Titel: Ueber ein Verfahren, den Salmiak und die Phosphorsäure fabrikmäßig mittelst salzsauren Baryts darzustellen, von K. A. Kölreuter, Director der Sodafabrik zu Villingen, am bad. Schwarzwalde.
Autor: K. A. Koelreuter
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XXXVI., S. 139
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XXXVI. Ueber ein Verfahren, den Salmiak und die Phosphorsaͤure fabrikmaͤßig mittelst salzsauren Baryts darzustellen, von K. A. Koͤlreuter, Director der Sodafabrik zu Villingen, am bad. Schwarzwalde. Koͤlreuter, uͤber ein Verfahren, den Salmiak und die Phosphorsaͤure fabrikmaͤßig mittelst salzsauren Baryts darzustellen. I. Bereitung des Salmiaks durch salzsauren Baryt. Man loͤse den salzsauren Baryt in Wasser auf, bringe so viel Ammoniakfluͤßigkeit (Knochengeist) in die Loͤsung, bis kein Niederschlag mehr erfolgt, trenne sodann durch Ruhe die Fluͤßigkeit von dem weißen Saze, lasse dieselbe in eine Buͤtte ab, bringe so viel reine Salzsaͤure zu derselben, bis kein merkliches Aufbrausen mehr erfolgt, schreite sodann zum Verdunsten, und verfahre mit dieser Salmiaklauge eben so, als wenn sie auf gewoͤhnliche Weise durch schwefelsauren Kalk u.s.w. erhalten worden waͤre. Den nach dem Ablassen der Fluͤßigkeit in der Kufe zuruͤkgebliebenen kohlensauren Baryt wasche man mit der hinreichenden Menge Wasser aus, und verwende das Abwaschwasser statt anderen Wassers zum Aufloͤsen des salzsauren Baryts, welcher zu einer neuen Zersezung bestimmt ist. Der rein abgewaschene kohlensaure Baryt wird noch in Breiform in eine Aufloͤsung von Glaubersalz gebracht, und dieselbe hierauf eine Stunde lang mit einem starken hoͤlzernen Spatel bestaͤndig umgeruͤhrt. Nach Verlauf dieser Zeit bleibt die Kufe ruhig 4–6 Stunden stehen, worauf die uͤber dem schwefelsauren Baryt stehende klare Lauge abgelassen, und in Pfannen zum Krystallisationspuncte versotten wird. Das krystallisirte Salz ist das kohlensaͤuerliche Natron (Soda), und kann entweder durch eine leichte Calcination, oder durch wiederholtes Aufloͤsen und Krystallisiren gereinigt werden.Ueber die Umaͤnderung des schwefelsauren Baryts in kohlensauren oder irgend ein anderes Barytsalz findet man in diesem Journale Bd. XXV. S. 172 eine Notiz. A. d. R. Bemerkungen. Die uͤber dem kohlensauren Baryt stehende Salmiakloͤsung ist nie vollkommen mit Salzsaͤure gesaͤttigt, weil im Ammoniak mehr Kohlensaͤure vorhanden ist, als der Baryt aufnehmen kann. Dadurch entsteht ein neutrales kohlensaures Ammoniak, welches nicht mehr alkalisch reagirt, dessen Ammoniakgehalt aber beim Einsieden verloren gehen wuͤrde, wenn man nicht noch in der Kufe durch Zusaz von Salzsaͤure die Kohlensaͤure austriebe, wodurch sodann mehr Salmiak gewonnen wird. Der kohlensaure Baryt muß zur Zerlegung des Glaubersalzes, wie schon bemerkt wurde, in Breiform angewandt werden, weil er in troknem Zustande nicht mehr so zersezend wirkt. Um zu erfahren, wie viel kohlensaurer Baryt angewandt werden muß, braucht man bloß die aus der Kufe herausgenommene Anzahl von Schaͤffeln und den Gehalt einer Kufe an Masse zu bemerken, von lezterer etwa 1 Pfund des kohlensauren Baryts zur Trokniß abzurauchen, und nach dem Resultate das Gewicht des Ganzen zu berechnen. Uebung, gleiche Ansaͤze und gleiche Gefaͤße machen diese Bemuͤhung jedoch bald uͤberfluͤßig. Ein Gewichtstheil in voͤllig troknem Zustande gedachter, aber im feuchtem angewandter, kohlensaurer Baryt, zersezt zwei Theile krystallisirtes Glaubersalz, und gibt anderthalb Theile krystallisirtes kohlensaures Natron. Die groͤßere Menge von Salmiak, welche in Vergleichung mit den gewoͤhnlichen Methoden, besonders derjenigen, wobei Gyps angewandt wird, gewonnen wird, die große Ausbeute an kohlensaurem Baryt, und die schoͤne ungezwungene Verwendung desselben auf krystallisirte Soda werden, nach der Pruͤfung, gewiß jeden Salmiakfabrikanten bestimmen, fuͤr immer nach dieser Methode arbeiten zu lassen.Man vergleiche hier auch die von Hrn. Hofrath Fuchs in seiner Abhandlung uͤber das Kochsalz vorgeschlagene Methode, mittelst salzsauren Kalkes, der aus der Mutterlauge der Salinen leicht neben Magnesia gewonnen werden kann, das kohlensaure Ammoniak in Salmiak umzuaͤndern, polyt. Journ. Bd. XXI. S. 51. Hr. Koͤlreuter liefert den salzsauren Baryt zu einem beispiellos niedrigen Preise. A. d. R. II. Bereitung der Phosphorsaͤure mit salzsaurem Baryt. Man zerseze die zuvor auf Ammoniak benuͤzten und gebrannten Knochen mit derjenigen Menge Schwefelsaͤure, wie Doͤbereiner sie richtig ausgemittelt und angegeben hat. Die dadurch erhaltene unreine Phosphorsaͤure saͤttige man mit Ammoniakfluͤßigkeit (Knochengeist), und bringe in die abfiltrirte, oder vom Saze hell abgelassene Lauge (phosphorsaures Ammoniak enthaltend), so lange eine Loͤsung von salzsaurem Baryt, bis keine Truͤbung mehr erfolgt. Den dadurch erhaltenen Niederschlag (phosphorsauren Baryt) wasche man gehoͤrig aus, und zerlege ihn sodann, was ohne alle Anwendung von Waͤrme geschehen kann, mit verduͤnnter Schwefelsaͤure. Bei richtig getroffenen und leicht zu treffenden Verhaͤltnissen, sind die Resultate: chemisch reine Phosphorsaͤure und schwefelsaurer Baryt. Es versteht sich von selbst, daß die uͤber dem phosphorsauren Baryt stehende Fluͤßigkeit, Salmiakaufloͤsung ist, und daß so das zur Darstellung der Phosphorsaͤure verwandte Ammoniak, auf's vortheilhafteste benuͤzt ist.