Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 27, Jahrgang 1828, Nr. CXXIV., S. 456 |
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CXXIV.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der zu London vom 26. Januar bis 5. Februar 1828
ertheilten Patente.
Dem John Weiss,
Verfertiger chirurgischer Instrumente: auf Verbesserungen an Instrumenten, um
Pferde und andere Thiere zu Ader zu lassen. – Dr. 26. Jan. 1828.
Dem Augustus
Applegarth, Druker in Crayford, Kent: auf Verbesserungen im
Modeldruke. – Dd. 26. Jan. 1828.
Dem Denald Ourrie,
Esq. in Regent-Street, London: auf eine Methode Korn und andere vegetabilische und
animalische Substanzen und Fluͤßigkeiten aufzubewahren, ihm von einem
Fremden mitgetheilt. – Dd. 31. Jan. 1828.
Dem William Nairn,
Maurer in Dane-Street, Edinburgh: auf eine neue
oder verbesserte Methode, Fahrzeuge durch oder auf dem Wasser mittelst Dampf oder anderer
mechanischer Kraft fortzutreiben. – Dd. 5. Febr. 1828.
(Aus dem Repert. of Patent-Invent.
Maͤrz 1823. S. 204.)
Dampfbothe in N. America.
Auf dem ruhig fließenden Ohio faͤhrt man jezt in Dampfbothen, die 5 Stokwerke
hoch sind, und auf welcher 3–400 Reisende Raum finden. Man zahlt fuͤr
eine Fahrt von 1500 engl. Meilen bei guter Kost und Wohnung und Waͤsche etc.
ungefaͤhr 8 Pf. Sterl. (Bullet. a. a. O.)
Drahtbruͤke zu Grevegnée im
Luͤttichischen.
Die HHrn. Orban und Sohn
errichteten in 14 Tagen eine Drahtbruͤke bei ihrem Gebaͤude, die 12
Ellen lang ist und bei welcher der angewendete Eisendraht nicht uͤber 6 Ztr.
betraͤgt. (Bullet. a. a. O. S. 88.)
Ueber den Widerstand der Luft gegen Koͤrper, die sich
darin bewegen.
Nach den Goettingischen gelehrten Anzeigen (18. und 19. Stk., den 31. Jan. 1828.) hat
Hr. Dr. Eduard Schmidt,
Privatdocent der Mathematik an der Universitaͤt zu Goettingen, der
koͤnigl. Societaͤt der Wissenschaften eine Abhandlung vorgelegt, in
welcher er die Theorie des Widerstandes der Luft gegen Koͤrper, welche sich
darin bewegen, auf eine passendere Art, als bisher geschehen ist, zu
begruͤnden sucht, und es folgt aus den darin angewendeten Schluͤssen,
daß die gewoͤhnliche Regel, nach welcher der Widerstand dem Quadrat der
Geschwindigkeit des Projektils proportional gesezt wird, bloß dann anwendbar ist,
wenn entweder die Geschwindigkeit sehr klein, oder das widerstehende Mittel mit
einer unendlich großen Kraft comprimirt ist. In allen anderen Faͤllen gibt
die neue Theorie ein viel groͤßeres Verhaͤltniß, als das der Quadrate,
welches auch mit den Versuchen uͤbereinstimmt, die man uͤber die
Geschwindigkeit der Kanonenkugeln angestellt hat. So verhalten sich z.B. die
Widerstaͤnde auf eine Kugel nach der aͤlteren und neuern Theorie bei
1300 Fuß Geschwindigkeit wie 1 : 1,44; bei 2000 Fuß Geschwindigkeit wie 1 : 2,40. Da
nun die beiden oben angegebenen Faͤlle in den hauptsaͤchlichsten
Anwendungen der Theorie des Widerstandes der Luft, naͤmlich bei den Bahnen
und Geschwindigkeiten der Kanonenkugeln und Bomben, nicht vorkommen, so
erklaͤrt sich hieraus, warum die bisher nach der aͤlteren Theorie des
Widerstandes berechneten Schußweiten, so wenig mit den gemachten Versuchen
uͤbereinstimmten, und die Artilleristen die theoretischen Bestimmungen der
Bahnen nicht gebrauchen konnten. Durch diese neue Theorie wirb nun eine
voͤllige Umarbeitung aller der zur Artillerie gehoͤrigen
ballistischen. Aufgaben noͤthig, und sie hat den Vortheil, daß der
Artillerist durch dieselbe in den Stand gesezt wird, fuͤr alle Elevationen
die Schußweiten mit Gewißheit zu finden, so bald nur durch Versuche fuͤr eine
bestimmte Elevation die Schußweite sich ergeben hat, waͤhrend fruͤher
man sich bloß auf die Erfahrung zu verlassen genoͤthigt war. Die
ausfuͤhrliche Bearbeitung dieser Theorie und deren Anwendung auf die in der
Artillerie vorkommenden Aufgaben, wird Hr. Dr. Schmidt
in einem besonderen Werke bekannt machen.
Thermo-Barometer des Hrn. Angelo Bellani.
Im Giornale di Fisica, Dec. II. T.
X. p. 455 beschreibt Hr. A.
Bellani, ein Barometer, das Thermometer zugleich ist, indem sich die
Barometerroͤhre an einem Ende in ein graduirtes Haarroͤhrchen
verduͤnnt. Dieses Barometer erhielt in der Industrie-Preisvertheilung
zu Venedig am 4. October 1827 einen Preis, und ist zu Mailand, Borgo di Monforte, N. 276 zu haben. Die Beschreibung
dieses Thermo-Barometers werden wir wahrscheinlich bald in einem deutschen
Journale der Physik in einer Uebersezung erhalten. Da man es bei jeder Beobachtung
umkehren muß, so scheint es uns, so sinnreich es auch ist, unbequem, und durch das
haͤufige Umkehren desselben wird es beinahe unvermeidlich seyn, daß nicht am
Ende Luft in dasselbe tritt. Hr. G.
Belli hat einen Anhang uͤber Hoͤhe-Messungen
mittelst des Barometers beigefuͤgt, der sehr lehrreich ist.
Englische Schnellwagen.
Es ist unbegreiflich, daß man in dem Lande, in welchem die Mechanik die
glaͤnzendsten Fortschritte auf dem ganzen weiten Erdballe bisher gemacht hat,
in Hinsicht auf Wagen bisher so weit hinter dem ersten Grundsaze der Mechanik
zuruͤkgeblieben ist, daß jaͤhrlich das Leben von ungefaͤhr 100
Menschen muthwillig dieser Nachlaͤßigkeit oder vielmehr diesem Unsinne
geopfert wurde: denn auf diese Anzahl schlaͤgt man die jaͤhrlichen
Unfaͤlle an, die durch das Umwerfen der vielen hundert Landkutschen, die in
England stuͤndlich auf der Straße sich befinden, entstehen.
Es war naͤmlich bisher immer Sitte in England, die meisten Passagiers oben auf
dem Dekel der Kutsche unterzubringen. In dem Wagen, im Kasten selbst, sizen 4 bis 6
Reifende; oben auf dem Dekel aber, der an den meisten dieser Kutschen wenigstens 8,
oft 10 Fuß uͤber der Erde erhaben ist, sizen 12 bis 15 Reisende (Outside-Passengers) mit ihrem Gepaͤke. Auf
diese Weise ist also die ganze Schwere oben auf dem Dekel, und der Schwerpunct des
Wagens ist nicht gehoͤrig gestuͤzt. Bei dieser elenden Pakerei
faͤhrt nun die Kutsche mit einer Geschwindigkeit von 24 Minuten auf jede
deutsche Postmeile: 6 Minuten die englische Meile. Diese Geschwindigkeit ist die gesezlich bestimmte; haͤufig faͤhrt man
aber noch schneller, um das Versaͤumte einzubringen. Man denke sich nun die
Schwingungen, welche an einem 8 bis 10 Fuß hoch mit feinem Dekel gehaͤngten
Kasten, an welchem die ganze Schwere oben angebracht ist, bei einer solchen
Schnelligkeit der Fahrt entstehen muͤssen. Wenn ein Rad uͤber einen
Stein auf der Straße hinrollt, schlaͤgt der Wagen bei der dadurch
entstehenden Schwingung um, die armen Outside-Passengers werden Klafter weit hinausgeschleudert, und
brechen Hals und Beine, oder lassen ihr Hirn auf der Straße. Es ist, bei dieser
verkehrten Methode Wagen zu beladen, und bei dem schnellen Fahren wahrlich ein
Wunder, daß nicht noch weit mehr Unheil geschieht. – Diesem Jammer hat man
nun endlich (wie das Liter. Chronicle 29. Septbr. 1827
im Bullet. d. Scienc. techn. Jan. S. 50. bemerkt)
dadurch abgeholfen, daß man die Outside-Passengers auf drei Querbaͤnken vor dem Kasten sizen
laͤßt, und ihre Bagage unter diesen Sizen anbringt, damit der Schwerpunkt des
Wagens etwas tiefer faͤllt. Die Baͤnke oder
Size selbst sind aber noch immer etwas tiefer als der
Kasten! „(un peu au dessus du niveau de la
caléche)“ Mit einem solchen Wagen faͤhrt man
nun 12 engl. Meilen (3 deutsche) in Einer Stuͤnde!
Ketten-Taue.
Man hat sich endlich auch in Frankreich von den Vorzuͤgen der Kettentaue vor
den haͤnfenen uͤberzeugt, und wird erstere nun allgemein bei der
Marine einfuͤhren, „wodurch“ wie der Recueil industriel, Jan. 1828, S. 77 bemerkt,
„Frankreich sich wieder von einem Tribute gegen das Ausland losmacht,
indem es den groͤßten Theil seines Hanfbedarfes aus dem Auslande
bezieht.“ Wir sind so klug, den Tribut, den Frankreich auf uns legte,
muthwillig selbst zu erhoͤhen durch Mauthvereine etc. Das kluͤgere
Preußen und Oesterreich und Rußland hat sich laͤngst losgemacht.
Ueber das Sprengen der Felsen unter Wasser
findet sich in dem hoͤchst beachtenswerthen Journal des voies de communication, (das zu Petersburg
in russischer und franzoͤsischer Sprache heraus kommt), ein wichtiger Aufsaz,
der auch besonders abgedrukt ist, unter dem Titel: „Sur les déblais à la mine dans l'eau par le
Général-major
Bazaine.“ Von dieser Methode
koͤnnte am Bingerloche am Rheine, und am Strudel in der Donau leicht
vorteilhafter Gebrauch gemacht werden. Es freut uns zu sehen, daß der Hr. Verfasser
dem alten Schweden, Hrn. v.
Lyunaberg, dessen Mémoire sur la
manière de miner avantageusement les montagnes de granite et autres, tant
pour épargner la dépense que pour avancer l'ouvrage etc. er
anfuͤhrt, volle Gerechtigkeit widerfahren laͤßt. Danken wir doch auch
bereits an der Donau (wie man aus Drs. Schuttes
Donaufahrten II. Bd. ersieht), vorzuͤglich den Fortschritten der
Schweden in der Kunst Felsen zu sprengen, die erleichterte Schifffahrt auf diesem
groͤßten europaͤischen Fluße.
Luftballons gegen Buͤcherverbothe.
Bekanntlich wußten die Franzosen im Revolutionskriege aller strengen Aufsicht an den
Graͤnzen ungeachtet allerlei Papiere uͤber dieselben zu bringen. Sie
liessen naͤmlich, wenn der Wind guͤnstig war, kleine papierne
Luftballons mit den Schriftchen, die sie verbreiten wollten, steigen, und der Wind
fuͤhrte sie in das Land, das sie mit ihrer Ladung uͤberschwemmen
wollten. Diese Art von Ideen-Contrebande war indessen keine
franzoͤsische Feinheit. Sie war, wie wir jezt aus dem Mechanics' Magazine, N. 233, 9. Febr. 1828, S. 31 ersehen, die Erfindung
eines Englaͤnders, des beruͤhmten Professors Anderson von Glasgow, des Stifters des Anderson'schen Institutes daselbst, der damahls zu Paris lebte, und das
Vertrauen des damahligen franzoͤsischen Directoriums genoß.
Wie die sogenannten Fledermausfluͤgel-Gaslampen
entstanden.
Bekanntlich geben die sogenannten Fledermausfluͤgel-Gaslampen ein
schoͤneres Licht. Ein Zufall veranlaßte ihre Entstehung. Ein Messinggießer
wollte einem Freunde, der ihn besuchte und die Gasbeleuchtung, die damahls noch in
ihrer Kindheit war, nicht kannte, seine Gaslampe produciren. Ungluͤklicher
oder gluͤklicher Weise war das Loch, durch welches das Gas ausstroͤmt,
verstopft. Der Gießer suchte Vergebens nach einer Spize, um das Loch zu
raͤumen. Im Aerger nichts zu finden, was hierzu taugte, ergriff er eine
kleine Saͤge, die ihm zunaͤchst lag, und machte mit derselben einen
Quereinschnitt uͤber das Loch. Als er nun das Gas anzuͤndete, das aus
der von ihm so eben gemachten Oeffnung ausstroͤmte, sah er zu seiner Freude,
daß die Flamme eine ganz andere Form annahm, als gewoͤhnlich, und weit
schoͤneres Licht in dieser Form verbreitete. Da der Gießer ein Dilettant in
der Zoologie war, fand er Aehnlichkeit zwischen der neu erhaltenen Form der Flamme
und einem Fledermaus-Fluͤgel, und nannte seine neue Lampe Fledermausfluͤgel-Lampe (Bat Wing Gas Burner). Man rieth ihm auf seine Erfindung
ein Patent zu nehmen; er war aber so wenig Englaͤnder, daß er seine
zufaͤllige Entdekung den Gaslampenmachern unentgeldlich mittheilte. (Mechanics' Register, N. 38.)
Ueber das Abrinnen der Kerzen.
Ein Hr. E. J. schlaͤgt vor, das Abrinnen der Kerzen dadurch zu verhindern, daß
man einen halben Zoll breiten Papierstreifen oben an der Kerze umwikelt, der mit dem
weicher werdenden Talge niedersinkt, und das Ablaufen des geschmolzenen Talges
verhindern wird. (Mechanics' Mag. N. 234. S. 46.)
Wo auch Lichter ausloͤschen, kann man noch
athmen.
Es galt bisher als Grundsaz (und es soll noch fortan immer als solcher gellen, um
Menschenleben zu sichern und zu retten), daß dort, wo kein Licht mehr zu brennen
vermag, ein Mensch nicht mehr athmen kann. Man war indessen uͤber die Menge
kohlensauren Gases, welche der Luft die Faͤhigkeit athembar zu bleiben
entzieht, noch immer nicht im Reinen, und die Angaben der Chemiker und Physiologen
weichen hieruͤber gar sehr von einander ab. Prof. A. Perego erwies in einer Abhandlung, die er am
Ateneo di Brescia am 6. Mai 1827 vorlas, daß Luft
von einer solchen Menge kohlensauren Gases verunreinigt seyn kann, daß kein Licht
mehr in derselben zu brennen vermag, und daß Menschen dessen ungeachtet in einer
solchen Luft nicht bloß athmen, sondern 3 Stunden lang hart arbeiten, graben
koͤnnen. Den Beweis hieruͤber liefert die Geschichte zweier in der
Gemeinde Triuggio um Mailand gegrabenen Brunnen, in welchen in einer Tiefe von 21,75
Meter kein Licht mehr brannte, und auch mit chlorsaurem Kali nicht mehr
angezuͤndet werden konnte, waͤhrend die Brunnengraͤber, jeder
einzeln, 3 Stunden lang in dieser Luft arbeiteten, und sich alle 5 Stunden
abwechselnd abloͤsten. Sie hatten keine andere laͤstige Empfindung,
als die einer großen Schwuͤle. Bei Untersuchung dieser Luft zeigte es sich,
daß sie 1/6 kohlensauren Gases enthielt. (Giornal. d.
Fisica. Dek. 2. Th. 10, S. 333.)
Leucht-Gas-Bereitung aus Torf.
Die englischen Journale fuͤhren die Resultate von den Versuchen an, welche mit
dem Torfe angestellt wurden, welchen man in großer Menge in der Gegend von Dartmoor
findet, und der ein bei weitem mehr leuchtendes Gas gibt, als dasjenige aus
Steinkohlen ist. Da dieser Torf keinem Schwefel enthaͤlt, so ist die
Reinigung dieses Gases unnuͤz, weil es weder Geruch noch Rauch verbreitet.
Wird Eisen mittelst der Kohlen von diesem Torfe im Feuer behandelt, so wird es bei
weitem besser, als das im Steinkohlenfeuer bearbeitete; dieser Vorzug scheint der
Abwesenheit des Schwefels zugeschrieben werden zu muͤssen, welcher das Eisen
bruͤchig macht. Wenn es mit diesen Thatsachen feine Richtigkeit hat, so sind
sie sehr wichtig, besonders wenn man an anderen Orten Torf findet, welcher dem von
Dartmoor aͤhnlich ist. (Bibliothèque
physico-économique: wv. 1827. p.
358, und Bulletin des Scienc. technologiques.
Jaͤnner. 1828. S. 28.)
Spinnkunst in England.
Hr. Joh. Pollard spann zu
Manchester im J. 1792 auf seiner Mule-Maschine aus Einem Pfunde Baumwolle
nicht weniger als 278 Straͤhne Garnes, was einen Faden von 700,560 Fuß, oder
mehr als 132 engl. (43 deutschen) Meilen gibt. (Mechan.
Magaz. N. 233, 9. Febr. 1828. S. 31.)
Ueber die Popof'sche
Porzellan-Fabrik zu Petersburg
findet sich ein interessanter Artikel in den Annales patriotiques (Otietschest etc.) Jahrgang 1825,
Nr. 66. – Der Gruͤnder dieser Fabrik, Ch. Melly (der sie im Jahre 1804 errichtete) ging im Jahre 1814 beinahe mit
derselben zu Grunde. Bis dahin konnte auslaͤndisches Porzellan in Rußland
eingefuͤhrt werden. Hr. Popof, der seine Fabrik von Melly kaufte,
versieht jezt mit feinem Porzellan von Petersburg aus ganz Rußland, und diese Fabrik
ist eine der bluͤhendsten geworden, seit Rußland nach dem Beispiele anderer
Staaten, die Einfuhr auslaͤndischen Porzellanes verboth.
Einfluß der Maschinen auf Landwirthschaft und
Industrie.
Die feinste Baumwolle, die in England eingefuͤhrt wird, ist die sogenannte Sea-Island-Baumwolle aus Carolina und
Georgien, die auf kleinen Inseln in der Naͤhe der Kuͤste gebaut wird.
Die sogenannte Upland-Baumwolle wird in einiger
Entfernung von der Kuͤste landeinwaͤrts gebaut. An dieser lezteren
Sorte geht die Wolle so schwer vom Kerne, daß man lange Zeit uͤber es nicht
der Muͤhe werth hielt, dieselbe zu bauen. Gluͤklicher Weise erfand ein
Hr. Whitney eine Maschine, die
Baumwolle mit Leichtigkeit von dem Kerne zu loͤsen, und ward dadurch
fuͤr Nordamerica, was Arkwright mit seiner Spinnmaschine fuͤr England
geworden ist. Sobald man Whitney's Maschine zum Abloͤsen der Baumwolle von dem Kerne
hatte, nahm der Baumwollenbau in Carolina und Georgia so schnell zu, daß man
gegenwaͤrtig schon mehr als 100 Millionen Pfund ausfuͤhrte. Hr.
Whitney nahm ein Patent
auf seine Maschine und verkaufte es dem Staate von Suͤd-Carolina
fuͤr 50,000 Dollars, hatte aber mit Georgia und mit einigen anderen
nordamerikanischen Staaten lang zu kaͤmpfen, ehe er sein Patentrecht
guͤltig wachen konnte. (Wir halten die Staaten fuͤr sehr weise, die
keine Patentrechte, kein Blutegelrecht, gelten lassen.)
Soda statt Pottasche zum Waschen und Bleichen.
Hr. Bonnaire hat in einem
kleinen Aufsaze im Bullet. d. Sc. techn. Jan. 1828, S.
19 erwiesen, daß man sich der kuͤnstlichen Soda eben so gut, wie der
Pottasche, zum Waschen und Bleichen bedienen kann, und dabei unendlich erspart.
Denn, waͤhrend 50 Pst Pottasche 45 bis 50 Franken kosten, kommen 100 Pf.
kuͤnstliche Soda nur auf 12 bis 14 Franken. Uns Deutschen ist diese
Ermittelung nichts Neues mehr.
Bellani's
Prioritaͤts-Recht auf mehrere neuere Beobachtungen am Schwefel.
Hr. Canonicus Bellani hat im
Giornale di Fisica, 1827, p. 199 gezeigt, daß mehrere neuere Beobachtungen uͤber den Schwefel, namentlich diejenigen,
die Hr. Faraday in den Annales de Chimie, 1826, bekannt machte, von ihm schon
vor mehreren Jahren bekannt gemacht wurden. In dem neuesten Hefte des Giornale di Fisica, Decade II. T.
X. Sesto Bimestre p. 482 zeigt er, daß Hrn. Dumas Bemerkungen uͤber
einige Eigenschaften des Schwefels in den Annales de Chimie,
T. 39, p. 85, Jahrg. 1827, (polyt. Journal Bd. XXVI. S. 443.) von ihm in dem Giornale di Fisica Ann. 1813, p. 243. u. s. bereits 11 Jahre fruͤher dem Publicum mitgetheilt
wurden.
Sternbergit.
Grundform: ungleichseitige vierseitige Pyramide P =
128°49', 84°28', 118°0.
a : b : c = 1 : √1,422 : √0,484.
Einfache Formen: P – 00 (a); P (f); P + 1 (g) = 122°,17',
68°,22', 146°34'; (Ṗr)³ (d)
= 92°28', 107°,17', 131°,17', Ṗr + 1 (b) = 61°35' 3/4 Ṗr + 3 (c) =
13°36', Pr + 00 (i);
4/3 Pr – 3 (h) =
153°,2'.
Er gibt verschiedene Combinationen dieser Formen, die alle mehr oder minder
rhomboidalen Platten gleichen, mit Winkeln von 119°30' und 60°30', was
die Basis der Fundamentalpyramide ist. Der spizige Winkel ist oft abgestuzt.
Der Blaͤtterdurchgang ist hoͤchst vollkommen: die Blaͤtter
liegen uͤbereinander, wie Bleiblaͤttchen. Der Glanz ist metallisch.
Die Farbe dunkel Pintschbekbraun, etwas dunkler als am magnetischen Schwefelkiese.
Der Strich schwarz. Laͤuft oͤfters veilchenblau an.
Er laͤßt sich leicht schneiden. Die duͤnnen Blaͤtter sind sehr
biegsam. Haͤrte = 1,0 – – 1,5 kaum staͤrker, als am
Talk. Spec. Schwere = 4,215.
Er kommt auch in Zwillingskrystallen vor, die parallel gegen eine Flaͤche P + 00 zusammengefuͤgt sind, und
gewoͤhnlich in Drusen, in welchen die Krystalle mir einer ihrer Seiten so
eingebettet sind, daß sie Rosen oder Kugeln bilden. In derben Stuͤken sieht
er aus wie grobblaͤttriger Glimmer.
Hr. Gubernialrath Neumann zu
Prag besaß dieses Fossil als ein unbekanntes Stuͤk, und im
Nationalmusaͤum zu Prag kam gleichfalls eines derselben vor. Hr. Professor
Zippe fand spaͤter
deren noch mehrere daselbst unter alten beseitigten Stuͤken.
Der Sternbergit ist dem aͤußeren Ansehen nach dem
schwarzen Tellur, dem biegsamen Schwefelsilber und dem
Rhombohedral-Molybdaͤen-Glanze aͤhnlich. Als Art ist er
von allen diesen hinlaͤnglich verschieden. Wegen dieser Aehnlichkeit kommt er
nun in Mohs's Systeme unter
die Glanze. Ob er aber eine eigene Gattung (oder wie man in der Mineralogie
sprachwidrig zu sagen pflegt, Geschlecht
Geschlecht ist sexus: maͤnnliches oder
weibliches Geschlecht. Geschlechts-Verschiedenheit ist
Sexual-Verschiedenheit. Genus ist
Gattung. bildet, oder zu einer oder der anderen hier aufgezaͤhlten Gattungen
gehoͤrt, laͤßt sich nicht bestimmen, indem sie selbst noch nicht genau
bekannt sind. Sternbergit nannte man dieses Fossil
einstweilen zu Ehren des um die Naturwissenschaften so hoch verdienten Grafen Casp.
v. Sternberg.
Man hat bisher noch keine Analyse dieses Fossiles. Vor dem Loͤthrohre
entwikelt sich ein Geruch von schwefeliger Saͤure, das Fossil verliert seinen
Glanz, wird dunkelgrau und zerreiblich. Auf Holzkohle brennt es mit blauer Flamme
und schwefeligem Geruche und schmilzt zu einem meistens hohlen Kuͤgelchen mit
krystallinischer Oberflaͤche und gediegenem Silber auf derselben. Das
Kuͤgelchen wirkt stark auf die Magnetnadel und hat alle Eigenschaften des
Schwefeleisens. Es ertheilt den Fluͤssen die gewoͤhnlichen Farben des
Eisens, ist beim Gluͤhen roth, gelb beim Abkuͤhlen in der oxydirenden
und gruͤn in der reducirenden Flamme. Borax nimmt das Eisen schnell weg, und
laͤßt ein metallisches Silberkorn zuruͤk. Es scheint demnach aus
Schwefelsilber mit einer großen Menge Schwefeleisens zu bestehen.
Der Sternbergit brach in den aͤltesten Zeiten zu Joachimsthal, und wurde auf
Silber benuͤzt, mit welchem es auch, vorzuͤglich mit
Rothguͤlden, Roͤschgewaͤchs etc. vorkommt. (Haidinger im Edinb. Journ. of
Science. Oct. 1827. Philos. Mag. Dcbr. 1827, S.
461.)
Beitrag zur Geschichte der
Vitrioloͤhl-Fabrikation.
Dr. Ward war der Erste, der eine eintraͤgliche
Schweselsaͤurefabrik in Englane errichtete. Er bediente sich jedoch hierzu
glaͤserner Gefaͤße, und konnte das Pfund nicht wohlfeiler als um 16
Penee (48 kr.) liefern. Erst als der sel. Dr. Roebuck
auf die Idee kam, bleierne Gefaͤße statt der glaͤsernen zu nehmen,
konnte er das Pfund um 4 Pence (12 kr.) liefern. (Mechan.
Magaz. N. 233, 9. Febr. S. 32.)
Ueber Fenster- oder Tafel-Glas.
In einem an und fuͤr sich unbedeutendem Aufsaze uͤber Fenster-
oder Tafelglas im Mechan. Register werden folgende
Verhaͤltnisse der Glasmaterialien, als in England gebraͤuchlich,
angegeben, die wir unseren deutschen Glasfabrikanten nicht vorenthalten (!!) wollen.
„Zu sehr schoͤnem Glase: 200 Theile gute Soda; 300 Theile
feinen Sand, 33 Theile Kalk; 250 bis 300 Theile fein gemahlene
Glasscherben.“ – „Zu dem Lumbeth-Kronenglase
(Lumbeth-crown-glass), das etwas
dunkler und ins Gruͤnliche, ziehend ist): weißer Sand 60 Pf.; gereinigte
Perlasche 30 Pf.; Salpeter 15 Pf.; Borax 1 Pf.; Arsenik 1/2 Pf. Wenn das Glas zu
gelb ausfiele, muß Braunstein zugesezt werden.“ –
„Eine wohlfeilere Mischung zu Fensterglas besteht aus 60 Pf. weißen
Sandes; 25 Pf. ungereinigter Perlasche; 110 Pf. gemeinen Salzes; 5 Pf. Salpeter;
2 Pf. Arsenik; 1 1/2 Pf. Braunstein.“ – „Das gemeine
gruͤne Fensterglas besteht aus 60 Pf. weißen Sandes; 30 Pf. Ungereinigter
Perlasche; 10 Pf. gemeinen Salzes, 2 Pf. Arsenik, 4 Loth Braunstein.“
– „Eine noch wohlfeilere Composition zu gruͤnem Glase ist
120 Pf. des wohlfeilsten gemeinen Sandes, 30 Pf. ungereinigter Perlasche, 60 Pf.
gut gebrannter und gesiebter Pottasche, 20 Pf. gemeinen Salzes, 5 Pf. Arsenik.
Wenn man schlecht farbigem Glase eine blaͤuliche Farbe geben will, soll
man auf zehn Zentner Fritte 2 Loth Zaffra zusezen. Die HHrn. Hammond und Smith verfertigen die
groͤßten Tafelglaͤser in England in Cylindern von 60 Zoll (sic!) im Durchmesser, und schneiden daraus Tafeln
von 33 Zoll Hoͤhe und 23 Zoll Breite. „Sie ersezen“
sagt das Register
„jezt, nicht nur bei uns, das deutsche Glas, sondern fuͤhren
ihr Glas auch dorthin aus, wo die Deutschen es ehevor
hinfuͤhrten.“
Fritte zum Krystallglase.
Hr. Pajot Descharmes gibt im
Industriel, Jaͤn. 1827, S. 164 (Bulletin d. Scienc. technol. Jan. 1828, S. 31) folgende
Fritte zum Krystallglase an: 360 Pf. Sand; 240 Pf. Mennig; 137 Pf. Pottasche; 600
Pf. Glasscherben; 6 Pf. Salpeter; 6 Pf. Arsenik; 6 Unzen Braunstem; 2 Unzen
Spießglanz: zusammen 1349 Pf. 8 Unz. Es wird mit Steinkohlen geheizt.
Fluͤßige chinesische Tusche.
Man kocht Pergament-Abfaͤlle oder feine alte Handschuhe in Wasser bis
sie zu Leim geworden sind. Man faͤngt mit einem Faïance-Teller
den Rauch einer Lampe uͤber der Flamme derselben auf, und bringt denselben
noch heiß in Beruͤhrung mit dem kalten Leime, der an demselben haͤngen
bleiben, und sich damit verbinden wird. Diese Arbeit wiederholt man so lange, bis
der Leim hinlaͤnglich schwarz geworden ist. Mit dieser fluͤßigen
Tusche wird man so gut, als mit der anderen, zeichnen und mahlen koͤnnen.
(Recueil industriel. Jan. S. 93.)
Ram-Dyal's Recept zur
chinesischen Tusche.
Man nimmt gleiche Theile Lampenschwarz und Eisenvitriol, Gallaͤpfel und
arabischen Gummi, puͤlvert alles, reibt es auf einem Reibsteine mit Wasser.
Dieß gibt die schoͤnste und dauerhafteste Tusche. (Recueil industriel Jaͤnner. S. 95.)
Schwarze Waͤnde in Gaͤrten.
Bekanntlich erhoͤht ein schwarzer Anstrich die Temperatur der Waͤnde um
10° Fahrenh., und macht so die Fruͤchte der an denselben gezogenen
Baͤume fruͤher reifen und schmakhafter. Hr. Harisson bediente sich hierzu bloß des
Steinkohlen-Theeres und Leinoͤhles. Hr. Loudon empfiehlt aber eine wohlfeilere
Composition aus Kienruß, Kalk und gruͤnem Vitriole mit Wasser angemacht. (Recueil industriel. Jaͤnner. S. 95.)
Blutwasser mit Kalk zum Uebertuͤnchen.
Dr. Carbonel zu Barcelona empfiehlt folgende
Tuͤnche auf Holz. Man uͤberzieht Holz mit Gyps, und sobald dieß
geschehen ist, traͤgt man eine Mischung von Blutwasser und Kalk,
geloͤscht oder ungeloͤscht, in gehoͤriger Dike auf. Dieser
Anstrich erhaͤrtet alsogleich, und gibt dem Holze eine Steinfache. Er
widersteht dem Regen und der Sonne, und gibt keinen widerlichen Geruch, wenn das
Blutwasser frisch ist. Schon die alten Roͤmer nahmen Rinderblut zu ihrem
Moͤrtel. (Recueil industriel. Jaͤnner.
1828. S. 90.)
Firniß fuͤr mathematische Instrumente, Zeichnungen,
feine Moͤbel etc.
Man nimmt 8 Loth Sandarach; 4 Loth Schell-Lak; 4 Loth Harz; 6 Loth Terpenthin
– alles von erster Guͤte; Eine Pinte besten Weingeistes. Diese Harze
und Gummi werden in einen glaͤsernen Becher gethan, und mit einem Theile des
Weingeistes uͤbergossen. Dieser Becher wird in kochendes Wasser gestellt, und
diesem wird, so oft es sich abkuͤhlt, neues kochendes Wasser
nachgeschuͤttet. In Einer Stunde ist der Gummi aufgeloͤst. Den
Terpenthin loͤst man in dem uͤbrigen Weingeiste auf, den man noch
immer in heißem Wasser haͤlt, und ruͤhrt ihn mit einem Pfeifenstiele
um, mengt ihn dann mit den Harzen und mit dem Gummi, und laͤßt ihn noch eine
Viertelstunde unter bestaͤndigem Ruͤhren im heißen Wasser, worauf man
ihn durch Muselin durchseiht. (Mechanics' Magaz. N. 254.
S. 38.)
Kiser's durchsichtiges
Papier.
Hr. Kiser zu Boston verfertigt
Papier, das so durchsichtig wie Glas ist, und auch als solches zu Fenstern
benuͤzt werden kann, und uͤberhaupt zu allem, wozu man Glas, mit
Ausnahme der Aufbewahrung von Fluͤßigkeiten, brauchen kann. (Recueil industriel, Jan. S. 90.)
Guitar-Harfe.
Hr. Levien, Guitarenspieler der
Herzoginn von Glocester, gegenwaͤrtig zu Paris, rue de
la Ferme, N. 30, erfand dieses Instrument, das, tragbar wie eine Guitare,
die Vorzuͤge der Harfe mit der Leichtigkeit der ersteren verbindet. Er
verkauft ein solches Instrument um 200 Franken. (Recueil
industriel, Jan. S. 73.)
Eumenia, neues musikalisches Instrument von Tait.
Man producirte in der Egyptian Hall zu London im vorigen Herbste eine verbesserte
Glasharmonica ohne Wasser von dem Umfange der zwei mittleren Octaven am Clavier. Der
Erfinder ist Hr. Tait. Die
Toͤne sollen sehr schoͤn seyn. (Bullet. a.
a. O.)
Große Gloken.
Da jezt wieder das Jahrhundert der Gloken gekommen ist, und wir neuerdings auf
Rabelais's
Kling-Klang-Insel (îsle sonnante)
gelandet sind, so wird es manchem Leser interessant seyn zu erfahren, daß zu Pekin
sieben Gloken gegossen wurden, deren jede 120,000 Pfund wiegt. Die Gloke, die Boris Godonof der Kathedralkirche zu Moskau schenkte,
soll 288,000 Pfund gewogen haben; die Kaiserinn Anna ließ aber noch eine
groͤßere Gloke gießen, die 430,000 Pfund schwer, 19 Fuß hoch, 23 Zoll dik
ist, und 63 Fuß im Umfange haͤlt. Dagegen ist die groͤßte Gloke in
England (die zu Oxford), die nur 17,000 Pfund schwer ist, ein Fingerhut. Mech. Magazine, N. 234. S. 48.)
Schnell-Druk in England.
Die Times werden jezt auf einer Schnellpresse des
Hrn. Applegath, (dessen
Verbesserungen an Drukerpressen wir im polyt. Journ. Bd. XXI. S. 274. Bd. XXII. S. 172. anfuͤhrten),
gedrukt, die 4000 Abzuͤge, sage viertausend in Einer Stunde, also in weniger als Einer Secunde Einen Abzug liefert.
„Das heißt blasen, nicht druken!“ sagte ein diker alter
Buchdruker aͤrgerlich; indessen gesteht das Mechan.
Magaz. „zur Ehre der HHrn. Applegath und Cowper“ (von welchem der
Schwaͤrz-Apparat erfunden wurde), daß ein schoͤnerer und
reinerer Druk noch nie gesehen wurde.
Entdekung alter Waffenwerkstaͤtten in Frankreich, in
welchen Kieselsteine zu Dolchen und Pfeilen behaͤtten wurden.
Hr. Graf Abzac entdekte an der
neuen Straße zwischen Lyon und Bordeaux, zwischen Térasson und Azerac, dem
Weiler La Boissière gegenuͤber, die Reste
einer Werkstaͤtte, in welchen die Alten, (Gallier oder Roͤmer!),
Kieselsteine zu Dolchen und Pfeilen verarbeiteten. Eine Menge halb vollendeter und
mißrathener solcher Waffen findet sich daselbst. Es ist unbegreiflich, daß wir bei
dem hohen Grade von Vollendung, den die Steinschneidekunst in neueren Zeiten
erreicht hat, die Verfertigung von eleganten Dolchen aus haͤrteren Steinen
gaͤnzlich vernachlaͤßigten, waͤhrend die Orientalen jezt noch
Dolche mit Demantspizen fuͤhren. (Recueil
industriel. Jaͤnner. S. 94.)
Wie viel Naͤgel ein geschikter Nagelschmied in einer
Woche ohne Maschine fertigen kann.
Hr. Jak. Leighton, Nagelschmied
bei Hrn. Thom. Gillies,
Eisenhaͤndler zu Stirling, wettete neulich, in seinem 51sten Jahre, daß er in
zwei Wochen 17,030 Doppel-Bretter-Naͤgel fertigen
koͤnne, wovon 1200 bis 1000 Stuͤke 20 Pfund wiegen. Er gewann die
Wette noch vor der Zeit; denn er arbeitete sich in der zweiten Woche weit leichter,
als in der ersten. Dieß ist gewoͤhnlich die Arbeit, die man auf drei fleißige
Nagelschmiede in dieser Zeit rechnen kann. Wenn man nur 25 Streiche des 2 Pfund
schweren Hammers auf einen Nagel rechnet, so mußten waͤhrend dieser Zeit
1,033,656 Streiche mit dem Hammer gefuͤhrt werden (was beinahe fuͤr
jede Secunde 2 Schlaͤge gibt). Leighton mußte
dabei sein Feuer und sein Geblaͤse besorgen, und wenigstens 42,836 Mahl vom
Feuer zum Amboße hin und her gehen. Seine gewoͤhnliche Arbeit ist 770
Naͤgel des Tages: das Tagwerk zu 12 Stunden. (Mechanics' Magazine, N. 234. S. 48.)
Verbesserung an Fischer-Nezen.
Es ist eine bekannte (oft sogar auf die Minister boshaft angewendete) Sage, daß große
Fische leicht aus dem Neze kommen. Hr. Ayton, zu St. Andrews bei Norwich, verbesserte seine Neze auf
folgende Weise. Er gab den in Nezen gewoͤhnlich angebrachten Sak
gaͤnzlich auf, und machte, daß der Fisch sich selbst einen Sak bildet, wenn
er in's Nez geraͤth, was auf folgende Weise geschieht. Das Nez ist, mit
Ausnahme des Sakes, auf die gewoͤhnliche Weise vorgerichtet. Innerhalb
desselben befindet sich aber ein kleineres Nez von 9 □ Zoll, das 5 Fuß hoch
aufwaͤrts steigt, an der Zugleine angebracht ist, und vier kleine Ringe
aufnimmt, die durch einen kleinen Holzblok laufen, der an dem Hauptringe oben am
Neze befestigt ist, so daß, wenn man das innere Nez zusammenzieht, das Aeußere
abfaͤllt, und, da der obere Theil an den Ringen 5 Fuß faͤllt, ein Sah
von 2 1/2 Fuß Tiefe sich bildet. (Mechanics' Mag. N.
234. 16. Febr. S. 36.)
Seile aus Baumwolle.
Ein americanisches Journal spricht von Seilen aus Baumwolle, welchen man bei der
Ausstellung der Kunstproducte zu Rhodisland einen Preis zuerkannte. Man hat sich
uͤberzeugt, daß diese Seile laͤnger dauern als Seile aus Hanf, und daß
sie zugleich wohlfeiler zu stehen kommen. Wenn dieß richtig ist, so wird der Bau der
Baumwolle in Aegypten und Nubien und in Westindien noch weit mehr zunehmen, und die Baumwolle
dadurch noch weit wohlfeiler werden. (Annali universali di
tecnologia. Maͤrz und April 1827 im Bullet.
d. Sc. technol. Jan. 1828, S. 58.)
Aufbewahrung der Tuͤcher, Pelzwerke, Haͤute.
(Warnung dagegen.)
Es heißt im London und Paris Observer, 26. Aug. 1827, und
was uns unbegreiflich ist, sogar im Bullet. d. Scienc.
techn. unter der Leitung des Hrn. Bar. de Ferussac, unter der Redaction des Hrn. Dubrunfaut, Jan. 1828, S. 30, wie folgt.
„Die Englaͤnder bedienen sich mit Erfolg folgenden Verfahrens, die
Motten zu zerstoͤren, oder sie aus Tuͤchern, Pelzkragen, Pelzen
etc. zu vertreiben. Man nimmt Samen von Hibiscus
Abelmoschus (Bisam-Hibiscus, Ambrette), und bestreut damit ganz
leicht die Tuͤcher und Stoffe, die man aufzubewahren wuͤnscht; man
legt etwas davon zwischen die Umschlaͤge und die Falten der verschiedenen
Wollenkleider. Dieser Same gewaͤhrt außer dem, daß er die Insecten
abhaͤlt, auch noch den Vortheil, den Stoffen einen feinen und nicht
unangenehmen Geruch zu ertheilen. Die Kirschner bedienen sich noch folgenden
Verfahrens, um diese Thierchen aus dem Pelzwerke und aus den Tuͤchern zu
vertreiben. Sie traͤnken diese verschiedenen Stoffe mit einer schwachen
Aufloͤsung von Sublimat in Alkohol, (solution de
perchlorure de mercure dans l'alcool) oder auch mit einer leichten
Aufloͤsung von arseniksaurem Kali in derselben Fluͤßigkeit. Auf
diese Weise toͤdten sie die Eier, die von diesen Insecten in die Stoffe,
welche sie aufbewahren wollen, gelegt worden seyn konnten.
Diese Aufloͤsungen bereitet man mit 15 Gran arseniksaurem Kali oder
Sublimat in einem Liter (1/2 Maß) Alkohol. Arseniksaures Kali dient eben so
gut.“
Abgesehen, daß durch die Anwendung der Aufloͤsungen dieser beiden
staͤrksten Metallgifte theils die Farbe und der Glanz des Tuches leidet,
theils die Haare aus dem Pelzwerke ausfallen gemacht werden, werden leztere dadurch
auch gerade zu so sehr vergiftet, daß, wenn einzelne Haͤrchen in die Augen,
Nase, in den Hals kommen, oder auch nur auf die zartere Haut am Halse, zumahl wenn
derselbe von erhoͤhter Ausduͤnstung etwas feucht ist, die
gefaͤhrlichsten Folgen fuͤr die Gesundheit, in einigen Faͤllen
sogar fuͤr das Leben, entstehen koͤnnen. Es ist begreiflich, wie
unwissender Eigennuz zu solchen Mitteln seine Zuflucht nehmen kann; es ist aber
unbegreiflich, wie diese Mittel, ohne alle Warnung, von einem Dubrunfaut und A. Ch. so unbedingt empfohlen werden koͤnnen.
Betten-Reinigungs-Anstalt in Paris.
In vielen Staͤdten Deutschlands fehlt es gaͤnzlich an einer Anstalt, an
welcher die Betten, worin Individuen an schweren und anstekenden Krankheiten krank
danieder lagen oder gestorben sind, gereinigt werden, und dadurch die Gefahr der
Verbreitung von Krankheiten beseitigt wird. Es scheint auch zu Paris noch an einer
solchen Anstalt bisher gefehlt zu haben, indem man erst jezt im Recueil industriel, Jaͤnner 1828, S. 98, eine
solche, als neu errichtet, in der rue de la Madeleine,
N. 15 ankuͤndet. Unter Kaiser Joseph in Wien
wurden die Betten solcher Kranken von einer eigenen Polizeianstalt abgeholt, unter
Aufsicht eigener Beamten gereinigt, und, nach Ersaz maͤßiger
Reinigungskosten, den Parteien wieder zuruͤkgestellt.
Canalgraben mittelst des Pfluges statt mittelst der
Haͤnde. Fuͤr Wirtemberger und vorzuͤglich fuͤr Hrn.
Bruckmann.
„Es ist merkwuͤrdig“ heißt es im Mechanics' Register, N. 37, S. 371, „daß England, welches ganz
Europa als Beispiel dient, daß man Maschinen statt der Haͤnde brauchen
kann, von dem kleinen Staate
Das darf die guten Wirtemberger nicht verdrießen: den Englaͤndern
ist, weil kein Land auf Erden außer Groß-Britannien mit Groß
anhebt, jedes andere Land klein. Ein Professor in England fragte den
Uebersezer: ob Bavaria nicht an
Rußland graͤnzt? und ein anderer war so ehrlich zu fragen: was
das fuͤr ein Land ist, und wo es liegt. A. d. U. Wirtemberg uͤbertreffen wird. Nachdem die Regierung den Entwurf zu einem großen
Canale genehmigte, verfertigte ein ausgezeichneter Mechaniker eine Reihe von
Pfluͤgen von verschiedener Form fuͤr den verschiedenen Boden, der
zu durchgraben war. Diese Pfluͤge wurden von 8 bis 12 Pferden gezogen,
und gruben so den Canal um ein Viertel wohlfeiler aus, als es mittelst der
Menschenhand unmoͤglich gewesen seyn wuͤrde. Was aber noch mehr
bemerkt zu werden verdient, ist der Umstand, daß es in Wirtemberg an
Haͤnden nicht fehlt, da dieses kleine Koͤnigreich im
Verhaͤltnisse zu seinem Umfange eine groͤßere Bevoͤlkerung
besizt, als irgend ein Land in Europa.“ Dieß ist – fuͤr
wirtembergische Leser – woͤrtlich uͤbersezt aus dem Mechanics' Register, N. 37, S. 871.
Mittel gegen Ameisen.
Der Recueil industriel, Jan. 1828. S. 94, empfiehlt, nach
einem ungenannten englischen Journale, als das sicherste Mittel zur Vertilgung der
Ameisen, ein 7–8 Zoll tiefes Loch in die Erde zu machen, auf welcher der
Ameisenhaufen liegt, und in dieses Loch Menschenkoth zu steken. Der groͤßte
Theil der Ameisen soll davon sterben, und die uͤbrigen sollen sich
verlaufen.
Insecten-Seife.
Das Journal de Pharmacie, Febr. 1828, enthaͤlt S.
85, einen Auszug eines Schreibens des Hrn. Dumolin am Senegal (Gorée 23. Sept. 1827)
an den beruͤhmten Entomologen, Grafen Dejean, nach
welchem die Neger sich aus den weißen Ameisen den Termiten, Seife bereiten. Sie
stoßen diese Insecten, druͤken den Saft aus, und bilden mittelst desselben
aus der Asche des Baobab-Kugeln, deren sie sich statt der Seife bedienen.
Schon Olivier erwaͤhnt in der Encyclopédie méthodique, T. V. S. 341,
342, (einem in Deutschland viel zu wenig bekannten und benuͤzten Werke, das
nach einem weit verstaͤndigeren Plane angelegt, und weit besser
durchgefuͤhrt wurde, als die verungluͤkte Ersch'sche) eines Carabus
saponarius, den Hr. Geoffroy de Vilemenius vom Senegal nach Hause brachte, als eines
Seifen-Materiales bei den Negern. Man glaubte bisher immer, die Insecten
geben das Alkali zur Seife her, waͤhrend sie eigentlich nur das Fett zu
derselben liefern. (Wer unsere fetten Maikaͤfer, Holzboͤke,
Mistkaͤfer, Hummeln, Fliegen etc. anatomirte, wird sich uͤberzeugt
haben, daß diese Thierchen nichts weniger als mager sind, und eine bedeutende Masse
Fettes enthalten. Die Einsammlung dieser schaͤdlichen Thiere wuͤrde
nicht nur fuͤr die Landwirthschaft hoͤchst nuͤzlich, sondern,
bei der Leichtigkeit, mit welchem man in manchem Jahre aus manchem Dorfe allein
Zentnerweise dieses Seifen-Material sich verschaffen kann, auch in
technischer Hinsicht vortheilhaft werden. Man wuͤrde die, die Baͤume
und Krautgaͤrten verheerenden Insecten sammeln, sobald man nur eine
Kleinigkeit dafuͤr erhaͤlt, so wie man jezt um Erdbeeren und Pilze
Kinder und alte Weiber Tage lang fuͤr ein Paar Kreuzer umher kriechen sieht,
und auf diese Weise der Landwirthschaft eben so sehr nuͤzen, als dem
Kunstfleiße. A. d. Ueb.)
Reinheit des Pariser-Trinkwassers.
Bekanntlich liefert die Seine das Trinkwasser fuͤr die Einwohner der guten
Stadt Paris. Abgesehen, daß die am westlichen Ende dieser Stadt wohnenden
Menschen die Excremente von 800,000 Menschen, die Abfaͤlle so vieler
Schlaͤchtereien, Gaͤrbereien etc. in ihrem Trinkwasser
verduͤnnt haben, bemerkt das Journal de
Pharmacie, Jan. 1828. S. 23, daß jaͤhrlich am oͤstlichen
Ende der Stadt an 1,224,000 Kubikfuß Unrath aufgehaͤuft wird: eine Masse,
die sich seit dem Jahre 1812 um mehr dann ein Drittel vermehrte, und durch ein
Seiten-Rinnsaal neben dem Canal St. Martin
nach und nach in die Seine zum Genusse der gesammten guten Stadt Paris
abfließt.“ Sollte man es fuͤr moͤglich halten, daß in
einem der gebildetesten Staͤdte der Christenheit die medicinische Polizei
noch im Jahre 1828 auf dieser Stufe steht? Auf dieser Stufe von Cultur steht auch
nicht ein einziges tuͤrkisches Dorf, und stand nie ein heidnisches.
Wie große Maͤnner aller Voͤlker handeln.
Man warf nur zu oft den Franzosen vor, daß sie fremdes, zumahl deutsches Verdienst
nicht anerkennen. Unter den franzoͤsischen Gelehrten, und vorzuͤglich
unter den Mathematikern Frankreichs, ist der wuͤrdige Greis, Legendre, gewiß einer der ausgezeichnetesten. Dieser
große Geometer erklaͤrte neulich in einer Sizung der Société de Pharmacie, daß er sich nun von einem jungen, kaum
noch 25 Jahre alten Manne uͤbertroffen sehe, und zwar in einem Gegenstande,
mit welchem er sich bereits vierzig Jahre lang
beschaͤftigte. Dieser junge Mann ist – Herr Jakobi aus Koͤnigsberg. Wann werden die
sogenannten Stokgelehrten sich erinnern lernen, daß sie Maͤnner sind, und daß
Eitelkeit nur an Weibern verzeihlich ist!
Preis der Academie des Sciences et des
Arts de
Bruxelles et fuͤr 1829.
Vergleichung der Vortheile der Eisenbahnen und der Canaͤle in Bezug auf die
Niederlande. Preis 30 Ducaten.
Ehrenbezeugungen
Sr. Majestaͤt der Koͤnig von Preußen, welcher
stets das wahre Verdienst um die Emporbringung der vaterlaͤndischen Industrie
zu wuͤrdigen weiß, hat in Folge der oͤffentlichen Nationalausstellung
vaterlaͤndischer Fabrikate vom Jahre 1827 nach einer allerhoͤchsten
Kabinetsordre vom 20. Novbr. den sich besonders auszeichnen den Fabrikanten, dem
Kaufmanne G. G. Kramsta in Freiburg, Rgb. Breslau den
Karakter eines Geheimen Kommerzienraths, den Kaufleuten Carl, in Luckenwalde, und Winkler, in
Weissenfels, den Titel eines Kommerzienraths; dem Dirigenten der Porzellanfabrike,
Oberbergrath Frick, den Titel eines Geheimen Bergraths;
dem Kaufmanne Kamp, in Elberfeld, und dem Fabrikanten
chemischer Producte, Kommerzienrath Hempel, in
Oranienburg, den rothen Adlerorden dritter Klasse; dem Fabrikanten Schumann, dem Kunsthaͤndler Bolzani, dem Goldschmid Hossauer und dem
Fabrikanten Menke in Berlin, so wie dem Chef des Hauses
W. Kuntgens und Soͤhne,
in Aachen, und dem Fabrikunternehmer Bauendahl, in
Lennep, das allgemeine Ehrenzeichen erster Klasse verliehen. (Verhandlungen des
Vereins zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen. Dez. 1827.)
Der Verein zur Befoͤrderung des Gewerbfleißes in Preußen hat in der
Versammlung am 5. Novbr. beschlossen: den Hrn. Dr. W. H.
v. Kurrer. in Augsburg
(Mitarbeiter unseres polytechnischen Journals) wegen feiner allgemein anerkannten
Verdienste um das Gewerbswesen, zum Ehrenmitgliede zu ernennen. (Ebendaselbst S. 258.)
Litteratur.
Hollaͤndische.
De Chlorineverbindingen, beschouwed in hare scheikundige,
fabryk, matige, genees-en huishoudkundige Betrekkingen; door S.StratinghEz., M. und Ph. D. u. Hoogleeraar te Groningen etc. Met
vyf Steendruktafeln. 8. te Groningen, 1827,
b. Oomkens, 492 S.
Wir halten es fuͤr unsere Pflicht, unsere Leser die der niederdeutschen
und aͤltesten Mundart der deutschen Sprache kundig sind, auf ein Werk
aufmerksam zu machen, fuͤr dessen Guͤte der Name des Hrn.
Verfassers buͤrgt, der sich bereits durch viele, auch in unsere
hochdeutsche Sprache uͤbersezte Werke ruͤhmlich bekannt gemacht
hat. Die Wichtigkeit des Inhaltes erhellt aus dem Titel.
Die Chlorineverbindungen sind heute zu Tage nicht bloß in technischer und
chemischer, sondern auch in aͤrztlicher und oͤkonomischer Hinsicht
von so allgemeiner Wichtigkeit geworden, daß es ein wahres Beduͤrfniß
ist, Alles, was dieselben betrifft, in Einem vollstaͤndigen Werke
gesammelt zu finden. Diesem Beduͤrfnisse abzuhelfen, war der Zwek des
Hrn. Vfs., und diesen Zwek hat er auch mit der, den niederdeutschen Gelehrten
uͤberhaupt und ihm vorzuͤglich eigenen Vollstaͤndigkeit erreicht. Der Leser
wird hier wenig vermissen, was in England, Frankreich, Deutschland uͤber
diesen wichtigen Gegenstand bisher meistens nur in technischen oder
aͤrztlichen Zeitschriften vorgetragen wurde, und auch Manches finden, was
ihm noch neu ist. Alles ist hier mit einer Klarheit und Deutlichkeit
vorgetragen, wie man sie nur noch bei den niederdeutschen Gelehrten zu finden
gewohnt ist, waͤhrend leider unsere hochdeutschen Gelehrten sich
gegenwaͤrtig nur zu oft einer Sprache bedienen, die sie selbst oft eben
so wenig verstehen, als der geneigte oder ungeneigte Leser.
Der Hr. Verf. behandelt in dem 1. Hauptstuͤke die Geschichte der
Chlorine-Verbindungen von dem Erfinder derselben, dem guten alten
Schweden Scheele an, bis auf die neuesten Zeiten, und
schließt mit einem Entwurfe zur weiteren Verfolgung der Untersuchungen
uͤber diesen Gegenstand. Im 2. Hauptstuͤke behandelt er die
Bereitungsarten der Chlorine-Verbindungen; in der ersten Abtheilung, die
der fluͤßigen und besonders des fluͤßigen Chlorinekalkes; in der
zweiten die der Chlorinesoda; in der dritten die des trokenen Chlorinekalkes; in
der vierten die Mengen der zur Bereitung derselben zu nehmenden Stoffe. Das 3.
Hauptstuͤk ist in zwei Abschnitten der chemischen Untersuchung der
Bestandtheile der Chlorine-Verbindungen und ihres Gehaltes an Chlorine
gewidmet. Diese Abschnitte sind sehr interessant.
Nachdem der Hr. Verf. in den drei vorhergehenden Hauptstuͤken seinen
Gegenstand, wir duͤrfen wohl sagen erschoͤpft, und dem
laͤngst Bekannten manches schaͤzenswerthe Neue beigefuͤgt
hat, spricht er im vierten von S. 237–419 uͤber Anwendung
derselben in aͤrztlicher Hinsicht als Reinigungsmittel der Luft
uͤberhaupt und in Spitaͤlern, stinkenden Gemaͤchern, bei
Faͤulniß thierischer Koͤrper, als Arzneimittel insbesondere und
uͤber die Wirkungsart derselben, als luftreinigende Mittel. Die
moͤrderische Epidemie, die im J. 1826 zu Groningen herrschte, gab dem
Hrn. Verf. Gelegenheit, den großen Nuzen der Anwendung der Chlorine kennen und
schaͤzen zu lernen. Er lag selbst krank danieder, und da man Labarraque's Methode mehr aus
Schriften, als aus Erfahrung kannte, wandte man sich von Groningen aus an Labarraque. Dieser treffliche Mann machte der
ungluͤklichen Stadt ein Geschenk mit all seinem Vorrathe an Kalk und
Sodachloruͤr, und theilte sein Verfahren, dessen er sich zur Reinigung
der Luft etc. mittelst dieses Mittels bedient, mit umgehender Post mit.
Hr. Stratingh schließt im
5. Hauptstuͤke mit der technischen Anwendung der
Chloruͤr-Verbindungen zur Bleiche (wo er mit Recht Kurrer und Dingler oben an
stellte, so wie er auch mit Recht bemerkte, daß Dingler vor Labarraque schon im J. 20
Chloruͤr-Verbindungen zur Luftreinigung empfahl, freilich in einem
Werke, das schwerlich jemahls ein Arzt in die Hand genommen hat oder nehmen
wird, in seinem Journale fuͤr Faͤrber und
Druker) zur Papierbereitung, zur Wachsbleiche, Gummilakbleiche,
Zukerraffinerie, Staͤrkmacherei. Er erwaͤhnt auch der
Benuͤzung der Chlorineverbindungen, um dem Brantweine den Fuselgeschmak
zu benehmen, zur Cementirung des Goldes und Silbers, zum Duͤngen etc.
Wir verbinden mit der Anzeige dieses trefflichen Werkes die eines zweiten
desselben Hrn. Verfassers:
Beknopt Overzigt over de Leer der Stochiometrie,
dienstbaar gemaakt ter Verklaring en Aanwending van stochiometrische
bewegbare Cirkels door S.Stratinghetc. Met vier Tafels. 8. Groningen. 1827 b. J. Oomkens, 100 S.
Dieses Werk hat zwar unmittelbar weniger allgemeines Interesse, als das vorige;
da aber heute zu Tage Chemie ohne Stoͤchiometrie weder getrieben noch
verstanden werden kann, und Chemie in alle Zweige des Lebens eingreift, so hat
auch dieses mittelbar ein weites Feld, um so mehr, als wir, bei aller Achtung
fuͤr fruͤhere Stoͤchiometer, gestehen muͤssen, daß
keiner das System der Stoͤchiometrie so deutlich, so klar und faßlich
vorgetragen hat als unser Hr. Verfasser, dessen stoͤchiometrische
Rechentafeln und Kreise wir nicht bloß neu, sondern zugleich auch
aͤußerst bequem finden: vorzuͤglich leztere.