Titel: Geflochtene Möbel aus Fischbein, von Herrn de Bernardière, zu Paris, rue de Provence, N. 4.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LXXI., S. 260
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LXXI. Geflochtene Moͤbel aus Fischbein, von Herrn de Bernardière, zu Paris, rue de Provence, N. 4. Bernardière, geflochtene Moͤbel aus Fischbein. Herr Vicomte Héricart de Thury erstattet im Bulletin de la Société d'Encouragement N. 283 im Namen des Ausschusses der mechanischen Kuͤnste einen sehr vortheilhaften Bericht uͤber die aus Fischbein geflochtenen Moͤbel des Herrn de Bernardière. Er erinnert im Eingange an die herrlichen, bisher unuͤbertroffenen Blumen, welche Herr de Bernardière zuerst aus Fischbein verfertigen ließ. (Siehe polytechn. Journ. B. XXII. S. 343.) Eine genauere Bekanntschaft mit dem Fischbeine sezte Herrn de Bernardière in den Stand, dasselbe zu Moͤbeln eben so zu verwenden, wie bisher das sogenannte spanische Rohr zu Sesseln, Kanapeh's etc. geflochten wurde. Geflochtenes Fischbein ist zaͤher, weicher, elastischer, als geflochtenes Rohr, und dauert laͤnger. Herr de Bernardière bedient sich zu seinen Arbeiten lediglich des ganz rohen Fischbeines, ohne alle weitere Zubereitung. Er laͤßt es bloß in Stuͤke von solcher Laͤnge saͤgen, die er gerade bedarf, und kocht diese Stuͤke zwei oder drei Stunden lang, um sie leichter spalten zu koͤnnen. Das Spalten in Streifen oder Baͤnder geschieht nach der Laͤnge der Fasern mittelst eines Reguliermessers, worauf sie geschahen, gepuzt und sortirt werden. Das weiße und blonde Fischbein wird gefaͤrbt, und erhaͤlt die zu den verschiedenen Farben (rosenroth, roth, gelb, gruͤn, blau, violett) noͤthigen Zubereitungen. Man preßt auch, und zwar mittelst Praͤgestaͤmpels oder mit Walzen, verschiedene Dessins auf die Oberflaͤche des Fischbeines. Das Flechten selbst geschieht so, wie bei dem Rohre, nur werden die farbigen Dessins hier weit schoͤner. Herr de Bernardière beschaͤftigt damit die weiblichen Straͤflinge der Arbeitshaͤuser St. Lazare und St. Denis, wo schoͤne Raketten, Schnuͤrleibchen, Gitterwerke etc. geflochten werden. Stuͤhle aus weißem Fischbeine kommen doppelt so hoch, als aus Rohr; aus grauem und schwarzem Fischbeine aber sind sie nur um 1/4 oder um die Haͤlfte theurer. Man hat diesen Geflechten vorgeworfen, daß sie den Verheerungen der Insecten eben so ausgesezt seyn werden, wie alle Arbeiten aus Horn, Schildkroͤte, Haaren etc. Allein Herr Bernardière versichert, sein Fischbein durch die Zubereitung, die er demselben gab, hinlaͤnglich geschuͤzt zu haben. Herr de Bernardière hat auf diese Benuͤzung des Fischbeines ein Patent genommen.