Titel: | Hrn. Pocock's Drachenfahrt. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXVIII., S. 267 |
Download: | XML |
LXVIII.
Hrn. Pocock's Drachenfahrt.
Pocock's Drachenfahrt.
Im Recueil industriel, December 1827, findet
sich S. 292, ein Auszug aus Hrn. Pocock's Broschuͤre, in welcher er seine
Drachenfahrten zu Wasser und zu Land, und in der Luft beschreibt. Bekanntlich nahm
Hr. Pocock ein Patent auf
diese seine neue Erfindung. Man wird, sagt das Recueil
mit Recht, uͤber Manches lachen; Einiges verdient jedoch Beachtung.
Hr. Pocock hat gefunden, daß,
wenn der Drache, den man zuerst steigen ließ, matt wird, man nur einen zweiten
Drachen an dem Ende der Schnur des ersteren befestigen darf, wo dann dieser erstere
wieder um so viel hoͤher steigen wird, als der zweite in die Hoͤhe
steigt. Eben dieß geschieht auch, wenn man einen dritten an den zweiten, einen
vierten an den dritten, u.s.f. anhaͤngt. Er trieb es bis auf 12 Drachen, wo
dann der erste der oberste, eine ungeheure Hoͤhe erreichte. Die Kraft, mit
welcher diese Drachen ziehen, wird so stark, daß sie eine Schnur, welche 2 Ztr. ohne
zu reißen zu tragen vermag, mit Leichtigkeit absprengen.
Um die Unbequemlichkeit sehr großer Drachen zu vermeiden, kuppelte er mehrere kleine
zusammen, und bekleidet sie mit Calicot, so daß sie dem Winde und Regen zu
widerstehen vermoͤgen.
Er versichert sie mittelst Schnuͤren leiten zu koͤnnen, wie Pferde
mittelst des Zaumes, und dadurch allen Hindernissen von Seite der Baͤume,
Haͤuser etc. auszuweichen. Er vermag sie im Augenblike aus einer senkrechten
oder schiefen Lage in eine horizontale zu bringen, und umgekehrt.
Er fuͤhrt die Orte an, wo er zu Lande in seinem Schlitten, auf dem Wasser in
einem Bothe und in seinem fliegenden Wagen mit seiner Familie und mit seinen
Freunden spazieren fuhr. Die von uns bereits im XXII. Bd. S. 506 des polytechn. Journales (vergl. auch Bd. XXI V. S. 465. Bd. XX V. S. 83.) erzaͤhlte Wettfahrt
mit dem Herzoge von Glocester wird hier wieder nebst vielen anderen Wettfahrten
aufgefuͤhrt, und immer blieben die Drachen Sieger. Er berechnet die mittlere
Geschwindigkeit zu 20 engl. Meilen (10 Post-Stunden) in Einer Stunde.
Er meint, daß, bei Windstillen auf der See, in hoͤheren Regionen, immer ein
Wind weht, und daß man oͤfters einen Drachen nur 150 Ellen hoch darf steigen
lassen, um weiter zu kommen.
Das Recueil bemerkt sehr richtig, daß man nicht wissen
kann, nach welcher Weltgegend jener obere Wind fuͤhrt, meint jedoch, daß die
Drachen zur Direction der Luftballons sehr gut verwendet werden koͤnnten.
Allein auch hier wird alles von der Richtung des Windes abhaͤngen, eben so
gut, wie bei den Landfahrten selbst, wovon Hr. Pocock kein Wort erwaͤhnt.
Hr. Pocock faͤhrt mit
seinen Drachen (natuͤrlich nur in seiner Phantasie) uͤber
Fluͤsse, Meerengen, Moraste, Berge etc., indessen bemerkt er sehr richtig,
daß Drachen bereits in physikalischer, telegraphischer, militaͤrischer,
selbst comercieller Hinsicht mit Vortheil benuͤzt wurden, und noch mehr
benuͤzt werden koͤnnten, und daß bereits viele Schiffbruͤchige
ihre Rettung den Drachen zu verdanken haben.