Titel: | Ueber Bereitung einer wohlfeilen Soda-Flüßigkeit ohne Krystallisirung der Soda, für Türkischroth-Färber. Von K. Cameron, Chemiker. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LVII., S. 223 |
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LVII.
Ueber Bereitung einer wohlfeilen
Soda-Fluͤßigkeit ohne Krystallisirung der Soda, fuͤr
Tuͤrkischroth-Faͤrber. Von K. Cameron, Chemiker.
Aus den Transactions of the Society for the Encouragement of
Arts etc. in Gill's technical Repository. Febr. 1828. S.
121.
[Cameron, uͤber Bereitung einer wohlfeilen
Soda-Fluͤßigkeit fuͤr Tuͤrkischroth-Faͤrber.]
Da die Tuͤrkischroth-Faͤrber so viel Soda
brauchen, so kam ich vor ungefaͤhr vier Monaten auf den Gedanken, daß sie
sich dieselbe auf eine einfache und wohlfeile Weise dadurch verschaffen
koͤnnten, daß sie gemeines Kochsalz mittelst Perlasche zersezen, und sich
dadurch eine eben so reine Fluͤßigkeit bereiten, als wenn sie die Soda nach
der langweiligen und kostspieligen bisherigen Methode krystallisiren. Ich theilte
einem hiesigen Tuͤrkischroth-Faͤrber folgendes Verfahren mit,
das er alsogleich versuchte, und das jezt nach und nach sich allgemein unter den
Faͤrbern verbreitet hat.
In einen Kessel aus Gußeisen werden vierhundert fuͤnfzig Gallons Wasser, und
zehn Zentner Perlasche von der ersten Qualitaͤt nebst sieben Zentner Kochsalz
und acht und zwanzig Zentner Wasser gethan; man heizt den Kessel und ruͤhrt,
bis Alles aufgeloͤst ist. Nachdem die Aufloͤsung einige Zeit
uͤber gekocht hat, krystallisirt sich salzsaure Pottasche auf der
Oberflaͤche, die sich waͤhrend des Kochens immerdar daselbst absezt,
und mit einem durchloͤcherten Schoͤpfloͤffel herausgenommen,
und in ein schief geneigtes Gefaͤß geworfen wird, dessen Rand etwas
uͤber den Rand des Kessels hinreicht, so daß alle Fluͤßigkeit, die
sich in demselben nach und nach anhaͤuft, wieder in den Kessel
zuruͤkfließt. Man faͤhrt so lange mit dem Sieden fort, bis beinahe
alle salzsaure Pottasche ausgeschieden und herausgenommen wurde. Die
Fluͤßigkeit wird hierauf in ein anderes Gefaͤß, entweder aus Gußeisen
oder aus Holz und mit Blei ausgefuͤttert, uͤbergetragen, und daselbst
Massen, bis sie auf ungefaͤhr 60 Grad („F.“)
abgekuͤhlt ist, waͤhrend welcher Zeit alle noch uͤbrige
salzsaure Pottasche sich abscheidet. Nun wird diese Fluͤßigkeit in ein
drittes Gefaͤß abgezogen, und mit Wasser bis auf eine specifische Schwere von
20°, mehr oder minder, nach Belieben verduͤnnt. Dadurch wird das
Krystallisiren der Soda gehindert, und man erhaͤlt eine gleichfoͤrmig
starke Fluͤßigkeit, die so rein ist, wie eine Aufloͤsung der best
krystallisirten Soda, und nur halb so viel kostet.
Aus obiger Menge Perlasche und Kochsalz erhaͤlt man eben so viel Soda,
eigentlich Mineral-Alkali, als man aus Einer Tonne (20 Zrt.) im Handel
vorkommender sogenannter Soda bekommt, von der die beste nicht uͤber 22 p.
Cent Mineral-Alkali gibt.
Gegenwaͤrtig kostet die Tonne Soda 22 Pfd. Sterl.
Dagegen kostet die Tonne Perlasche von der
besten Quantitaͤt
28 Pfd. 0 Sh. 0 P.
14 Ztr. Kochsalz, die Tonne zu 30
Shill.
1 –
2 – 0 –
––––––––––––––
29 Pfd. 2 Sh. – P.
Hieraus erhaͤlt man 1 1/4 Tonne
salzsaure Pottasche, die Tonne zu 5 Pfd. 10
Sh.
6 – 17
– 6 –
––––––––––––––
Kosten des erhaltenen
Mineral-Alkali, das so viel ist, als man
aus 2 Tonnen Soda nur immer bekommen kann
22 Pfd. 4 Sh. 6 P.
Die Arbeit ist so einfach, daß Ein Arbeiter Eine Tonne und mehr des Tages bereiten
kann, wenn die Gefaͤße groß genug sind. Da eine
Tuͤrkischroth-Farberei in einem Jahre zwischen 40 und 150 Tonnen
Mineral-Alkali verbraucht, so ist die Wichtigkeit dieses Verfahrens
fuͤr sich einleuchtend. Es ist nicht neu; aber die Anwendung desselben auf
die Faͤrberei ist es. Man erspart hier alle jene Weitlaͤuftigkeiten an
Geraͤthen und Gebaͤuden, die zur Krystallisirung der Soda nochwendig
sind, und braucht nur einen Kessel, und zwei oder drei Gefaͤße.