Titel: Unterricht über das Leimen des Papieres, ausgezogen aus einem im J. 1815 von den HHrn. d'Arcet und Mérimé der Société d'Encouragement erstatteten Berichte.
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. IV., S. 20
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IV. Unterricht uͤber das Leimen des Papieres, ausgezogen aus einem im J. 1815 von den HHrn. d'Arcet und Mérimé der Société d'Encouragement erstatteten Berichte.Siehe Bulletin de la Société d'Encouragement, N. 136. Octbr. 1815, S. 239. A. d. O. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, N. 282, Dec. 1827, S. 439. d'Arcet's und Mérimé's Unterricht uͤber das Leimen des Papieres. Der Hanf und der Lein und alle vegetabilischen Faserstoffe, aus welchen man Papier bereitet, enthalten mehr oder minder einen gewissen Kleber (gluten)Wir glauben das Wort Kleber (gluten) brauchen zu duͤrfen, obschon der Stoff, den wir damit bezeichnen, dem Kleber im Mehle nicht aͤhnlich ist; er hat jedoch, so wie lezterer, etwas mit thierischen Stoffen gemein, denn es entwikelt sich Ammonium, wenn die Lumpen faulen. A. d. O. welcher, wenn er in hinlaͤnglicher Menge vorhanden ist, den Leim im Papiere ersezen und das Durchschlagen der Tinte hindern kann. Dieser Kleber ist im rohen Hanfe und Flachse so haͤufig, daß Papier aus Werg bereitet durchscheinend und von der Natur selbst geleimt ist. Er haͤlt so fest, daß selbst wiederholte Einwirkung der Laugen ihn nicht gaͤnzlich wegzuschaffen vermag, und es bleibt noch etwas davon selbst in der alten gebrauchten Leinwand uͤbrig. Nur die faule Gaͤhrung vermag ihn gaͤnzlich zu zerstoͤren. In Holland und England laͤßt man die Lumpen nicht faulen; in Frankreich nimmt man in großen wie in kleinen Fabriken, wo die Mittel die Lumpen zu zerreiben nur sehr schwach sind und Faͤulniß daher nothwendig wird, zur Faͤulniß seine Zuflucht. Dieß ist der Hauptgrund, warum das geleimte Papier (das Schreibpapier) unserer Nachbarn besser ist. Ihr sogenannter gruͤner Zeug hat noch einen gewissen Antheil Kleber, und gibt daher ein Papier, welches nur einen sehr schwachen keim braucht, um die Tinte nicht durchschlagen zu lassen, waͤhrend bei unserem Papiere aus gefaulten Lumpen ein viel staͤrkerer Leim oft kaum hierzu hinreicht. Das zu schnelle Abtroknen nach dem Leimen ist noch ein besonderer Umstand, der diese leztere Arbeit so oft mißlingen macht; die hollaͤndischen Haͤngestaͤtten sind auch weit besser eingerichtet, als die unsrigen, um waͤhrend des Sommers den schnell troknenden Wind abzuhalten. Wir wollen nun einige Thatsachen anfuͤhren, die, wie es uns scheint, einiges Licht uͤber die Theorie des Leimens des Papieres verbreiten koͤnnen. Der Leim fuͤr sich allein, wenn er auch so sehr concentrirt waͤre, daß er das Papier durchscheinend machte, vermag nicht das Papier fuͤr die Tinte undurchdringlich zu machen. Er muß zu diesem Ende auch noch mit Alaun, und zwar in gehoͤrigem Verhaͤltnisse, verbunden werden. Wenn man eine Leimaufloͤsung mit Alaun mengt, so verdikt sie sich alsogleich, und scheint wie geronnen, so daß man Muͤhe hat, sie umzuruͤhren. Wenn man hierauf Wasser zusezt, wird sie wieder fluͤßig. Wenn man diesen Versuch mit heißem Leime anstellt, so muß, damit ein Gerinnen Statt hat, die Aufloͤsung des Leimes mehr concentrirt seyn. Wenn man den mit Alaun gemengten Leim auf dem Feuer stehen laͤßt, so bildet sich bald auf der Oberflaͤche desselben ein Haͤutchen, das immer diker und diker wird. Nach Abnahme dieses Haͤutchens bildet sich wieder ein neues u.s.f., bis der ganze Leim in solche Haͤutchen verwandelt ist. Diese Haͤutchen werden bei der bloßen Hize des Wasserbades nicht wieder fluͤßig, wie dieß bei dem Leime der Fall ist, wenn er zur Gallerte erstarrte; man hat eine starke Hize noͤthig, um sie wieder aufzuloͤsen; man wirft auch in unseren Papierfabriken die Haͤutchen, die sich auf dem Leime nach Beimischung des Alaunes bilden, wieder zu dem rohen Leime in den Kessel. Wenn man ein mit Alaunaufloͤsung impraͤgnirtes Blatt Papier in reine Leimaufloͤsung taucht, so bedekt es sich in kurzer Zeit mit einer mehr oder minder diken Lage geronnenen Leimes, der sich unter den Fingern kluͤmpert, und nicht mehr klebrig ist. Der Alaun vermindert also die Aufloͤsbarkeit des Leimes, und der Zutritt der Luft scheint hierzu nothwendige Bedingung; denn, wenn man statt eines einzelnen Blattes ein ganzes Buch alauntes Papier in Leim taucht, so gerinnt der Leim nur auf den aͤußersten Blaͤttern, nicht aber auf den inneren. Dieser Einfluß der Luft zeigt sich auch noch unter anderen Verhaͤltnissen. Wir haben waͤhrend einer Nacht eine Mischung von Alaun und Leim einer Kaͤlte von 4 bis 5 Graden ausgesezt, und ließen dieselbe des anderen Tages wieder aufthauen. Es schied sich eine waͤsserige Fluͤßigkeit ab, in welcher Gallaͤpfelaufguß einen reichlichen Niederschlag erzeugte. Die uͤbrige Masse war poroͤs, wie ein Schwamm, und broͤkelte sich unter den Fingern, ohne daran kleben zu bleiben. Wir gaben uns vergebene Muͤhe, diese Masse wieder schmelzen zu machen; sie schien weich gewordenem Horne aͤhnlich; indessen gelang es uns endlich, durch zugegossenes Wasser mittelst. starken Kochens dieselbe wieder aufzuloͤsen; allein es blieb immer noch eine bedeutende Menge geronnener Gallerte in dieser Aufloͤsung uͤbrig, so daß dieselbe, so klar sie auch vor dem Frieren gewesen ist, nach demselben immer sehr milchicht bleibt. Wir rauchten geklaͤrte, mit Alaun gemengte, Leimaufloͤsung langsam bis zur Trokenheit ab, und schmelzten dieselbe wieder, nachdem wir die Vorsicht brauchten, sie vorlaͤufig in Wasser zu erweichen; ein Theil blieb, selbst nach einem starken Kochen, unaufgeloͤst. Wenn man schwefelsaures Eisen im Maximum seiner Oxygenirung mit Gallerte mengt, so gerinnt sie augenbliklich, so zwar, daß man sie durch zugegossenes Wasser nicht mehr aufzuloͤsen vermag. Gruͤner Eisenvitriol wirkt aber nicht so. Wahrscheinlich ist der Sauerstoff im Persulfate die Ursache dieses Gerinnens.Wenn man braunes, von Eisenoxyd gefaͤrbtes Papier leimt, reicht der vierte Theil Leimes, den man zu weißem Papiere braucht, hin, wenn man statt des Alaunes dem Leime schwefelsaures Eisen zusezt. A. d. O. Man koͤnnte also zum Theile die Undurchdringlichkeit, die der mit Alaun gemengte Leim dem Papiere ertheilt, der Luft zuschreiben. Hieraus erklaͤrt sich auch, warum bei zu schnellem Troknen das Papier weniger geleimt wird, und wie man diesem Nachtheile durch das Feuchten (Matrissage) abhelfen kann, wodurch das Papier neuerdings Feuchtigkeit erhaͤlt, Und neuerdings der Beruͤhrung der aͤußeren Luft ausgesezt werden muß. Das Faulen der Lumpen ist, wie wir oben bemerkten, in kleinen Papierfabriken, wo man nur Stampfen hat, unerlaͤßlich. Eben dieses Faulen ist auch bei Papier noͤthig, welches fuͤr Kupferdruk bestimmt ist. Laͤßt sich aber dieses Faulen nicht so leiten, daß man die Vortheile desselben ohne Gefahr der Nachtheile erhalten kann? Wir wollen sehen, was denn eigentlich bei der faulen Gaͤhrung geschieht, welcher die Lumpen hier unterzogen werden. Die erste Veraͤnderung, welche man an denselben wahrnimmt, nachdem sie einige Zeit uͤber im Faulbottiche gelegen sind, ist die Entwiklung einer schleimigen Masse, einer Art fauler Gauche, die im Wasser so wenig aufloͤslich ist, daß sie selbst in der Stampfe noch an den Lumpen bleibt und sich sogar in der Buͤtte noch findet. Der Zeug, den man von solchen Lumpen erhaͤlt, haͤlt das Wasser zuruͤk, und das daraus verfertigte Papier geht bei dem Troknen sehr ein; haͤlt also weder das Maß noch das Gewicht, das es haben sollte. Dieser Schleim, den man auf einigen Papieren den Schmuz (in Frankreich gonfle) nennt, ist desto haͤufiger, je groͤber die Lumpen sind, je weniger sie vor dem Eintragen in den Faulbottich gewaschen wurden, und je weniger frische Luft nach dem Orte kann, wo die Lumpen faulen. Sie zersezt sich im Verlaufe der Faͤulniß, und erzeugt eine Art von weißen Schimmel, der demjenigen aͤhnlich ist, welchen man auf dem Duͤnger findet: dann ist aber auch schon ein bedeutender Theil der Fasern der Lumpen Erde geworden. In Hinsicht auf die Menge Wassers, welche der mit dieser schleimigen Masse erfuͤllte Zeug enthaͤlt, findet sich hier eine Aehnlichkeit mit dem Werge, welches vielen Kleber enthaͤlt. Es scheint also, daß Papier, welches aus einem solchen Zeuge verfertigt wird, schon zur Haͤlfte geleimt seyn sollte, dieß ist aber nicht der Fall. Ein schwacher Leim reicht nicht zu, um es gegen das Durchschlagen der Tinte zu schuͤzen, und wenn man den Leim mehr concentrirt, so dringt er nur aͤußerst schwer in das Innere des Papieres. Die Faͤulniß erleichtert das Zermahlen der Lumpen, indem sie den klebrigen Stoff zerstoͤrt, der die Fasern der Lumpen zusammenleimt; die Fasern des Strohes, des Spartes, des Bambos scheinen aber weit fester an einander geleimt, und ihre Verbindung bildet ein Gewebe, das weit weniger nachgibt; indessen, wenn man diese lezteren einige Zeit uͤber der Einwirkung des Kalkes aussezt, so theilen sie sich doch in sehr feine Theile, und man gelangt ohne Muͤhe zur Bildung eines Zeuges, der eben so fein ist, wie jener aus den Lumpen. Es scheint uns demnach erwiesen, daß der Kalk, in gehoͤriger Menge angewendet, auf die Lumpen eben dieselbe Wirkung aͤußern wuͤrde, ohne den Kleber gaͤnzlich zu zerstoͤren: denn bei der Zubereitung, die man dem Strohe gibt, um dasselbe in Papier zu verwandeln, nimmt weder der Kalk, der es erweicht, noch die Saͤure, mit welcher man dasselbe bleicht, allen Kleber aus demselben auf; es bleibt noch so viel in demselben zuruͤk, daß ein sehr schwacher Leim hinreicht, um dieses Papier zum Schreiben tauglich zu machen. Der Kalk wurde, wie man weiß, von jeher in unseren Papiermuͤhlen angewendet, und wird noch jezt in einigen Fabriken gebraucht, nicht aber, um die Lumpen faulen zu lassen, sondern im Gegentheile, um der Faͤulniß Graͤnzen zu sezen. Wenn irgend ein Umstand ein laͤngeres Feiern herbeifuͤhrt, so nimmt man die Lumpen aus dem Faulbottiche, wo sie sich in Erde verwandeln wuͤrden, und taucht sie in reine klare Kalkmilch. Nachdem sie in dieser getraͤnkt wurden, kann man sie eine unbestimmte Zeit uͤber aufbewahren. Eben dieses Mittels bedient man sich auch zur Aufbewahrung des abgezogenen Zeuges. Von dem Leime und von seiner Zubereitung. Vielfaͤltige Erfahrungen haben gelehrt, daß man mit dem besten Leime und bei der groͤßten Sorgfalt waͤhrend des Leimens das Papier oͤfters doch nur schlecht leimt, d.h. nicht gegen das Durchschlagen der Tinte sichert. Dessen ungeachtet muß man doch die groͤßte Aufmerksamkeit bei Auswahl der Materialien, aus welchen man den Leim bereitet, und auf die Bereitung desselben selbst verwenden. Zum Gluͤke hat die Leimsiederei große Fortschritte gemacht, seit man gelernt hat, aus den Knochen mittelst Sauren eine sehr reine Gallerte auf sehr leichte Weise zu bereiten. Diese Kunst ist gegenwaͤrtig auf einen solchen Grad von Vollkommenheit gebracht, daß Papiermacher, die die gehoͤrige Aufmerksamkeit auf ihr Geschaͤft wenden wollen, sich immer den noͤthigen Leim, und zwar, was die Zaͤhigkeit und Weiße desselben betrifft, immer in der besten Guͤte selbst bereiten koͤnnen. Im Allgemeinen liefert die Haut junger Thiere den weißesten Leim, der auch am Leichtesten schmilzt. Indessen erhielten wir auch aus Stuͤken Ochsenhaut einen sehr weißen Leim, und die Haͤute loͤsten sich durch Sieden vollkommen auf. Diese Haͤute sind aber sehr lang im Kalk gelegen, und man kann aus dieser Erfahrung schließen, daß die Zubereitung der rohen Leimmaterialien, ehe man dieselben aussiedet, einen bedeutenden Einfluß auf die Weiße des Leimes hat. Der Sattlerleim (colle de bourrelier) soll, wie man sagt, das Papier am besten leimen; er hat indessen den Fehler, daß er am staͤrksten gefaͤrbt ist. Dieser Fehler ruͤhrt ohne Zweifel davon her, daß immer rothgegaͤrbtes Leder sich unter dem weißgegaͤrbten Leder befindet, dessen Abfaͤlle von den Geschirren etc. zu dieser Art von Leim benuͤzt werden. Wenn nicht solches rothgegaͤrbte Leder sich unter diesen Abfaͤllen befaͤnde, ließe sich kein Grund einsehen, warum der aus denselben bereitete Leim dunkler gefaͤrbt seyn sollte, als derjenige, der aus den Abfaͤllen der Haͤute der Roth- und Weißgaͤrber bereitet wird. Es laͤßt sich demnach erwarten, daß man eine minder gefaͤrbte Leimaufloͤsung erhalten wuͤrde, wenn man sorgfaͤltig alle Stuͤkchen rothgegaͤrbtes Leder aus jenen Abfaͤllen auslesen und dieses rohe Leimmaterial einige Tage uͤber in einer leichten Kalkmilch einweichen wuͤrde. Durch dieses Einweichen der Lederabfaͤlle in Kalk bewahrt man dieselben vor Faͤulniß, der sie, so lang sie nicht vollkommen troken sind, immer ausgesezt sind, durch dieses Einweichen lassen sie sich dann ohne Gefahr eines weiteren Verderbens troknen, und so lang man will aufbewahren. Wenn man sie aber, nachdem man sie aus dem Kalkwasser nahm, zu lang auf einander gehaͤuft liegen laͤßt, oder in zu diken Schichten auf dem Trokengeruͤste aufstreut, so koͤnnen sie noch immer in Gaͤhrung gerathen und verderben. Wenn der rohe Leim vor dem Troknen in Gaͤhrung gerathen ist, oder sich, wie man zu sagen pflegt, erhizt hat, so wird er grau, und diese graue Farbe zeigt sich durch die leichte Kalkschichte, die ihn auf seiner Oberflaͤche bedekt. Wenn man ihn kocht, so verbreitet sich ein Ammoniumgeruch, der auf den zugesezten Alaun mehr oder minder verschwindet; indessen ist aber Ammonium oͤfters im gebundenen Zustande vorhanden, wenn auch kein uͤbler Geruch sich waͤhrend des Kochens entwikelt. Man entbindet dieses Ammonium durch einen Zusaz von etwas Kalk, und befreit hierdurch den Leim von dem faulen Gaͤhrungsstoffe, den er vielleicht enthalten konnte. Der Leim wird in unseren Papierfabriken auf verschiedene Weise bereitet. In einigen derselben begnuͤgt man sich damit, den rohen Leim oder das Leimmaterial in einen Kessel zu thun, der mit einer hinlaͤnglichen Menge Wassers gefuͤllt ist, und das Kochen so lang fortzusezen, bis Alles aufgeloͤst ist. Hierzu sind, bei 300 Pf. Abfaͤllen von Ochsenhaͤuten, zwoͤlf bis fuͤnfzehn Stunden noͤthig. Es ist offenbar, daß die Staͤrke des Leimes nach Art der zu demselben angewendeten Materialien verschieden seyn wird. Andere nehmen anfangs weniger Wasser, und sobald die erhaltene Bruͤhe einen hinlaͤnglich starken Leim gibt, ziehen sie dieselbe ab und gießen neuerdings Wasser, aber in geringerer Menge, zu. Auf diese Weise erhalten sie drei bis vier Bruͤhen, die sie entweder zusammenschuͤtten oder einzeln aufbewahren. Dieses Verfahren verdient allerdings den Vorzug, indem die Abfaͤlle der Haͤute nicht alle gleich aufloͤsbar sind, und derjenige Theil des Leimes, der zuerst aufgeloͤst wird, schlechter wird, wenn er laͤngeraͤnger und solang im Kessel bleibt, bis alles aufgeloͤst ist. Ueberdieß kann man auch aus der Menge Leimes, die man erhaͤlt, uͤber die Guͤte der angewendeten Materialien richtiger urtheilen. Man mag uͤbrigens auf die eine oder auf die andere Weise verfahren, so wird es immer nothwendig zu verhindern, daß das Leimmaterial nicht den Boden des Kessels beruͤhrt, indem es daselbst anbrennen und den Leim faͤrben wuͤrde. Einige Fabrikanten legen daher auf den Boden des Kessels eine gehoͤrige Menge Stroh; dadurch verhindern sie allerdings das Anlegen des Leimes an demselben; allein, waͤhrend sie ein Unheil vermeiden wollen, gerathen sie in ein anderes. Das Stroh enthaͤlt naͤmlich einen ziemlich starken gelben Faͤrbestoff, welcher durch den Kalk, der sich bei dem rohen Materiale befindet, nur noch leichter ausgezogen wird, indem der Kalk, obschon er der Luft ausgesezt war, seine alkalische Natur noch nicht verloren hat. Wenn man einen solchen mit Stroh ausgelegten Kessel ausleert, so findet man, daß das Stroh braun, wie Mist geworden ist. In den hollaͤndischen Papierfabriken gibt man die Materialien, aus welchen man den Leim siedet, in einen aus Weiden geflochtenen Korb, den man in den Kessel einsenkt, und mittelst eines Haspels wieder in die Hoͤhe zieht, wenn man den Leim herausnehmen will. Diese Vorrichtung ist aͤußerst einfach; man sieht zugleich mittelst derselben, ob noch Leimmaterial zum weiteren Aussieden uͤbrig geblieben ist. Man mag den Leim aber noch so sorgfaͤltig aussieden, so wird die Bruͤhe doch nie vollkommen klar; es bleibt immer eine große Menge gallertartiger Masse in derselben schwebend, die nicht aufgeloͤst ist, und die selbst dann nicht zu Boden fallen wuͤrde, wenn man die Leimbruͤhe auch noch so lang fluͤßig erhielte und ruhig stehen ließe. Wenn man jedoch auf was immer fuͤr eine Weise in dieser Bruͤhe einen reichlichen Niederschlag erzeugt, so reißt dieser die schwebenden Theilchen mit sich zu Boden, und der Leim kann vollkommen durchscheinend werden. Diese Klaͤrung kann auf verschiedene Weise geschehen. 1) Man filtrirt den Leim durch einen Korb, und sezt demselben etwas ungeloͤschten Kalk zu, ungefaͤhr ein halbes Pfund auf 40 Eimer Leim. Man ruͤhrt diesen Kalk mit Wasser an, gießt dieses Wasser in den Kessel, und ruͤhrt dann fleißig um, damit Alles sich gehoͤrig mengt. Der Kalk faͤllt bald zu Boden, und zieht einen Theil der Masse, der die Leimaufloͤsung truͤbt, mit sich. Man zieht nun ad, und sezt nach und nach eine concentrirte Alaunaufloͤsung zu. Man ruͤhrt langsam, so daß die Mischung gehoͤrig und vollkommen geschehen kann. Der durch den Kalk zersezte Alaun veranlaßt eine bedeutende Verdikung, eine Art von Gerinnung, und wenn man fortfaͤhrt zu ruͤhren, so erscheint die Leimbruͤhe bald als eine zusammengelaufene Sauce. Es bildet sich nun ein Niederschlag, der schnell zu Boden faͤllt und die Leimbruͤhe wird vollkommen klar. Man darf sie nun nur noch mit dem Heber abziehen und die gehoͤrige Menge Alaunes zusezen. Wenn die Klaͤrung gehoͤrig geleitet wurde, so darf kein Kalk in der Leimbruͤhe mehr uͤbrig geblieben seyn. Man uͤberzeugt sich hiervon durch das Pruͤfungspapier „(Lakmuß- oder Curcumaͤ-Papier).“ Wenn noch Kalk darin vorkaͤme, so schlaͤgt man diesen mittelst einiger Tropfen Schwefelsaͤure nieder. Wenn man zu viel Alaun zur Klaͤrung des Leimes zugesezt und den Saͤttigungspunct uͤberschritten haͤtte, so wuͤrde die Aufloͤsung milchicht bleiben. Man muͤßte dann, um sie zu klaͤren, den uͤberschuͤßigen Alaun mit etwas Kalk niederschlagen, was gar nicht schwer ist. Man wuͤrde aber zugleich auch einen Theil Gallerte hiermit niederschlagen, der rein verloren ginge, und dadurch nur die Staͤrke des Leimes vermindern. Der gallertartige Niederschlag, der bei dieser Art von Klaͤrung entsteht, darf nicht weggeworfen werden; man kann ihn zwar nicht wieder aufloͤsen; wenn man ihn aber dem Zeuge in dem Augenblike zusezt, wo derselbe hinlaͤnglich zerstampft ist, so wird der Zeug dadurch etwas geleimt. 2) Man kann den Leim auch mittelst des Schleimes der Eibischwurzeln klaͤren. Man waͤscht diese Wurzeln und verwandelt sie in eine Art von Teig, den man dann in dem Leime zerruͤhrt. Hierauf sezt man alsogleich Alaun zu, der den Schleim augenbliklich gerinnen macht, und dadurch, alle Teilchen niederschlaͤgt, die die Leimaufloͤsung truͤbten. Man darf hier nicht fuͤrchten, daß man zuviel Alaun zusezt. Folgendes Verfahren verdient allerdings den Vorzug, indem es weder eine Mischung, noch besondere Sorgfalt fordert, und die Klaͤrung so zu sagen von sich selbst mittelst eines hoͤchst einfachen Filtrir-Apparates geschieht. Man weiß, daß wenn man Leim durch Papier filtrirt, derselbe vollkommen klar durchlaͤuft; das Papier verlegt sich aber sehr bald, und die Leimaufloͤsung hoͤrt auf durchzufließen, wenn man sie auch bestaͤndig fluͤßig erhalten koͤnnte. Durch folgende sehr einfache Vorrichtung kann man dieser Verlegung des Filtrums abhelfen. Man nimmt eine vierekige Kiste von 12 bis 15 Zoll Hoͤhe. Der Leim tritt von unten in die Kiste, steigt durch mehrere Filze durch hinauf, und fließt durch einen an dem oberen Theile der Kiste angebrachten Hahn ab. Es versteht sich von selbst, daß unter den Filzen am unteren Theile der Kiste noch ein anderer Hahn angebracht seyn muß, durch welchen der nach dem Filtriren uͤbrig bleibende Leim abfließt. Diese Filze werden durch Rahmen festgehalten, die innenwendig in die Kiste passen, so daß nichts an dem Rande derselben durch und in die Hoͤhe steigen kann: die Waͤnde der Kiste selbst sind uͤbrigens gleichfalls mit Filzen ausgelegt. Allerdings werden diese Filze sich auch bald verlegen oder verstopfen; man darf aber dann nur die Kiste oͤffnen, die Filze herausnehmen und neue dafuͤr einsezen; was nicht lang hergehen wird. In einem solchen Apparate, den wir verfertigen ließen, und welcher seit mehreren Jahren bestaͤndig im Gange ist, wechselt man die Filze alle 5 bis 6 Tage. Man hat nur vier solche Filze, und der Leim geht doch hinlaͤnglich klar durch. Wir halten es jedoch fuͤr besser, zehn bis zwoͤlf solche Filze anzuwenden, die sich dann nicht so schnell verlegen und einen so klaren Leim geben werden, als wenn er durch Papier filtrirt waͤre. Wenn der Kessel, in welchem man den Leim siedet, im oberen Stokwerke waͤre, so wuͤrde der Druk noch das Filtriren beschleunigen. Man sezt den Alaun dem Leime in dem Augenblike zu, wo man denselben abzieht, und man weiß nie genau, in welcher Menge sich derselbe darin befindet. Man nimmt als Basis das Gewicht des trokenen Leimes an; die Erfahrung hat aber gezeigt, daß bei den Producten desselben bedeutende Unterschiede Statt haben. Es scheint uns, daß man mittelst eines fuͤr Leimaufloͤsungen eigens verfertigten Araͤometers den Grad der Staͤrke dieser Aufloͤsung genau bestimmen koͤnnte; hiernach ließe sich dann auch die Menge des zuzusezenden Alaunes genauer ermessen. In mehreren Papierfabriken sezt man dem Leime Seife zu, und diese Mischung geschieht noch ehe, als man den Alaun zusezt, indem die Seife in dem Augenblike zersezt wuͤrde, wo man sie in den mit Alaun gemengtem Leime goͤße. Wir haben oͤfters Gelegenheit gehabt, die gute Wirkung dieser Mischung wahrzunehmen, und haben gefunden, daß das Leimen dadurch weniger durch die Kuͤrze des Troknens leidet, und das Papier selbst weniger durchschlaͤgt.Die Fluͤßigkeit, deren Ackermann sich bediente, um Stoffe undurchdringlich zu machen, ist ein Gemenge aus Seife, Leim und Alaun. Siehe Bulletin de l. Société, N. 24. 2de année. Prairial an XII. S. 229. A. d. O. Polyt. Journ. Bd. XXVI. S. 216. In der Note 62, S. 220 daselbst muß die Jahreszahl der Schrift des Hrn. Illig's 1817 statt 1827 heißen. A. d. R. Der Leim, den man zum Leimen des Papieres aus dem sogenannten gruͤnen, ungefaulten, Zeuge anwendet, ist immer um die Haͤlfte weniger stark, als derjenige, den man zum Leimen des Papieres aus gefaultem Zeuge braucht. Ja was noch mehr ist, wenn der Zeug sehr gruͤn, sehr wenig gefault ist, kann das daraus verfertigte Papier mit einem so schwachen Leime vollkommen geleimt werden, daß derselbe nach dem Leimen gar keine Wirkung hervorgebracht zu haben scheint. Das Papier wird fuͤr Tinte undurchdringlich, wenn man, vor dem Ausbreiten desselben, es einige Tage lang mit dem feuchten Leime in Beruͤhrung laͤßt; wenn aber dieses Aufsaugen die verlangte Wirkung hervorbringen soll, so darf weder der Leim noch das Papier irgend einen Stoff zur faulen Gaͤhrung enthalten. Hr. Montgolfier hat durch Versuche, welche er mit der groͤßten Sorgfalt angestellt hat, erwiesen, was wir uͤber die Wirkung der laͤngeren Aufbewahrung des feuchten Leimes im Papiere vor der Abtroknung des ersteren nur vermuthet haben. Er hat 20 Tage lang Papier aus gruͤnem Zeuge, das in weit schwaͤcheren Leim, als man gewoͤhnlich anwendet, getaucht war, ohne es auszubreiten, aufbewahrt, und gefunden, daß dieses Papier, das anfangs gar nicht geleimt schien, fuͤr Tinte undurchdringlich wurde. Der Ballen Papier, der in Filze gehoͤrig eingewikelt war, wurde taͤglich geoͤffnet, und ein Blatt herausgenommen und getroknet. Das Blatt, welches man unmittelbar nach dem Leimen herausnahm, da der Leim noch warm war, schien nicht geleimt. Das am zweiten Tage herausgenommene Blatt war nur schlecht geleimt. Mit jedem Tage ward das Papier merklich besser, bis zum zwoͤlften, wo man das Probeblatt uͤber einer vollen Wasserkufe ausbreitete, und dasselbe vollkommen undurchdringbar fand. Diese Proben wurden bis zum zwanzigsten Tage mit dem besten Erfolge wiederholt, wo man das ganze Papier, damit es nicht verdaͤrbe, troknen ließ. Waͤhrend dieser Zeit wurde das Papier drei bis vier Mahl umgelegt und gepreßt. Das Thermometer zeigte 12 bis 15 Grade. Wir wuͤnschten, daß diese Versuche, zum Vergleiche mit Papier aus gruͤnem Zeuge, auch mit Papier aus gefaulten Lumpen angestellt wuͤrden. Dieses leztere Papier gab aber ganz entgegengesezte Resultate. Es schien, nachdem man es in einen sehr starken Leim getaucht, und hierauf getroknet hatte, geleimt; es schlug aber noch durch. Des anderen Morgens war es weniger geleimt, und am fuͤnften Tage schien es nicht mehr ein Atoͤmchen Leim zu enthalten. Wir waren hieruͤber nichts weniger als erstaunt; denn wir vermutheten, daß der gefaulte Zeug, so gut er auch gewaschen war, noch etwas faulen Gaͤhrungsstoff enthielt, der den Leim zersezen muß; wir waren aber weit entfernt vorauszusehen, daß ein anderes Wasser ein ganz anderes Resultat zu geben vermag. Der Versuch, den wir hier anstellten, wurde zu Annonay gemacht. Hr. Montgolfier wollte denselben auf einer anderen Papiermuͤhle, die er zu Voirou besizt, wiederholen. Der Zeug, aus welchem das Papier daselbst verfertigt wurde, war sehr gruͤn; der Leim war sehr rein und mit vieler Sorgfalt geklaͤrt; indessen verbreitete dieses Papier schon nach wenigen Tagen einen sehr faulen Geruch um sich her und war nicht geleimt. Hr. Montgolfier wiederholte den Versuch mit demselben Erfolge, und uͤberzeugte sich, daß das Resultat lediglich von der Beschaffenheit des Wassers abhing. Wir sind mit ihm der Meinung, daß die faule Gaͤhrung, die sich hier entwikelte, der Zersezung des in dem Wasser enthaltenen Gypses (schwefelsauren Kalkes) zuzuschreiben ist; wir glauben aber zugleich, daß es moͤglich ist, diesem Uebel abzuhelfen, wenn das Wasser auch noch so schlecht ist.Das Wasser aus eilf gypshaͤltigen Brunnen, welches Hr. D'Arcet untersuchte, forderte im Durchschnitte 1,2980 Gramm (20 Gran) basisch kohlensaurer reiner und trokener Soda fuͤr Ein Liter (61 C. Zoll), um so gesaͤttigt zu werden, daß es Seife aufzuloͤsen vermochte. Das schlechteste Wasser aus diesen Brunnen brauchte 1,83 Gramm (29 Gran) basisch kohlensaurer reiner trokener Soda.Man kann truͤbes Flußwasser klaͤren, wenn man 25 Gramme (400 Gran) Alaun auf ein Hektoliter (6102 C. Zoll) nimmt. A. d. O. Es ist unmoͤglich, Papier aus gefaulten Lumpen auf ein Mahl gehoͤrig zu leimen; man muß es zwei Mahl leimen, wenn man dasselbe gehoͤrig undurchdringlich machen will. Dieses doppelte Leimen vermehrt aber die Kosten und schadet der Weiße des Papieres. Wir glauben daher, daß es besser waͤre und wohlfeiler kaͤme, wenn man den durch das Faulen zersezten Kleber wieder ersezte. Dieses Mittels bedienen sich die Chinesen. Sie sezen ihrem Zeuge Reißleim zu, den sie kalt aus dem Reiße ausziehen,Der vorlaͤufig naß gemachte Reiß kommt in einen unglasirten Topf. Man ruͤhrt ihn um, gibt ihn in Leinwand, und gießt kaltes Wasser darauf, welches den Gummistoff aus demselben auszieht. Man nimmt das, was davon auf dem Filtrum zuruͤkbleibt, und behandelt es wie vorher, und faͤhrt so lang mit dieser Arbeit fort, bis nichts als Gallerte mehr zuruͤk bleibt. (Kaͤmpfer Amoenitates exoticae.) Es ist offenbar, daß auf diese Weise dem Reiße nicht bloß sein Gummistoff entzogen wird, sondern daß auch das Staͤrkmehl durch die Reibung an den nicht glasirten Waͤnden frei wird. A. d. O. und den Aufguß einer schleimigen Pflanze aus der Familie der Malven, die sie Orenj nennen.Hr. Metzger empfiehlt den deutschen Papierfabrikanten fuͤr jene Wurzel die Eibischwurzel (Althea officinalis) anzuwenden. Polytechnisches Journal Bd. XXVII. S. 288. A. d. R. Die Wirkung dieses Schleimes ist, daß das aus dem Reiße erhaltene Staͤrkmehl schwebend bleibt, und die Blaͤtter nicht an einander kleben: denn die Chinesen kautschen ihr Papier Blatt auf Blatt uͤber einander, ohne Filze dazwischen zu legen: sie begnuͤgen sich ein kleines Staͤbchen Bambos zwischen jedes Blatt zu legen, um dasselbe in der Folge desto bequemer abnehmen zu koͤnnen. Das Papier wird durch dieses Verfahren nicht geleimt; dasjenige Papier, welches zur Schrift oder Mahlerei mit Wasserfarbe bestimmt ist, wird noch ein Mahl geleimt, oder vielmehr gealaunt; denn die Fluͤssigkeit, in welche man es taucht, enthaͤlt zwei Theile Alaun auf Einen Theil Leimes. Man weiß, daß der Alaun mit schleimigen Saͤften unaufloͤsbare Niederschlaͤge bildet; zugleich wird aber das Staͤrkmehl des Reißes, welches in dem Papiere enthalten ist, durch die Waͤrme in eine Staͤrke verwandelt. Diese beiden Ursachen bewirken nun zugleich die Leimung des chinesischen Papieres, die bei unserem Papiere auf diese Weise nicht moͤglich waͤre.Das Papier wird Blatt fuͤr Blatt geleimt. Jedes Blatt kommt an ein Bambosstaͤbchen, und wird in die leimende Fluͤßigkeit getaucht, die sehr heiß seyn muß. A. d. O. Wir haben versucht, ein aͤhnliches Resultat dadurch zu erhalten, daß wir dem Zeuge aus gefaulten Lumpen Staͤrke zusezten; der Erfolg entsprach unserer Erwartung. Wir bereiteten einen leichten Leim aus Erdaͤpfelstaͤrke, welchem wir Alaun beisezten. Dieser Leim wurde mit den Lumpen in der Stampfe gehoͤrig gemengt, und hierauf eine Aufloͤsung von Harzseife zugegossen; dadurch entstand ein Niederschlag, der aus Staͤrke, Harz und Alaun bestand. Ein sehr schwacher Leim machte das aus solchem Zeuge verfertigte Papier vollkommen undurchdringlich. Wir haben 100 Pfunden trokenen Zeug zwei Kilogramm (4 Pfund) Staͤrke, ein halbes Kilogramm Alaun und Ein Kilogramm Harzseife mit 500 Grammen (16 1/2 Unzen) basisch kohlensaurer Soda zugesezt. Man versucht gewoͤhnlich waͤhrend des Leimens von Zeit zu Zeit die Staͤrke des Leimes, indem man ein geleimtes Blatt schnell troknet. Zu diesem Ende zieht man ein Blatt mitten aus dem Pauschte, und troknet es schnell. Man mag aber das Blatt wo immer aus dem Pauschte herausnehmen, so werden immer zwei Lagen getrennt, und das Blatt, welches man herausnimmt, ist immer dasjenige, was uͤber einer Lage liegt. Wir hielten es daher fuͤr besser, Blaͤtter aus der Mitte und Blaͤtter von oben zu nehmen. Nach dem Troknen fanden wir immer, daß die Blaͤtter aus der Mitte weniger geleimt waren, als die von oben, und hieraus konnten wir uns erklaͤren, woher es kommt, daß Blaͤtter aus demselben Zeuge, die zugleich geleimt wurden, nie gleich geleimt waren. Es ist also wichtig, den Lagen (pages) nicht zu viel Dike zu geben: zwei Blaͤtter sind genug fuͤr eine Lage von starkem, und fuͤnf fuͤr eine Lage von feinem Papiere. Man darf nicht fuͤrchten, daß das Papier waͤhrend des Troknens sich runzelt (se grippe), dieß kann nie der Fall seyn, wenn das Papier sorgfaͤltig gewechselt und die Troknung gehoͤrig geleitet wird.Dieses Wechseln, das wir von den Hollaͤndern lernten, hat nicht bloß den Zwek, das Korn des Papieres feiner und die Oberflaͤche desselben mehr sammtartig zu machen; es wird sogar bei sehr gruͤnem Zeuge unerlaͤßlich. Man mag den Lagen was immer fuͤr eine Dike geben, so wuͤrden sie, wenn man sie nach dem Pressen in den weißen Filzen ausbreitet, bei dem Troknen zusammenlaufen und Runzeln bekommen, die man durch nichts mehr beseitigen koͤnnte. Papier aus Werg beweist dieß deutlich: der Kleber ist darin so haͤufig enthalten, daß man es zwischen Papier aus gefaulten Lumpen troknen muß. Ohne diese Vorsicht wuͤrde das in Lagen getroknete Papier sich wie Flor zusammenrunzeln. A. d. O In einigen unserer Fabriken bedient man sich einer in England erfundenen Vorrichtung, mittelst welcher man mehrere Rieß Papier auf ein Mahl leimt. Sie besteht aus einer Kiste, in welcher man die Buͤcher senkrecht stellt. Die Kiste wird hermetisch geschlossen und die Luft mittelst einer Luftpumpe ausgezogen. Der Leim tritt von unten ein, und steigt langsam in die Hoͤhe. Wenn man endlich glaubt, daß die Blaͤtter hinlaͤnglich vom Leime durchdrungen sind, sezt man eine horizontale Presse in Bewegung, die das Papier zusammendruͤkt, waͤhrend der Leim aus der Kiste ausfließt. Ein solcher Apparat ist sehr nuͤzlich; er ist aber fuͤr kleine Fabriken zu kostbar, da sie auch ohne denselben das Papier gehoͤrig leimen koͤnnen. Aus dem bisher Gesagten erhellt, daß Papier aus gefaultem Zeuge schwer zu leimen ist; daß man aber auch das Faulen so leiten kann, daß das Stampfen erleichtert wird, ohne den gallertartigen Stoff so sehr, wie gewoͤhnlich zu zerstoͤren; daß man endlich, wenn er zerstoͤrt ist, denselben durch einen anderen Stoff ersezen kann, der das Leimen erleichtert. Es scheint uns uͤberfluͤßig zu bemerken, daß je gruͤner der Zeug ist, desto heißer der Leim seyn muͤsse, und daß er bei Papier aus gefaulten Lumpen so wenig warm seyn darf, als moͤglich. In einem wie in dem anderen Falle ist es gut, wenn man ihn vor dem Leimen in einem Ofen waͤrmt. In den meisten unserer Papiermuͤhlen wird das Papier erst gepuzt, wenn es seine lezte Zurichtung erhaͤlt. Man nimmt mit einem Schabeisen die emporstehenden Kluͤmpchen und Haare weg; allein jeder Strich mit dem Krazeisen verwundet das Papier, und dort, wo man ihm seine Oberhaupt nahm, schlaͤgt es durch. Es waͤre besser, wenn das Papier waͤhrend des Wechselns gepuzt wuͤrde. Man wuͤrde allerdings mehr Zeit und Haͤnde hierzu brauchen; man haͤtte jedoch am Ende weniger Arbeit mit dem Zurichten, und die Kosten kaͤmen zulezt auf Eines hinaus. Ich sah in einer gut geleiteten Fabrik diese Arbeit von Kindern verrichten; sie glichen alle Runzeln und falschen Buͤge aus, nahmen die Kluͤmpchen und Haare mit kleinen spizigen Zaͤngelchen weg, und arbeiten damit besser, als mit dem Schabeisen. Nach dem Leimen wird das Papier noch ein Mahl gepuzt, so daß kein Fehler entgehen kann.