Titel: Ueber die Wirkung der Bleiglätte auf verschiedene Schwefelmetalle. Von Hrn. Berthier.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. XL., S. 139
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XL. Ueber die Wirkung der Bleiglaͤtte auf verschiedene Schwefelmetalle. Von Hrn. Berthier. Nach den Annales de Mines. II. Série. T. II. p. 385. 5 livr. 1827 im Bulletin d. scienc. techn. Mai. S. 321. Berthier, uͤber die Wirkung der Bleiglaͤtte. Hr. Berthier wollte die Guͤte der verschiedenen Verfahrungsweisen, nach welchen man gold- und silberhaͤltige Schwefelmetalle mit Glaͤtte probirt, pruͤfen, und stellte daher viele Versuche an, um mit Genauigkeit die Einwirkung des Bleioxydes auf die gemeinsten Schwefelverbindungen kennen zu lernen. Seine Resultate stimmen beinahe genau mit jenen des Hrn. Fouret (vergl. Bulletin T. VII. N. 197), weßwegen er nur einen Theil seiner Erfahrungen in Kuͤrze angibt. Glaͤtte und Schwefelverbindungen (Sulfures) haben uͤberhaupt die Eigenschaft sich mit einander zu verbinden, und sind dann so innig vereint, daß Blende, welche von reiner Glaͤtte leicht zersezt wird, nicht mehr im Stande ist, auch nur den geringsten Theil von Blei aus einer Schwefelverbindung mit einem Oxyde (aus einem Oxysulfure) zu scheiden, wenn die Schwefelverbindung in einem gewissen Verhaͤltnisse in demselben enthalten ist. Diese Verbindung kann nur durch einen sehr großen Ueberschuß von Oxyd zerstoͤrt werden; woraus folgt, daß, um Schwefelverbindungen durch Glaͤtte zu zersezen, man weit mehr von lezterer nehmen muß, als sich durch Rechnung bestimmen laͤßt. Hr. Berthier versuchte bei jeder Schwefelverbindung die Menge Glaͤtte zu bestimmen, die zur vollkommenen Zersezung der Ersteren nothwendig ist. Zu diesem Ende hat er in einem Ofen, dessen Temperatur bis zwischen 50 und 60° Wedgewood erhoͤht war, Gemenge aus derselben Menge Schwefelverbindung mit verschiedenen Mengen von Glaͤtte probirt, und folgende Resultate erhalten. 1) Schwefelkupfer. Es verbindet sich nicht mit Glatte, und macht eine Ausnahme von der allgemeinen Regel. Um es zu zersezen, braucht man wenigstens 25 Mahl so viel Glaͤtte dem Gewichte nach, als man Schwefelkupfer hat (ungefaͤhr 9 Atom.) Wenn aber die Glaͤtte mit einer gewissen Menge Kupferprotoxyd verbunden ist, aͤussert sie keine Wirkung mehr auf das Schwefelkupfer. 2) Schwefelqueksilber. Es scheint, daß durch die Gegenwirkung desselben auf die Glaͤtte sich anfangs eine mehr geschwefelte Schwefelverbindung bildet, die sich mit dem Bleioxyde vereinigt, und daß bei einer hoͤheren Temperatur diese beiden Koͤrper sich zum Theile zersezen, und Blei, schwefelige Saͤure und eine Schlake bilden, die aus Glaͤtte und Zinnober besteht. Vollkommene Zersezung des Zinnobers fordere ungefaͤhr zehn Mahl so viel Glaͤtte dem Gewichte nach. 3) Schwefelmolybdaͤn. 30 Mahl so viel Glaͤtte, als man Schwefelmolybdaͤn nahm, zersezt lezteres noch nicht vollkommen. Hr. Berthier meint, daß 40 bis 50 Theile ohne Zweifel zureichen wuͤrden. 4) Schwefelbraunstein. Er schmolz nur mit 20 Theilen Glaͤtte vollkommen, und man mußte 30 Theile dieses Oxydes nehmen, um es vollkommen zu entschwefeln. 5) Schwefeleisen. Um kuͤnstliches Proto-Schwefeleisen zu zersezen, braucht man 30 Theile Glaͤtte, und dann wird das Eisen nur Protoxyd. Man braucht 50 Theile Glaͤtte, um an Schwefelkies (pyrite de fer) dieselbe Wirkung zu erhalten. 6) Schwefelzinn. (Musivgold.) Die Verschlakung desselben fordert 25–30 Theile Glaͤtte. 7) Schwefelzink. (Blende von Pontpéau.) Mit vier Theilen Glaͤtte behandelt ward sie nur teigartig weich; es schied sich aber mehr als die Haͤlfte Blei aus: ein Resultat, das von jenem des Hrn. Fournet abweicht, welches Hr. Berthier daher auch fuͤr irrig erklaͤrt. 25 Theile Glaͤtte verschlaken die Blende vollkommen. 8) Wenn man in einem mit Kohlen gefuͤtterten Tiegel schwefelige Schlafen (scories sulfureuses) behandelt, so reducirt sich, nach Hrn. Berthier, der groͤßte Theil dieses Oxydes, und es bleibt nur ein geringer Theil desselben in den neuen Schlaken zuruͤk. Schwefeloxydverbindungen sind also durch Kohle reducirbar. 9) Hr. Berthier hat einen Versuch angefangen, um die Wirkung der Glaͤtte auf Schwefelbarium zu zeigen. Mit 2, 3 bis 4 Atomen Glaͤtte hat kein Fluß Statt; es bildet sich aber eine schwarze schlakenfoͤrmige Masse, die Schwefelbarium, Baryt, Blei, Bleioxyd, Schwefelblei und Schwefelbaryt enthaͤlt. 10) Schwefelcalcium. Hr. Berthier glaubt nicht, daß es mit 6 Theilen seines Gewichtes (2 Atomen) Bleioxyd gaͤnzlich zersezt wird, wie Hr. Fournet sagte. Die vollkommene Zersezung hat erst bei einer Behandlung mit 30 Theilen Glaͤtte Statt. Die Schwefelverbindung wird, ohne Entwikelung von schwefeligsauren Gasen, in eine schwefelsaure Verbindung umgewandelt; Hr. Berthier erhaͤlt aber nicht so viel Blei, als er nach dieser Zersezung haͤtte erhalten sollen.