Titel: | Perkins's neue Sicherheit-Dampfmaschine mit hohem Druke. Von Christ. Davy. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XII., S. 43 |
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XII.
Perkins's neue Sicherheit-Dampfmaschine mit hohem Druke. Von
Christ. Davy.Wir haben von dieser Maschine im polytechn. Journale schon oͤfters
Nachricht gegeben. Gegenwaͤrtige Beschreibung scheint uns die
vollstaͤndigste. A. d. R.
Im Register of the Arts and sciences. N. 101. S.
450.
Mit Abbildungen auf Tab.
II.
Perkins's neue Sicherheit-Dampfmaschine mit hohem
Druke.
„So wichtig auch mehrere dieser bewundernswerthen Dampf-Maschinen
sind,“ sagte neulich der Praͤsident der London Mechanics'
Institution in seiner lezten Vorlesung uͤber
dieselben, „so groß die Verbesserungen sind, die wir an derselben
angebracht haben, so muͤssen wir doch gestehen, daß in Hinsicht auf die
Natur des Dampfes, den Bau der Maschine und ihre Anwendung zum Dienste der
Menschheit, wir erst in der Daͤmmerung unserer Kenntnisse uns befinden.
Es wird dem Erfindungs-Geiste hier noch ein unermeßliches Feld offen
bleiben.“
Jeder ehrliche Mann wird, wie es mir scheint, offen gestehen, daß die großen Talente
des Hrn. Perkins's, die in diesem Mechaniker mit einer
ungemeinen Kraft und Thaͤtigkeit vereint sich finden, ihn in den Stand sezen,
raschere Fortschritte nach dem wohlthaͤtigen Ziele zu thun, das Dr. Birkbek uns oben so beredt vorhielt, als außer ihm, bis
auf den heutigen Tag, noch kein anderer gemacht hat; denn er hat eine Maschine von
einer solchen Leichtigkeit gebaut, wie man sie bisher noch nicht kannte, und Dampf
von sehr hohem Druke vollkommen unter unsere Gewalt gebracht. Eine Folge hiervon
ist, daß man die ungeheure Kraft des Dampfes mit voller Sicherheit und in jeder
beliebigen Ausdehnung anwenden kann.
Ich will nun die hier gegebenen Zeichnungen beschreiben, und mit Fig. 26. anfangen, welche
einen Laͤngen-Durchschnitt des Ofens und des Dampf-Erzeugers,
(Generators) darstellt. Lezterer besteht aus
Gußeisen-Stangen von 5 Zoll im Gevierte, die horizontal im Ofen liegen. Jede
derselben ist innenwendig hohl gegossen, und die Hoͤhlung betragt 1 1/2 Zoll
im Durchmesser. Sie stehen ferner an dem Hintertheile und Vordertheile des Ofens mit
einander in Verbindung, so zwar, daß sie das Wasser durch jede obere
Roͤhrenreihe ehe durchtreiben lassen, ehe dasselbe in der unteren
Roͤhren-Reihe in Dampf verwandelt wird. Die Verbindungen werden auf
die in Figur
27. dargestellte Weise angebracht, wo die obigen eisernen Stangen hier,
a, a, im Grundrisse und im Durchschnitte gezeichnet
sind. Diese Theile sind gaͤnzlich im Ofen eingeschlossen, und außen mittelst
Vorspruͤngen befestigt, so daß, wenn die Roͤhren loker werden sollten,
sie durch die Stellschraube dieser Vorspruͤnge angezogen werden
koͤnnen, die sie fest in Beruͤhrung mit einander bringen, wie ich
unten ausfuͤhrlicher zeigen werde. Mittelst einer Drukpumpe, die mit der
Maschine in Verbindung steht, und von derselben getrieben wird, wird das Wasser in
die beiden oberen Roͤhren-Reihen, A, Fig. 26.
eingesprizt, in welchen das Wasser auf eine Temperatur zwischen 7 bis 800° F.
gebracht, und in dieser Temperatur erhalten wird. Die untere Reihe, I, wird in einer Temperatur von ungefaͤhr 1000 F.
gehalten, so daß bei jedem Stoße der Maschine eine gewisse Menge Wassers aus den
oberen Reihen herab, und durch die Roͤhre, B, in
die Klappen-Buͤchse, C, kommt. Diese
oͤffnet sich nach unten, und so tritt das Wasser in die untere
Roͤhren-Reihe, und verwandelt sich daselbst in Dampf. Von hier
faͤhrt der Dampf in die Dampfkammer, L,
waͤhrend die Klappe, C, mittelst eines mit einem
Gewichte versehenen Hebels in ihre vorige Lage zuruͤkgebracht wird. Die
gabelfoͤrmigen Einschnitte, F, zeigen die
Stuͤze derselben. G, ist eine beladene Klappe, um
die Dampfkammer von dem Druke zu befreien, wenn sie mit Dampf uͤberladen seyn
sollte. H, ist die Roͤhre, welche den Dampf in
den arbeitenden Cylinder treibt (die Fortsezung dieser Roͤhre sieht man in
B, Fig. 25.). Bei K, ist eine Oeffnung vorne am Ofen, um denselben mit
Feuer zu versehen.
Der auf diese Weise unter einem Druke von 800 Pfund auf den Quadrat-Zoll
erzeugte Dampf laͤuft durch die Roͤhre, B,
Fig. 25.
tritt in die Roͤhre D, bei C, ein, und kommt von da in den arbeitenden Cylinder, A, bei E. Der Dampf ist kaum
in den Cylinder getreten, als er durch die Thaͤtigkeit der
Staͤmpelstange, S, die an dem Hebel, G, befestigt, und durch den (mit punctirten Linien
angedeuteten) Daͤumling, F, getrieben wird,
abgesperrt wird, wo der Staͤmpel dann nur ein Achtel seines Stoßes von 20
Zoll vollbracht hat. Der Dampf treibt durch seine eigene Ausdehnung den
Staͤmpel abwaͤrts, und wenn er bei H, ist,
wo der Cylinder sich erweitert, wird der Dampf auf 100 Pfund auf den □ Zoll
reducirt, nimmt den Raum, a, a, ein, und wird von da in
den Cylinder, I, geleitet. Das untere Ende desselben,
T, ist mit einer Buͤchse und mit zwei Klappen
versehen, die sich nach auswaͤrts oͤffnen, und welche Klappen sich
durch ihr eigenes Gewicht schließen, nachdem der Dampf sich bis zum
gewoͤhnlichen Druke der Atmosphaͤre ausdehnte. Nun tritt der Hebel,
K, in Wirkung, der von einem Daͤumlinge in
Thaͤtigkeit gesezt wird; der Hahn, L, wird
gedreht, und dadurch ein Wasserstrahl durch die Roͤhre, N, in den Verdichter, I,
hinaufgeworfen, wo der Dampf in Wasser verwandelt, und beinahe ein vollkommen leerer
Raum erzeugt wird. Das Wasser rinnt aus der Klappenbuͤchse in den heißen
Brunnen hinab, und wird durch die Drukpumpe wieder in die obere
Roͤhren-Reihe gebracht, waͤhrend der unverdichtete Dampf bei
jedem folgenden Stoße des Staͤmpels in das Expansiv-Gefaͤß
mittelst einer Roͤhre an der Seite des Gefaͤßes, n, entweicht, und durch den Zug des Ofens abgeleitet
wird. Das Moment des Flugrades hebt den Staͤmpel bis oben an den Cylinder,
und die Operation wird auf die beschriebene Weise wiederholt. Dieß ist die Art, wie
diese kraftvolle Maschine in Thaͤtigkeit gesezt wird.
Ich will nun einiger Hindernisse erwaͤhnen, die Hr. Perkins zu uͤberwinden hatte, und die Anfangs
unuͤbersteiglich schienen. Das erste war die Verkohlung der
Schmier-Materialien zur Verminderung der Reibung, z.B. des Talges, Oehles etc. Diese
Schwierigkeit besiegte er dadurch, daß er eine Metall-Composition, zur
Verfertigung des Staͤmpels, entdekte, die gar keines Schmierens bedarf, indem
ein Staͤmpel ohne alles Fett besser geht, als mit demselben. Die zweite
Schwierigkeit war, die Roͤhren-Gefuͤge luftdicht zu erhalten.
Er beseitigte dieselbe durch folgende ganz neue und schoͤne mechanische
Vorrichtung, die man in Fig. 25. in der
Naͤhe von B, in einem vergroͤßerten
Maßstabe in Fig.
29. sieht. b, ist ein Stuͤk Metall, von
der Form zweier Kegel, die an ihrer Grundflaͤche vereinigt, und mit ihren
Scheiteln in die Roͤhren, d, d, eingefuͤgt
sind. c, c, sind Vorspruͤnge, welche an diesen
Roͤhren angebracht, und mittelst der Stellschrauben, a, a, verbunden sind, welche, wenn man sie anzieht, die Roͤhren,
d, d, fest in Verbindung mit dem dazwischen
befindlichen Kegel, b, bringen. Auf dieselbe Weise
werden die oben erwaͤhnten querlaufenden kurzen
Verbindungs-Roͤhren mittelst der Vorspruͤnge an den Oefen
luftdicht verbunden. Die dritte Schwierigkeit war, alles Ungluͤk zu
beseitigen, das dadurch entstehen konnte, daß der Dampf in der Kammer, L, Fig. 26. mir
Waͤrmestoff uͤberladen wird.Hr. Perkins hat eine ganz neue und sichere Methode
angewendet, diese Schwierigkeit vollkommen zu beseitigen; da er uns aber
dieselbe nur im Vertrauen mittheilte, duͤrfen wir dieselbe noch nicht
bekannt machen. A. d. O. Selbst waͤhrend der kurzen Zeit, als diese Maschine erbaut wurde, hat
Hr. Perkins zwei wichtige Verbesserungen an derselben
angebracht, welche deutlich beweisen (wenn es eines Beweises beduͤrfte), wie
richtig Dr. Birckbeck bemerkte, daß der
Erfindungs-Geist hier noch einen weiten Spielraum hat. Die erste derselben
besteht in einer Methode, den Spielraum bei 1/8, 1/4, 1/3 des Stoßes der Maschine
etc., so wie es naͤmlich nothwendig wird, abzusperren. Dieß geschieht
naͤmlich durch eine Verbesserung an dem Hebel, G,
in Fig. 30.
a, ist der Hebel, b,
eine Schulter, welche den Keil, f, enthaͤlt, c, eine Stellschraube, durch welche der Keil vor-
und ruͤkwaͤrts geschoben werden kann. Der Daͤumling oder die
Muschel, e, wird also waͤhrend ihres Spieles um
das ausgehoͤhlte gekruͤmmte Ende des Keiles laufen, und folglich die
Zeit verlaͤngern, waͤhrend welcher der Dampf in den Cylinder gelassen
wird, d, ist ein Kurbel-Griff, um die Schraube
und den Keil, c und f, zu
stellen. Die zweite Verbesserung besteht in einer Verkehrung der Bewegung des
Flugrades: eine Verbesserung, die Hr. Perkins fuͤr
unschaͤzbar haͤlt, vorzuͤglich bei Bergwerks-Maschinen
und auch bei Dampfbothen. Der Daͤumling oder die Muschel, F, Fig. 30. ist punctirt,
und soll die Lage desselben an der gegenuͤberstehenden Seite des Rades
zeigen. Nach der Verbesserung hat Hr. Perkins auch
diesseits einen Daͤumling angebracht, und so vorgerichtet, daß, wenn die
Verbindungs-Stange und die Kurbel gegen den sogenannten tobten Punct
hinansteigt, durch Uebertragung des Hebels, G, auf den
Daͤumling an dieser Seite der Dampf alsogleich wieder eingelassen wird, und
den Staͤmpel zuruͤk treibt, ehe er den oberen Theil des Cylinders
erreicht, wodurch dann die Bewegung verkehrt wird.
Diese neue Maschine gewaͤhrt, unter anderem, folgende Vortheile. Sie gibt, 1)
vollkommene Sicherheit, indem die erzeugenden Roͤhren ungemein stark sind,
und, wenn es moͤglich waͤre, daß eine derselben berstete, dieß
vielleicht ohne Verruͤkung eines Ziegels in dem Ofen geschaͤhe. 2)
eine Verminderung des Bedarfes des Feuer-Materiales um die Haͤlfte. 3)
ist sie weit kleiner, und nimmt weniger Raum ein; und 4) kommt sie weit wohlfeiler,
als andere Maschinen zu stehen, und laͤßt sich leicht ausbessern.
Folgende Angaben der Groͤßen-Verhaͤltnisse der Theile dieser
Maschine duͤrften vielleicht nicht unwillkommen seyn.
Sie ist auf eine Kraft von 30 Pferden berechnet. Das Flug-Rad hat 8 Fuß im
Durchmesser. Das Gewicht der Maschine betraͤgt 28 Ztr. Der Durchmesser des
Staͤmpels ist 8 Zoll. Die Laͤnge des Stoßes betraͤgt 20 Zoll.
Der Umfang der Verbindungs-Stange in der Mitte 10 Zoll. Die Laͤnge
derselben 3 Fuß 7 Zoll. Der Umfang der Staͤmpelstange, 6 3/4 Zoll. Der Umfang
der Dampfroͤhren, B, D, in Fig. 25. 5 1/2 Zoll. Die
uͤbrigen kleineren Theile koͤnnen nach dem der ersten Figur
beigefuͤgten Maßstabe bemessen werden.
Hrn. Perkins's Methode, die Staͤrke seiner Maschine
zu zeigen (deren Genauigkeit er nicht dem Pump- oder Mahl-Versuche
gleich sezt, da er sich desselben nicht mit Bequemlichkeit bedienen konnte), kommt
indessen der Wahrheit nahe genug, wo es sich darum handelt die Ersparung an
Brenn-Material darzuthun. Sie besteht in Folgendem. Er laͤßt einen
starken Hebel auf den Umfang des Flugrades druͤken, dessen laͤngerer
Arm acht Mahl laͤnger ist, als der kuͤrzere, und an dem Ende des
laͤngeren Armes sind Gewichte angebracht. Ich will nun zeigen, wie er am
besten in Thaͤtigkeit gebraucht wird. Der Dampf wird unter einem Druke von
800 Pfund auf den □ Zoll in den Cylinder eingelassen, und abgesperrt, wenn
der Staͤmpel ein Achtel seines Stoßes vollendet hat. Er macht im
Durchschnitte 60 Stoͤße in einer Minute. Das Gewicht am Ende des Hebels war
300 Pfund, wovon zwei Drittel fuͤr den Unterschied zwischen Gewicht und
Reibung abzuziehen kommen, was durch Versuche, auf einen Bruchtheil mit der Wahrheit
uͤbereinstimmt. Hieraus ergibt sich durch Berechnung folgendes
außerordentliche Resultat.
300
Pfd.,
das Gewicht am Ende des Hebels, multiplicirt mit
8
–
der Differenz zwischen dem laͤngeren und
kuͤrzeren Arme,
––––––
gibt
24,00
–
als den bestaͤndigen Druk auf die Peripherie des
Rades.
Um nun die Zahl der Fuß zu finden, welche dieses Rad in Einer Minute laͤuft
(es hat 25 Fuß im Umfange, und laͤuft 60 Mahl in Einer Minute) multiplicirt
man 25 mit 60.
(25 × 60)
=
1500;
multiplicirt mit den Pfunden des Gewichtes, die auf das
Rad druͤken,
–––––––––––––
1,200000;
2400
–––––––––––––
3,600000;
diese Summe multiplicirt mit 60 Minuten einer
Stunde
60
–––––––––––––
216,000000;
dieses Product getheilt durch 3, der Differenz zwischen
Gewicht und Reibung, gibt
3)
–––––––––––
72,000000
Es wurden also 72,000000 Pfund einen Fuß hoch mit 42 Pfund Steinkohlen gehoben, die
in Einer Stunde verbraucht wurden.Dieß ist, wie ich glaube, nur 1/5 des Kohlenbedarfes bei der Dampfmaschine
von Bolton und Watt's.
Diese Methode, die Staͤrke der Maschine zu pruͤfen, ist nicht so
schlecht, wie einige glauben. Um den Unterschied zwischen Gewicht und Reibung hier
zu bestimmen, wurde das Rad festgestellt, und ein gegebenes Gewicht (bei denselben
reibenden Oberflaͤchen) mit demselben mit ungefaͤhr gleicher
Geschwindigkeit, mit welcher in dem Versuche das Rad sich drehte, bewegt. Ein
Gewicht ward an einer Rolle aufgehaͤngt, und der mit dem Gewichte beschwerte
Hebel dadurch horizontal gestellt. Man fand, daß Ein Pfund drei Pfunde in Bewegung
sezen kann. Man hat mehrere Versuche bei verschiedenen Dichtigkeiten des Dampfes
angestellt, und gefunden, daß, je mehr der Dampf zusammengedruͤkt wird, desto
groͤßer die Ersparung an Brenn-Material ist; denn man braucht kaum
etwas mehr Brenn-Material, um Dampf von 50, als um Dampf um 25
Atmosphaͤren zu erzeugen.
Zum Schluße muß ich Hrn. Perkins meinen großen Dank
fuͤr die Gefaͤlligkeit und Artigkeit bezeugen, mit welcher er mich in
den Stand sezte, gegenwaͤrtige Nachricht uͤber seine Maschine zu
geben, so wie auch fuͤr seine verbindliche Bereitwilligkeit, seine
interessanten und nuͤzlichen Verbesserungen mir zu erklaͤren.