Titel: | Babinet's Verfahren, leichte Körper mittelst einer nicht sehr empfindlichen Wage genau zu wiegen. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CXVIII., S. 442 |
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CXVIII.
Babinet's Verfahren,
leichte Koͤrper mittelst einer nicht sehr empfindlichen Wage genau zu
wiegen.
Aus dem Journal de Pharmacie, Febr. 1828, S.
83.
Babinet's Verfahren, leichte Koͤrper genau zu
wiegen.
Hr. Babinet theilte der Société
Philomatique am 21. Dec. 1827 ein Repetitionsverfahren mit, welches er zum
Waͤgen sehr leichter Koͤrper anwandte, und vermittelst dessen man den
unvermeidlichen Irrthum bei dieser Operation so gering machen kann, als man will. Da
dieses Verfahren denjenigen nuͤzlich seyn kann, welche sich mit chemischen
Analysen beschaͤftigen, und sehr genauer Gewichtsbestimmungen
beduͤrfen, so wollen wir es hier vollstaͤndig mittheilen, um so mehr,
weil man zur Ausuͤbung desselben nicht vollkommen richtige, sondern blos sehr
empfindliche Wagen noͤthig hat, wie es meistens diejenigen sind, welche zum
Waͤgen kleiner Gewichte bestimmt sind. Das Repetitionsverfahren besteht
darin, daß man die zu wiegende Quantitaͤt nicht geradezu, sondern um ein
gewisses Mahl vervielfacht anwendet, so daß, wenn man einen Beobachtungsfehler
macht, dieser Irrthum fuͤr die Quantitaͤt selbst nicht mehr
betraͤgt, als die Einheit, dividirt durch die Zahl, welche die
anfaͤngliche Menge multiplicirte.
Man kann folgendermassen verfahren. Wir wollen zur groͤßeren Bequemlichkeit
die beiden Schalen der Wage mit A und B, und den zu wiegenden Koͤrper mit C bezeichnen: man bringt zuerst C in die Schale A, und stellt das
Gleichgewicht mit Schrot, oder irgend einer anderen tauglichen Substanz her, die man
in die Schale B legt. Hierauf nimmt man C von der Schale A weg, und
ersezt es durch irgend einen Koͤrper, der ebenfalls gekoͤrntes Metall
seyn kann,Um das Gewicht vollzaͤhlig zu machen, kann man sich mit vielem
Vortheil Stuͤkchen Lahns bedienen, die in schmale Blaͤttchen
geschnitten sind, die man sodann zu Stuͤkchen von passender
Groͤße zuschneidet. A. d. O. so daß das anfaͤngliche Gleichgewicht wieder hergestellt wird. Wir
wollen diese Menge Schrot mit C' bezeichnen; offenbar
ist C' gleich C. Wenn das
Gleichgewicht vollkommen hergestellt ist, bringt man den Koͤrper C wieder in die Schale A und
in die Schale B soviel von irgend einer Substanz, daß
C + C', welche sich in
A befinden, ins Gleichgewicht gesezt werden. Hierauf
nimmt man C von der Schale A, und stellt das Gleichgewicht durch eine Tara C'' her, bringt den Koͤrper C wieder in
dieselbe Schale A, stellt durch eine Substanz, die man
in die Schale B bringt, das Gleichgewicht her, nimmt C wieder weg, und ersezt es durch eine Quantitaͤt
Schrot C''' u.s.w. Offenbar werden dann die
Quantitaͤten C, C', C'', C''' u.s.w. alle unter
einander und C gleich seyn, so daß man nach zehn solchen
Operationen in der Schale A das Gewicht des
Koͤrpers C zehnmal, und in der Schale B irgend eine Tara, welche diesem Gewichte das
Gleichgewicht haͤlt, haben wird. Wenn man nun Alles, was in der Schale A vorhanden ist, wegnimmt, und das Gleichgewicht mit
bestimmten Gewichten wieder herstellt, so wird man, wenn man dieses ganze Gewicht
mit zehn dividirt, das gesuchte Gewicht des Koͤrpers C haben.
Offenbar ist dieses Verfahren in vielfacher Hinsicht vorteilhaft.
1) Angenommen z.B., man habe nur eine Wage zur Disposition, deren Empfindlichkeit
nicht uͤber einen Centigramm geht, und man wollte dennoch beim Waͤgen
eine viel groͤßere Annaͤherung haben, z.B. bis auf einen Milligramm;
so braucht man nur nach dem angegebenen Verfahren das zehnfache Gewicht von dem zu
waͤgenden Koͤrper auszumitteln; dieses Gewicht wird bis auf
ungefaͤhr einen Centigramm genau seyn, und wenn man es mit zehn dividirt,
wird man dasjenige des Koͤrpers bis auf einen Milligramm haben.
2) Wenn der Koͤrper, welchen man mit derselben Wage wiegen will, sehr leicht
ist, so ist es offenbar, daß man auf die Genauigkeit des Gewichtes nicht rechnen
kann; wenn man aber das Gewicht hinreichend oft vervielfacht, so wird man zulezt auf
ein Gewicht kommen, das
schwer genug ist, um genau bis auf ungefaͤhr einen Centigramm gewogen zu
werden, und also mit einer viel groͤßeren Annaͤherung, als es mir dem
Koͤrper selbst moͤglich ist.Offenbar beruht die Genauigkeit des Resultates darauf, daß bei einer gewissen
Anzahl von Waͤgungen die Beobachtungsfehler bald auf der einen, bald
auf der anderen Seite liegen, wodurch sie sich zum Theile ausgleichen. Denn
wenn der Irrthum immer gleich und bei jedem Waͤgen auf derselben
Seite waͤre, wuͤrde das Verfahren in den beiden genannten
Faͤllen keinen Vortheil darbieten. A. d. O.
3) Wenn man die Differenz finden will, welche zwischen dem Gewichte zweier sehr wenig
von einander verschiedener Koͤrper Statt findet; wenn es sich z.B. darum
handelt, ein Gewicht, einen Centigramm oder einen Milligramm, mit einem vollkommen
richtigen Gewichte zu vergleichen, um den Unterschied, welcher zwischen ihnen seyn
kann, zu finden; so wird man wenige Wagen finden, welche einen solchen Unterschied
angeben koͤnnen, wenn er auch ein betraͤchtlicher Theil des wirklichen
Gewichtes seyn sollte. In diesem Falle vervielfacht man das vollkommen richtige
Gewicht, so wie das, welches man damit vergleicht, und multiplicirt dadurch ihre
Differenz, welche auf diese Art auf einer Wage merklich wird, welche sie nicht
angezeigt haben wuͤrde, wenn man die anfaͤnglichen Gewichte geradezu
angewandt haͤtte. A. B.