Titel: | Bereitung eines Oehles aus gewissen vegetabilischen Substanzen und Anwendung desselben zur Leuchtgas-Fabrication und zu anderen Zweken; worauf Edm. Luscombe, Kaufmann in East Stonhouse, Devonshire, in Folge Mittheilung mehrerer im Auslande wohnender Fremden sich am 6. December 1825 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. XVII., S. 70 |
Download: | XML |
XVII.
Bereitung eines Oehles aus gewissen
vegetabilischen Substanzen und Anwendung desselben zur Leuchtgas-Fabrication und
zu anderen Zweken; worauf Edm.
Luscombe, Kaufmann in East Stonhouse, Devonshire, in Folge Mittheilung
mehrerer im Auslande wohnender Fremden sich am 6.
December 1825 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of Arts. Decbr. 1827, S.
201.
Mit Abbildungen auf Tab.
I.Wir haben von diesem Patente bereits im 24. B.
S. 67 unseres polyt. Journales aus dem Repertory of Patent-Inventions
Nachricht gegeben: dort waren aber keine Abbildungen mitgetheilt. A. d. R.
Luscombe's Bereitung eines Oehles aus gewissen vegetabilischen
Substanzen.
Der erste Theil dieses Patentes besteht in einer Methode, Oehl
aus Harz durch Destillation zu erzeugen; der zweite in einer Weise dieses Oehl zu
zersezen und gekohlstofften Wasserstoff aus demselben zu bilden.
Fig. 17.
stellt den hier vorgeschlagenen Apparat vor, den man zum Theile im Durchschnitte
sieht, a, ist eine Retorte aus Gußeisen, die senkrecht
in dem Ofen, d, steht. Diese Retorte wird
ungefaͤhr bis zur Haͤlfte mit Harz gefuͤllt, das in sehr kleine
Stuͤke zerstoßen wird. Der Patenttraͤger zieht Harz, das aus
Terpenthin gewonnen wird, vor, obschon jedes andere vegetabilische Harz gleichfalls
hierzu dient. Auf
jeden Zentner Harz in der Retorte kommen 14 Pfund Wasser, woraus, wenn die Retorte
gehizt wird, eine Menge mit Gas gemengten Wasserdampfes sich entwikelt; wenn aber
endlich die Retorte hinlaͤnglich heiß wird, geht Oehlgas durch die
Roͤhre, c, uͤber, und wird in der
Schlangenroͤhre oder in dem Wurme, d,
verdikt.
Diese Schlangenroͤhre oder der Wurm, d, ist genau
so eingerichtet, wie an gewoͤhnlichen Kuͤhlgefaͤßen bei
Destillirapparaten. Sie befindet sich in einem Kuͤhlgefaͤße, welches
aus der Cisterne, e, immerdar mit kaltem Wasser versehen
wird, das in den Trichter, f, und aus diesem in den
unteren Theil des Kuͤhlgefaͤßes laͤuft. Wenn die Destillation
des Harzes auf diese Weise geleitet wird, wird das Oehl in der
Schlangenroͤhre verdichtet, und rinnt aus derselben in das unten hingestellte
Gefaͤß, g.
Das zerkleinte Harz wird auf folgende Weise in die Retorte gebracht. Man
oͤffnet die obere Muͤndung derselben, und verschließt sie, nachdem die
Retorte hinlaͤnglich gefuͤllt ist, mittelst einer Platte, die fest
niedergeschraubt und am Rande verkittet ist. Oben an der Retorte ist eine
Sicherheitsklappe angebracht, um der Moͤglichkeit einer Explosion
vorzubeugen. Da aber die Retorte oͤfters gefuͤllt werden muß, sobald
das Harz naͤmlich zersezt ist, so schlaͤgt der Patenttraͤger
vor, das Harz unter gewissen Umstaͤnden in einem fluͤßigen Zustande,
und zwar immer in einem sehr kleinen Strahle, nachfließen zu lassen. Diese leztere
Methode scheint dem Patenttraͤger jedoch nicht so vortheilhaft, als die
erstere.
Man kann das Harz auch destilliren, ohne Wasser in die Retorte einzulassen; in diesem
Falle wird das Oehl aber schlechter und dunkler. Wenn man das auf diese Weise
erhaltene Oehl mit Mahlerfarben verbinden will, so muß aber das Wasser wegbleiben,
und das dunkle Oehl laͤßt sich nur dadurch entfaͤrben, daß man es
durch Beinschwarz filtrirt.
Der Patenttraͤger sagt, daß diese Destillation des Oehles aus dem Harze
dadurch sehr erleichtert und beschleunigt wird, daß man sie unter
atmosphaͤrischem Druke vornimmt; er sagt aber nicht, wie man dieß angehen
soll.
Eine andere Art, das Oehl aus der Schlangenroͤhre aufzusammeln, ist in Fig. 18.
dargestellt, wo die Roͤhre aus dem unteren Theile derselben beinahe bis an
den Boden des Kuͤhlgefaͤßes reicht, das bis zu drei Viertel mit Wasser
gefuͤllt ist. Das Oehl steigt dann an die Oberflaͤche des Wassers
empor, und fließt von dort durch eine mit einem Hahne versehene Roͤhre in ein
untergestelltes Gefaͤß. Der Vortheil bei dieser Vorrichtung besteht darin,
daß alle groͤberen und schwereren Theile, die mit dem Oehle heruͤber kommen, sich auf dem
Boden des Kuͤhlgefaͤßes absezen, und von da mittelst eines Hahnes
abgezogen werden koͤnnen, wodurch dann das Oehl reiner wird.
Der Patenttraͤger bemerkt selbst; daß dieser Apparat nicht ganz neu in seinen
einzelnen Theilen ist, und nimmt nur die Verbindung derselben nach der hier
angegebenen Weise und die Anwendung derselben zur Harzoͤhlbereitung als sein
Patentrecht in Anspruch.
Der zweite Theil dieses Patentes befaßt sich mit der Gaserzeugung aus diesem Oehle,
wozu der Apparat in Fig. 19. gehoͤrt, a, ist das
Gefaͤß, welches dieses Oehl enthaͤlt, das aus der Roͤhre, b, in die unten stehende Retorte, c, fließt. Ehe das Oehl in den Behaͤlter, a, kommt, wird es in einem eigenen Gefaͤße bis auf 130º F.
erwaͤrmt, wo dann eine gewisse Menge basisch kohlensaurer Soda calcinirt
eingestreut und in dem Oehle solang umgeruͤhrt wird, bis es davon
gesaͤttigt ist; man ruͤhrt so lang, als noch ein Aufbrausen Statt
hat.
Nachdem das Gefaͤß, a, mit Oehl gefuͤllt
ist, wird der Ausfluß desselben mittelst eines Hahnes mit einem Zeiger auf der Mitte
der Roͤhre regulirt, so daß mittelst des Zeigers die Menge, welche ausfließen
soll, genau bestimmt werden kann. Die Retorte, c, liegt
uͤber einem Ofen. Die Hize zersezt das Oehl, sobald es in die Retorte
herabgeflossen ist, und das auf diese Weise erzeugte Gas steigt durch die
Roͤhre, d, in die Schlangenroͤhre des
Kuͤhlgefaͤßes, e. Hier werden die
groͤberen und schwereren von der Retorte aufsteigenden Theilchen verdikt, und
fließen mit dem Gase durch eine kleine Roͤhre in das Gefaͤß, f, wo die verdichtete fluͤßige Masse sich zu
Boden sezt, und das Gas durch die Roͤhre, g, in
den Gasbehaͤlter, b, aufsteigt, an welchem unten
sich eine kleine Vertiefung befindet, i, in welcher
alles dasjenige aufgenommen wird, was noch weiter zu Boden faͤllt.
Aus dem Gasbehaͤlter, h, tritt das Gas durch die
kleine Roͤhre, k, in eine Buͤchse oder
Kammer, l, an welcher, mittelst
Schraubengefuͤgen, eine Menge Gefaͤße, m, m,
m, angebracht werden, die sich mit Gas aus dem Gasbehaͤlter
fuͤllen, und nachdem sie sich gefuͤllt haben, abgeschraubt und
aufbewahrt, oder alsogleich an Lampen angewendet werden.
Ein wichtiger Theil dieses Apparates ist die Roͤhre, n,
n, n,Es ist dieses die obere Roͤhre, an welcher im englischen Original
sowohl als auch in unserer Abbildung die Bezeichnung durch die Buchstaben,
n, n, n, aus Versehen unterblieb. A. d.
R. die von dem oberen Theile des Gasbehaͤlters, h, in den oberen Theil des Oehlbehaͤlters, a, laͤuft. Der Zwek dieser Roͤhre ist, das Gas aus dem
Gasbehaͤlter, h, in das Oehlgefaͤß, a, zu leiten, um durch den Druk desselben auf die
Oberflaͤche des Oehles in, a, zu wirken, und
dieses durch die Roͤhre, b, unter demselben Druke
herabsteigen zu lassen, unter welchem es in dem Gasbehaͤlter, h, aufgenommen wird.
Der Patenttraͤger nimmt die Zusammenstellung aller dieser Theile als sein
Patentrecht in Anspruch.Dieser Apparat ist sehr sinnreich, nur schade, daß der Patenttraͤger
nicht angegeben hat, wie stark das Gas in den Flaschen, m, komprimirt wird. A. d. R.