Titel: | Verfahrungsweise, Silber mit Gold, oder Kupfer mit Gold und Silber zu plattiren, um daraus Tabaksdosen zu verfertigen, die den goldenen aus massivem Golde, sie mögen gravirt oder gemeißelt, guillochirt oder gefurcht, oder genezt seyn, vollkommen ähnlich sind, und worauf sich die HHrn. Lecouflé und Baudin, Bijoutiers-Garnisseurs zu Paris, d. 4. März 1816 ein Brevet auf zehn Jahre ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LXXXIII., S. 286 |
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LXXXIII.
Verfahrungsweise, Silber mit Gold, oder Kupfer
mit Gold und Silber zu plattiren, um daraus Tabaksdosen zu verfertigen, die den goldenen
aus massivem Golde, sie moͤgen gravirt oder gemeißelt, guillochirt oder gefurcht,
oder genezt seyn, vollkommen aͤhnlich sind, und worauf sich die HHrn. Lecouflé und Baudin,
Bijoutiers-Garnisseurs zu Paris, d. 4. Maͤrz 1816 ein Brevet auf zehn Jahre
ertheilen ließen.
Aus der Description des Machines et Procédé
spécifiés dans les Brevets d'Invention, de Perfectionnement et
d'Importation. T. XII. 4. Paris. 1826. S. 274.
Lecouflé's und Baudin's Verfahrungsweise, Silber mit Gold,
oder Kupfer mit Gold und Silber zu plattiren.
Beschreibung des Verfahrens.Die Mitglieder des Berathungs-Buͤreau am Ministerium des
Inneren (Bureau consultatif établi au
Ministére de l'intérieur) haben von diesem Herfahren
Kenntniß genommen, und versichern, daß es mit der hier gegebenen
Beschreibung vollkommen uͤbereinstimmt. A. d. O. – Dieser
Erklaͤrung ungeachtet werden unsere Leser die Beschreibung sehr
dunkel und mangelhaft finden. Wir wuͤrden sie, aus diesem Grunde,
unseren Lesern nicht mitgetheilt haben, wenn nicht das Repertory of Patent-Inventions dieselbe
in seinem lezten April-Hefte 1828. S. 262, mitgetheilt haͤtte,
ohne jedoch die Quelle zu nennen, aus welcher es dieselbe entlehnte, was wir
hoͤchst unanstaͤndig (ungentlemanlike) finden. A. d. Ueb.
Die runden Tabaksdosen bestehen aus zehn Staͤken, die,
wenn sie zusammengeloͤthet sind, nur zwei Stuͤke bilden, die
vierekigen hingegen bestehen aus vierzehn Stuͤken, die, wenn die Dose fertig
ist, nur Ein Stuͤk bilden. Nur an der Stelle, wo das Gewinde sich befindet,
bedient man sich des Meißels und der Feile.
Verfertigung der Dosen.
Fuͤr den Dekel und das Bodenstuͤk der Dose bedient man sich einer
gravirten staͤhlernen Matrize von der Große, die man der Dose geben will. Das
plattirte Stuͤk wird mit der Schlagpresse oder mit der Ramme auf diese
Matrize geschlagen, um derselben den verlangten Dessin zu geben. Bei jedem
Schlage„A chaque coup.“ Das Repertory uͤbersezt „nach jedem
Schlage“ (after every blow), was
offenbar unrichtig ist. A. d. Ueb. erhizt man das plattirte Stuͤk, um es nachgiebiger zu machen und zu
verhuͤten, daß das Gold auf dem Silber keine Spruͤnge bekommt, damit
nicht in der Folge bei dem Faͤrben weiße Fleken entstehen.
Zu den Seiten-Stuͤken gravirt man staͤhlerne Leisten oder
Streifen von der Lange des Umfanges der Dose, und gibt denselben mittelst der Ramme
oder des Strekwerkes die verlangte Zeichnung.
Nachdem die plattirten Stuͤke geschlagen sind, loͤthet man sie
zusammen, und bedekt die Diken oder Kanten derselben gehoͤrig, so daß sie
uͤberall Gold sind. Hierauf sezt man aus denselben die Dose zusammen, die man
hierauf nach der gewoͤhnlichen Weise wie bei 18 karatigem Golde,
faͤrbt. Die Dose, die 6 oder 8 Loth wiegt (wovon der zwoͤlfte Theil 20
karatiges Gold ist), wird, nachdem obige Arbeit vollendet ist, polirt. Die Politur,
der schwierigste Theil bei der Verfertigung dieser Dosen, wird auf folgende Weise
gegeben.
Man hat Werkzeuge aus sehr feinem Stahle, die sehr fein polirt sind, und mit welchen
man alle Stellen des gravirten Dessins, sowohl die erhabenen, als die flachen,
glaͤttet. Nachdem alles gehoͤrig zugerichtet und geglaͤttet
ist, nimmt man Trippel und gewoͤhnliche Roͤthe, die hierzu eigens
zubereitet wird, damit sie Scharfe genug zur Politur erhaͤlt, ohne das Gold
von dem Silber wegzureiben.
An jenen Stellen der Dose, die stark gerieben werden, muß man die Plattirung starker,
als an den uͤbrigen auftragen.
Eine Dose von 6 Loth, die auf diese Weise mit Gold plattirt wurde, kommt auf 90 1/3
Franken, waͤhrend eine Dose von 18 karatigem Golde und 10 Loth Schwere (das
Loth solchen Goldes zu 40 Franken) 532 Franken kosten wuͤrde. An lezterer
verliert man beim Verkaufe 172 Franken„Cent soixante douze
Francs.“ Das Repertory
uͤbersezt: 72 Francs, und zum Beweise,
daß es falsch uͤbersezte, gibt es noch den Werth von 72 Franken in
engl. Muͤnze an: naͤmlich 2 Pfd. Sterl. 2 Shill. A. d.
Ueb. fuͤr Façon, Probe und Unterschied zwischen altem und neuem
Golde.
Dieses Verfahren dient auch bei Garnituren aller Art und Groͤße, insofern sie
mit Gewinden versehen sind.
Certificat uͤber Zusaͤze
und Verbesserungen vom 17. Mai 1816.
Bei den Gewinden der plattirten Dosen bedient man sich der sogenannten
Bolster-Zapfen (billes à coussinets), um
den Traͤgern der Gewinde die gehoͤrige Groͤße und Starke zu
geben. Diese Gewinde-Traͤger treten aus den Villen in der Form, die
sie behalten muͤssen. Alle Theile derselben, die weiß sind, werden mit
Goldstreifen belegt, die man aufloͤthet. Auf diese Weise werden die
Gewinde-Traͤger uͤberall mit Gold plattirt, und das Gewinde
wird eben so schoͤn, als wenn es aus gediegenem Golde waͤre.
Die Augen sind plattirt und so gearbeitet, als ob sie aus Gold waͤren.
Was die ovalen plattirten Gewinde betrifft, so gravirt man auf eine staͤhlerne
Matrize die Form eines Gewinde-Traͤgers, und praͤgt das Metall,
welches die Form desselben gehoͤrig annimmt, aus. Auf die Theile, welche nicht
plattirt werden koͤnnen, loͤthet man gleichefalls kleine Goldstreifen
auf, so daß die Gewinde-Traͤger uͤberall Gold zeigen.
Diese Art plattirte Gewinde-Traͤger zu verfertigen, die sich auch auf
dieselben anwenden laßt, wenn sie aus gediegenem Golde sind, geht sehr schnell von
Statten, und kommt wohlfeil, indem dabei beinahe gar nichts verloren geht.
Mittelst einer Drehebank nimmt man einen plattirten Streifen, der als Kante oder
Umfang einer vierekigen oder anderen Dose dienen soll, loͤthet denselben auf,
bringt ihn auf eine staͤhlerne, kupferne oder hoͤlzerne Doke, und
schlaͤgt das plattirte Stuͤk auf sich selbst um, um die Kanten
desselben zu verbergen, die auf diese Weise uͤberall Gold zeigen.
Was die kleinen Viereke in den Dosen betrifft, so zieht man sie in der Ville, gibt
ihnen ihre Umrisse, und loͤthet sie hierauf auf der Dose auf, ohne daß es
moͤglich waͤre die Loͤthung zu entdeken, und ohne diese Viereke
auszubessern, zu krazen oder zu feilen.
Alle Theile der Dose werden gehoͤrig zusammengesezt und
zusammengeloͤthet, ohne daß man jemahls sich der Feile oder des Krazeisens
bedient, wodurch weiße Stellen zum Vorscheine kommen.
Es gibt zweierlei Arten, nach welchen man die plattirten Dosen so, wie goldene,
auspraͤgen kann. Nach der erstell Weise nimmt man, wenn man Verzierungen
geben will, die unten keine Vertiefungen haben, Stuͤke, die auf beiden Seiten
plattirt sind, und legt sie mit einer Flache auf die gravirte Matrize,
waͤhrend man auf die andere einen Blok gut polirten Stahles legt, und dann
darauf schlaͤgt: auf diese Weise druͤkt sich die Gravirung vollkommen
gut auf der einen Flaͤche ab, und die andere glatte Flache, die polirt werden
muß, wird so schoͤn glatt, daß man nur Holzkohle und Trippel und die
gewoͤhnliche Politur mehr noͤthig hat, um das schoͤnste
Resultat zu erhalten.
Die zweite Art besteht darin, daß man platirtes Metall nimmt, welches auf der einen
Seite um die Haͤlfte leichter ist, als das eben erwaͤhnte. Die
Goldseite wird auf die gravirte Matrize gelegt; auf die andere Seite kommt ein
Stuͤk Kartenpapier; man schlaͤgt und erhaͤlt auf diese Weise
auf der Silber-Seite einen concaven Dessin. Auf diese Weise wird die ganze
Dose mit Metall ausgefuͤttert, das auf einer Seite plattirt ist, so daß, wenn
sie fertig ist, man nicht mehr wissen kann, ob die Verzierungen nach innen hohl
sind.
Goldene Dosen werden auf dieselbe Weise verfertigt; sie brauchen aber nicht so viele
Umstaͤndlichkeiten bei ihrer Verfertigung.
Die Maschinen, deren man zum Auspraͤgen dieser Dosen bedarf, sind die
Schlagpresse, die Ramme, die Strekwalze und die Walzen-Bille (bille à roulette).