Titel: | Ueber die Bereitung verschieden gefärbter Emaile (Schmelzgläser). Von Robiquet. |
Fundstelle: | Band 28, Jahrgang 1828, Nr. CXX., S. 452 |
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CXX.
Ueber die Bereitung verschieden gefaͤrbter
Emaile (Schmelzglaͤser). Von Robiquet.
Aus dem Dictionnaire technologique, VIII. B. S.
1
Robiquet's Bereitung verschieden gefaͤrbter
Glaͤser.
Unter Email versteht man
uͤberhaupt undurchsichtige und gefaͤrbte Glaͤser, welche stets
durch die Vereinigung mehrerer Metalloxyde gebildet werden, die man manchmal noch
mit gewissen feuerbestaͤndigen schmelzbaren Salzen, z.B. boraxsauren,
flußsauren oder phosphorsauren versezt.
Das einfachste Email, welches auch den meisten anderen zur Grundlage dient,
erhaͤlt man, wenn man zuerst ein Gemenge von Blei und Zinn calcinirt, deren
Verhaͤltniß von 15 bis auf 50 Theile Zinn, gegen 100 Th. Blei wechseln kann.
Das mittlere Verhaͤltniß scheint fuͤr die meisten
Schmelzglaͤser geeignet; diese Legirung ist so verbrennlich, daß man sie mit
der groͤßten Leichtigkeit in einem Kessel aus Gußeisen bei einer Temperatur,
welche die Kirschrothgluͤhhize nicht uͤbersteigt, calciniren kann,
vorausgesezt, daß sie nicht gar zu viel Zinn enthaͤlt. Das Oxyd nimmt man in
dem Maße als es sich bildet, aus dem Kessel, und sezt von Zeit zu Zeit neue
Quantitaͤten von der Legirung zu und faͤhrt mit diesem Zusaze so lange
fort, bis man alles verbraucht hat, was davon calcinirt werden sollte. Man muß sich
sehr in Acht nehmen, daß man keine metallischen Theile mit dem Oxyd wegnimmt, weil
sie eine Erhaͤrtung verursachen, aus demselben Grunde muß das Calciniren auch
bei der moͤglichst niedrigen Temperatur vorgenommen werden, denn sonst
erleidet das Oxyd eine Art Verglasung, und kann dann nicht mehr so leicht zertheilt
werden. Wenn das Calciniren beendigt ist, laͤßt man die Masse erkalten, reibt
sie in geeigneten Muͤhlen mit Wasser, und scheidet durch Schlammen die
oxydirten Theile von den allenfalls noch vorhandenen metallischen ab. Die so
gereinigten und sehr fein zertheilten Metalloxyde vermengt man mit schmelzbarem
Sande, und außerdem einer alkalischen Substanz oder Kochsalz. Die
Verhaͤltnisse, welche am gewoͤhnlichsten befolgt werden, sind 4 Sand,
1 Kochsalz und 4 Theile von den Metallkalken. Chaptal
bemerkt, daß er ein sehr schoͤnes Product erhielt, als er Zinn und Blei zu
gleichen Theilen calcinirte, und 100 Theile der Metallkalke mit 100 Theilen calcinirter
Kieselsteine und 200 Theilen gereinigter Pottasche zusammenschmolz. In beiden
Faͤllen bringt man das Gemenge in einen Tiegel, oder auch bloß auf eine
Schichte Sand, an der Luft geloͤschten Kalk, oder Asche, die man in einem
Fayenceofen ausgebreitet hat. Diese Masse erleidet eine Halbverglasung, und manchmal
ist der obere Theil sogar ganz geschmolzen. Diese Art von Fritte bildet nun so zu
sagen die Grundlage fuͤr fast alle Schmelzglaͤser, und je nachdem man
das Verhaͤltniß der Ingredienzien abaͤndert, erhaͤlt man
leichter schmelzbare, undurchsichtigere oder weißere Schmelzglaͤser. Die
erstere dieser Eigenschaften haͤngt von der Menge des Sandes oder Flußmittels
ab, und die anderen ruͤhren vom Zinn her.
Das Kochsalz, welches man als Flußmittel anwendet, kann entweder durch Weinsteinsalz
oder durch Kali, oder auch durch Natron ersezt werden; jedes dieser Flußmittel
ertheilt aber dem Email besondere Eigenschaften.
Die meisten Schriftsteller, welche uͤber die Fabrikation der
Schmelzglaͤser geschrieben haben, halten es fuͤr einen wesentlichen
Umstand, daß der Sand, welcher zur Fritte angewandt wird, gut ausgewaͤhlt
ist, und glauben, daß der reinste nicht gerade auch immer der passendste ist. Clouet behauptet (Annal. d.
Chem. Bd. 34, S. 204), daß er auf 3 Th. Quarzsand wenigstens 1 Th. Talk
enthalten muß, weil sonst das daraus erhaltene Email nie gut verglast ist; man sieht
auf seiner Oberflaͤche einige nicht gut geschmolzene Puncte, die es runzelig
machen: in mehreren alten Buͤchern wird jedoch vorgeschrieben, daß man sich
gepulverter und mittelst Weinsteins oder irgend eines anderen Flußmittels verglaster
Kieselsteine bedienen soll. Hierdurch wird es wahrscheinlich, daß der Talk, wenn
solcher in dem Sande vorhanden ist, nur dazu dient, die Kieselerde leichter in Fluß
zu bringen, und daß er durch einen groͤßeren Zusaz von dem Flußmittel ersezt
werden kann. Auf jeden Fall aber ist es wichtig, daß der Sand keine Metalloxyde,
insbesondere kein Eisen- und Manganoxyd enthaͤlt, welche
haͤufiger vorkommen, und der weißen Farbe der Fritte schaden.
Es ist sehr sonderbar, daß in einem Lande, wo das Studium der Chemie allgemein und
mit so gluͤklichem Erfolge betrieben wird, noch kein wissenschaftlich
gebildeter Chemiker seine Aufmerksamkeit ganz insbesondere einem Industriezweige
gewidmet hat, der so zu sagen ganz der Chemie angehoͤrt. Die Fabrikation der
Schmelzglaͤser ist bei uns in ihrer Kindheit geblieben, und wir
muͤssen jezt noch einen großen Theil dieser Produkte aus dem Auslande
beziehen. Ja man kann sogar noch hinzufuͤgen, daß wir in dieser Hinsicht
nicht einmal so weit
vorgeruͤkt sind, wie die Alten, was so zu verstehen ist. Man hat sich ehemals
sehr mit diesem Fabrikationszweige beschaͤftigt, und wir sehen aus den
Mustern, welche man in den antiquarischen Sammlungen oder alten Monumenten findet,
daß man in dieser laͤngst verflossenen Zeit Emaile zu verfertigen verstand,
wovon wir jezt weder die Zusammensezung noch die Bereitungsart kennen. Damals
machte, wie heute zu Tage, jeder Kuͤnstler ein Geheimniß aus den
Verfahrungsweisen, welche ihm am beßten gelangen, und eine Menge Proceduren gingen
so mit dem Tode ihrer Erfinder verloren. Ein anderer Umstand, welcher sehr dazu
beitraͤgt, daß wir die Produkte der Alten nicht mehr hervorbringen
koͤnnen, ist dieser, daß unter der großen Anzahl der bekannt gemachten
Recepte zur Emailfabrikation viele vorkommen, worin Substanzen genannt werden, die
man sich heute zu Tage nicht mehr verschaffen kann, theils weil sie jezt andere
Namen fuͤhren und man nicht weiß, was die Alten mit den angegebenen Namen
bezeichneten, theils weil diese Substanzen gar nicht mehr oder doch nicht von
derselben Beschaffenheit, wie ehemals, im Handel vorkommen. Auf diese Art sind wir
also oft in dem Falle unmoͤglich genuͤgende Resultate erhalten zu
koͤnnen.
Aus dem eben Gesagten ersieht man, wie sehr wuͤnschenswerth es waͤre,
daß dieser Gegenstand mit Veruͤksichtigung aller bekannt gewordenen
Thatsachen neu bearbeitet wurde, wobei man sich dann zur Verfertigung der
Schmelzglaͤser nur sehr reiner Materialien bedienen duͤrfte. Wenn man
so von festen Anhaltspuncten ausginge, haͤtte man bloß noch die Wirkungen der
Temperatur zu beruͤcksichtigen und der Erfolg wuͤrde unendlich
leichter.
Was die Ueberlegenheit der Auslaͤnder und insbesondere der Venetianer in
diesem Gegenstande betrifft, so muͤssen wir, um sie gerecht zu
wuͤrdigen, bemerken, daß, wenn sie uns noch immer gewisse Emaile liefern,
dieses hauptsaͤchlich daher ruͤhrt, weil sie hinreichend großen Absaz
davon haben, so daß es sich lohnt, Etablissements dafuͤr zu errichten, und
sich die verschiedensten Sorten vorraͤthig zu halten; waͤhrend in
Frankreich, wo man wenig Mosaik verfertigt, und wo die Anwendung der
Schmetzglaͤser zu Bijouteriewaaren aus der Mode gekommen ist, kein Fabrikant
ein Capital auf die Fabrikation von Schmelzglaͤsern wenden wird, die nur sehr
selten verlangt werden koͤnnen; in der That kann man auch noch hinzusezen,
daß die Venetianer nicht gerade auch diese oder jene beabsichtigte Nuͤance
mit Sicherheit zu erzeugen verstehen, sondern sich gerne mit dem begnuͤgen,
was ihnen der Zufall verschafft, weil sie dadurch eine Reihe
wuͤnschenswerther Nuͤancen erhalten, die sie gut brauchen
koͤnnen.
Die Schmelzglaͤser sind entweder durchsichtig oder undurchsichtig, das heißt bei den einen sind
alle Bestandtheile in gleichem Grade fluͤßig geworden, und diese sind dann
nichts als Krystallglas, waͤhrend bei den anderen einige ihrer Bestandtheile
der Einwirkung der Hize mehr widerstanden und ihre Molekuͤle hinreichend auf
einander gehaͤuft blieben, so daß sie sich dem Durchgang des Lichts
widersezen koͤnnen. Das Zinnoxyd bringt insbesondere diese Wirkung hervor,
woruͤber bei dem weißen Email mehr gesagt werden wird.
Ehe ich die hauptsaͤchlichsten Verfahrungsweisen, welche bei der Darstellung
verschiedener Schmelzglaͤser befolgt werden, beschreibe, will ich noch einige
allgemeine Bemerkungen voranschiken und vor Allem sagen, daß man statt der nach dem
oben beschriebenen Verfahren durch Calciniren einer Legirung von Zinn und Blei erhaltenen, als Basis dienenden Masse, nicht
eben so gut eine durch gleichzeitiges Calciniren von Zinn und Blei, erhaltene, oder
auch die beiden besonders bereiteten Oxyde anwenden kann. In der That sind die
Fritten, welche man unter den gewoͤhnlichen Umstaͤnden nach diesen
verschiedenen Methoden erhaͤlt, bei weitem sich nicht gleich. Wahrscheinlich
wurde man jedoch ein sehr homogenes Product auch auf die Art darstellen
koͤnnen, daß man das Gemenge der beiden Oxyde sehr lange stoßen und sie dann
zusammen durch dasselbe Sieb schlagen wuͤrde; ungeachtet solcher kleinlichen
und sehr kostspieligen Vorsichtsmaßregeln, an welche man sich in den technischen
Kuͤnsten nie sehr binden muß, wuͤrden diese Oxyde aber doch
bestaͤndig ungleich vertheilt seyn, und es gaͤbe Theile, welche leicht
fluͤßiger sind, als andere, so daß die daraus erhaltenen
Schmelzglaͤser nothwendigerweise flekicht werden muͤßten.
Man sieht leicht voraus, daß man die Zusammensezung der Fritte nach den
Schmelzglaͤsern, denen sie zur Grundlage dienen soll, abaͤndern muß;
denn diejenigen, welche zur Anwendung auf Metallen bestimmt sind, muͤssen
viel leichtfluͤßiger seyn, daher auch die Fritte viel mehr Flußmittel
enthalten muß; in diesem Falle wendet man auch den Sand nicht geradezu so an, wie
man ihn in der Natur findet, sondern man calcinirt ihn vorher mit ein Viertel seines
Gewichtes Kochsalz; manchmal sezt man auch noch metallische Flußmittel, wie Mennig,
oder calcinirtes Blei zu. Man erhaͤlt dann eine weiße halbverglaste Masse,
die man vorher pulvern muß, ehe man sich ihrer zur Composition des Emails bedient.
Manchmal begnuͤgt man sich auch, um das Email leichtfluͤßiger zu
machen, eine weniger Zinn enthaltende Legirung zur Bereitung der Metalloxyde
anzuwenden; dieses Mittel kann aber nur bei solchen Schmelzglaͤsern angewandt
werden, welche nicht sehr undurchsichtig zu werden brauchen.
Die Natur der Farben, welche in das Email eingeschmolzen werden sollen, erheischt auch einige
besondere Abaͤnderungen in dem Verhaͤltnisse der Bestandtheile der
Fritte. Die Bleioxyde z.B. sind einigen unter denselben sehr nachtheilig, und man
sieht sich in diesem Falle genoͤthigt, zu anderen Flußmitteln seine Zuflucht
zu nehmen. Clouet bemerkt, daß ihm folgende Gemenge als
Grundlagen fuͤr purpurne, blaue und andere zarte Farben gut ausgeholfen
haͤtten.
Drei Theile Quarzsand, 1 Kreide und 3 calcinirten Borax, oder auch 3 weißes
Bouteillenglas, 1 calcinirten Borax, 1/4 Salpeter und 1 Theil gut ausgewaschenen
antimonsauren Kalis (Antim. diaphor.) Diese Gemenge
geben ein sehr weißes Email, welches vollkommen zu dem Blau taugt.
Endlich sieht man leicht ein, daß man die Zusammensezung dieser Grundmasse auf
mannigfaltige Weise abaͤndern kann; man darf jedoch dabei nicht vergessen,
daß die wesentlichste Eigenschaft eines guten Emails immer diese bleibt, daß es bei
einer maͤßigen Hize zwar weich genug wird, um einen schoͤnen Glanz zu
erhalten, jedoch nicht so, daß es in Fluß kommen koͤnnte. Es darf nicht
vollkommen in Fluß kommen; aber es muß einen teigartigen Zustand annehmen, so daß
man nach dem Erkalten glauben koͤnnte, es sey vollkommen gefloßen.
Nach diesen wenigen Bemerkungen wollen wir jezt die Verfahrungsweisen auseinander
sezen, welche am gewoͤhnlichsten angewandt werden, um die wichtigsten Farben
hervorzubringen.
Ueber das weiße matte Email.
Die Materialien, woraus dieses Email zusammengesezt wird, muͤßen am meisten
ausgewaͤhlt seyn, weil es nicht die geringste Faͤrbung haben darf;
deßwegen muß auch die Fritte selbst, welche hierzu angewandt wird, aus vollkommen
reinen Materialien bereitet seyn. Ist diese jedoch ein wenig gefaͤrbt, so
darf sie allein deßwegen noch nicht verworfen wenden, denn diese Faͤrbung
kann von zweierlei Ursachen herruͤhren, entweder von einigen Metalloxyden,
oder auch von rusigen Substanzen, welche von organischen Koͤrpern
herruͤhren: in lezterem Falle kann sie dann leicht durch eine sehr geringe
Menge Braunstein entfernt werden, indem dieser die Eigenschaft hat, leicht einen
Theil seines Sauerstoffs abzugeben und so die Verbrennung, d.h. die
Zerstoͤrung der kohligen faͤrbenden Substanz zu erleichtern. Man
koͤnnte sich wundern, daß ein Oxyd, welches an und fuͤr sich so stark
faͤrbt, entfaͤrben kann; das Mangan faͤrbt aber nur dann, wenn
es auf der hoͤchsten Oxydationsstufe ist; sobald es hingegen auf eine
niedrigere zuruͤkgefuͤhrt wurde, was geschieht, wenn brennbare
Substanzen vorhanden sind, ertheilt es den Koͤrpern, womit es sich verbindet,
durchaus keine Farbe mehr. Dieß sezt offenbar voraus, daß man die noͤthige
Menge nicht uͤberschreitet, weil sonst der uͤberschuͤßige Theil
eine staͤrkere oder schwaͤchere Faͤrbung hervorbringen wuͤrde. Es ist
uͤbrigens noch zu bemerken, daß es manchmahl zur Erzeugung einer angenehmeren
weißen Farbe noͤthig ist, daß der Braunstein eine schwache Farbe ertheile;
auf dieselbe Art erhoͤht man auch den Glanz der weißen Zeuge durch Zusaz von
ein wenig Blau. Man hat sich schon vor langer Zeit in den Glasfabriken des
Braunsteins zu demselben Zwek bedient, ohne zu wissen, daß er es ist, wodurch die
Entfaͤrbung bewirkt wird, und einige Schriftsteller nannten ihn Glas seife;
bekannter war er unter dem Namen Magnesia. Es verdient
bei dieser Gelegenheit bemerkt zu werden, daß dieser Name zu einigen groben
Irrthuͤmern Veranlassung gegeben hat, weil man dieses Oxyd mit der weißen
Magnesia, die man aus dem Bittersalz erhaͤlt, verwechselt hat. So ist sie in
dem Diction. des Arts et Métiers von dem Abt Jaubert. in dem Recept fuͤr das weiße Email, an
die Stelle des Braunsteins gesezt worden.
Die alten Schriftsteller schreiben fuͤr das weiße Email einen Zusaz von bloß
40 Gran Braunstein auf 5 bis 6 Pfund auserwaͤhlte Fritte vor, welche dann
damit in einem Tiegel bei einem heftigen und vom Rauch gaͤnzlich freien Feuer
geschmolzen werden soll. Wenn die Masse vollkommen geflossen ist, gießt man sie in
klares Wasser und sammelt sie dann, um sie neuerdings zu schmelzen. Dieses Verfahren
wird etwa viermal wiederholt, und scheint keinen anderen Erfolg zu haben, als daß
die Substanzen sich besser vermischen und die Reaction vollstaͤndiger ist.
Offenbar muß sich zufolge des vorher Gesagten das Verhaͤltniß des Braunsteins
nach der Menge des zu zerstoͤrenden Faͤrbestoffes richten, und da man
Gefahr laͤuft, noch staͤrker zu faͤrben, wenn man einen
Ueberschuß davon anwendet, so thut man viel besser anfangs weniger an Statt mehr als
noͤthig ist, anzuwenden, und dann noͤthigen Falles kleine Mengen davon
noch zuzusezen.
Man kann auch ein weißes Email mit den Metalloxyden bereiten, die durch Calciniren
einer Legirung von zwei Theilen Zinn und ein Theil Blei erhalten wurden. Man nimmt
von den Oxyden ein Theil auf zwei Theile gewoͤhnliches Glas; manchmahl sezt
man auch noch eine sehr geringe Menge Braunstein zu. Wenn alles gut gemengt ist,
schmilzt man wie im vorhergehenden Falle. Die Metalle, woraus die Oxyde fuͤr
dieses Email bereitet wurden, muͤssen ebenfalls vollkommen rein seyn, denn es
waͤre unmoͤglich, ein Milchweiß zu erhalten, wenn sie z.B. Eisenoxyd
oder Kupferoxyd enthielten, welche man darin sehr oft antrifft.
Einige Praktiker empfehlen fuͤr das weiße Email ausgesuͤßtes
antimonsaures Kali (Antim. diaphor.) anzuwenden; dieses
Product kann aber weder
mit Bleioxyd noch mit einem anderen Metalloxyd zusammengeschmolzen werden, weil es
in diesem Falle die Farbe vielmehr matt, an Statt weiß machen wuͤrde; man
kann sich also dann nur des gewoͤhnlichen Glases oder der Salze als
Flußmittel bedienen.
Auf drei Theile weißes ohne Bleioxyd bereitetes Glas, nimmt man einen Theil
ausgesuͤßtes antimonsaures Kali; sie werden genau gemengt und auf
gewoͤhnliche Weise geschmolzen.
Ueber das blaue Email.
Diese schoͤne Farbe erzeugt man fast immer mit dem Kobaltoxyd oder mit einigen
seiner Verbindungen, und dieses Oxyd bringt sie so intensiv hervor, daß man nur eine
sehr geringe Menge davon anwenden darf, wenn die Farbe nicht schwarz werden soll.
Diese Farbe ist so glaͤnzend und so reich, daß sie so zu sagen, alle anderen
beherrscht und sie gewissermaßen zerstoͤrt, oder sie wenigstens so verstekt,
daß sie unbemerkt bleiben: auch kann man sie sehr leicht hervorbringen. Um sie aber
in ihrer groͤßten Schoͤnheit darzustellen, muß man alle anderen
moͤglichst daraus entfernen, woraus folgt, daß die Farbe um so
glaͤnzender und schoͤner ausfallen wird, je reiner das Kobalt ist.
Das Kobalt ist in seinen bekanntesten Erzen mit einer Menge fremder Substanzen
verbunden, wie z.B. Eisen, Arsenik, Kupfer, Nikel und Schwefel, so daß es schwer
haͤlt, es davon vollkommen zu trennen. Es ist jedoch zur
Email-Fabrication nicht noͤthig, daß es vollkommen rein sey: wenn es
nur frei von Eisen, Kupfer und Nikel ist, welche nachtheiliger sind, als die
anderen: Dieser Zwek ist aber leicht zu erreichen, wenn man das Mineral bloß in
Salpetersaͤure aufloͤst, die Aufloͤsung zur Syrupsconsistenz
abdampft, um die uͤberschuͤssige Saͤure zu verjagen und einen
Theil Arsenik abzuscheiden. Man nimmt sodann die Masse wieder in Wasser auf und sezt
allmaͤhlich eine Aufloͤsung von basisch kohlensaurem Natron hinzu; man
muß die Fluͤssigkeit sehr stark umruͤhren, und mit diesem Zusaze so
lange fortfahren, bis der entstehende Niederschlag, welcher anfangs weißgrau ist,
rosenroth wird. Sobald diese Farbe sich zeigt, hoͤrt man auf; man filtrirt
und schlaͤgt dann die Fluͤssigkeit gaͤnzlich mit kohlensaurem
Natron nieder. Man erhaͤlt auf diese Art sehr reines arseniksaures Kobalt,
und da weder die Arseniksaͤure noch die daraus entstehenden Substanzen an und
fuͤr sich irgend eine Farbe geben koͤnnen, und uͤberdieß
fluͤchtig sind, so schaden sie der Reinheit des Blaues gar nicht: in der That
erhaͤlt man es auch mit diesem Praͤparat von großer Reinheit.
Die metallischen Flußmittel sind fuͤr diese Farbe nicht die geeignetsten, weil
sie immer eine mehr oder weniger bemerkliche Farbe mittheilen, welche der Reinheit
des Blaues schadet. Im Anfang dieser Abhandlung haben wir die, fuͤr dieses
Email anwendbarsten, Fluͤsse angegeben, und wollen nur noch beifuͤgen,
daß das salpetersaure Kali darin noͤthig ist, um das Kobalt auf die
hoͤchste Oxydationsstufe zu bringen, in welchem Zustande es mehr
faͤrbt.
Ueber das gelbe Email.
Es gibt mehrere Verfahrungsweisen, um diese Farbe auf Email hervorzubringen; sie ist
aber sehr schwer zu befestigen, und man erhaͤlt sie selten
gleichfoͤrmig und voll schoͤnem Ton. Man kann sie direct mit
Silberpraͤparaten, wie z.B. phosphorsaurem oder schwefelsaurem Silber
erzeugen. Diese Methode gelingt nicht immer; eine zu starke Hize oder energische
Flußmittel, zerstoͤren sie leicht; der Salpeter ist ihr insbesondere sehr
nachtheilig. Wegen des unsicheren Erfolges wendet man auch die Silbersalze selten
an; man bedient sich lieber der Oxyde des Bleies und Antimons, welche ein
schoͤnes Gelb hervorbringen, wenn sie mit einigen Oxyden vereinigt sind,
welche sich ihrer voͤlligen Verglasung widersezen koͤnnen. Man nimmt
z.B. 1 Theil weißes Antimonoxyd, 1 bis 3 Theile Bleiweiß, 1 Alaun und 1 Salmiak. Man
pulvert jede dieser Substanzen, mengt das Ganze genau, und sezt es einer Hize aus,
wobei der Salmiak zersezt wird. Sobald die gelbe Farbe sich gut entwikelt hat,
haͤlt man die Operation fuͤr beendigt; es entsteht dadurch eine dem
sogenannten Neapelgelb ganz analoge Verbindung.Ueber dessen Bereitung vergleiche man polytechn. Journ. Bd. XXVIII. S. 224.
A. d. R.
Andere gelbe Farben kann man mit Bleioxyd allein, oder durch Versezung desselben mit
rothem Eisenoxyd erhalten und die Nuͤancen werden nach der Menge dieses
leztern verschieden ausfallen.
Clouet sagt in seiner Abhandlung uͤber die
Schmelzglaͤser, daß man ein schoͤnes Gelb mit reinem Silberoxyd
erhaͤlt, und bloß eine duͤnne Schichte davon auf der Stelle, welche
man faͤrben will, auszubreiten braucht. Man sezt sodann das Stuͤk
einer maͤßigen Hize aus und nimmt es weg, sobald diese auf den
gehoͤrigen Grad gesteigert worden ist; die auf der Oberflaͤche
haftende sehr duͤnne Schichte von reducirtem Silber, wird weggepuzt, worauf
die Stelle, welche es einnahm, von einer sehr schoͤnen und fließenden gelben
Farbe erscheint.
Es ist zu bemerken, daß man, weil das Silberhaͤutchen, welches die Farbe
bedekt, weggenommen werden muß, dieses Haͤutchen nicht durch Flußmittel
befestigen, und diese daher erst nach dem Schmelzen der anderen Substanzen anwenden
darf.
Ueberhaupt erfordern die gelben Farben wenig Flußmittel, und gelingen am besten mit
solchen, welche metallischer Natur sind.
Gruͤnes Email.
Die gruͤne Farbe kann bekanntlich durch Vermischung von Gelb und Blau
hervorgebracht werden; man nimmt jedoch selten fuͤr die Schmelzglaͤser
zu diesem Mittel seine Zuflucht, sondern stellet sie fast immer geradezu mit
Kupferoxyd, oder noch besser mit Chromoxyd dar, welches leztere den Vortheil hat,
einer heftigen Hize zu widerstehen.
Es gibt zwei Oxyde von dem Kupfer; das erste (Kupferoxydul) ist schoͤn roth
und theilt seine Farbe den glasigen Flußmitteln mit, ist aber schwer zu befestigen;
das andere (Kupferoxyd) ist im hydratischen Zustande blau, aber schwarzbraun, wenn
es wasserfrei ist; es faͤrbt alle Glasfluͤsse, womit es verbunden ist,
gruͤn. Dieses Oxyd braucht sein gleiches oder hoͤchstens doppeltes
Gewicht des Flußmittels, entweder von einem Salze oder Metalloxyde, um vollkommen in
Fluß zu kommen; man nimmt jedoch gewoͤhnlich viel weniger davon, und sezt ihm
ein wenig Eisenoxyd zu. Auf vier Pfund Fritte z.B., nimmt man 2 Unzen Kupferoxyd und
48 Gran Eisensafran; uͤbrigens werden alle schon angegebenen
Vorsichtsmaßregeln befolgt, welche die Production eines recht homogenen Emails
erheischt.
Das Gruͤn, welches das Chromoxyd hervorbringt, ist viel dauerhafter; eine zu
hohe Temperatur thut ihm zwar keinen Eintrag, aber es hat nicht immer eine
schoͤne Nuͤance. Im Allgemeinen sieht es zu sehr in das Gelb der
abgestorbenen Blaͤtter, und dieses haͤngt von dem Grade der Reinheit
oder Oxydation des Chroms ab (vergleiche polytechn. Journ. Bd. XXVII. S. 50.)
Rothes Email.
Wir haben so eben gesagt, daß das Kupferoxydul eine schoͤne rothe Farbe geben
wuͤrde, wenn man es mit den Glasfluͤssen vereinigen koͤnnte,
und wollen noch bemerken, daß dieses deßwegen sehr schwer zu bewirken ist, weil
dieses Oxyd sich nur kurze Zeit unveraͤndert erhaͤlt; durch geringe
Temperatur-Veraͤnderungen kann es Sauerstoff verlieren oder
aufnehmen.
Man muß den guͤnstigen Zeitpunct treffen koͤnnen, und es sogleich aus
dem Feuer nehmen, wenn es die gehoͤrige Faͤrbung erreicht hat.
Indessen kann man sich helfen, wenn es durch die Einwirkung der Temperatur nur eine
hoͤhere Oxydation erlitten hat, indem man es naͤhmlich mit einer
brennbaren Substanz, wie Kohle, Ruß, Weinstein u.s.w. versezt. Das Kupfer wird dann
wieder auf das niedrigste Oxyd zuruͤkgefuͤhrt und die verschwundene
rothe Farbe kommt wieder zum Vorschein. Man kann durch dasselbe Mittel und durch eine etwas mehr
gesteigerte Hize, es dahin bringen, daß ein Theil des Kupferoxydes vollkommen
reducirt wird, wobei dann die auf einem roͤthlichen Grunde zerstreuten
Stuͤkchen metallischen Kupfers diesem Email das Ansehen des unter dem Namen
Aventurin bekannten Minerales geben. Herr d'Arcet glaubt,
daß der Aventurin am besten durch ein Email nachgeahmt wird, welches in
stoͤchiometrischem Verhaͤltnisse zusammengesezt, faͤhig ist zu
krystallisiren und auf eine aͤhnliche Weise wie die Damascirung und die
Marmorirung der Seife hervorgebracht wird, und daß es dann diese Krystalle sind,
welche in einer leichter schmelzbaren glasigen Masse zerstreut, diesem Steine das
bekannte angenehme Aussehen ertheilen.
Die Alten kannten kein Verfahren, das Kupferoxyd direct darzustellen; sie erhielten
nur ein Gemenge der beiden Oxyde, und waren dann genoͤthigt, das Ganze auf
die niedrigste Oxydationsstufe nach dem von uns so eben angegebenen Verfahren,
zuruͤkzufuͤhren. Jezt aber, wo wir im Besiz von Verfahrungsweisen
sind, wodurch dieses Oxyd in seinem reinen Zustande dargestellt werden kann,
muͤssen die Email-Fabrikanten endlich die mehr oder weniger
sonderbaren in den alten Buͤchern angegebenen Methoden aufgeben, weil man
darnach nur ein unvollkommenes Product erhalten kann. Ich will als ein sicheres und
leicht ausfuͤhrbares Verfahren, das von Hrn. Vogel aufgefundene, angeben; es besteht darin,
eine Aufloͤsung von gleichen Theilen Zuker und schwefelsaurem oder noch
besser essigsaurem Kupfer in 4 Theilen Wasser, sieden zu lassen. Der Zuker
bemaͤchtigt sich eines Theiles des Sauerstoffs des Kupferoxydes, und
verwandelt es dadurch in Kupferoxydul; es schlaͤgt sich dann in Gestalt eines
koͤrnigen glaͤnzenden roͤthlichen Pulvers nieder. Wenn die
Aufloͤsung ungefaͤhr 2 Stunden lang gekocht hat, laͤßt man das
Pulver sich absezen, gießt die Fluͤssigkeit hierauf ab und troknet es.
Dieses reine Oxyd gibt, wenn es allein und zwekmaͤßig angewandt wird, ein
Roth, welches dem schoͤnsten Carmin nichts nachgibt, und man kann mittelst
desselben alle Nuͤancen vom Roth bis zum Orange darstellen, wenn man es mit
mehr oder weniger Eisenoxyd versezt.
Die Goldpraͤparate, besonders das Oxyd und der Purpur des Kassius, kennen auch
vortheilhaft angewandt werden, um das Email roth zu faͤrben; diese
Composition widersteht auch einer hohen Temperatur sehr gut. Seit einiger Zeit
bedient man sich mit Erfolg der Aufloͤsungen des Goldes, Platins oder
Silbers, anstatt ihrer Oxyde; sie lassen sich inniger mit der Masse vermischen,
daher auch die Faͤrbung gleichfoͤrmiger wird.
Schwarzes Email.
Die schwarzen Schmelzglaͤser erhaͤlt man mit Braunstein oder
Eisenoxydul (Hammerschlag) und um die Farbe intensiver zu machen, sezt man etwas
Kobalt zu. Thon allein, mit ungefaͤhr ein Drittel Eisenoxyd geschmolzen, gibt
nach Clouet ein sehr schoͤnes schwarzes Email.
Violettes Email.
Das Manganhyperoxyd (Braunstein) allein und in geringer Menge angewandt, gibt mit den
salzigen Flußmitteln ein Email von einer sehr schoͤnen violetten Farbe, und
man erhaͤlt leicht verschiedene Nuͤancen, wenn man das
Verhaͤltniß der Bestandtheile der Fritte abaͤndert. Die Hauptsache
ist, daß man das Mangan auf der hoͤchsten Oxydationsstufe erhaͤlt, und
man muß sich daher sorgfaͤltig huͤten eine Substanz unter die
Bestandtheile dieses Emails zu bringen, welche es reduciren konnte.
Dieses sind die vorzuͤglichsten gefaͤrbten Schmelzglaͤser, die
bisher durch die Metalloxyde dargestellt wurden, da aber immer noch mehr solche
Oxyde bekannt werden, so ist zu wuͤnschen, daß man neue Versuche mit
denjenigen anstelle, welche noch nicht angewandt wurden. Man wuͤrde bei
diesen Versuchen gewiß interessante Resultate erhalten.