Titel: Verbesserte Luftpumpe von Herrn Joh. Dunn, Optiker zu Edinburgh.
Fundstelle: Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CX., S. 432
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CX. Verbesserte Luftpumpe von Herrn Joh. Dunn, Optiker zu Edinburgh. Aus dem Edinburgh new Philosophical Journal von Herrn Pf. Jameson. April 1828. S. 382. Mit Abbildungen auf Tab. X. (Im Auszuge.) Dunn, Verbesserte Luftpumpe. Die Anwendung der Luftpumpe zu verschiedenen Fabrikarbeiten nimmt in England mit jedem Tage immer mehr und mehr zu: in Deutschland wird man nur wenig Fabriken finden, in welchen mittelst derselben gearbeitet wird, obschon die Luftpumpe bekanntlich eine deutsche Erfindung ist.Von Otto von Guerike in der Mitte des 17. Jahrhundertes A. d. Ueb. Herr Dunn beschaͤftigte sich mehrere Jahre mit Verbesserung dieses Instrumentes, um dasselbe einfacher, wohlfeiler und zugleich vollkommener wirken zu machen, und mehrere der angesehensten Physiker in Schottland und England sind mit seiner Verbesserung vollkommen zufrieden. Herr Dr. Turner ließ so eben eine Luftpumpe von Herrn Dunn fuͤr die neue Universitaͤt zu London verfertigen. Um die neuen Verbesserungen begreiflich zu machen, fand Herr Dunn es fuͤr nothwendig, zuerst den gewoͤhnlichen Bau der Luftpumpe, und dann die beste bisher bekannte Form derselben, die Cuthberson'sche zu beschreiben. Die gemeine gewoͤhnliche Luftpumpe besteht aus zwei hohlen Cylindern (Stiefeln) AA', Fig. 32, in welche die Staͤmpel, PP' genau passen, und mittelst der Zahnstoͤke, RR, und des Triebstokes, O, durch das Drehen der Kurbel, W, auf und nieder bewegt werden. Am Boden der Stiefel befinden sich Oeffnungen, welche mit dem Recipienten, oder mit der Glasgloke in Verbindung stehen. Ueber diesen Oeffnungen befinden sich Klappen von Wachstaffent oder aus einer Blase, die so vorgerichtet sind, daß die Luft aus dem Recipienten in die Stiefel, nicht aber aus diesen in den Recipienten zuruͤk kann. Es ist offenbar, daß, wenn einer oder der andere der beiden Staͤmpel in die Hoͤhe gezogen wird, ein leerer Raum in den Stiefeln unter dem Staͤmpel fuͤr so lang entstehen muß, bis die Luft in dem Recipienten, in Folge ihrer Elasticitaͤt, die Klappe V oder V' oͤffnet, und sich wieder gleichfoͤrmig zwischen den Stiefeln und dem Recipienten vertheilt. Da nun die Staͤmpel, PP' mit aͤhnlichen Klappen versehen sind, die sich in derselben Richtung, wie VV' oͤffnen, so muß die Luft in dem unteren Theile des Stiefels, wenn der eine oder der andere dieser Staͤmpel niedergestoßen wird, da die Klappen VV' derselben den Ruͤkweg in den Recipienten versperren, die Klappe an dem Staͤmpel oͤffnen, und durch dieselbe in die Luft jenes Raumes uͤbertreten, mit welchem der obere Theil des Stiefels in Verbindung steht. Dieß wird nun, durch das abwechselnde Auf- und Niedersteigen der Staͤmpel, so lang fort geschehen, so lang die Luft in dem Recipienten Elasticitaͤt genug besizt, die Klappen VV' zu oͤffnen. So wie diese Elasticitaͤt aufhoͤrt, hoͤrt auch das Auspumpen der Luft auf, und folglich kann man durch eine aͤhnliche Vorrichtung dem leeren Raͤume nie hinlaͤnglich nahe kommen. „Die beste Methode, die Luft vollkommener auszupumpen, ist jene Cuthbertson's, nach welcher die Klappen nicht durch die Elasticitaͤt der Luft geoͤffnet werden. Cuthbertson nimmt, statt der Blasenklappen VV', Fig. 32, die Metallklappen, VV', Fig. 33 (in Fig. 33 und 34 ist bloß ein Stiefel dargestellt), an welcher die Metalldrahte, WW', angebracht sind, die sich, genau passend, in Schlußbuͤchsen in den Staͤmpelstangen bewegen. Wenn ein oder der andere Staͤmpel in die Hoͤhe gezogen wird, wird die Klappe V oder V' durch die Reibung ihres Drahtes in der Schlußbuͤchse geoͤffnet, und wieder geschlossen, wenn der Staͤmpel niedergedruͤkt wird: im ersteren Falle wird eine freie Communication zwischen dem Theile des Stiefels, der unter dem Staͤmpel ist, hergestellt; im zweiten Falle wird sie geschlossen. An den Staͤmpeln hat er gleichfalls Metallklappen, PP', angebracht, die durch das Niedersteigen der Staͤmpelstangen geoͤffnet werden, und bei dem Aufsteigen derselben sich schließen, so daß also die Klappen in den Staͤmpeln sich oͤffnen und offen bleiben, waͤhrend die anderen Klappen am Grunde der Stiefel sich schließen, und umgekehrt. Da nun die Staͤmpelklappen sich oͤffnen, waͤhrend die Klappen am Grunde der Stiefel sich schließen, so fand Cuthbertson es fuͤr nothwendig (obschon dieß bei der gemeinen Pumpe nicht der Fall ist) die aͤußere Luft aus den Staͤmpeln auszuschließen.“ „Zu diesem Ende sezt er luftdichte Dekel, CC', auf die Stiefel, und laͤßt die Staͤmpelstangen sich in luftdichten Schlußbuͤchsen, BB', bewegen; er brachte auch metallne Klappen in den Dekeln MM ' an, durch welche die Luft austreten kann. Diese Klappen oͤffnen sich entweder durch die Elasticitaͤt der Luft, oder dadurch, daß die Staͤmpel gegen die hervorstehenden Spizen, pp', dieser Klappen anschlagen.“ „Da der Ruͤktritt der Luft in diese Pumpe, waͤhrend diese Klappen sich schließen, abgehalten werden muß, so werden dieselben in Oehl eingetaucht.“ „Diese Vorrichtung ist allerdings, der Theorie nach, der Vollkommenheit und Vollendung so nahe kommend, als moͤglich, und schwerlich wird sich, bei irgend einer Form der Luftpumpe, mehr erreichen lassen. Sie ist aber auch sehr zusammengesezt, und kommt folglich theuer, und geraͤth leicht in Unordnung: ein Umstand, den diejenigen nur zu gut kennen, die mit Verfertigung solcher Pumpen beschaͤftigt sind.“ „Da mir Cuthbertson's Vorrichtung zur mechanischen Oeffnung der Klappen am Boden der Stiefel der einzige nuͤzliche Theil seiner Erfindung schien, so war ich der Meinung, daß eine Pumpe vielleicht eben so gut oder wirklich eben so gut arbeiten wuͤrde, wenn man diese Vorrichtung allein beibehaͤlt, und alles Uebrige weglaͤßt, wodurch die Luftpumpe nicht nur wohlfeiler, sondern auch dauerhafter wird, und leichter in Ordnung erhalten werden kann.“ Fig. 34 ist ein Durchschnitt eines Stiefels meiner Luftpumpe, an welchem ich unten metallne Klappen vv', und oben seidene, aus Wachstaffent, SS ', in den Staͤmpeln anbringe. Die metallnen Klappen Cuthbertson's ließ ich also in den Staͤmpeln, so wie seinen ganzen uͤbrigen Apparat oben an den Stiefeln weg, und ließ die Staͤmpel frei der atmosphaͤrischen Luft ausgesezt. Ich betrachte alle diese Vorrichtungen fuͤr uͤberfluͤssig, obschon man, seit Smeaton's Erfindung, es allgemein fuͤr wesentlich an einer guten Luftpumpe hielt, den Druk der Atmosphaͤre von den Staͤmpelklappen wegzunehmen. Der Grund meiner Ansicht ist dieser, daß die Luft durch das Niedersteigen der Staͤmpel in den Stiefeln immer so zusammengedruͤkt wird, daß sie fuͤr sich selbst hinlaͤngliche Elasticitaͤt erhaͤlt die seidenen Klappen in den Staͤmpeln zu oͤffnen, indem der Raum eines jeden Stiefels an und fuͤr sich um mehrere tausend Mahl groͤßer ist, als der Raum zwischen den beiden Klappen, wenn der Staͤmpel am Boden des Stiefels steht. Denn, wenn man die untere Seite des Staͤmpels und den Boden des Stiefels genau in einander passen macht; was mittelst Oehles in den Stiefeln vollkommen geschehen kann, so bleibt kein anderer Raum uͤbrig, als das kleine Loch im Staͤmpel an der Klappe.“ „Als Beispiel wollen wir annehmen, daß der Zug oder Stoß des Staͤmpels 12 Zoll, der Durchmesser des Stiefels 2 1/2 Zoll oder 25 Zehntel (wie in jener, die ich fuͤr Herrn Lees verfertigte) betraͤgt, der Durchmesser des Loches, e, Ein Zehntel Zoll, und die Laͤnge desselben Einen Zoll haͤlt, so wird, da sich die Kreise wie die Quadrate der Durchmesser verhalten, 1 × 1 = 1 der Hohlraum des Loches, und 25 × 25 × 12=7500, der Hohlraum des Stiefels, und folglich hat die Luft, die in dem Recipienten 7000 Mahl duͤnner war, als die atmosphaͤrische Luft, hinlaͤnglich Elasticitaͤt, die Klappe in dem Staͤmpel zu oͤffnen. Da aber dieß ein Grad von Verduͤnnung der Luft ist, der jede bisher erreichte oder auch nur erwartete Verduͤnnung weit uͤbersteigt, so folgt, daß jede andere Kleinlichkeit an dieser Maschine uͤberfluͤssig ist.“ „Man kann indessen gegen diese Vorrichtung einwenden, daß sie noch immer etwas der Elasticitaͤt der Luft uͤbrig laͤßt. Wenn man aber auch diesen Vorwurf entfernen will, so kann dieß leicht dadurch geschehen, daß man metallne Klappen, II ', mit hervorstehenden Spizen, p'p anbringt, die gegen den Boden der Stiefel anschlagen, wo der Raum O'T', OI, mit Oehl gefuͤllt ist, um die aͤußere Luft waͤhrend des Schließens derselben abzuhalten. Ich finde indessen auch dieß gaͤnzlich uͤberfluͤssig.“ Fig. 35 zeigt die Luftpumpe, die ich fuͤr Herrn Lees verfertigte, in Perspektive. Diese Art von Fassung derselben finde ich am zwekmaͤßigsten. Meine Vorrichtung laͤßt sich uͤbrigens auch an sogenannten Tisch-Luftpumpen anbringen.“

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