Titel: | Ueber den in Oktaëdern krystallisirten Borax, von Hrn. Payen. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CXXIII., S. 455 |
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CXXIII.
Ueber den in Oktaëdern krystallisirten
Borax, von Hrn. Payen.
(Vorgelesen in der koͤnigl. Akademie den 5.
Nov. 1827.)
Aus dem Bulletin des sciences technolog. Januar. 1828.
S. 16.
[Payen, Ueber den in Oktaëdern krystallisirten
Borax.]
Hr. Payen hatte unter den rohen Producten seiner Borax-Fabrik
einige Gruppen von Krystallen erhalten, welche eine andere Form hatten, als dieses
Salz gewoͤhnlich annimmt. Bei der Analyse die ser Krystalle fand er, daß sie
den Borax in der moͤglichst großen Menge enthielten, worin er in den
Krystallen des boronsauren Natrons vorkommen kann. Nach einigen Versuchen brachte es
Hr. Payen dahin, daß er diese
neuen, im Verlaufe der Fabrikation im Großen, erhaltenen Krystalle in seinem
Laboratorium nach Belieben hervor, bringen konnte. Er glaubt, daß man ihrer
Gegenwart die meisten Anomalien zuschreiben muß, die von Chemikern beobachtet
wurden, welche sich mit dem Raffiniren des Borax und seiner Fabrikation mittelst
Boronsaͤure beschaͤftigten. Dieses neue boronsaure Salz wird den zu
gleichfoͤrmigen Platten geschmolzenen (sogenannten calcinirten) Borax,
welcher weniger wasserfreien Borax enthaͤlt, und niemahls gleichmaͤßig
zusammengesezt ist, vorteilhaft ersezen.Es scheint, daß dieser Borax schon seit langer Zeit von einem Fabrikanten
chemischer Produkte in Charenton dargestellt wurde. A. d. O.
Der neue Borax ist in regelmaͤßigen Oktaëdern krystallisirt,
waͤhrend die gewoͤhnlichen Krystalle von boronsauren Natron
vier- oder sechsseitige Prismen sind, welche sich in
gleichseitig-dreiekige Pyramiden endigen Seine Dichtigkeit verhaͤlt
sich zu derjenigen, der gewoͤhnlichen Krystalle, wie 1815:1740. Er ist
haͤrter als der gewoͤhnliche Borax; sein Bruch ist sehr
glaͤnzend, glasartig, und ein wenig wellenfoͤrmig. Die feuchte Luft
und das Wasser erhalten den gewoͤhnlichen Krystallen ihre Durchsichtigkeit;
die trokne Luft macht ihre Oberflaͤche undurchsichtig. Das Gegentheil findet
bei den neuen Krystallen Statt; in Wasser oder an feuchter Luft aufbewahrt, werden
sie undurchsichtig, und bleiben an trokner Luft undurchsichtig. – Bei der
Analyse und der Umaͤnderung einer Krystallisation in die andere, zeigte es
sich, daß das Verhaͤltniß der Saͤure zum Natron in beiden Arten von
Borax genau dasselbe ist, daß aber der Wassergehalt in dem oktaëdrischen
Borax immer 28 1/3, Proc. (eigentlich 0,2875) und in dem gewoͤhnlichen Borax
46 Proc. betraͤgt.
Die Zusammensezung und die Eigenschaften des in Oktaëdern krystallisirten
Borax veranlaßten wichtige Bemerkungen uͤber seine Anwendung in der Industrie und im Handel.
– Es hat nicht nur jeder Boraxkrystall eine sehr große Haͤrte, sondern
die auf einander sizenden Krystalle haͤngen so innig zusammen, daß er fast
wie Glokenmetall klingt. Wegen dieser Eigenschaft kann man die
zusammenhaͤngenden Krystalle in Stuͤke jeder Groͤße
zerschneiden, wenn man sie in einer Form anwenden will, wo sie der Reibung
hinreichend widerstehen sollen; da die zusammenhaͤngenden Krystalle des
gewoͤhnlichen Borax keine Consistenz haben, so war man genoͤthigt,
alle Krystalle desselben zu isoliren. – Der oktaëdrische Borax taugt
noch besser als der andere, zum Loͤthen des Kupfers, weil er sich weniger
aufblaͤht und gleichfoͤrmiger fließt. Wenn der Borax aber durchaus in
Wasser aufgeloͤst werden muß, so ist der gewoͤhnliche vorzuziehen,
weil er sich in viel kuͤrzerer Zeit aufloͤst. – Der Transport
und die Stauung auf den Schiffen und in den Magazinen, so wie das Verpaken werden
bei dem oktaëdrische Borax wohlfeiler zu stehen kommen, und zwar die ersteren
in dem Verhaͤltnisse von 70 zu 54 wegen des Krystallisationswassers, das
leztere aber in dem Verhaͤltnisse von 70 zu 60, nach der Quantitaͤt
von Kilogrammen, welche dieselbe Kiste von jedem fassen kann.
Die Kenntniß dieses Productes wird nothwendig in unseren Zollverordnungen eine
Modification herbeifuͤhren muͤssen, weil sie dadurch illusorisch
wuͤrden, indem sie sich auf den gewoͤhnlichen Borax beziehen, und man
den oktaëdrische Borax nach der Einfuͤhrung in gewoͤhnlichen
umaͤndern koͤnnte, wobei man durch das Krystallwasser den Vortheil
einer Zunahme von 30 bis 40 Procent an Gewicht gewinnen wuͤrde.Hr. Payen scheint ein
Geheimniß daraus machen zu wollen, unter welchen Umstaͤnden der
oktaëdrische Borax anschießt; die Chemiker werden dieses aber
wahrscheinlich bald ausgemittelt haben. A. d. R.