Titel: | Zusammenstellung der neueren Versuche über chromsaure Verbindungen, die eine technische Anwendung gestatten, welche in dieser Zeitschrift noch nicht mitgetheilt wurden. Von Emil Dingler. |
Autor: | Dr. Emil Maximilian Dingler [GND] |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XVI., S. 45 |
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XVI.
Zusammenstellung der neueren Versuche
uͤber chromsaure Verbindungen, die eine technische Anwendung gestatten, welche in
dieser Zeitschrift noch nicht mitgetheilt wurden. Von Emil Dingler.
Chromsaures Kali.
Emil Dingler, uͤber chromsaure Verbindungen.
Die Chromsaͤure gibt mit dem Kali ein neutrales, saures
und basisches Salz. Das neutrale und basische Salz, welche eine citronengelbe Farbe besizen, werden
haͤufiger als das saure, welches tief feuerroth ist, in den Kuͤnsten
angewandt und in den Handel gebracht. Der Chromeisenstein als das am
haͤufigsten vorkommende an Chrom sehr reichhaltige Mineral wird allgemein zur
Bereitung des chromsauren Kalis, mit welchem alle anderen chromsauren Salze
dargestellt werden, angewandt.
Die vorzuͤglichsten Arten von Chromeisenstein sind der aus Sibirien und der
aus dem Dept. Var in Frankreich. Dieses Mineral enthaͤlt das Chrom als Oxyd
in Verbindung mit schwarzem Eisenoxyde, Kieselerde und Thonerde. Das sibirische
enthaͤlt nach der Analyse von Laugier 53 Proc.
Chromoxyd, 34 Eisen, 11 Thonerde und 1 Kieselerde; aus dem franzoͤsischen
Chromeisen erhielt Vauquelin 43 Procent
Chromsaͤure, 34 Eisenoxyd, 20 Thonerde und 2 Kieselerde. Der Chromeisenstein,
welcher im Serpentin vorkommt und sich durch eine glaͤnzende eisengraue Farbe
und seine koͤrnige Struktur auszeichnet, kann sehr leicht daran erkannt
werden, daß er mit Borax zusammengeschmolzen ein schoͤn gruͤnes Glas
gibt, und, mit Salpeter verpufft, chromsaures Kali gibt, welches im Wasser sich mit
gelber Farbe aufloͤst.
Das Dictionnaire technologique gibt Bd. V., S. 259
folgendes Verfahren zur Bereitung des chromsauren Kalis aus Chromeisenstein an: man
faͤngt damit an, daß man dieses Erz so viel als moͤglich von seiner
Gangart befreit, eine Arbeit, die nicht immer sehr leicht ist, indem der Gang oft
dem Erze selbst sehr aͤhnlich und mit demselben innig verbunden ist: indessen
erkennt man den Serpentin an seinem blaͤtterigen Gefuͤge und dadurch,
daß er sich immer fettig anfuͤhlt. Das erhaltene Chromeisen wird fein
gepuͤlvert und mit der Haͤlfte Salpeter gemengt: man kann immer bis
auf zwei Drittel steigen, wenn das Chromeisen gut ausgeschieden wurde; wenn aber
viel Gangart dabei ist, so entsteht durch Vergroͤßerung dieses
Verhaͤltnisses der Nachtheil, daß das Alkali dieselbe angreift, und hat sie
sich einmal mit dem alkalischen chromsauren Kali vereinigt, so wird es sehr schwer
und kostspielig, sie davon zu trennen. Wenn nun die Mischung einmal geschehen ist,
so bringt man sie in einen irdenen Tiegel, und bedekt diesen mit seinem Dekel. Mit
der angegebenen Menge Salpeters kann man den Tiegel gaͤnzlich
vollfuͤllen, indem die Mischung nicht fluͤßig wird; ja man kann sogar
zwei Tiegel mit ihren Oeffnungen auf einander, uͤber einander stellen, und
mit Draht fest auf einander binden, wo man dann in dem Boden des oberen Tiegels ein
Loch anbringt, durch welches man die Mischung eintraͤgt. Man sezt dieselbe
hierauf mehr oder minder anhaltend einer Rothgluͤhhize aus, je nachdem die
Menge groß ist, welche man im Feuer hat. Nachdem sie gehoͤrig ausgegluͤht wurde,
nimmt man die Tiegel aus dem Feuer und zerschlaͤgt sie, um die Masse, welche
sie enthalten, herausnehmen zu koͤnnen, und wirft diese, noch heiß, in
Wasser, welches man in einem Beken aus Gußeisen hierzu bereit haͤlt. Diese
Masse ist gruͤnlichgelb, sehr schwammig und zieht das Wasser begierig in
sich; man erhaͤlt auf diese Weise eine sehr gesaͤttigte Mutterlauge.
Man siedet dieselbe und filtrirt sie und waͤscht den Ruͤkstand mit
einer neuen Menge Wassers aus. Man wiederholt dieses Waschen so lang, bis alles
ausgezogen ist: die lezten Waschwasser stellt man aber bei Seite, um wieder frisches
chromsaures Kali mit denselben auszulaugen. Wenn die Operation gut geleitet und die
Materialien gehoͤrig gewaͤhlt wurden, so wird das Alkali vollkommen
mit Chromsaͤure gesaͤttigt seyn, was man deutlich durch den Geschmak
erkennt. Wenn die Hize nicht stark genug war, so bleibt noch viel Salpeter
uͤbrig, der nach dem neutralen (eigentlich basischen) chromsauren Kali
krystallisirt. Wenn man zuviel Salpeter genommen hat, so enthaͤlt die Lauge
viele Thon- und Kieselerde, vorzuͤglich wenn das Chromeisen nicht rein
war; in diesem Falle wird es nothwendig, das uͤberschuͤßige Alkali mit
der moͤglich kleinsten Menge Salpetersaͤure zu saͤttigen; es
bildet sich dann eine bedeutende Menge gelbes Magma, welches man durch Filtriren von
der Fluͤßigkeit absondert. Um aus derselben krystallisirtes chromsaures Kali
zu erhalten, braucht man sie nur abzurauchen. Man sieht leicht ein, wie bei diesem
Verfahren das chromsaure Kali gebildet wird; der Salpeter wird durch die Hize
zersezt, sein Sauerstoff saͤuert das Chrom und verwandelt das Eisen in das
rothe Oxyd; das freigewordene Kali aber verbindet sich mit der Chromsaͤure zu
chromsaurem Kali, welches als in Wasser aufloͤslich leicht von dem Eisenoxyde
getrennt werden kann.
Der Ruͤkstand von dieser Operation besteht aus rothem Eisenoxyde, Thonerde und
einer gewissen Menge Kieselerde, Manganoxyd und etwas wenigem noch unangegriffenem
Chromeisen. Es ist schwer Vortheil von diesem Ruͤkstande in
oͤkonomischer Hinsicht zu ziehen; indessen ist es doch, wo das Chromeisen,
wie dieß in den neuesten Zeiten der Fall war, sehr theuer zu stehen kommt, der
Muͤhe werth, denselben weiter zu behandeln. In dieser Hinsicht
verduͤnnt man denselben mit siedendem Wasser und sezt SalzsaͤureDieß wird nur dort angehen, wo man aus Sodafabriken die Salzsaͤure zu
einem aͤußerst billigen Preise erhaͤlt. in geringem Ueberschusse zu, ruͤhrt die Mischung lebhaft um, und eilt
die Fluͤßigkeit abzugießen, die sonst zu einer Gallerte stokt, so daß man
nichts mehr aus derselben erhalten kann, außer wenn man alles troken werden
laͤßt, was sehr hoch zu stehen kommt. Wenn man aber nichts versaͤumt,
so kann man auf diese
Weise durch drei- bis viermahliges Waschen das Eisenoxyd, die Thonerde und
selbst die Kieselerde entfernen. Dasjenige, was sich nicht aufloͤst, ist
Chromeisenstein, welchen man neuerdings mit Salpeter behandelt. Wenn man zum
Aufloͤsen des Ruͤkstandes Schwefelsaͤure statt
Salzsaͤure nimmt, so erhaͤlt man durch Zusaz von etwas schwefelsaurem
Kali Alaunkrystalle von schoͤner Rubin- oder Amethyst-Farbe, je
nachdem man sie naͤmlich vor das Auge haͤlt.
Man erhaͤlt neutrales chromsaures Kali, wenn man
die auf obige Weise durch Schmelzen von Chromeisenstein mit Salpeter erhaltene Masse
mit Wasser auszieht und die filtrirte Fluͤßigkeit mit Salpetersaͤure
neutralisirt. Das neutrale Salz kann jedoch nur in der Aufloͤsung bestehen;
dampft man dieselbe bis zum Krystallisationspuncte ab, so erhaͤlt man zuerst
saures chromsaures Kali und alkalische Mutterlauge; ist die groͤßte Menge des
sauren Salzes getrennt, so nimmt der ruͤkstaͤndige geringe Antheil
eine schoͤne und regelmaͤßigere Form an, nach dessen Trennung das Kali
in der Fluͤßigkeit hinreichend hervortritt, um ihre Farbe in citronengelb zu
veraͤndern und bis zulezt ein alkalisches Salz zu liefern.
Um das basisch chromsaure Kali zu erhalten, versezt man
eine neutrale Aufloͤsung von chromsaurem Kali mit der noͤthigen
Quantitaͤt Aezkali und verdampft sie hinreichend. Sezt man wenig Aezkali zu,
so erhaͤlt man ein Gemenge von rothen Prismen des sauren Salzes und dem
citronengelben alkalischen Salze. Bei einem hinreichenden Zusaze von Aezkali aber
liefert die Verdampfung ein in rhomboïdalen Prismen regelmaͤßig
krystallisirtes Salz, dessen Spizen nicht mit Pyramiden besezt sind. – Man
kann sogar geringe Mengen Salpeter aus einer Chromkaliaufloͤsung dadurch
ziemlich leicht trennen, daß man ihr uͤberschuͤßiges Kali zusezt. Bei
der Krystallisation schießt dann aller Salpeter in ausgebildeten Prismen, an und
bindet nur eine geringe Menge Chromsalz.Dieses bewies zuerst Hr. Tassaert d. Sohn.
(Schweigger's Journal 1825, S. 429.)
Das basisch chromsaure Kali krystallisirt, wie gesagt, in rhomboïdalen Prismen
ohne Zuspizung von citronengelber Farbe und kuͤhlendem und bitterem
Geschmake. Diese geben in der Rothgluͤhhize 32 Procent Wasser aus; bei einer
viel hoͤheren Temperatur schmelzen sie, und nehmen von etwas zersezter
Saͤure eine leichte gruͤne Farbe an. Das Wasser loͤst etwa die
Haͤlfte seines Gewichtes davon auf, Alkohol aber eine unmerkliche
Quantitaͤt. Schwefelsaͤure, Salpetersaͤure u.s.w. schlagen mehr
oder weniger schnell saures chromsaures Kali aus seiner Aufloͤsung
nieder.
Saures chromsaures Kali erhaͤlt man, wenn eine
angesaͤuerte Aufloͤsung von Chromsalz gehoͤrig concentrirt
wird. Es hat eine tiefe feuerrothe Farbe, schmekt bitter, kuͤhlend und
metallisch und krystallisirt in breiten rechtwinkligen Tafeln; die Krystalle
enthalten kein Wasser, sind luftbestaͤndig, in concentrirtem Alkohol
unaufloͤslich, und nur in ihrem 10fachen Gewichte Wasser von 17° C.
aufloͤslich.Dieses Salz ist in der neuesten Zeit, besonders in Frankreich, oft
dargestellt und angewandt worden, weniger in Deutschland. Erhizt man dieses Salz in einem Platintiegel, so schmelzen die Krystalle
beim ersten Erwaͤrmen, werden schwaͤrzlich und nehmen beim Erkalten
eine lebhafte rothe Farbe an; wird die Hize verstaͤrkt, so entstehen
Blaͤschen, das Salz wird immer weniger fluͤßig und gibt dann mit
Wasser eine orangegelbe schwach saure Aufloͤsung mit Hinterlassung von
gruͤnem Chromoxyd.Hr. A. Maus hat dieses Salz unlaͤngst zur
Bereitung von reiner Chromsaͤure angewandt, zu welchem Ende er die
heiße concentrirte Aufloͤsung desselben mit Kieselflußsaͤure
zersezt, die Fluͤßigkeit abfiltrirt und das kieselflußsaure Kali
abspuͤlt. Hierauf verdampft er die Fluͤßigkeit (am beßten
geschieht es in einem Platingefaͤße) zur Trokne, loͤst die
Saͤure in der moͤglich kleinsten Menge Wasser auf und gießt
die klare Loͤsung von dem sandigen Pulver ab, welches das wenige
kieselflußsaure Kali ist, welches sich noch aufgeloͤst hatte.
Filtriren darf mqn diese Loͤsung nicht, weil sie das Papier wie
Schwefelsaͤure zerstoͤrt. Die durch Abgießen erhaltene klare
Aufloͤsung der reinen Chromsaͤure kann man uͤbrigens
abdampfen, wenn man will. Um die Kieselflußsaͤure zu bereiten, nimmt
Hr. Maus eine sehr geraͤumige langhalsige
Retorte, bringt das Gemenge von Flußspath und Glas hinein, gießt 3mahl
soviel Schwefelsaͤure als Flußspath auf ein Mahl darauf, und
schuͤttelt das Gefaͤß, damit sich das Ganze
gleichfoͤrmig mengt. Nun legt er einen recht weiten langhalsigen
Kolben ohne Verkittung vor, in welchen die noͤthige Menge Wasser
gegossen wird, und dessen Waͤnde durch oͤfteres
Schuͤtteln feucht zu erhalten sucht. (Poggendorff's Annalen d.
Phys.u. Chem. 1827, St. 9., S. 85.)
Nach der Analyse von Tassaert (Schweigg. Journ. d. Chem.
1825, S. 439) besteht das basische chromsaure Kali
aus:
Chromsaͤure
52,0;
Kali
48,0.
Daß saure chromsaure Kali besteht aus:
Chromsaͤure
67,0;
Kali
32,0.
Chromsaure Erd- und Metallsalze.
Das neutrale chromsaure Kali faͤllt die Aufloͤsung des salpetersauren
Silbers purpurroth, die des salpetersauren Queksilberoxyduls orange, die des
salpetersauren Bleies hell citronengelb und die des salpetersauren Wismuths ebenso.
Die Aufloͤsung des alkalisch chromsauren Kalis aber faͤllt fast alle
Erd- und Metallsalze, und zwar folgendermaßen:
Namen der Salze.
Farbe der Niederschlaͤge
Die
BarytsalzeDiese Niederschlaͤge des basischen chromsauren Kalis
sind hier aus der Schrift des Hrn. Moser (Chemische Abhandlung uͤber das Chrom. Wien
1824) entnommen; man sucht sie vergebens in den neuesten
Lehrbuͤchern der Chemie.
strohgelb.
Die
Strontiansalze
schwefelgelb.
–
Antimonoxydsalze
perlfarben.
–
Platinoxydsalze
schmuzigstrohgelb.
–
Silberoxydsalze
purpurroth.
–
Queksilberoxydulsalze
orangefarben.
–
Queksilberoxydsalze
mennigroth.
–
Kupferoxydsalze
roͤthlichbraun.
–
Wismuthoxydsalze
hochcitronengelb.
–
Zinnoxydulsalze
gelbbraun.
–
Zinnoxydsalze
weiß.Die Aufloͤsung des krystallisirten salzsaureu Zinnoxydes gibt
mit bas. chroms. Kali keinen Niederschlag. Hr. Moser muß sich also hier getaͤuscht haben.
–
Bleioxydsalze
citronengelb.
–
Zinkoxydsalze
hochschwefelgelb.
–
Eisenoxydulsalze
haarbraun.
–
Eisenoxydsalze
rostbraun.
–
Uranoxydsalze
hochschwefelgelb.Die Aufloͤsung des ganz reinen salpetersauren Uranoxydes gibt
mit dem bas. chroms. Kali einen hochschwefelgelben Niederschlag. Hr.
Moser gibt einen okergelben an; seine
Uranaufloͤsung duͤrfte daher nicht ganz rein gewesen
seyn.
Chromsaures Queksilberoxydul.
Dieses Salz hat, wenn es ganz rein ist, eine schoͤne zinnoberrothe Farbe, und
vielleicht koͤnnte man von dieser Farbe in der Kattundrukerei Vortheil
ziehen, wenn man ebenso wie bei dem Chromgelb verfuͤhre. (Vergl. weiter unten
chromsaures Blei.) Wenn man das Salz gluͤht, so entwikelt sich der Sauerstoff
der Chromsaͤure, das Queksilber verfliegt und es bleibt das reinste Chromoxyd
zuruͤk. Da mit dem Chromoxyde das schoͤnste Gruͤn in der
Porcellan-Mahlerei hervorgebracht wird, so ist es sehr wichtig, daß man das
chromsaure Queksilberoxydul in seiner groͤßten Reinheit darstellen kann, wozu
man folgendermassen verfaͤhrt:
Man loͤst Krystalle von salpetersaurem Queksilberoxydul in heissem, mit etwas
Salpetersaͤure gesaͤuertem Wasser auf, nimmt eine Aufloͤsung
von 6- bis 8graͤdigem reinem chromsauren Kali, welche man theilweise
in das saure salpetersaure Queksilber gießt, indem man lebhaft mit einem
Glasstabchen umruͤhrt. Es wird gut seyn, wenn man nicht so viel chromsaures
Kali zugießt, daß die ganze Queksilberaufloͤsung niedergeschlagen wird, denn
sonst wuͤrde das chromsaure Queksilber etwas chromsaures Kali an sich ziehen,
wodurch die Reinheit des chromsauren Queksilbers und folglich auch des Chromoxydes
leiden wuͤrde, welches daraus bereitet wird. Wenn die Verhaͤltnisse
dieser beiden
Aufloͤsungen gehoͤrig genommen wurden, so bleibt die
Fluͤßigkeit, welche auf dem Niederschlage schwimmt, vollkommen
ungefaͤrbt. Im Gegentheile enthaͤlt sie etwas chromsaures Queksilber
und nimmt eine Amethystfarbe an. Dieß hat vorzuͤglich dann Statt, wenn das
salpetersaure Queksilberoxydul zu sauer ist und Oxydsalz enthaͤlt, indem das
chromsaure Queksilberoxyd, welches sich dann erzeugt, in Salpetersaͤure
hoͤchst aufloͤslich ist. Nachdem der Niederschlag sich vollkommen
gesezt hat, seiht man die daruͤberstehende Fluͤßigkeit ab, wascht den
Niederschlag wiederholt ab, und laͤßt die erhaltene chromsaure Verbindung
troknen. Sie liefert beim Gluͤhen 15 1/2 Proc. Chromoxyd. Da es, wie man
leicht einsieht, sehr wichtig ist, daß das chromsaure Kali kein Chlorkalium
enthaͤlt, weil dann bei der Faͤllung mit dem Queksilberoxydulsalze
Calomel niederfiele, so bereitet mall sich das chromsaure Kali fuͤr diesen
Zwek am beßten durch Neutralisation des sauren chromsauren Kalis mit kohlensaurem
Kali, weil das saure Chromsalz wegen seiner Schweraufloͤslichkeit leicht
vollkommen rein erhalten werden kann.
Nach Hrn. Dulong's Beobachtungen waͤre das reinste
chromsaure Queksilberoxydul nicht das geeignetste zur Bereitung des Chromoxydes
fuͤr die Porcellan-Mahlerei. Es ist nach diesem Chemiker nothwendig,
daß dieses Oxyd noch etwas chromsaures Kali und Manganhyperoxyd (Braunstein)
enthaͤlt, um eine gruͤne Farbe von schoͤnem Tone zu liefern,
vorzuͤglich auf solchen Stuͤken, die in starkes Feuer muͤssen.
Reines Chromoxyd behaͤlt so ziemlich seine Farbe in der Muffel, allein einer
groͤßeren Hize ausgesezt, wird es blaß gruͤnlichbraun (couleur de feuille morte). Es ist nicht bekannt
geworden, in wie fern diese Meinung gegruͤndet ist.
Chromsaures Blei.
Die Chromsaͤure gibt mit dem Bleioxyde ein neutrales, basisches und saures
Salz. Wird salpetersaures Blei mit neutralem chromsaurem Kali gefaͤllt, so
ist der Niederschlag orangegelb, mit basischem Salze ist er gelbroth oder
zinnoberroth, und mit saurem chromsaurem Kali ist er citronengelb. Die
Farbennuͤance wechselt auch, je nachdem das Niederschlagen mit kalter oder
warmer Aufloͤsung geschieht, obgleich jedoch die dunklere Farbe, welche der
Niederschlag in der Waͤrme annimmt, meistens verschwindet, waͤhrend
der Niederschlag kalt wird.
Neutrales chromsaures Blei, welches in der Natur, obgleich selten, vorkommt, und von
den Mineralogen Rothbleierz genannt wird, ist in der Mahlerei ebenso wie das
kuͤnstlich dargestellte, welches unter dem Namen Chromgelb im Handel
vorkommt, haͤufig angewandt worden.
Basisch chromsaures Blei wird nach Hrn. Badams erhalten,
wenn 3 Th. neutrales chromsaures Blei mit 2 Th. geschlaͤmmtem Bleioxyde
digerirt, oder wenn es mit einer sehr verduͤnnten Aufloͤsung von
kaustischem Alkali behandelt wird, oder endlich, wenn das Salz aus salpetersaurem
Blei durch eine mit einem Ueberschusse von Alkali gemengte Aufloͤsung von
chromsaurem Kali gefaͤllt wird. Der Niederschlag ist, wie schon bemerkt
wurde, schoͤn zinnoberroth, und gibt mit Oehl abgerieben eine sehr
schoͤne markige Farbe. Sie verliert nicht, wie der Vermillon-Zinnober,
durch zugeseztes Bleiweiß, mischt sich gut mit anderen Farben und aͤndert
sich nicht an der Luft. Als Wasserfarbe hat man sie aber noch nicht so oft versucht,
um mit Bestimmtheit sagen zu koͤnnen, daß sie sich nicht
schwaͤrzt.
Anwendung der chromsauren Bleisalze, um in der
Faͤrberei und Drukerei verschiedene gelbe und Orangefarben
hervorzubringen.
1) Citronengelb. Die Anwendung des chromsauren Bleies zur
Hervorbringung dieser Farbe auf Seide, Leinen und Kattun wurde zuerst von Lasaigne gemacht. Man findet sein Verfahren im III. B. des polyt. Journ. S. 354 beschrieben.
Um ein schoͤnes Citronengelb darzustellen, loͤst man 1 Theil
essigsaures Blei (Bleizuker) in 3 Theilen Wasser auf und impraͤgnirt damit
die Gespinnste oder Gewebe, erstere mittelst einer Grundir- oder
Pflatschmaschine, worauf man sie zuerst an der Luft und dann in der warmen
Trokenstube noch vollends austroknet. Die gebeizten Gespinnste werden nun im
Flußwasser geschweift und ausgewaschen, die Gewebe aber ausgewalkt oder gepanscht,
worauf beide zum Faͤrben vorbereitet sind. Zum Faͤrben nimmt man auf
jedes Pfund der Gespinnste oder Gewebe 1 Loth basisches chromsaures Kali und 1/4
Loth gewoͤhnliche Salpetersaͤure nebst der noͤthigen Menge
Wasser, worauf man die Gespinnste uͤber den Farbstoͤken und die Gewebe
uͤber einem Haspel so lange in der Fluͤßigkeit behandelt, bis die
gelbe Farbe gehoͤrig zum Vorschein gekommen ist, worauf beide gut gewaschen
und im Schatten getroknet werden. Hellere Nuͤancen erhaͤlt man durch
Verduͤnnung der Bleizukeraufloͤsung mit Wasser. Wenn die Farbe nicht
gut anfaͤllt, dann sezt man noch etwas Salpetersaͤure hinzu. Wenn 1
Theil Bleizuker und 1 Theil gebrannte Staͤrke in 2 Theilen Wasser mittelst
Erhizens aufgeloͤst werden, so erhaͤlt man einen Mordant zum Druken,
um das Gelb in Dessins auf Zeugen hervorzubringen.
2) Goldgelb. Wenn bei gleicher Verfahrungsweise, statt der
Bleizukeraufloͤsung, basisches essigsaures Blei (Polyt. Journ. Bd. V. Anm. 99, S. 217) zum
Impraͤgniren der Gespinnste oder Gewebe angewandt und dieselben nach dem
Faͤrben mit chromsaurem Kali durch ein aus Einem Theile Essig und sieben Theilen Wasser
bereitetes Bad gezogen werden, so erhaͤlt man, wie auch Berthier a. a. O. sagt, eine schoͤne goldgelbe Farbe.
3) Orange. Berthier bemerkt ebendaselbst, daß Ammoniak
obige goldgelbe Farbe in ein mehr oder weniger roͤthliches Orange
uͤberfuͤhrt. Diese Beobachtung wurde zuerst von den Englaͤndern
benuzt, welche jezt sehr geschmakvolle Fabrikate in diesem Chromorange liefern. Um
es darzustellen, bereitet man sich zuerst eine Aufloͤsung von basischem
essigsauren Blei aus 7 Theilen Bleiglaͤtte, 18 Theilen Bleizuker und 48
Theilen Wasser nach der im polyt. Journ. B. V. S.
217 angegebenen Verfahrungsweise.
Zu hellen und mittelhellen Nuͤancen verduͤnnt man diese
Bleiessigaufloͤsung mit einem Drittel oder der Haͤlfte Wasser;
fuͤr Dunkel-Orange wird sie aber von der angegebenen Staͤrke
angewandt. In dieser Fluͤßigkeit werden die Callicos auf der Grundir-
oder Pflatschmaschine grundirt, ohne daß sie hierzu verdikt wird. Die Callicos
muͤssen nun zuerst an der Luft und dann im Trokenzimmer gut getroknet und
darauf entweder durch ein schwefelsaures Wasser oder ein alkalisches Bad gezogen
werben; fuͤr ersteres werden nebst der noͤthigen Menge Wasser 12 Loth
Schwefelsaͤure, fuͤr lezteres 1/4 Pfund kohlensaures Kali (Potasche)
angewandt. Nach mehrmaligem Hin- und Herhaspeln werden dieselben dann gut
ausgewaschen und durch Walken oder Pflatschen vollkommen gereinigt. Die so
vorbereiteten Callicos werden nun warm in einem kupfernen oder bleiernen Kessel
gefaͤrbt, wobei man auf einen Callico von 22 Stab 10 bis 12 Loth basisches
chromsaures Kali und 8 bis 10 Loth starken Salmiakspiritus (Aezammoniak) nebst der
noͤthigen Menge Wasser zu nehmen hat. Man haspelt die Callicos so lange in
der heißen Fluͤßigkeit hin und her, bis die erwuͤnschte Nuͤance
hervorgekommen ist. Durch Vermehrung des Salmiakspiritus und Erhoͤhung der
Temperatur kann man die Farbe ganz in das Roͤthliche
uͤberfuͤhren. Durch Aufdruken einer Saͤure werden helle
Nuͤancen in dem dunklen Orange hervorgebracht. Man erreicht den Zwek, wenn
man auf 4 Pf. verdiktes Wasser 12 Loth Weinsteinsaͤure anwendet; es kann auch
jede andere Saͤure dazu genommen werden.
Das Zinnsalz zerstoͤrt das Chromorange. Ueberdrukt man daher die chromorange
gefaͤrbten Zeuge mit einer mit Zinnsalz versezten Verdikung, dann kommen die
bedrukten Stellen nach dem Auswaschen weiß zum Vorscheine. Auch kommen die verdikten
und mit Zinnsalz entwikelten Pigmente, wenn solche als Tafeldrukfarben auf
Chromorange gedrukt werden, nach dem Auswaschen eben so rein zum Vorscheine, wie auf
ungefaͤrbte Zeuge gedrukt, was fuͤr das Colorit eine große
Mannigfaltigkeit darbietet.
Wie Chromgelb auf tuͤrkischroth gefaͤrbten
Callicos, auf Lilas und anderen soliden Farben hervorgebracht wird.
Die Darstellung dieser Farbe ist zwar den meisten Fabrikanten schon bekannt; das
Verfahren hiebei wurde aber noch von Niemand ausfuͤhrlich beschrieben und
soll daher hier der Vollstaͤndigkeit wegen mitgetheilt werden. Man
faͤngt damit an, eine sogenannte Aezreservage (Enlevage) zu bereiten, indem man 3 Pfund geflossenes krystallisirtes
salpetersaures Blei, 2 Pfund gestossene Pfeiffenerde und 24 Loth Staͤrke in
einer kupfernen Pfanne mit 6 Pfund Wasser anruͤhrt und unter
bestaͤndigem Umruͤhren das Ganze durch Aufkochen verdikt, dann in ein
steinernes Gefaͤß, worin 2 1/2 Pfund gestossene Weinsteinsaͤure
enthalten sind, ausgießt, gut umruͤhrt, und nach dem Erkalten durch ein
Haarsieb oder Beuteltuch treibt. Wird diese Reservage mit Drukformen oder
dessinirten Walzen auf tuͤrkischrothe Gruͤnde, oder auf Lilas oder
andere Krappfarben aufgedrukt und die Zeuge nach dem Troknen auf einen Haspel
gespannt und in die Chlorkalkkuͤpe getaucht, so werden nach wenigen Minuten
die bedrukten Stellen entfaͤrbt und erscheinen weiß. Die so behandelten
Callicos haͤngt man nun in Flußwasser, worin man sie hernach gut
ausschlaͤgt, worauf sie in einer schwach gesaͤuerten Aufloͤsung
von chromsaurem Kali so lange herumgehaspelt werden, bis die bedrukten Stellen von
einer recht satten citronengelben Farbe zum Vorscheine kommen.
Wie das Chromgruͤn auf tuͤrkischroth
gefaͤrbten Callicos, auf Lilas und anderen Krappfarben hervorgebracht
wird.
Die Bereitung einer Aezreservage zur Hervorbringung einer gruͤnen Farbe ist
dieselbe wie fuͤr das Citronengelb, nur bleibt die Pfeiffenerde weg, und man
sezt derselben (je nachdem man ein helles Mittel- oder Dunkelgruͤn
hervorbringen will) 12 bis 20 Loth vorher mit Wasser feingeriebenes Berlinerblau zu.
Die weitere Behandlung unterscheidet sich nicht von der fuͤr die Production
des Citronengelb angegebenen.
––––––––––
Ohne Zweifel werden nach und nach sehr viele von den oben angegebenen
Niederschlaͤgen, welche das basische chromsaure Kali in den Metallsalzen
hervorbringt, auf die Zeuge befestigt werden, und das Verfahren hiebei kommt immer
darauf zuruͤk, daß man das Zeug mit einem solchen Salze des Metalloxydes
beizt, welches zur Faser Verwandtschaft hat, oder sich damit verbindet, und hierauf
in der basischen Chromkaliloͤsung ausfaͤrbt. Eisenoxydul-,
Queksilberoxydul-, Silberoxyd- und Wismuthoxydsalze duͤrften
vor allen anderen jezt auf ihre Anwendbarkeit gepruͤft werden.
Doppelsalze des chromsauren Kalis.
Das Dictionn. technol. bemerkt Bd. V. S. 261, daß sich das basisch chromsaure Kali mit anderen Salzen wie die
schwefelsaure Thonerde zu verbinden scheine; wirklich habe die Habsucht bereits
Gebrauch von dieser Eigenschaft gemacht: denn man finde im Handel chromsaures Kali,
das bis 40 pCt. schwefelsaures Kali enthaͤlt. Die vorherrschende Form der
Krystalle scheint jene des schwefelsauren Kalis zu seyn: oͤfters sind die
Krystalle sehr abgeplattet und ihre sechsseitige Pyramide ist sehr zugespizt. Man
erkennt sie an einer blaßeren Farbe und vor Allem daran, daß ihre sehr
verduͤnnte Aufloͤsung mit salzsaurem Baryt einen in Salzsaͤure
nur zum Theile aufloͤslichen Niederschlag gibt.