Titel: | Ueber die Bestandtheile der Tobakasche und ihre Benüzung. Von Hrn. Payen. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. LXXIX., S. 300 |
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LXXIX.
Ueber die Bestandtheile der Tobakasche und ihre
Benuͤzung. Von Hrn. Payen.
Aus den Annales de l'Industrie nat. et étrang.
Mai 1827, S. 27 im Bulletin des Sciences techn. Octbr. 1827, S.
250.
[Payen, ueber die Bestandtheile der Tobakasche und ihre
Benuͤzung.]
Hundert Theile Tobakasche enthalten:
42
kohlensauren Kalk,
6
phosphorsauren Kalk,
12
Kieselerde,
28
Chlorkalium und Chlornatrium,
9
schwefelsaures Kali.
Das Uebrige ist basisch kohlensaures Kali, Eisen- und Braunsteinoxyd,
schwefelsaurer Kalk und Schwefelcalcium, Kohle und thierischer Stoff.
Man kann als mittleres Verhaͤltniß, in der Tobakasche aus gemischten Rippen
0,35 aufloͤsliche und 0,65 unaufloͤsliche Stoffe annehmen.
Diese rohe Asche ist ein guter Fluß zu Bouteillen-Glas, und dient hierzu
beinahe eben so gut, als Varec-Soda. In geringer Menge dient sie selbst zu
Fensterglas.
Das aus dieser Asche ausgelaugte Salz kann selbst zu weißem Glase sehr gut verwendet
werden, gibt aber, wegen der salzsauren Salze, die es enthaͤlt, viel
Glasgalle. Man kann dasselbe zu diesem Zweke noch dadurch brauchbarer machen, daß
man es mit 0,6 seines Gewichtes Schwefelsaͤure behandelt, die man in den
gewoͤhnlichen Apparaten zur Bereitung des Glaubersalzes concentrirt. Man
sammelt die dadurch erhaltene Salzsaͤure, und die salzsauren Salze werden in
schwefelsaure Verbindungen verwandelt. Das auf diese Weise erhaltene Product, mit 3
Theilen Sodasalz (sel de Soude) und 0,03 Kohle auf Einen
Theil desselben gemengt, gibt einen sehr guten Fluß.
Das Verhaͤltniß des schwefelsauren und salzsauren Kalis in der Tobakasche
zeigt den Vortheil, den man bei Anwendung derselben erhalten kann. Sie dient,
naͤmlich ihr salziger Bestandtheil, als Krystallisations-Mittel bei
der Alaun-Fabrication, wenn das Wasser desselben zu sauer ist, und bei
Salpeter-Siedereien. In dieser lezten Hinsicht waͤre es sehr gut, wenn
man vorlaͤufig das salzsaure Kali und Natron in schwefelsaure Verbindungen
umwandelte, die vorzuͤglich zur Behandlung der Mutterlaugen sehr gut dienen
wuͤrden.
Den groͤßten Vortheil wuͤrde man aber durch Anwendung der
aufloͤslichen in der Tobakasche befindlichen Salze bei der Zubereitung des
Tobakes selbst erlangen. Man weiß, daß man sich gewoͤhnlich bei dem Beizen der
Tobakblaͤtter einer Aufloͤsung des Kochsalzes bedient. Diese in der
Asche enthaltenen Salze wuͤrden wahrscheinlich dasselbe leisten, indem
salzsaures Kali und Natron den groͤßten Theil derselben ausmachen, und
schwefelsaures Kali hierbei nicht schaden kann. Die geringe Menge freien Alkalis
koͤnnte vorlaͤufig gesaͤttigt werden, wenn man nicht allenfalls
faͤnde, daß sie dadurch nuͤzlich wird, daß sie einen Theil des in den
Tobakblaͤttern enthaltenen Ammoniumsalzes zersezt. Man weiß ja, daß in
mehreren sehr geschaͤzten auslaͤndischen Tobaken kohlensaures Ammonium
vorkommt. In dieser Hinsicht wird ein Zusaz von 4 bis 5 p. C. Salmiak zu den
aufgeloͤsten Salzen wahrscheinlich sehr nuͤzlich werden, und durch
Bildung von basisch kohlensaurem Ammonium die Kraft unseres inlaͤndischen
Tobakes vermehren.
Wenn man diese Salze hierzu verwenden wollte, wuͤrde man aus 100 Kilogramm
Asche durch bloßes Auslaugen beinahe ohne alle Kosten eine Masse von wenigstens 30
Kilogramm Salz erhalten, das 12 Franken werth ist, waͤhrend man bisher den
metrischen Zentner dieser Salze nicht hoͤher als zu 3 bis 5 Franken verkaufen
konnte, wobei noch die Kosten der Faͤsser in Anschlag zu bringen sind.
Vielleicht koͤnnte man auf diese Weise von den Tobakrippen den
hoͤchsten Vortheil ziehen, wenn man sie eine Zeit uͤber im Wasser
macerirte, das Wasser hierauf von denselben abzoͤge, sie stark auspreßte,
hierauf troknete und einaͤscherte. Die erhaltenen Laugen oder
Salzaufloͤsungen koͤnnten statt des Wassers zur Beize der
Blaͤtter verwendet werden, deren Staͤrke und Guͤte sie
wahrscheinlich erhoͤhen wuͤrden, indem dadurch jene Bestandtheile
vermehrt werden, von welchen diese Eigenschaften abhaͤngen.