Titel: Neue Anwendung der Metalle zum Platiren des Eisens, Kupfers, Stahles etc. und eine neue goldfarbige Metall-Composition aus Italien: aus einem Schreiben des Esq. Thomas Appleton, american. Consuls zu Livorno, an M. Dr. Jak. Mease zu New-York.
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. XLIII., S. 174
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XLIII. Neue Anwendung der Metalle zum Platiren des Eisens, Kupfers, Stahles etc. und eine neue goldfarbige Metall-Composition aus Italien: aus einem Schreiben des Esq. Thomas Appleton, american. Consuls zu Livorno, an M. Dr. Jak. Mease zu New-York. Aus dem Franklin Journal im London Journal of Arts, Novbr. 1827, S. 164. Appleton's neue Anwendung der Metalle zum Platiren des Eisens. Einer meiner Freunde erfand eine Metall-Composition, die sich mit Leichtigkeit auf alles Eisenwerk auftragen laͤßt, dasselbe kraͤftig gegen Rost schuͤzt, und doch sehr wohlfeil ist. Sie amalgamirt sich mit dem Eisen, und dringt bis auf eine gewisse Tiefe in dasselbe. Die Farbe sieht so aus, wie bei platirter Waare. Wo immer ein Fehler in dem Eisen, und dasselbe in Folge erdiger Theilchen unganz ist, haͤngt diese Composition nicht au dem Eisen, sondern nur dort, wo es vollkommen gesund ist. Die Akademien zu Paris, Turin, Mayland, Rom und Bologna haben diese Composition gut geheißen, und der Erfinder hat Patente darauf genommen. Ich habe mehrere Stuͤke von solchem Eisen, die Monate lang unter der Erde lagen, und dadurch an ihrer Oberflaͤche nur etwas matt geworden sind; durch Reiben mit feinem Sande und Wasser wurden sie wieder wie neu. Bettstaͤtte, Gitter, Thore und uͤberhaupt alles Eisenwerk wird dadurch sehr schoͤn. In Bologna bildete sich eine Compagnie mit einem Capitale von 100,000 Dollars, um Eisen auf diese Weise zu platiren. Man strekt jezt dort das Eisen zugleich, und macht auf diese Weise, wenn ich so sagen darf, Zinngeraͤthe von neuer und besserer Art. Diese Composition haͤngt so fest am Eisen, daß, wenn das Stuͤk bricht, es samt seiner Platirung geschweißt werden kann. Ich sende Ihnen hier den gedrukten Prospectus dieser Gesellschaft, und zwei eiserne mit dieser Composition platirte Bettstaͤtten: eine kostet in der Fabrik 5 Dollars. Der Erfinder legt ein 18 Zoll langes Modell eines Sofas bei, das er vor einigen Tagen fuͤr den Großherzog von Toscana lieferte. Acht Loth von dieser Composition reichen hin, um eine ganze Bettstaͤtte mit derselben zu uͤberziehen; und 24 Loth derselben kosten ungefaͤhr 1 1/2 Dollar. Mein Federmesser und meine Schere ist auf diese Weise platirt, und die Schneide hat dabei durchaus nicht gelitten. Dasselbe Individuum machte noch eine andere Erfindung, die zwar nicht so nuͤzlich, aber doch sehr schoͤn ist; naͤmlich eine gelbe Metall-Composition, die dem Golde so aͤhnlich ist, daß meine Tabakdose, die bloß solche Composition ist, gewiß nirgendwo fuͤr eine andere, als fuͤr eine goldene Tabatiere galt. Das Gewicht ist, bis auf einen Bruchtheil, dasselbe. Auf dem Probirsteine haͤlt es einen Strich, wie 18karatiges Gold: es koͤnnte aber bis auf 24karatiges Gold getrieben werden. Auch diese Composition macht man in der Fabrik zu Bologna. Man macht daselbst Knoͤpfe, die so schoͤn sind, wie die stark vergoldeten kupfernen, so lang diese naͤmlich noch neu sind, die aber vor diesen lezteren noch das voraus haben, daß sie ewig dauern und fuͤr Kinder und Kindes-Kinder noch brauchbar sind. Vergoldete Knoͤpfe nuͤzen sich bekanntlich ab, wenn sie einige Zeit uͤber getragen werden, und lassen einen garstigen Flek in der Mitte, wie man an den Knoͤpfen unserer Seeofficiere sieht. Das Duzend Knoͤpfe von dieser neuen Composition kommt nicht hoͤher, als auf einen halben Dollar. Es waͤre sehr zu wuͤnschen, daß wir eine solche Fabrik in America haͤtten. Der Erfinder verkauft der Fabrik zu Bologna das Apotheker-Pfund (24 Loth) dieser gelben Composition fuͤr 2 Dollars 60 Cents, woraus man 9 Duzend Rokknoͤpfe verfertigen kann. Man verfertigt in dieser Fabrik auch Uhrgehaͤuse und alles, was man sonst aus Gold zu machen pflegt, aus dieser gelben Metall-Composition. Ich habe Desert-Messer und Gabeln, und Fruͤchte und Kaffee-Loͤffelchen aus derselben, die sehr schoͤn sind. Der Erfinder nennt diese Composition; Artimomantico. Ich sende Ihnen hier drei Desert-Garnituren aus diesem Metalle: in allem 144 Stuͤke. Sie kosten hier 40 Dollars die Garnitur. Der Erfinder, der ein sehr guter Freund von mir ist, sagte mir, er wollte seine Kunst, die er allein als Geheimniß besizt, verkaufen: die Ingredienzen, die er braucht, sind, wie er sagt, einfache Sachen, die man in jedem Lande findet. Aus dem Prospectus geht, wie das Franklin Journal bemerkt, nur so viel hervor, daß die Composition zum Platiren des Eisens eine Verbindung mehrerer Metalle ist, welche die wichtige Eigenschaft besizt, bei gewoͤhnlicher Temperatur, und selbst bei kuͤnstlicher Erhizung keine Verwandtschaft mit dem Sauerstoffe zu haben. Sie vergroͤßert die Dike des Gegenstandes nicht, der mit ihr uͤberzogen wird; denn, obschon sie sich auf der ganzen Oberflaͤche desselben mit ihm gleichsam verkoͤrpert, fuͤllt sie doch nicht die leichtesten Rize einer feinen Feile aus, und laͤßt die Oberflaͤche ganz, wie sie bearbeitet wurde. Man kann durch das Gefuͤhl nicht unterscheiden, welcher Theil platirt ist und welcher nicht, wenn irgend ein Gegenstand nur zur Haͤlfte mit dieser Composition uͤberzogen wurde; auch schwaͤcht sie die Guͤte des Stahles nicht im Mindesten. Man hat die eingesendeten Waaren in Philadelphia oͤffentlich zur Beschauung ausgestellt. Die Eisen-Platirung scheint eine aͤhnliche Composition, wie die manches haͤrteren Piuter (Pewter 9 Theil Zinn, und 1 Theil Spießglanzkoͤnig. A. d. U.). Es wird vielleicht nur einige Versuche kosten, und ein geschikter Arbeiter wird sie vollkommen nachmachen koͤnnen. Die Waaren aus Artimomantico waren nicht nach dem Geschmake der Nordamericaner; man fand sie zu weich; sie biegen sich naͤmlich bei sehr leichtem Druke. Es scheint, daß auf diese lezte Composition im J. 1814 in Frankreich ein Patent genommen wurde, das also jezt verfallen seyn wird, und folglich bald allgemein bekannt werden muß. Wir haben aͤhnliche goldfarbige Compositionen aus Frankreich und England, die noch haͤrter sind; sie werden aber alle bald matt. Wenn die italiaͤnische Composition diesen Fehler nicht hat, so wird sie bloß darum schon besser seyn.Es ist sonderbar, daß wir in Europa uͤber eine wichtige Erfindung in Italien uͤber Nordamerica her Kunde erhalten. Wenn sich die Sache so verhaͤlt, wie Hr. Appleton versichert, so verdient sie mehr Aufmerksamkeit. Die Composition zur Eisenplatirung scheint kein Piuter zu seyn. A. d. U.