Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. LXXXIX., S. 326 |
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LXXXIX.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der in London vom 25ten bis 29ten Maͤrz
1828 ertheilten Patente.
Der Jane Bentley
Lowry, Frau des Thomas Sampson Lowry, Strohhutfabrikant in
Exeter: auf Verbesserungen in der Fabrikation von Huͤten und
Muͤzen. – Dd. 25. Maͤrz 1828.
Dem Eduard Cowper,
Gentleman in Clapham Road Place, in der Pfarrei St. Mary, Lambeth in der
Grafschaft Surrey: auf Verbesserung im Papier-Beschneiden. – Dd. 26.
Maͤrz 1828.
Dem Ferdinand de
Fourville, Kaufmann in Piccadilly, in der Grafschaft Middlesex:
auf Verbesserungen an Filtrirapparaten. – Dd.
26. Maͤrz 1828.
Dem Thomas Lawes,
Spizenfabrikant, im Strand, in der Grafschaft Middlesex: auf einen verbesserten
Faden zum Gebrauche bei der Fabrication der sogenannten
Bobbin-Net-Spizen. – Dd. 29. Maͤrz 1828.
Dem Henry Marriott,
Eisenkraͤmer, in Flett Street in der City von London, und Augustus Siebe,
Maschinenfabrikant in Princes Street, Leicester Square, in der Grafschaft
Middlesex: auf Verbesserungen an hydraulischen Maschinen. – Dd. 29.
Maͤrz 1828.
Dem Peter Taylor,
Flachsbereiter in Hollinwood, in der Grafschaft Lancaster: auf Verbesserungen an
den Maschinen zum Hecheln und Kaͤmmen des Flachses, Hanfes, Werges und
anderer Faserstoffe. – Dd. 29. Maͤrz 1828.
Dem John Davis,
Zuker-Raffinirer in Leman-Street, Goodman's Fields, in der
Grafschaft Middlesex: auf Verbesserungen beim Einsieden oder Abdampfen von
Zukeraufloͤsungen und anderen Fluͤßigkeiten (ihm von einem
Auslaͤnder mitgetheilt). – Dd. 29. Maͤrz 1828.
(Aus dem Repertory of Patent-Invent. Mai 1828.
S. 332.)
Parrot's Ellipsograph.
Die im polytechn. Journale Bd. XXIV. S. 25.
aus dem Mechanics' Magaz. mitgetheilte Methode des Hrn.
Saul zu Lancaster,
Ellipsen von jeder Laͤnge mittelst Staͤben zu beschreiben, ist zufolge
eines Schreibens des kais. russischen Staatsraths und Akademikers von Parrot an den Herausgeber, das literarische Eigenthum
dieses Gelehrten, und wurde von demselben schon vor beinahe 40 Jahren in einer unter
dem Titel: der Ellipsograph, theoretisch und praktisch
beschrieben, herausgekommenen Schrift auseinandergesezt.
Hrn. Lamb's Rechnungskreis.
Hr. Jos. Lamb zu London,
Newman-Street, der ehevor bei der k. Artillerie angestellt war, hat ein sehr
sinnreiches und einfaches Instrument zum Rechnen erfunden, welches er Concentric Circular Proportioner nennt. Es wird im
Register of Arts, N. 28. S. 63. sehr empfohlen, ist
aber hoͤchst unvollstaͤndig beschrieben.
Ueber die Festigkeit der Gewoͤlbe,
findet sich ein interessanter Aufsaz der HHrn. Majors
Lamè und Clapeyron im Petersburger Journal des voies de communication 1826, welcher mit dem
aͤlteren und ersten wichtigen Aufsaze uͤber diesen Gegenstand von Hrn.
Coulomb, (im Recueil des Savans étrangers 1773), und den
sinnreichen Versuchen des Hrn. Boistard (im 2. Cah. des Mémoir.
extraits de la Bibliothéque des ponts et Chaussées), und mit den Leçons des Hrn. Navier so ziemlich ein Ganzes uͤber
diesen wichtigen Gegenstand geben kann. (Bulletin d. Scienc.
technol. Maͤrz. 1828. S. 255.)
Streit uͤber die Kurbelbewegung.
Im American Journal of Science entspann sich im VII. Bd.
N. 2. ein Streit uͤber die Kurbelbewegung bei
Gelegenheit eines Aufsazes des Hrn. Quinby, der sich bis zum XI Bd. fortspinnt, und worauf wir die
europaͤischen Mechaniker aufmerksam machen zu muͤssen glauben. (Bullet. a. a. O.)
Eiserne Pfluͤge des Hrn. G. Clymer (London,
Finsburg-Street.)
Das Register of Arts and Journal of
Patent-Inventions lobt in N. 28. S. 51.
diese Patentpfluͤge des Hrn Clymer ungemein, und bemerkt, daß der Patent-Traͤger
in seiner Patent-Erklaͤrung mit dem genauesten Detail die
mathematischen Grundsaͤze entwikelte, und durch eine Menge geometrischer
Figuren erwies, nach welchen die Kruͤmmung an den Streichbretten gebildet
werden muͤssen. Allein, statt uns hieruͤber etwas mitzutheilen,
liefert es bloß ein Paar kaum etwas uͤber einen Zoll große Zeichnungen dieser
so sehr gepriesenen Pfluͤge, aus welchen Niemand etwas zu lernen vermag. Es
bleibt daher kein anderes Mittel uͤbrig, als einen solchen Pflug kommen zu
lassen, was um so leichter moͤglich ist, als diese Pfluͤge
vorzuͤglich fuͤr Exportation berechnet sind.
Hrn. Avit's neue Sonnen-Uhren.
Hr. Francoeur erstattet im Bulletin de la Société d'Encouragement, N.
283 S. 21 einen vortheilhaften Bericht uͤber die neuen Sonnen-Uhren
des Hrn. Avit (Paris, rue St. Anne, N. 15.), die nichts anderes als
glaͤserne Kugeln sind, in deren Hohlraum die Sonne bei einem Loche hinein
scheint, und auf deren aͤußerer Oberflaͤche die Stundenkreise
verzeichnet sind. Die Kugel dreht sich in ihrer Fassung um einen horizontalen und
verticalen Durchmesser, und Stunde und Tag zeigt sich durch den lichten Punct außen
auf der Oberflaͤche. Dieß gibt ein sehr elegantes und brauchbares
Moͤbel, das unsere guten Nuͤrnberger, (aus deren gut organisirten
Koͤpfen man mathematischen Geist troz aller Bemuͤhungen unserer
Studien-Referenten noch nicht verbannen konnte) uns wahrscheinlich eben so
elegant und praͤcis, wie die Pariser, nur wohlfeiler, liefern werden. Es
wundert uns, daß Hr. Francoeur
seine Leser nicht an die alte Doppelkreis-Sonnenuhr erinnert, wo der durch
einen Punct im Stundenkreise durchfallende Lichtstrahl die Stunde auf einem zweiten
Kreise andeutet. Solche Sonnen-Uhren wurden zu Nuͤrnberg schon vor 100
Jahren verfertigt, und verhalten sich zu Hrn. Avit's Sonnen-Uhr, wie eine sogenannte
Sphaera armillaris sich zu einem
Himmels-Globus verhaͤlt.
Pruͤfung der Staͤrke der Flaschen.
Hr. Collardeau hat eine
Maschine erfunden, mittelst welcher man die Staͤrke der Flaschen mit der
groͤßten Verlaͤßigkeit bestimmen kann. Diese Maschine ist fuͤr
die Weinhaͤndler von der hoͤchsten Wichtigkeit; denn der hohe Preis
des Champagners haͤngt lediglich, (was so wenige Leute wissen!) von dem
Umstande ab, daß die Haͤlfte, ja oft zwei Drittel der Flaschen springen, in
welche der Champagner abgezogen wird. (Industriel.
April. 1828. S. 349.)
Faͤrbung der Nippen aus schlechtem Golde.
Man bedient sich zu Paris folgender Composition, um den Nippen aus schlechtem Golde,
die nur 750/m. sind, eine schoͤne Goldfarbe zu
geben.
Salpeter
40.
Alaun
25.
Kochsalz
35.
––––
100
Diese Composition ist unter dem Namen Farbe (couleur) bekannt. Man verkauft auch ein solches
Pulver, bei welchem weißer Arsenik ist, das man aber verbiethen sollte. (Journ. d. Scienc. usuelles N. 29. Bullet. d. Sc. techn. Maͤrz. 1828 S. 214.)
Thauroͤstung des Hanfes.
Hr. Nicolas erzaͤhlt in
den Mémoir. d. l. Soc. royale de Caén, 1.
Cah. 1827. S. 145. sein Verfahren, die Thauroͤstung statt der
verderblichen Wasserroͤstung bei dem Hanfe einzufuͤhren. Die
Thauroͤstung war in den aͤltesten Zeiten Sitte, und ist es noch heute
zu Tage in den Vogesen. Nach dieser Roͤstung beucht er den Hanf in einer
Kufe, in welcher er auf 100 Pfund in einzelne Reischen gebundenen Hanfes, 50 Pinten
Brunnen-Wasser, und 2 Pfund Pottasche (oder Soda) mit 4 Pfund Oehl bis auf
ungefaͤhr 20° erwaͤrmt gießt. Nach 2 Tagen wird diese Beuche
abgezogen, bis auf 85° erhizt, und neurdings auf den Haaf gegossen. Am
dritten Tage nach dem Einweichen wird jedes Reischen Hanf mit der Hand gerieben,
gewaschen und getroknet. Der Hanf verliert auf diese Weise seinen Gestank, wird
sanft wie Flachs, gibt weniger Werg, und laͤßt sich schoͤn
verarbeiten. (Bullet. d. Scienc. technol. Maͤrz
1828. S. 214.)Ganz dasselbe Verfahren sah der Uebersezer vor 42 Jahren in seines Vaters
Garten zu Wien von einem boͤhmischen Juden anwenden, dessen
Haupterwerb in Hanf- und Flachsverfeinerung bestand. A. d. Ueb.
Wein, der im Zapfen laͤuft, gut zu erhalten.
Hr. Imery zu Toulouse empfiehlt
eine Flasche feines Oehl in das Faß zu gießen, das man lang im Zapfen laufen laßt,
und erinnert hier an die Sitte der Florentiner, die mittelst einiger Tropfen feinen
Oehles in ihren duͤnnen Flaschen, die sich nicht fest zustoͤpseln
lassen, ihre herrlichen Weine Jahre lang gut erhalten. Journ.
d. Sc. und Nr. 23. Bulletin a. a. O. (Dem
Uebersezer scheint es, daß guter Wein weder Oehl noch Kork braucht. Er hatte eine
Flasche achten Malaga zwei Jahre lang sehr schlecht zugepfropft auf seinem Tische,
und nippte nur zuweilen ein Troͤpfchen auf Don Roxas Weht. Der Wein war im
lezten Troͤpfchen, nach zwei Jahren, die er im Zimmer zubrachte, noch so gut,
wie da vor 2 Jahren das Pech vom Korke geloͤst wurde. Wir in Deutschland
koͤnnen keinen Gebrauch vom Oehle machen, um Wein mittelst desselben zu
erhalten.)
Seidenzeuge, und Gewebe aller Art, auch Papier, von Wasser
undurchdringlich zu machen.
Die besten Fabriken dieser Art im Auslande sind gegenwaͤrtig jene des Hrn.
Champion zu Paris, und
jene des Hrn. Davies zu
Macclesfield bei London. Beide halten aber ihr Verfahren geheim. Das durchsichtige
Papier des Hrn. Davies zum
Pansen ist das beste, das man kennt. (Bullet. d. Scienc.
technol. a. a. O.)
Kochgeschirr aus Porzellan, und Benuͤzung des
Porzellans in der Mechanik von Hrn. Langlois.
Hr. Mérimée
theilt in Nr. 283. des Bulletin d. l. Soc.
d'Encouragement S. 23 Nachricht uͤber die
Porzellan-Kochgeschirr-Fabrik des Hrn. Langlois zu Bayeux mit. Man mußte laͤngst
daß bei Cherbourg Kaolin bricht; Niemand hat aber denselben benuͤzt. Im Jahre
1801 fing Hr. Langlois an,
denselben anzuwenden nachdem er sich vorlaͤufig unter Brongniart's Auspicien in der Porzellanfabrik zu
Sevres die noͤthigen Kenntnisse erwarb. Die zuerst errichtete Fabrik zu
Valognes wurde aufgegeben, und eine neue zu Bayeux errichtet, die jezt ihre
Niederlage zu Paris hat. Das Porzellan aus dem Kaolin zu Cherbourg ist nicht so
weiß, wie das Limoger, aber ohne Vergleich feuerfester, und ist sehr wohlfeil. Hr.
Mérimée hat
die Waaren des Hrn. Langlois
allen moͤglichen Torturen im Feuer unterworfen, und sie hielten jede Probe
aus ohne ein Rißchen zu bekommen. Da die lichte Farbe jedoch und die Glaͤtte
die Waͤrme
zuruͤkwirft, so wuͤnscht Hr. Mérimée, daß man den
Kochtoͤpfen aus diesem Porzellan eine dunkle schwarze oder braune Farbe geben
moͤchte. Schmelztiegel aus diesem Kaolin sind ungemein feuerfest, man
versteht sich aber noch nicht recht auf die Verfertigung derselben.
Hr. Langlois hat aus diesem
Porzellane Flaschen fuͤr Saͤuren, Haͤhne an Pipen,
Taͤfelchen fuͤr Haus-Nummern, auch Rollen zu
Flaschenzuͤgen, Reibungswalzen an den Fuͤßen der Moͤbel
verfertigen lassen; die Rollen in den Flaschenzuͤgen der Schiffe aus solchem
Porzellane machen Epoche in der franzoͤsischen Marine. Hr. Cavalier hat das Takelwerk seines
Schiffes mit solchen Porzellan-Rollen im Jahre 1815 ausgeruͤstet. Als
dasselbe nach 10 Jahren zu Caen, nachdem es viele Reisen gemacht hatte, abgetakelt
wurde, zeigten sich diese Rollen eben so gut, wie da sie neu waren. Sie waren den
Rollen aus Lignum Sanctum in jeder Hinsicht
vorzuziehen.
Diese wohlfeile Toͤpferwaare aus Porzellanerde erregt die Aufmerksamkeit von
ganz Frankreich.
Handlungs- und Industrie-Schule in
Frankreich.
Je mehr die Minister in England und Frankreich die nothwendigsten Institute eines
jeden Landes, die Erziehungs- und Bildungs-Institute,
vernachlaͤßigen, und glauben genug gethan zu haben, wenn sie den
Universitaͤten den bedauernswerthen Zuschnitt des Mittelalters wieder
schenken, desto mehr strebt in diesen Laͤndern der bessere Theil des Volkes
diesem verderblichen Uebelstande abzuhelfen.
Was M. Theresia und Joseph,
durch Sonnenfels geleitet, dem oͤsterreichischen Staate schon vor 60 Jahren
schenkten, eine Handlungs-Schule, das haben, seit
einigen Jahren, Privatleute auch ihrem Vaterlande in Frankreich geschenkt. Diese
Privatanstalt, an deren Spize Graf Chaptal,
Laffite, Ch. Dupin, M. Marchand,
Cas. Périer, Dalivier, d. aͤlt., Delondre, Mallet, d. aͤlt., Ternaux, d. aͤlt., Vital-Roux, de
Prony, I. B. Say, Baron Locré und de la
Grange etc. stehen, hat sich von Jahr zu Jahr im Stillen immer mehr und
mehr gehoben, und besizt gegenwaͤrtig, unter der Leitung des Chev. Des Taillades, das Hôtel des unsterblichen Sully, in welchem die Schuͤler wohnen, und ihren
Unterricht erhalten.
Der Unterricht dauert zwei Jahre unter 15 Professoren und 6 Chefs de Comptoirs, welche im lezten Curse, alle Handelsgeschaͤfte,
selbst die sogenannten Speculations Geschaͤfte praktisch lehren. Nach
zuruͤkgelegtem Curse erhaͤlt jeder Schuͤler sein Diplom. Man
sieht hier sehr darauf, daß jeder, der einst Kaufmann werden will, Naturgeschichte,
Physik, Chemie, als Basis der Technologie, und dann Technologie so gruͤndlich
als moͤglich studiert, und sorgt auch fuͤr die hierzu noͤthigen
Sammlungen. Die jungen Leute, zwischen 16 bis 20 Jahren, werden unter strenger, aber
nicht pedantischer Aufsicht gehalten. Sie sind den ganzen Tag uͤber
beschaͤftigt, und duͤrfen nur an Sonntagen zu ihren Verwandten. Sie
sind uͤbrigens vortrefflich, in jeder Hinsicht, gehalten. Die Schule hat
gegenwaͤrtig 104 Schuͤler, wovon 83 im Hôtel wohnen. Unter
diesen sind 2 Englaͤnder, 1 Niederlaͤnder, 1 Schweizer, 1 Preuße, 1
Oesterreicher, 3 Russen, 4 Portugiese, 1 Spanier, 1 Grieche, 2 Afrikaner, 8
Suͤd-Amerikaner (4 Spanier, 4 Portugiesen). Auf diese Weise werden
unter den jungen Handelsleuten durch sogenannte Schulfreundschaft Verbindungen in
allen Welttheilen angeknuͤpft, und die Handelsfreundschaft am Arme wahrer
Freundschaft geleitet.
Hr. Coquebert-Montbret,
der uͤber diese Schule vor der Sociéte
Bericht erstattet, macht die Regierung und das Ministerium auf die Vortheile
aufmerksam, die das Land von einer solchen Schule ziehen kann, wenn dieselbe auch
die gehoͤrige und verdiente Aufmerksamkeit von Seite „eines
uͤber die ersten und wichtigsten Beduͤrfnisse des Landes
aufgeklaͤrten Ministeriums“ erhielte.