Titel: Hrn. Gilman's Dampfmaschine mit hohem Druke.
Fundstelle: Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CVIII., S. 413
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CVIII. Hrn. Gilman's Dampfmaschine mit hohem Druke. Aus dem Mechanics' Magazine, N. 204. Julius 1827. S. 1. Mit Abbildungen auf Tab. IX. Gilman's Dampfmaschine mit hohem Druke. Die Anwendung der Dampfkraft als Triebkraft erlaubt nur zwei verschiedene Wege: man laͤßt naͤmlich entweder den Dampf vom Anfange des Stoßes bis zum Ende aus dem Kessel in den Cylinder stroͤmen, oder man sperrt den Dampf ab, nachdem der Staͤmpel eine gewisse Streke zuruͤkgelegt hat, und laͤßt den noch uͤbrigen Stoß durch die Expansionskraft des eingelassenen Dampfes vollenden. Diese leztere Art, den Dampf zu benuͤzen, bringt, gehoͤrig geleitet, wie es Hrn. Gilman scheint, die groͤßte Wirkung hervor, uͤber welche hinaus von dem Dampfe nichts mehr weiter zu erwarten steht. Man sprach soviel von der Moͤglichkeit, die Dampfmaschine und ihre Kessel bis auf den Umfang eines bloßen Modelles zu verkleinern, und Hr. Gilman ist der Meinung, daß man bei einigem Nachdenken zu der Ueberzeugung gelangen muͤsse, daß diese scheinbare Moͤglichkeit reine Unmoͤglichkeit ist. Bei der einfachsten Form der Dampfmaschine mit hohem Druke wurde Luftpumpe, Verdichter etc. beseitigt; und was kann außer diesen noch beseitigt werden? Man kann zwar, wenn man Dampf von sehr hohem Druke anwendet, den Cylinder etwas enger machen; aber wieviel gewinnt man dabei? Darf das uͤbrige Geruͤste darum schwaͤcher gemacht werden? Koͤnnen die Balken, Stangen, Kurbeln, Achsen etc. deßwegen schwaͤcher und kleiner werden? Haben diese Theile nicht dieselbe Kraft zu ertragen, als wenn derselbe Dampf aus weiteren Gefaͤßen kaͤme? Und sind es nicht diese Theile, die die Dampfmaschine so schwer und voluminoͤs machen? Es scheint Hrn. Gilman, daß dasjenige, was man durch kleinere leichtere Kessel gewinnt, mehr dadurch gewonnen wird, daß man Dampf von hohem Druke erhaͤlt, als daß man irgend etwas Bedeutendes bei Erzeugung desselben erspart. Wasser von 4 bis 500 Grad Waͤrme nimmt nicht mehr so leicht Waͤrme auf, als wenn der Unterschied zwischen seiner Temperatur und zwischen jener der angewendeten Hize groͤßer ist. Es wird daher immer nothwendig seyn, eine große Oberflaͤche desselben der Einwirkung des Feuers und der Waͤrme in den Zuͤgen auszusezen, um die gehoͤrige weitere Dampfentwikelung zu unterhalten, so daß, wenn man bedenkt, daß man hierzu auch mehr Metall braucht, am Gewichte der Kessel nicht viel erspart werden kann. Soviel ist gewiß, daß in dieser lezten Hinsicht bisher noch nicht viel wirklich Nuͤzliches und Brauchbares geleistet wurde, so sehr es auch zu wuͤnschen gewesen waͤre, um das Feld der Anwendbarkeit der Dampfmaschine dadurch zu erweitern. Wenn indessen auch fuͤr die Dampfschifffahrt durch Verkleinerung der Maschine noch nicht viel geleistet werden konnte, so wird doch dadurch viel gewonnen werden, wenn man Dampfmaschinen mit hohem Druke mit vollkommener Sicherheit auf den Dampfbothen anbringen kann: man wird dadurch an Gewicht und an Raum, und zwar an lezterem in dem besten Theile des Schiffes gewinnen. Und selbst, wenn die Dampferzeuger eben so schwer ausfallen muͤßten, wie die Kessel, waͤre doch dadurch viel an Raum erspart. Ein paar Tonnen an Metall ersparen gewaͤhrt nicht soviel Nuzen, als an Raum und Brennmaterial ersparen. Das Brennmaterial nimmt viel Raum weg und hindert vorteilhaftere Ladungen; beschraͤnkt sogar die Moͤglichkeit weiter Reisen, und verursacht oft ungeheuere Ausgaben. Dampfmaschinen mit hohem Druke nehmen das Schiff nicht so gewaltig mit, als Dampfmaschinen mit niedrigem; und wenn der Dampferzeuger nach dem Roͤhrensysteme eingerichtet ist, so ist diese Dampfmaschine mit hohem Druke weit sicherer, als eine Maschine mit niedrigem. Die hier Fig. 29. abgebildete Dampfmaschine (die nicht fuͤr ein Dampfboth gebaut ist) hat die Kraft von 30 Pferden. Sie fuͤhrt zwei Cylinder, deren Staͤmpel vereint arbeiten, und hat ein gothisches Gestell aus 6 Stuͤken. Die Enden, deren jedes aus einem Stuͤke gegossen ist, sind durch Bogenstuͤke vorne und ruͤkwaͤrts vereinigt, und bilden ein festes Gestell fuͤr die Platten und Cylinder. Die Dampfroͤhre steigt aus dem Generator auf den Fußboden herab, und wird unter diesem zur Dampfmaschine geleitet, wo sie zu der Cylinderplatte emporsteigt, und an dem Einleitungscanale oder Durchgange, A, wie man an dem Aufrisse der Vorderseite sieht, angebracht ist. (Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben Gegenstaͤnde.) D, D, D, D, sind die Durchgaͤnge, die von den vier Haͤhnen nach oben und unten in die Cylinder leiten. B, ist der Auszugsdurchgang, durch welchen der Dampf unter dem Fußboden bis an einen zur Ausleerung schiklichen Ort geleitet wird. Nachdem der Dampf durch den Hahn in den Einleitungscanal, A, gelassen wurde, weisen die vier Haͤhne, D, D, D, D, denselben nach den gehoͤrigen Seiten der Staͤmpel, und zulezt durch den Canal, B, in die Atmosphaͤre. Wenn kein Verdichter angewendet wird, kann der Dampf abgeschnitten werden, sobald der kleine Cylinder halb voll ist, wo er dann vor seinem Entweichen sich um das Achtfaͤltige seines Umfanges ausdehnen kann. Wenn ein Verdichter da ist, kann er bei einem Viertelstoße abgesperrt werden, und er wird sich dann um das Sechzehnfaͤltige ausdehnen koͤnnen. Der Dampfhahn ist in der Figur nicht in seiner gehoͤrigen Lage auf dem Canale, A, dargestellt, weil die Umstaͤnde es nicht gestatteten. Er hat eine besondere Einrichtung, die wir in einer der kuͤnftigen Nummern erklaͤren werden. Verhaͤltnisse. Durchmesser des kleinen Cylinders 6 Zoll.       – –  großen  – 12  –       – jeder Staͤmpelstange 2  –       – der Querhaupt-Journale 3  –       – des Kurbel-Stiftes 4 1/2  –       – der Achsen-Journale 6  – Laͤnge des Stoßes 3 Fuß. Das Verhaͤltniß der Querhaupt-Journale und Kurbel-Stifte zu den Achsen-Journalen ist folgendes: der Durchmesser des Kurbelstiftes ist die Quadratwurzel der halben Durchschnittsflaͤche der Achsen-Journale, und das Querhaupt-Journal ist gleich dem halben Durchmesser des Achsen-Journales.

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