Titel: | Ueber die Wirkung der Schaufelräder zum Treiben der Bothe. Von Dr. Dion. Lardner. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LX., S. 242 |
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LX.
Ueber die Wirkung der Schaufelraͤder zum
Treiben der Bothe. Von Dr. Dion. Lardner.
Aus dem Dublin philosophical Journal. August. 1826. S.
390. Im Bulletin des Sciences technologiques. November. 1827. S.
302.
Lardner, uͤber die Wirkung der Schaufelraͤder zum
Treiben der Bothe.
Dr. Lardner wurde von Hrn. J. Oldham uͤber einige Verbesserungen um
Rath gefragt, die lezterer anbringen wollte. Folgendes ist das Resultat der bei
dieser Gelegenheit angestellten Versuche.
Bei einem Rade von gewoͤhnlichem Baue, dessen Schaufeln feststehend, und nach
der Richtung der Halbmesser gestellt sind, kann, wenn der Winkel, den eine Schaufel
mit dem senkrechten Durchmesser bildet, = x ist, die
Kraft, welche zur Umdrehung der Schaufel verwendet wird, als Proportionale von dx, die Kraft, welche das Both treibt, als Proportionale
von dx. Cos. x, und die Kraft, welche unnuͤz zum
Heben und Senken des Bothes verwendet wird, als dx sin.
x betrachtet werden. Wenn ferner der Bogen, welchen die Schaufel im Wasser
durchlaͤuft, 2x ist, so hat man fuͤr
die
Kraft, welche zur Umdrehung der Schaufel
verwendet wird,
=
2 x
Kraft, welche das Both treibt,
=
2 sin. x
Kraft, welche hebt oder senkt,
=
2 (1 – Cos. x) = 4
sin 2 1/2 x.
Verhaͤltniß der nuͤzlichen
Wirkung zur aufgewendeten Kraft
(sin. x)/x,
wo das Maximum dann Statt hat, wann x = o ist. Folgende Tabelle zeigt die
Wirkungen, welche man erhaͤlt, je nachdem das Rad mehr oder minder tief
getaucht ist, wenn 1000 die Kraft ausdruͤkt, welche die Schaufel treibt.
Eingetauchter Bogen
60°
120°
180°
240°
Kraft, welche das Both treibt
955
827
636
414
Kraft, welche dasselbe hebt oder
senkt
256
477
637
716
Ungeachtet des großen Nachtheiles, welchen dieses Rad mit sich fuͤhrt, wann
die Eintauchung bedeutend ist, laͤßt sich doch nicht denken, daß, wenn die
Schaufeln fest stehen sollen, irgend eine andere Stellung derselben vorteilhafter
waͤre.
Die beweglichen Schaufeln, welche man einzufuͤhren versuchte, haben
Schwierigkeiten dargebothen. Die Schaufeln, welche sich immer lothrecht, und
zugleich senkrecht auf die Flaͤche des Rades halten, haben keine Kraft um das
Both zu heben oder zu senken. Die Kraft, mit welcher sie das Both treiben, ist
dieselbe, wie bei den gewoͤhnlichen Raͤdern, und solche Schaufeln koͤnnen bei
ruhigem Wasser gute Dienste leisten, in der See biethen sie aber den Wogen gleichsam
einen vollen Koͤrper dar, und haben noch einen anderen Nachteil, weil die
Schaufeln uͤber dem horizontalen Durchmesser das Both in entgegengesezter
Richtung treiben, wenn sie eingetaucht sind. Hr. Oldham hat Raͤder versucht, deren
Schaufeln sich um den Halbmesser drehen, so daß sie auf der Flaͤche des Rades
senkrecht stehen, wann sie auf den niedrigsten Punct gelangen, und mit dieser
Flaͤche parallel laufen, wann sie gleich hoch mit dem horizontalen
Durchmesser stehen. Die Kraft, welche das Both hebt und senkt, ist vermindert;
allein, die Kraft, die es treibt, ist gleichfalls vermindert. Die hoͤheren
Auslagen, die dieser Mechanismus fordert, veranlaßten die Beseitigung dieser
Erfindung.
Fuͤr den Fall, wo die Schaufeln sich um eine auf die Flaͤche des Rades
senkrechte Achse drehen koͤnnen, wird, wenn, wie oben, x, der Winkel ist, den die Schaufel mit dem senkrechten Durchmesser
bildet; λ, der Winkel der Schaufel mit dem
Halbmesser, und β, der Winkel der Schaufel mit
der Senkrechten, x = λ + β, die Kraft, die das Both
treibt, proportional mit Cos. λ Cos. β.
Diese Groͤße wird ein Maximum, wenn λ =
β, oder λ
= 1/2 x. Diese Aufloͤsung angenommen, sind die
Schaufeln so gestellt, daß, wenn sie, ihrer Richtung nach, verlaͤngert
werden, sie immer durch das obere Ende des senkrechten Durchmessers des Rades
laufen.
Wenn der eingetauchte Bogen = 2 x, so hat man fuͤr
die
Kraft, welche zur Umdrehung der Schaufel
verwendet wird,
=
4 sin. 1/2 x.
Kraft, welche das Both treibt
=
x + sin. x.
Kraft, welche dasselbe hebt oder
senkt
=
2 sin. 2 1/2 x.
Das Verhaͤltniß der Wirkung zur
aufgewendeten Kraft ist
(x + sin. x)/(4 sin. 1/2 x.);
wo das Maximum dann Statt hat, wann x = o; das Minimum, wann x = 18°. Folgende Tabelle gibt eine vergleichende
Uebersicht dieses Rades und des gewoͤhnlichen. Die Kraft, welche die Schaufel
bewegt, ist durch 1000 ausgedruͤkt.
Eingetauchter Bogen
60°
120°
180°
240°
300°
260°
Kraft, welche das
Both treibt
neues Radgewoͤhnliches Rad
998955
957827
909636
855414
807191
785 0
Kraft, welche das
Both hebt und senkt
neues Radgewoͤhnliches Rad
129256
250477
353716
433716
499712
500637
Nach vielen Versuchen hielt Hr. Oldham jenes Rad fuͤr das vorzuͤglichste, dessen
Schaufeln sich ein Mahl um ihre Achse drehen, waͤhrend das Rad sich zwei Mahl
um die seine dreht: ein Resultat, welches mit obiger Aufloͤsung genau stimmt.
An einem solchen Rade wirken die Schaufeln niemahls zuruͤktreibend auf das
Both. Die Stoͤße,
die bei den gewoͤhnlichen Raͤdern immer Statt haben muͤssen,
wenn eine Schaufel in das Wasser eintaucht, oder aus demselben heraustritt,
wuͤrden so, wie das dadurch entstehende laͤstige Zittern der
Dampfbothe, bei solchen Raͤdern beinahe verschwinden. Da sie das Wasser nur
wenig ruͤhren, so koͤnnte man sich derselben auch auf den
Canaͤlen bedienen, wenn man sie ganz unter dem Bothe oder am Hintertheile
desselben und groͤßten Theiles eingetaucht anbringt.
Man koͤnnte gegen obige Theorie einwenden, daß man in derselben nur eine
einzige Schaufel allein beruͤksichtigt, waͤhrend die Wirkung des Rades
auf das Wasser offenbar von der Figur des Koͤrpers abhaͤngt, welchen
alle gleichzeitig eingetauchten Schaufeln vereint darstellen. Hieraus folgt, daß,
vorzuͤglich wenn die Schaufeln nicht sehr weit aus einander stehen, die
nuͤzliche Wirkung eines Rades nicht so sehr, als die Theorie es angibt, von
der Neigung und von dem Spiele der Schaufeln abhaͤngt. Es scheint also, daß
der Vortheil bei dem neuen Rade nicht gar so groß ist, als der Verfasser meint.