Titel: Bereitung des chinesischen Papiers, von Joh. Metzger, Universitäts-Gärtner in Heidelberg.
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXXV., S. 283
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LXXV. Bereitung des chinesischen Papiers,Mit dieser Abhandlung, die wir aus dem Archiv fuͤr die ges. Naturkunde Bd. XII. S. 203. entnahmen, vergl. man auch die uͤber denselben Gegenstand in Bd. XXII. S. 140. des polyt. Journals. A. d. R. von Joh. Metzger, Universitaͤts-Gaͤrtner in Heidelberg. Metzger, uͤber Bereitung des chinesischen Papiers. Troz dem, daß die Fabrikation des Papiers in Deutschland seit 15 Jahren sich merklich verbessert hat, so ist es nur allzuhaͤufig, daß die Kupferdruker die Abdruͤke vorzuͤglicher Kupferstiche auf chinesisches Papier abziehen, welches doch bedeutend hoͤher, als unsere besten Drukpapiere, im Preise steht. Ein Erscheinen, was uns allerdings befremden, und zur Erforschung der Ursachen aufmerksam machen muß. Diese Ursachen liegen aber nicht sehr fern, und ein jeder geschikte Kupferdruker, wird bei genauen Versuchen eingestehen, daß die Vorzuͤge des chinesischen Papiers, von folgenden Umstaͤnden herruͤhren. Das chinesische Papier wird aus dem Baste des Papiersmaulbeerbaums bereitet, welcher aus aͤußerst feinen seidenartigen Holzfasern zusammengesezt ist, die sich bei der Bereitung in die feinste Papiermasse aufloͤsen lassen; diese Fasern fuͤhren einen eigenthuͤmlichen Leim bei sich, der, wenn die Masse zu Papier gemacht wird, die Fasern wieder mit einander dicht verbindet, daher man, weil durch das allzustarke Waschen der Papiermasse, viel von diesem Leim entfernt wird, gewoͤhnlich noch andere vegetabilische Leime der Masse beisezt. Anders verhaͤlt es sich mit der Bereitung unserer Drukpapiere, welche aus den abgetragenen Geweben voll den Pflanzenfasern verschiedener einjaͤhriger Gewaͤchse, als Hanf, Flachs u.s.w. ohne Zuthun von Leim gemacht werden, und deren bessere Qualitaͤt man bis jezt bloß durch feineres Mahlen der Papiermasse erzielen konnte; dabei geschieht haͤufig, daß man, um die moͤglichst weiße Farbe hervorzubringen, das Bleichen mit chlorsaurem Gase bewirkt. Untersucht man nun genau den verschiedenen Bestand der beiden Papierstoffe, so wie ihre verschiedenartige Verbindung mit oder ohne Leim, nebst dem allenfallsigen kuͤnstlichen Bleichen einzelner vaterlaͤndischer Drukpapiere, so werden sich schon bedeutende Vorzuͤge des chinesischen Papiers, gegen die deutschen Drukpapiere herausstellen. Um nun die Qualitaͤt dieser Stoffe in Beziehung auf den Druk beurtheilen zu koͤnnen, so ist zu beachten, daß die Drukerschwaͤrze ebenfalls aus vegetabilischen Stoffen besteht, die sich sehr leicht mit dem vegetabilischen Leim verbindet, und sich leichter auf festere als lokere Koͤrper auflegt. Die Pflanzenfasern des Papiermaulbeerbaumes sind selbst im feinsten Zustande feste Koͤrper, die beim Pressen sich nicht ausdehnen, somit immer ihre vorige Lage behalten, und die Drukerschwaͤrze gerne annehmen; sie behalten selbst beim staͤrksten Waschen ihre natuͤrliche graulich glaͤnzende Farbe, wodurch das Papier eine gelblich graue Farbe bekommt, worauf sich die Kupferabdruͤke sehr gut ausnehmen. Die Pflanzenfasern unserer Gespinnpflanzen, woraus unsere Papiere gefertigt werden, sind besonders durch das lange Tragen als Stoffe von Kleidungsstuͤken, loker elastisch dehnbar, dehnen beim Pressen sich leicht aus, leisten keinen festen Widerstand, und nehmen somit die Drukerschwaͤrze nicht so gerne auf; die Oberflaͤche des davon gemachten Papiers ist meist feinborstig, welches mit der Loupe, selbst bei den bessern Sorten zu ersehen ist; dadurch werden die feinen Strichelchen der Zeichnung haͤufig nicht ausgedrukt, oder theilen sich wieder leicht von einander. Demnach haben die Fasern des Papiermaulbeerbaumes einen bedeutenden Vorzug vor den Fasern unserer Gespinnpflanzen. Was die gelblichgraue Farbe anbetrifft, die unseren Stoffen nicht eigenthuͤmlich ist, so ließe diese sich wohl durch kuͤnstliche Faͤrbung hervorbringen. Der Pflanzenleim, den die Fasern des Papiermaulbeerbaumes theils von Natur aus schon mitfuͤhren, und theils von anderen Pflanzen beigemengt bekommen, verbindet die Fasern so fest, daß das Papier dicht wird, und eine glatte Oberflaͤche bekommt, worauf sich die feinsten Haarlinien genau ausdruͤken. Dahingegen werden die Pflanzenfasern unserer Gespinnpflanzen bloß durch die Feinheit unter sich, und ohne Zusaz von Leim gebunden, daher auch ihre groͤßere Lokerheit und rauhere Oberflaͤche, welches als Hauptursache angesehen werden muß, warum die deutschen Papiere sich nicht so gut zum Kupferdruke eignen, wie die chinesischen. Die Ursache, warum man bei uns nur die Schreibpapiere leimt, und nicht auch die Drukpapiere, mag wohl keine andere seyn, als daß wir zum Leimen keine vegetabilischen Stoffe benuzen, sondern bloß animalische, welche, da sie nicht aus vegetabilischbrennbaren Theilen bestehen, die Drukerschwaͤrze nicht gerne annehmen. Durch kuͤnstliches Bleichen bekommt das Papier eine schoͤne weiße Farbe, weil durch das chlorsaure Gas, das man dazu anwendet, solche Farben, welche von Vegetabilien herruͤhren, zerstoͤrt werden. Da nun aber die aufzutragende Drukerschwaͤrze ebenfalls aus vegetabilischen Theiten besteht, so ist zu erwarten, daß diese Schwaͤrze, wenn auch das chlorsaure Gas entfernt ist, dennoch angegriffen wird.Man ist jezt mit dem Bleichen der Papierzeuge mittelst Chloringas und Chlorinkalk dahin gekommen, daß dieses Bleichen weder der Papiermasse, noch dem Papiere selbst im mindesten nachtheilig ist. Wir werden dieses Verfahren in der Folge mittheilen. A. d. R. Dieses Bleichen kennen die Chinesen nicht, sondern sie lassen dem Papiere seine natuͤrliche Farbe; abermahls ein Vorzug, den das chinesische Papier vor dem unseren hat. Es ist wirklich sehr auffallend, daß ein solcher fuͤr die Kunst und Agricultur so wichtige Gegenstand, so lange unberuͤksichtigt geblieben ist, zumahl da die Pflanze von der das chinesische Papier bereitet wird, seit 40–50 Jahren im suͤdlichen Deutschland kultivirt wird, und so gut gedeihet, als in den meisten Gegenden von Japan und China, und außerdem die Bereitung von chinesischem Papiere durch mehrere Reisebeschreiber bekannt ist. In Frankreich hat man vor mehreren Jahren die Wichtigkeit dieser Papierfabrikation eingesehen, welches die Société d'Encouragement pour l'industrie nationale veranlaßte in der Generalsizung vom 3. October 1821 einen Preis von 3000 Frank demjenigen zu bestimmen, welcher im Mai 1824 fuͤnf Rieß Papier in großem Format, von der naͤmlichen Baumrinde, welche die Chinesen zu ihrem Papiere gebrauchen, verfertigt haben wuͤrde.Polyt. Journal Bd. VII. S. 244. A. d. R. Ob diese Aufgabe wirklich geloͤset worden, ist nur unbekannt.Bis jezt nicht, denn diese Preisaufgabe wurde von der Société d'Encouragement in der Sizung vom 28. Novbr. 1827 bis dahin verschoben. Man vergl. das weiter unten folgende Programm von dieser Gesellschaft. A. d. R. Der Papiermaulbeerbaum, Morus papyrifera Linn., Broussonetia papyrifera Vent., ist in den botanischen Handbuͤchern hinlaͤnglich beschrieben, und wird in allen deutschen botanischen, so wie in vielen Privatgaͤrten kultivirt; so daß eine botanische Beschreibung uͤberfluͤßig ist. Dieser Baum gedeiht im ganzen suͤdlichen Deutschland, besonders aber so weit Wein gebaut wird. Er nimmt mit einem mittelmaͤßigen Boden vorlieb, und erreicht bei uns eine Hoͤhe von 40–50 Fuß, und eine Stammdike von 12 bis 15 Zoll.In dem Heidelberger Schloßgarten stehen 20jaͤhrige Exemplare von 8 bis 10 Zoll im Durchmesser, und 4jaͤhrige von 3 bis 4 Zoll im Durchmesser, mit ausgedehnten Kronen. Auf dem flachen Lande, zumahl aber am Fuße der Gebirge, besonders in etwas lokerem Boden, waͤchst der Papiermaulbeerbaum uͤppig und schnell. Die Vermehrung geschieht durch Stablinge, Wurzelauslaͤufer und Ableger; ihn aus Saamen zu ziehen, ist bei uns schwierig, indem die maͤnnlichen und weiblichen Bluͤthen getrennt, jede einzeln auf Baͤumen vorkommen, daher sie der Befruchtung wegen beisammen stehen muͤssen; allein dieses ist selten der Fall, indem die weibliche Pflanze noch zu wenig bei uns bekannt ist. Man kann die Baͤume alljaͤhrig koͤpfen, und sie gleich unseren Bandweidenstoͤken behandeln, wodurch man im Herbste kraͤftige einjaͤhrige Ruthen bekommt, die sich hauptsaͤchlich nur zur Bereitung von feinem Papiere eignen. Kaͤmpfer hat in seiner: Geschichte von Japan, herausgegeben von Dohm. Lemgo 1779 Band II. p. 385, die Bereitung des chinesischen und japanischen Papiers ausfuͤhrlich beschrieben, welches mich schon vor mehreren Jahren bewog, verschiedene Versuche zu machen, die ich nachstehend mittheile. Versuche, chinesisches Papier aus dem hierlaͤndischen Papiermaulbeerbaume zu fertigen. Zu verschiedenen Zeiten des Winters nimmt man junge einjaͤhrige Zweige, von der Dike eines 1/4 bis 1/2 Zoll, von dem Papiermaulbeerbaume, schneidet sie in Stuͤke von 3/4 Schuh Laͤnge, und bindet 20 bis 30 solcher Stuͤke in Buͤschel mit Weiden zusammen, hierauf kocht man diese Buͤschel in einem Kessel, der mit Wasser und etwas Holzasche angefuͤllt ist, so lange, bis die Rinde anfaͤngt zu schrumpfen, und bis sie sich leicht von dem Holze abloͤsen laͤßt. Dieses kann man genau wahrnehmen; wenn die Zweige aufrecht im Kessel stehen, und das Holz, an den abgeschnittenen Enden, messerruͤkendik, laͤnger als die Rinde sich zeigt, so ist es Zeit die Zweige herauszunehmen. Sind die Zweige erkaltet, so faͤngt man an sie zu reinigen; das heißt: die obere Rinde sammt der zweiten braunen Rinde (die zunaͤchst auf dem Splinte sizt), werden mit Messern rein abgepuzt, so daß an den Zweigen keine Spur von Unreinigkeit, sondern lediglich der reine Bast vorhanden ist. Nach geschehener Reinigung werden die Zweige in reines Wasser gethan, dort sauber abgewaschen, und zum Abtroknen auf einen Tisch, der aber sehr rein seyn muß, gebracht. Diese Arbeit ist eine der wichtigsten bei der ganzen Papierbereitung; sie ist etwas langwierig, kann aber durch jedes achtsame Kind besorgt werden. Man hat vorzuͤglich zu beachten, daß keine Spur von der Rinde, von den Augen und von den Raͤndern vernarbter Wunden der Rinde vorhanden bleibt, auch daß das Wasser, worin sie abgewaschen, so wie der Tisch, worauf man sie bringt, hoͤchst rein sind, und daß selbst kein Staub oder Unrath in dem Zimmer, wo diese Arbeit vorgenommen wird, sich vorfindet; jede kleine Unreinigkeit zeigt sich spaͤter im Papiere, und macht dasselbe unbrauchbar. Man faͤngt nun an den reinen Bast von dem Holze abzuziehen, und in ein reines Gefaͤß zu legen, welches ebenfalls mit reinem Wasser angefuͤllt ist, waͤscht den Bast abermahls aus, und bringt ihn dann in einem bedekten Kessel, der mit einer nicht zu leichten, und sehr klaren Lauge von Holzasche bereitet, angefuͤllt ist, und kocht dieses so lange, bis die Fasern des Bastes anfangen sich leicht von einander zu theilen. Dabei ist abermahls die hoͤchste Reinlichkeit zu beobachten, und namentlich zu sorgen, daß keine Asche waͤhrend dem Kochen in den Kessel fliegt; hat man dieses zu befuͤrchten, so kann der Bast auch in mehrere reine Saͤke gethan, und darin gekocht werden. Faͤngt nun der Bast an, sich in feine Theile aufzuloͤsen, so wird das Kochen eingestellt, derselbe herausgenommen, und in helles Wasser gebracht, worin er so lange gewaschen wird, bis kein Unrath mehr davon geht, und das Wasser, welches oͤfters abgegossen, und mit reinem Wasser ersezt wird, sich nicht mehr truͤbt. Die Masse ist jezt schon sehr fein, und wuͤrde zum Mahlen auf der Papiermuͤhle hinlaͤnglich tauglich seyn, allein besser ist es, wenn man sie in verschiedene Saͤke bringt, und abermahls in frischer Lauge kochen laͤßt, wodurch sich die Fasern noch mehr zertheilen, und zu einem breiaͤhnlichen Teige werden, welchen man alsdann ebenfalls herausnimmt, und in reinem Wasser wieder so lange waͤscht, bis alle Spuren von Unrath beseitigt sind. Am besten ist es, man nimmt die Masse in ein reines duͤnnes Tuch, und waͤscht es darin, indem sonst durch das Abgießen des Wassers viele feine Fasern verloren gehen. Um die Masse jezt in einen feinen Papierteig zu wandeln, bedienen sich die Chinesen eines starken Tisches, worauf sie dieselbe bringen, und so lange mit Keulen schlagen, bis die gehoͤrige Feinheit sich zeigt. Ich nahm bei meinen kleinen Versuchen hierzu einen starken Moͤrser, worin die Masse fein gestoßen wurde. Dieses sind aber Arbeiten, zu denen auch die Geduld der Chinesen gehoͤrt, die wir aber um so weniger beduͤrfen, indem unsere jezt zum Theile gut eingerichteten Papiermuͤhlen, gute Hollaͤnder haben, worin sich die Masse sehr schnell und fein mahlt, wozu noch der Vortheil kommt, daß durch das bestaͤndige Zufließen von reinem Wasser, die Masse noch mehr gereinigt wird. Ich habe fruͤher eine Parthie Masse von Papiermaulbeerbaum auf einem guten Hollaͤnder mahlen lassen, welche in 3 Stunden ganz fein war, obgleich diese Masse nicht allein aus jungen Zweigen, sondern meistentheils von 3- bis 6jaͤhrigen Zweigen, genommen wurde, bei welchen der Splint haͤrter, rauher und unreiner ist. Ich erhielt davon ein feines, aber unreines Papier, wozu hauptsaͤchlich die unreinliche Behandlung, so wie das schlechte Leimen schuld war. Es war zu schwierig so viel Zweige als zu einer so großen Masse erforderlich sind, zu erhalten, weßhalb ich alle Zweige nahm, die ich bekommen konnte; eigentlich duͤrfen die Zweige nur einjaͤhrig seyn, und um sie dik und stark zu bekommen, muͤssen die Stoͤke wie die Bandweiden-Stoͤke, im Herbste gekoͤpft werden. Ist die Masse hinlaͤnglich fein, so wird sie in eine Butte gebracht, und mit der gehoͤrigen Quantitaͤt Leim, den ich unten naͤher beschreiben werde, versezt. Dieses ist nun ein Hauptgeschaͤft, und erfordert viele Achtsamkeit, um das richtige Mischungsverhaͤltniß kennen zu lernen. Wird zu viel Leim beigesezt, so klebt das Papier, und bleibt gerne am Rahmen haͤngen, und ist zu wenig dabei, so bekommt es nicht seine gehoͤrige Festigkeit; dieses ist aber ein Gegenstand, den jeder selbst durch eigene Versuche auffinden kann. Besonders ist noch zu bemerken, daß die Papiere zwischen Tuͤcher, die nicht grobhaarig sind, gepreßt werden muͤssen, indem die fette Masse gar leicht an die Haare anklebt, und sich nicht leicht wieder abloͤsen laͤßt. Ohne Tuͤcher zu preßen, mag noch weniger angehen. Der Leim, den die Chinesen der Papiermasse beimengen, wird aus chinesischem Reis, und der Wurzel Orenz auf folgende Art bereitet. Eine bloße Infusion von Reismehl bringt die Wirkung nicht hervor, weil ihr die noͤthige Klebrigkeit abgeht. Man bereitet dieses Reiswasser in einem Gefaͤß, das nicht mit einer Glasur uͤberzogen, sondern ganz rauh ist. In diesem wird der abgehuͤlste Reis zuerst mit Nasser feucht gemacht, hernach allmaͤhlig zerrieben, und endlich, wenn man kaltes Wasser zugegossen, durch ein leinenes Tuch geseiht. Das Uebriggebliebene wird noch einmahl stark durchgerieben, auch nochmahls Wasser zugethan, und dann ausgedruͤkt, bis die Hefe gar kein klebriges Wesen mehr von sich gibt. Der japanische Reis ist hierzu am allerbrauchbarsten, weil er viel fetter und weißer ist, als der in allen uͤbrigen asiatischen Laͤndern. Von der Wurzel Orenz wird das Wasser auf folgende Art bereitet. Man zerstoͤßt oder zerreibt auf verschiedene Art die Wurzel, legt sie in kaltes Wasser, das in einer Nacht dadurch sehr klebricht, und dann durch ein Leinentuch gegossen wird. Von diesem Wasser die noͤthige Quantitaͤt zu den uͤbrigen Bestandtheilen zuzumischen (welches nach den Jahreszeiten sehr verschieden ist), hierin, sagen die Japaneser, bestehe die große Kunst bei dem ganzen Geschaͤfte des Papiermachens. Die Hize loͤset die klebrigen Theile leicht auf, daher muß im Sommer mehr von dieser Wurzelinfusion zugesezt werden, und aus der entgegengesezten Ursache in den kaͤltern Monaten weniger. Versieht man es in der Zumischung dieses Wassers, daß man zuviel nimmt, so wird das Papier zu duͤnn, nimmt man zu wenig, so wird das Papier ungleich, das rechte Maß uͤber gibt eine gehoͤrige und gleiche Dike; um dieses recht zu treffen, muß man immer etwas ab, oder wieder hinzu thun. Wenn ihnen die Wurzel Orenz abgeht, welches zuweilen im Anfange des Sommers zu geschehen pflegt, nehmen die Papiermacher statt derselben die kriechende Pflanze Sane Radsure. Die Infusion von den Blaͤttern derselben hat sehr viele klebrige Theile, ist aber zu dieser Absicht nicht so brauchbar, als die von der Pflanze Orenz. Die Versuche mit der Reisinfusion zur Leimung des Papiers habe ich genau nachgemacht, allein es ist mir nicht gegluͤkt, das angegebene Resultat herauszubekommen, vielmehr bekam ich eine truͤbe Masse, die das Papier nur unrein machte; wahrscheinlich liegt der Grund darin, weil wir die rechte Reisart nicht haben, und vermuthlich wenden die Chinesen und Japanesen ihren BergreisEine ausfuͤhrliche Beschreibung des Bergreises steht in meinen europaͤischen Cerealien. Heidelberg bei Winter 1824. A. d. V., der andere Eigenschaften als der gewoͤhnliche Reis haben muß, dazu an. Auf den mißlungenen Versuch ließ ich den Reis hinweg, und suchte mir eine mit der Wurzel Orenz (Hibiscus manihot Lin.) verwandte Pflanze, um den Schleim derselben zu bekommen. Ich waͤhlte mir dazu die Wurzel einer deutschen Pflanze, aus derselben Familie, naͤmlich von Althea officinalis, die in der Medicin hinlaͤnglich bekannt, und in jeder Apotheke wohlfeil zu haben ist.In den Nuͤrnberger Droguerie-Handlungen den Centner um fl. 20. –A. d. Red. Diese Wurzel kochte ich mit reinem Wasser eine halbe Stunde, und erhielt davon einen durchsichtig hellen, ordentlich glaͤnzenden Schleim, den ich der Papiermasse beisezte, worauf ich ein klares, reines Papier erhielt, das zwar in der Feinheit dem chinesischen nachstand, allein in Farbe und Gehalt demselben gleich kam, so daß man hier diese Pflanze schon allein, als Ersazmittel des Bergreises und der Orenzwurzel ansehen kann. Mehrere Kupferabdruͤke, die ich auf dieses erhaltene Papier machen ließ, haben bestaͤtigt, daß es dem aͤchten chinesischen nicht nachsteht. Aus den im Eingange gesagten Gruͤnden ist das Leimen der Drukpapiere mit vegetabilischem Leim von großer Wichtigkeit. Ob dieses bereits in einzelnen Papiermuͤhlen in Deutschland geschieht, ist mir unbekannt, und da ich dieses bezweifle, so mache ich auf den Gebrauch der Altheawurzel, bei der Bereitung der Kupferdrukpapiere aufmerksam.Wir werden den Versuch daruͤber machen, und seiner Zeit den Erfolg berichten. Uebrigens verweisen wir noch auf die Abhandlung uͤber das Leimen des Papiers in der Buͤtte im polytechn. Journale Bd. XXVI. S. 216. A. d. Red. Aus der Papiermasse des Papiermaulbeerbaumes, nach der angegebenen Art bereitet, bekam ich ein sehr duͤnnes Papier, gleich dem chinesischen, welches beim Bedruken ebenfalls auf deutsches Drukpapier geklebt wurde. Das Aufkleben des chinesischen Papiers auf deutsches staͤrkeres Papier, mag wohl den besonderen Grund haben, dem chinesischen allzuduͤnnen Papier eine festere Unterlage zu geben, dieses ließe sich aber beim Bereiten des Papiers wohl am sichersten machen, wenn man beim Ausschoͤpfen des chinesischen, zugleich gleich große Boͤgen von gewoͤhnlicher Masse ausschoͤpfte, und nun frisch beide Bogen zusammen legte, und preßte, wodurch die obere Seite rein von chinesischem, und die untere Seite von deutschem Papiere waͤre. Wie viel Papier man aus einer gewissen Anzahl Zweigen bekommen kann, habe ich zwar versucht, allein es laͤßt sich bei solchen kleinen Versuchen nicht genau bestimmen; nur so viel kann ich mit Gewißheit angeben, daß ich von einem Versuche, wozu ich 30 Stuͤke 1/4 Zoll dike, und 9 Zoll lange Zweige nahm, 30 Blaͤtter von 8 Zoll und 6 Zoll Breite erhielt. Der Ruͤkstand, der im Kuͤbel nicht mehr ausgeschoͤpft werden konnte, war bedeutend, und haͤtte gewiß noch 20 aͤhnliche Blaͤtter gegeben, woraus zu entnehmen, daß aus einem 1/4 Zoll diken, und 9 Zoll langen Zweig, ohngefaͤhr ein □ Schuh Papier gemacht werden kann, welches hinlaͤnglich genug waͤre, das Papier um einen billigen Preis bereiten zu koͤnnen.