Titel: | Verbesserung an Kutschen, worauf Th. Fuller, Kutschen-Verfertiger zu Bath, sich am 28. Jun. 1827 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CXIII., S. 433 |
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CXIII.
Verbesserung an Kutschen, worauf Th. Fuller,
Kutschen-Verfertiger zu Bath, sich am 28. Jun. 1827 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem London Journal of Arts. November. 1827. S.
121.
Mit Abbildungen auf Tab.
IX.
[Fuller's Verbesserung an Kutschen.]
Diese Verbesserungen bestehen in einer Vorrichtung, die an
einem leichten vierraͤderigen Wagen vorne in der Absicht angebracht werden
kann, um das Umwerfen dadurch zu verhindern, daß der Kutschen-Kasten immer
horizontal erhalten wird, wenn auch eines der Raͤder uͤber einen hohen
Stein, Erdhaufen oder irgend etwas weglaͤuft, was bei dem
gewoͤhnlichen Baue der Wagen, das Umwerfen derselben veranlaͤßt.
Man wird die Vortheile dieser Vorrichtung am besten aus den Nachtheilen erkennen,
die, bei den gewoͤhnlichen Wagen, dadurch entstehen, daß ein Rad uͤber
einen Haufen etc. weg soll, vorzuͤglich wenn der Kasten hoch ist, oder wenn,
wie bei den englischen Land-Mieth-Kutschen, (die eine halbe deutsche
Post-Stunde in 6 Minuten fahren), 15 Personen sammt Bagage in und auf dem
Kasten zusammengepakt sind, folglich der Kasten nicht nachgibt. Wo die Straße etwas
uneben wird, laͤuft dann der Wagen nur auf drei Raͤdern, und wenn
durch ein uͤber einen hohen Stein etc. hinrollendes Rad eines der vier Eken
gehoben wird, auf welchen der Kasten ruht, so wird die ganze Haͤlfte des
Kastens gehoben, und das ganze Gewicht dieser Haͤlfte von dem gehobenen Rade,
der Achse und Feder auf der Seite desselben getragen, die Feder also gewaltig
niedergedruͤkt. Da nun jedes Rad, jede Feder oͤfters die
Haͤlfte mehr zu tragen hat, und diese Last schnell auf sie geworfen wird, muß
jedes Rad, jede Feder sammt den Achsen doppelt so stark gebaut werden, als sonst
nicht noͤthig seyn wuͤrde.
Diese Nachtheile koͤnnen auf folgende Weise beseitigt werden.
Ein eisernes horizontales kreisfoͤrmiges Sperrrad ist an dem Vordertheile des
Wagens, wie bei a, Fig. 30. befestigt,
welches in Fig.
31. einzeln, und von oben gesehen im groͤßeren Maßstabe dargestellt
ist. Dieses Rad ruht auf dem Achsen-Lager, b, b,
und auf Kreis-Ausschnitten, welche von den Armen, c,
c, gestuͤzt werden, die von dem Achsenlager auslaufen, und kann sich
auf diesen Ausschnitten bei dem Sperren drehen. Das Achsenlager selbst wird von den
vorderen Federn, d, d, getragen, und ist an denselben
befestigt. Eine Stange, e, e, durchkreuzt die Mitte des
Sperrrades, und ist an demselben mittelst Ohren und Bolzen befestigt. Diese Stange
hat in ihrer Mitte ein
kreisfoͤrmiges Loch, durch welches der Stift, f, laͤuft, der die Achse
bildet, um welches das Sperrad, a, sich dreht. Die Enden
der Stange, e, welche uͤber das Rad
hinausreichen, sind genau cylindrisch zugedreht, und an diesen befinden sich die
Buͤchsen oder Pfannen, g, g, aus welchen die
gekruͤmmten Arme, h, h, auslaufen, um den
vorderen Theil des Kastens des Wagens zu tragen, wie man in Fig. 30. sieht.
Man sieht nun, daß, wenn ein Rad uͤber einen Haufen oder uͤber einen im
Wege liegenden hoͤheren Koͤrper laͤuft, die Achse, i, aus ihrer horizontalen Lage kommt; allein, da der
Kasten vorne lediglich von den Zapfen an den Enden der Stange, e, getragen wird, so werden die Lager oder
Buͤchsen, g, g, sich auf den Zapfen drehen, und
veranlassen, daß die gebogenen Arme, h, h, den Kasten in
seiner senkrechten Lage halten, wenn auch ein Rad stark gehoben worden seyn
sollte.
Eine Kutsche mit dieser Vorrichtung wird also das Gewicht des Kastens immer
gleichfoͤrmig auf die vier Enden vertheilt haben, und keine Feder wird mehr
tragen muͤssen, als die unmittelbar uͤber derselben befindliche Last.
Diese Theile koͤnnen demnach verhaͤltnißmaͤßig leichter gemacht
werden, und der Wagen wird um vieles weniger schwer seyn.
Der Wagen wird sich leichter fahren, denn die Pferde haben uͤber Hindernisse
nur ein Viertel statt der Haͤlfte der Last zu ziehen: ein unendlicher
Vortheil auf schlechten Wegen.
Die Gefahr des Umwerfens ist, wenigstens in so fern es von den Vorraͤdern
abhaͤngt, da jedes derselben auch noch so hoch emporsteigen kann, ohne den
Kasten aus dem Gleichgewichte zu bringen, sehr vermindert. Die Hinterraͤder
kommen jedoch auch besser durch, obschon sie weniger Ursache des Umwerfens sind, als
die Vorderraͤder.
Leichte Kutschen, wo Vorder- und Hinterraͤder sehr nahe hinter einander
laufen, gewinnen durch diese Vorrichtung unendlich: ihr Bau wird einfacher, sicherer
und leichter.