen von außerordentlicher Maͤchtigkeit entzuͤndet werden koͤnnen. Von Hrn. W. S. Weekes, Wundarzte, Sandwich. Aus dem Mechanics' Magazine. N. 202. 7. Julius 1827. S. 425, und N. 203. 14. Julius S. 436. Mit Abbildungen auf Tab. VI. (Im Auszuge.) Weekes's, Versuch uͤber die Verbrennung der Gasarten. Hr. Weekes entwikelt in der Einleitung, die jedem Chemiker und Physiker jezt bekannte, Geschichte des Sauerstoff-, Wasserstoff-Loͤthrohres von der Erfindung des Hrn. Dr. Hare an, dessen Vorrichtung, wenn das gehoͤrige Verhaͤltniß zwischen dem Sauer- und Wasserstoffgas durch die respectiven Durchmesser der beiden Seitenroͤhren, durch welche diese beiden Gasarten in die Hauptroͤhre einstroͤmen, zur Knallluft-Bildung getroffen ist, uns immer die sicherste scheint, bis zu den Verbesserungen durch Children, Brooke und Newmann, Cumming und Clarke, von welchem lezteren dieses gefaͤhrliche Instrument, das Faradey in seinem neuesten Werke (Chemical Manipulation) noch immer „untreu“ nennt, den Namen Clarke'sches Loͤthrohr erhalten hat. Hr. Weekes fand, daß der Durchmesser des Stromes der Knallluft, den man bisher aus den besten Loͤthroͤhren dieser Art erhielt, noch immer viel zu klein ist, kaum 1/40 Zoll an den staͤrksten betraͤgt. Er suchte diesem Nachtheile abzuhelfen, und erzaͤhlt seine mißlungenen Versuche, bis er endlich auf folgenden Apparat kam, welcher leicht und mit geringen Kosten verfertigt werden kann, zugleich etwas elegant aussieht, und auf der Stelle mit der vollkommensten Sicherheit und Bequemlichkeit einen Grad von Hize erzeugt, wie man bisher nicht hervorzubringen im Stande war. Fig. 1. zeigt das Fußgestell dieses Apparates, welches aus Mahagony oder feinkoͤrnigem Buchenholze verfertigt wird, und gut uͤberfirnißt ist. Es hat 7 1/2 Zoll im Durchmesser, ist 3 Zoll hoch, und steht auf 3 Kugeln, deren jede 2 Zoll im Durchmesser hat, vollkommen fest. An seiner oberen Flaͤche ist ein Halsstuͤk, a, aus demselben Bloke Holzes scheibenfoͤrmig gedreht, das 4 Zoll im Durchmesser hat, und 3/4 Zoll dik ist, und rings um seinen ganzen Umfang eine scharfe Furche fuͤhrt. Sie dient, wie man unten sehen wird, zur Befestigung des Gasometers. Aus dem Mittelpuncte dieses Halsstuͤkes steigt eine Oeffnung von einem halben Zoll im Durchmesser senkrecht in die Masse des Fußgestelles hinab, bis sie auf einen Canal, b, c, stoͤßt, der horizontal durch dasselbe durchzieht, und zum Durchgange des Gases bestimmt ist. An jedem Ende dieses horizontalen Canales ist ein Roͤhrchen aus Messing mit einer maͤnnlichen Schraube zur Aufnahme der Sperrhahne. Das Gasometer, Fig. 2., hat eine cylindrische Form, und wird aus dem besten biegsamsten Oehl-Taffet verfertigt, der vollkommen luftdicht ist. Es ist 9 Zoll hoch, und hat 4 Zoll im Durchmesser, so daß es also weit mehr Gas enthaͤlt, als zu Einer Operation gewoͤhnlich nothwendig ist. An seiner unteren Oeffnung wird es mit einem starken gewaͤchsten Bindfaden an dem Halsstuͤke, a, in Fig. 1. angebunden. Die obere Oeffnung dieses cylindrischen Gasometers wird durch ein zweites, aber einzelnes, freies hoͤlzernes Halsstuͤk geschlossen, welches gleiche Groͤße mit dem vorigen hat. Man muß genau dafuͤr sorgen, daß das Gasometer mit diesen beiden Halsstuͤken gehoͤrig luftdicht verbunden wird. Der Regulator. Aus dem Mittelpuncte des oberen Halsstuͤkes des Gasometers steigt ein staͤhlerner Stab, e, Fig. 2. senkrecht in die Hoͤhe. Er ist 13 Zoll lang, 3/4 Zoll breit, und beinahe 1/4 Zoll dik. Eine einen halben Zoll lange maͤnnliche Schraube ist an jedem Ende dieses Stabes befindlich. Eine dieser Schrauben wird von einer weiblichen Schraube aus Messing in dem Halsstuͤke aufgenommen, und auf das andere Ende wird der messingene Knopf aufgeschraubt, wenn die Maschine in Gang gebracht werden soll. Der Stab, e, ist seiner ganzen Laͤnge nach durchloͤchert: die Loͤcher haben Ein Achtel Zoll im Durchmesser, und stehen Einen halben Zoll weit von einander. Diese Loͤcher dienen zur Aufnahme eines Bolzens aus Messing-Draht mit einem birnenfoͤrmigen Griffe (Fig. 3.), der, wenn er durch eines derselben gestekt ist, das ganze Gewicht des Gasometers traͤgt, wie man alsogleich sehen wird, und die Zusammendruͤkung des Gases so lange hindert, bis er wieder ausgezogen wird. Scheibenfoͤrmige Gewichte von Bleiplatten werden uͤber den Stab in solcher Anzahl geschoben, daß das Gas mit hinlaͤnglicher Gewalt dadurch ausgepreßt wird. Diese Platten ruhen auf dem oberen Halsstuͤke des Gasometers. Fig. 4. zeigt die Form derselben. g, ist der Ausschnitt in der Mitte, durch welchen die Stange, e, laͤuft; die Einschnitte am Umfange dienen zur Aufnahme der Drahte, die alsogleich beschrieben werden sollen. In gleichen Entfernungen um den staͤhlernen Stab und in der Naͤhe des Umfanges des Halsstuͤkes stehen drei duͤnne Messingdrahte, h, i, k, jeder von ungefaͤhr 1/8 Zoll im Durchmesser, und Einen Fuß in der Laͤnge. Sie dienen dazu, um das Halsstuͤk und die auf demselben befindlichen Bleiplatten in horizontaler Lage zu halten, waͤhrend dieselben das Gas aus dem Oehl-Taffet ausdruͤken, was durch ihr senkrechtes Niedersteigen durch die zinnernen Roͤhren der Cylinder-Kappe geschieht, wie man in der Folge sehen wird. Der Cylinder, Fig. 5. Die Form desselben ist aus der Figur klar. Er erweitert sich etwas unten an der Basis, und hat einen flachen Ring, mit welchem er auf die Oberflaͤche des Fußgestelles paßt. Er ist aus einer Zinnplatte verfertigt, und gehoͤrig lakirt, haͤlt 4 1/4 Zoll im Durchmesser, und ist 10 1/2, Zoll hoch. Er wird uͤber das Gasometer gestellt, und mittelst dreier Schrauben mit großen kegelfoͤrmigen Knoͤpfen, deren man zwei in Fig. 22. sieht, befestigt. Diese Schrauben laufen durch Loͤcher, 1, in dem flachen Rande des Cylinders, in das Fußgestell, Fig. 1., wo eben so viele messingene Niete oder Mutterschrauben zur Aufnahme derselben, 2, 3, 4, angebracht sind. Wenn diese Schrauben ausgezogen werden, laͤßt die ganze Maschine sich leicht aus einander legen. Dieser Cylinder dient zum Schuze und zur Befestigung des Gasometers, und hilft die Wirkung desselben reguliren. Die Cylinder-Kappe, Fig. 6. Sie paßt, wie schon ihr Name andeutet, oben auf den lakirten Cylinder. Sie ist aus demselben Materiale verfertigt, und steigt rings um das obere Ende des Cylinders Einen Zoll tief herab, uͤberall genau auf denselben passend. Sie dient zur Stuͤzung der drei kurzen Roͤhren, m, n, o, die auf dem Stuͤke mit drei halbmondfoͤrmigen Ausschnitten stehen. Jede dieser Roͤhren ist Einen Zoll lang, und durch diese Roͤhren laufen die drei Drahte, h, i, k, Fig. 2. frei auf und nieder, wann die Maschine im Gange ist. In der Mitte der Platte, auf welcher diese Roͤhren stehen, befindet sich ein Ausschnitt, durch welchen der staͤhlerne Stab, e, Fig. 2. laͤuft. Nun wird es klar, daß, wenn der Draht-Bolzen, Fig. 3. in ein Loch des staͤhlernen Stabes eingestekt wird, dieser Bolzen auf dem Stuͤke ruht, auf welchem diese drei Roͤhren ruhen. Auf diesem Stuͤke ist ferner ein kleines Messing-Bloͤkchen aufgeloͤthet, welches zur Aufnahme des Bolzens mit einer Vertiefung versehen ist. Dadurch wird nun das ganze Gewicht des Regulators nothwendig uͤber dem Gasometer eine beliebige Zeit uͤber erhalten werden koͤnnen. Die Sicherheits-Roͤhre, Fig. 7. ist ein Cylinder aus Messing, der innenwendig hohl ist, und 3/4 Zoll im Lichten im Durchmesser haͤlt. Er ist 7 Zoll lang. Das eine Ende desselben, p, hat ein stark hervorragendes Halsstuͤk, in welchem sich eine eigene Hoͤhlung zur Aufnahme der Schraube eines Sperrhahnes befindet, mittelst welcher diese Roͤhre an einer der messingenen Roͤhrchen in dem Fußgestelle, Fig. 1. angebracht wird, und so mit dem daselbst vorhandenen Canale fuͤr das Gas in Verbindung kommt. An dem entgegengesezten Ende der Sicherheits-Roͤhre, q, wird eine Art Fingerhutes (wie ich dieses Stuͤk bloß zur genaueren Unterscheidung nennen will), Fig. 8. eingefuͤgt: es ist so zugeschliffen, daß es vollkommen luftdicht schließt. Dieser Fingerhut ist Ein Zoll lang, und hat eine der Laͤnge nach hinlaufende Hoͤhlung, wie man an Fig. 9. sieht. Diese Hoͤhlung nimmt wieder von ihrer Seite die kupferne Kappe, Fig. 10. auf, die an ihrem Grunde eine kleine Oeffnung, t, fuͤhrt, durch welche sie mit Fig. 8. in Verbindung kommt. In der vorderen weiteren Hoͤhlung dieser Kappe (Fig. 10.) werden die verschiedenen Ansaͤze angebracht, die genau luftdicht schließend fuͤr dieselbe zugeschliffen werden. Das Ende des Fingerhutes, Fig. 8., welches in die Sicherheit-Roͤhre, Fig. 7. eintritt, ist von einer 1/4 Zoll diken Messingplatte bedekt, und mit 5 kleinen Loͤchern versehen, wie man bei, v, in Fig. 5. sieht, durch welche das Gas aus der Sicherheits-Kammer in die verschiedenen Ansaͤze gelangt. Mit dem beschriebenen Apparate und mit gehoͤrigen Ansaͤzen kann ein Flammenkegel von einem halben Zoll im Durchmesser und vier bis fuͤnf Zoll Laͤnge mit der vollkommensten Sicherheit erhallen, und zur Arbeit benuͤzt werden.Bei Verbrennung der Gase steht die Kraft der Ansaͤze nicht immer im Verhaͤltnisse mit der Groͤße der Durchmesser. Ich fand Ansaͤze, die einen Flammenkegel unter 1/4 Zoll ins Durchmesser liefern, immer als die staͤrksten; vorzuͤglich in mineralogischer Hinsicht, zum Loͤthen von Platinna-Draht etc. Groͤßere koͤnnen zu Versuchen in kleinen Platinna-Tiegeln etc. dienen. A. d. O. Ich habe keine staͤrkeren Ansaͤze, als die hier angegebenen, angewendet; nehme aber keinen Anstand, zu versichern, daß man noch staͤrkere, wo es noͤthig waͤre, mit eben derselben Sicherheit anwenden kann: so fest ist meine Ueberzeugung, daß meine Vorrichtung die vollkommenste Sicherheit gewaͤhrt. Die Ansaͤze muͤssen wenigstens 3 Zoll lang, und aus gutem Messing verfertigt seyn, und wenn der Flammenkegel auch noch so klein seyn soll, so muß der Durchgangs-Canal fuͤr das Gas doch immer in einem festen Stuͤke von hinlaͤnglicher Masse gebohrt seyn. Diker Messing-Draht von 1/4 bis 3/8, selbst 1/3 Zoll Dike dient sehr gut zu diesem Zweke. Auf diese Weise faͤllt zugleich ein Vorwurf weg, den man den Ansaͤzen bei diesen Arten von Loͤthroͤhren machte, daß sie sich zu schnell erhizen, da er vorzuͤglich nur duͤnne Loͤthroͤhre trifft. Wenn die Hoͤhlung des Ansazes nicht weiter seyn darf, als 1/10 Zoll, was zu allen gewoͤhnlichen Arbeiten hinreicht, da man dadurch einen Flammenkegel von noch ein Mahl so großem Durchmesser erhaͤlt, so braucht man nichts anderes, als einen Laͤngen-Canal von dieser Weite mitten durch den Draht zu zu bohren, wie er in Fig. 11. im Durchschnitte dargestellt ist. Fig. 12. zeigt eine messingene Roͤhre dieser Art, deren Oeffnung mit einem staͤhlernen Kopfe versehen ist, der sich an die Roͤhre anschraubt. Diese Vorrichtung ist sehr gut, und die Flamme an derselben brennt kraͤftiger, als an irgend einem anderen Ansaze. Mittelst des gekruͤmmten Ansazes, Fig. 12. kann man die Flamme senkrecht nach abwaͤrts in irgend einen kleinen Reißblei oder Holzkohlen-Tiegel leiten, wo man den zu untersuchen: den Koͤrper mit aller Sicherheit hinlegen kann, waͤhrend er sonst durch die Gewalt des Flammen-Stromes weggeblasen werden koͤnnte. Man braucht wenigstens drei solche Ansaͤze von verschiedener Staͤrke. Die Erfahrung hat gezeigt, daß das Knall gas weit kraͤftiger brennt, wenn es nach abwaͤrts geleitet wird. Die Hoͤhlung an diesen Roͤhren mag bloß 1/10 Zoll betragen, wie in Fig. 11 und 12., oder sie kann auch, auf folgende Weise, weiter gemacht werden. Wenn die Roͤhren weiter, als 3/10 sind, entstehen, schon innerhalb derselben, mehrere Explosionen nach einander; man erhaͤlt auf diese Weise ploͤzliche Flammenstoͤße, aber alle regelmaͤßig anhaltende Wirkung geht dadurch verloren. Allein, selbst unter diesen unguͤnstigen Umstaͤnden geht die Explosion nicht weiter, als bis zum Fingerhute, Fig. 8. in der Hoͤhlung der Sicherheits-Roͤhre zuruͤk, und der Haupt-Apparat bleibt ungefaͤhrdet. Diese wiederholten Verpuffungen lassen sich indessen gaͤnzlich beseitigen, und man erhaͤlt Flammenkegel von außerordentlichem Durchmesser mit großer Leichtigkeit, wenn man sich folgender Vorrichtung bedient. Fig. 14. zeigt den Durchschnitt eines Ansazes von halbzoͤlliger Dike, durch dessen Laͤnge ein Canal in der Mitte durch gebohrt ist, der, bis zum Ausgange desselben 1/110 Zeit weit ist, an seinem Ausgange aber, wo das Gas austritt, unter rechten Winkeln in eine Kammer fuͤhrt, r, s, die im Durchmesser beinahe so weit, als die Roͤhre dik, ist, aber nicht tiefer, als die Weite des Canales selbst. Die vordere Platte dieser Kammer, das aͤußerste Ende des Ansazes oder der eigentliche Brenner, ist 1/4 Zoll dik, und mit einer Menge feiner Loͤcher durchbohrt, die in regelmaͤßiger Figur angebracht sind, wie Fig. 15. zeigt. Wenn die Loͤcher nur unregelmaͤßig uͤber die Flaͤche der Platte hin verstreut sind, so wird auch der Flammenkegel unregelmaͤßig, und verliert sehr viel an seiner Kraft. Durch eine bloße Nachfuͤllkammer, die man dann dem Apparate noch beizufuͤgen hat, lassen sich Flammenkegel von erstaunlicher Kraft erzeugen, die in staͤter Kraft fortbrennen, und nicht die mindeste Verpuffung veranlassen. Einige dieser Kammern haben an meinem Apparate 12, andere 24 Loͤcher, aus welchen der Feuerstrom still ausstroͤmt, außer wenn das Niedersteigen des Regulators fuͤr einen Augenblik unterbrochen wird, wo man eine schwache Explosion in der Kammer der Roͤhre hoͤrt, ohne daß der Apparat dadurch im Mindesten litte. Fig. 16, 17 und 18. sind die sogenannten Brenner der Ansaͤze im Vogel-Perspective, die mit Kammern versehen sind, aus welchen das Gas durch einen oder durch mehrere feine Spalte ausstroͤmmt, nach dem sogenannten Fledermausfluͤgel-Systeme. Man erhaͤlt dadurch außerordentlich starke Flammen-Kegel. Fig. 19. mit fuͤnf, Fig. 20. mit 3 Loͤchern sind sehr nuͤzliche Formen. Fig. 21. stellt einen Fledermausfluͤgel-Brenner in Form eines Kreuzes vor. Er steht mit einer Kammer in Verbindung, die in einer Roͤhre von 5/8 Zoll Dike angebracht ist. Die Raͤume zwischen den Spalten und in den Winkeln beider Rahmen sind mit Loͤchern besezt, die in der gewoͤhnlichen Kammer eingebohrt sind. Dieses Instrument gibt eine Sammlung von Flammen-Kegeln von großer Kraft. Wie man den Explosionen bei der Verbrennung der Gas-Mischung vorbeugen kann. Da die Erfahrung erwiesen hat, daß jede Explosion unmoͤglich wird, sobald die Gasmischung durch Haarroͤhrchen geleitet wird, so folgt, daß, wenn ein Koͤrper zwischen der aͤußeren Muͤndung des Ansazes (dem Brenner), und dem Gasometer angebracht wird, welcher aus lauter Haarroͤhrchen besteht, durch welche das Gas leicht durchgetrieben werden, in welchem es aber nicht brennen kann, keine Explosion an diesem Loͤthrohre Statt haben kann. Ein solcher Koͤrper ist nun der Badeschwamm, Spongia officinalis, von dessen Anwendbarkeit und Brauchbarkeit ich mich durch mehrere hundert Versuche mit der vollkommensten Sicherheit uͤberzeugt habe. Der Badeschwamm bildet eine Masse aͤstiger Haarroͤhrchen, die sich leicht in jede Form bringen laͤßt. Mit diesem Badeschwamme wird die Kammer der Sicherheit-Roͤhre, Figur 7. ausgestopft, ohne daß der leichte Durchgang des Gases durch denselben gehindert wuͤrde. Anwendung dieses Apparates. Fig. 22. stellt diesen Apparat in seiner vollendeten Form und zum Gebrauche fertig dar. a, ist eine große gefirnißte Blase als Behaͤlter, aus welchem das Gasometer mit Gas versehen wird, welches man hier nicht sehen kann, weil es von dem lakirten Cylinder verborgen wird. Diese Blase steht mit dem Canale in dem Fußgestelle durch ein Verbindungs-Stuͤk, b, und durch zwei Haͤhne, c, und, d, in Mittheilung; ein dritter Hahn, e, befindet sich an dem entgegengesezten Ende des Gas: Gas-Canales, um gelegentlich die Verbindung zwischen dem Gasometer und der Sicherheits-Roͤhre, f, zu unterbrechen, durch welche das Gas in den Ansaz des Loͤthrohres gelangt. Wenn man den Apparat zum Gebrauche herrichtet, muß man, ehe die Sicherheits-Roͤhre, f, aufgeschraubt wird, die Lippen an die Muͤndung des Sperrhahnes, e, anlegen, und alle Luft aus dem Gasometer ausziehen, waͤhrend man mit einer Hand den Gas-Regulator mit seinen Gewichten bei seinem Knopfe, h, in die Hoͤhe zieht. Sobald dieses geschehen ist, wird der Sperrhahn, e, augenbliklich geschlossen, und der Bolzen, i, in eines der Loͤcher der staͤhlernen Stange, k, gestekt, wodurch der Regulator gehindert wird wieder zu steigen. Wenn nun die Haͤhne, c, und, d, geoͤffnet werden, faͤhrt das Gas augenbliklich aus dem Behaͤlter, a, nach o, in den seidenen Gas-Behaͤlter, dessen Ausdehnung man, noͤthigen Falles, durch einen leichten Druk mit der Hand auf den Behaͤlter, a, vermehren kann. Die beiden Haͤhne, c, und, d, werden nun wieder geschlossen. Wenn nun der Hahn, e, geoͤffnet, und der Bolzen, i, ausgezogen wird, so steigt der Regulator herab, und treibt das Gas in einem ununterbrochenen Strome bei, g, hinaus, wo man es alsogleich mit einem Schwefellichte oder besser mit einer Weingeiststamme anzuͤnden kann. Wenn das Gas nicht stark genug ausstroͤmt, darf man nur mit der linken Hand bei h, etwas druͤken, waͤhrend man mit der rechten Hand den zu bearbeitenden Gegenstand besorgt. Wenn das Gasometer leer geworden ist, wird es in wenigen Secunden auf die vorige Weise wieder gefuͤllt. Haͤlter fuͤr den zu untersuchenden Gegenstand. Zangen und Drahte aus Platinna taugen hierzu am besten bei gewoͤhnlichen Versuchen und Arbeiten. Bei außerordentlichen hingegen schmilzt die Platinna augenbliklich, und der Haͤlter ist zerstoͤrt. Platinna-Drahte koͤnnen nur dort benuͤzt werden, wo sie nicht in den Flammen-Kegel gehalten werden duͤrfen: hier allein taugen sie als schlechte Waͤrmeleiter. Harte kleinkoͤrnige Holzkohle, so zugerichtet, wie man sie vor dem gewoͤhnlichen Loͤthrohre braucht, taugt auch hier in vielen Faͤllen am besten; allein, sie dauert nicht lang; sie haͤlt oft nicht Einen Versuch aus, und ist meistens bei dem dritten schon ganz verdorben. Die beste Form, die ich fuͤr Halter finden konnte, sind kleine Tiegel aus Reißblei, von der Form und Groͤße wie Figur 3. mit einer oder mit mehreren Hoͤhlungen. Sie werden mittelst staͤhlerner Zangen gehalten, leiden wenig, und dauern lang. Sie lassen sich leicht aus Bruchstuͤken groͤßerer Tiegel mit einer kleinen Saͤge schneiden. Einige Bemerkungen. Bei der Mischung der Gase zur Knallluft entwikelt sich immer ein bedeutender Grad von Hize, wenn man nicht genau das Verhaͤltniß der Volumen der beiden Gase, wie es zur Wasserbildung nothwendig ist, beobachtet, und etwas mehr brennbare Luft nimmt. So vollkommen sicher man sich auf den Badeschwamm verlassen kann, so ist doch die Weise, wie man die Sicherheits-Roͤhre, Fig. 7. damit ausstopfen muß, durchaus nicht gleichguͤltig. Der Schwamm, den man hierzu waͤhlt, muß von gleichfoͤrmigem Gefuͤge, und vollkommen rein von allen erdartigen und anderen Koͤrpern seyn. Der ausgelesene Schwamm muß mit der Schere in Form eines Cylinders von anderthalb Zoll Laͤnge, und beinahe anderthalb Mahl so viel Dike (oder Durchmesser), als der Durchmesser der Roͤhre betraͤgt, die man damit ausfuͤllen will, zugeschnitten werden. Man darf ihn nicht zu dicht einstopfen, sondern nur sanft, mit einem kleinen hoͤlzernen Cylinder, nach und nach in gleichfoͤrmigen regelmaͤßigen Lagen eindruͤken, bis endlich die Hoͤhle der Roͤhre ganz ausgefuͤllt ist, wo man ihn dann mittelst des Fingerhutes, Fig. 8. in seiner Lage festhaͤlt. Da der Schwamm ein schlechter Waͤrmeleiter ist, und auch von den Ansaͤzen, wie wir sie beschrieben haben, wenig Hize empfaͤngt, so leidet er nur wenig. Es ist indessen raͤthlich, ihn von Zeit zu Zeit herauszunehmen, und gut in warmem Wasser auszuwaschen, wo man ihn dann, nachdem er langsam getroknet wurde, wieder in die Roͤhre schiebt. Mit den kleineren Ansaͤzen koͤnnen nicht bloß die gewoͤhnlichen Metallcompositionen, sondern selbst Platinna- und Stahl-Legirungen augenbliklich in den kleinen Reißblei-Tiegeln mit der gekruͤmmten Roͤhre, Fig. 13. zu kleinen Kuͤgelchen geschmolzen werden. Mit den groͤßeren lassen sich Silber-, Gold-Platinna-Drahte von 1/8 Zoll im Durchmesser nicht bloß leicht schmelzen, sondern eben so leicht auch zusammenloͤthen. Asbest brennt und zerstaͤubt, wie Pulver im Feuerwerke, mit einem so lebhaften Lichte, daß das Auge es nicht zu ertragen vermag. Wir koͤnnen gruͤne Glaser bei der Arbeit mit diesem Loͤthrohre nicht dringend genug empfehlen. Stahl und Platinna-Draht (lezterer braucht 170 Grad am Wedgwood'schen Pyrometer, = 23177 Fahrenh.) von der Dike einer Striknadel schmilzt nicht bloß augenbliklich, und zerstaͤubt in Kuͤgelchen, wenn man die Wirkung des Loͤthrohres einige Zeit uͤber anhalten laͤßt, sondern das Verbrennen dieser Metalle ist auch mit dem glaͤnzendsten Lichte begleitet. Bedeutend große Stuͤke von Mineralien, die bisher fuͤr unschmelzbare galten, wurden weich, schmolzen oder verbrannten sogar vor diesem Loͤthrohre. Wir werden vielleicht durch dieses Instrument Koͤrper kennen lernen, deren Daseyn wir noch nicht ahndeten. Man wird selten einen neuen Schwamm brauchen, und wenn man auch einen solchen noͤthig haͤtte, so wuͤrde er nur wenig kosten. Er darf sogar etwas feucht in den Cylinder gebracht werden. Wenn man ihn in die Sicherheits-Roͤhre einfuͤhrt, muß das Halsband, p, Fig. 7. zuerst abgenommen, und der Schwamm von diesem Ende des Cylinders her gegen das Ende des Fingerhutes, q, geschoben werden. Die erste Schichte des Schwammes muß sorgfaͤltig mit dem Ruͤken des Fingerhutes, Fig. 8. in Beruͤhrung gebracht, und gegen denselben angedruͤkt werden, die uͤbrigen Lagen des Schwammes muͤssen allerdings vollkommen mit einander in Beruͤhrung kommen, sie duͤrfen aber nicht zu sehr durch den Druk ihrer Laͤnge nach verkuͤrzt werden, in dem sonst ein zu schwacher Flammenkegel sich bildet. In diesem Falle muͤßte man den Schwamm herausschaffen, und ihn besser einstopfen. Fuͤr gewoͤhnliche Versuche, zumahl wenn die Blase noch beigefuͤgt ist, reicht dieses Gasometer hin: ein Gehuͤlfe darf nur auf die Blase druͤken, wann die Haͤhne, c, und, d, geoͤffnet sind. Zum Beweise, wie sehr der Schwamm den Gebrauch dieses Loͤthrohres mit Knallluft sichert, will ich nur noch anfuͤhren, daß man Drahte durch den Schwamm der Laͤnge nach durchgefuͤhrt hat, so daß ihre Enden nur 1/8 Zoll in der Mitte der Roͤhre von einander entfernt waren: als man das Gas ausstroͤmen ließ, zeigte sich ein elektrischer Funke durch die Drahte, aber keine Explosion. Als man den Schwamm herausnahm, zeigte sich, daß er, in der naͤchsten Umgebung des Drahtes, etwas versengt war: weiter reichte die Wirkung des Feuers nicht. Zuweilen fand man aber auch diese Erscheinung bei den Versuchen mit dem Drahte nicht. Was Davy's Sicherheits-Lampe fuͤr den Bergmann, das kann nun der Schwamm fuͤr den Arbeiter mit dem Knallluft-Loͤthrohre seyn: er sichert den Arbeiter, und verstaͤrkt die Wirkung seines Werkzeuges.

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