Titel: Verfahren um das Verderben des Holzes oder anderer Substanzen durch Trokenmoder oder aus anderen Ursachen zu verhüten; worauf Benj. Newmarch zu Cheltenham, Gloucestershire, sich am 25. Febr. 1826 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LXXIV., S. 266
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LXXIV. Verfahren um das Verderben des Holzes oder anderer Substanzen durch Trokenmoder oder aus anderen Ursachen zu verhuͤten; worauf Benj. Newmarch zu Cheltenham, Gloucestershire, sich am 25. Febr. 1826 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. Supplement to Vol. III. p. 410. Newmarch's Verfahren um das Verderben des Holzes etc. Der Patenttraͤger findet die Ursache des Trokenmoders im Holze in Pilzen und Insecten; diese will er nun dadurch vertreiben, daß er das Holz vergiftet, und hierzu nimmt er 6 Loth Kupfervitriol oder Gruͤnspan, eben so viel weißen Arsenik und eben so viel Alaun auf Ein Gallon (10 Pf.) Leinoͤhl. Mit dieser Mischung fuͤllt er einen Kessel, der weit genug ist, das durch diese Mischung zu beschuͤzende Holz aufzunehmen, bis zur gehoͤrigen Tiefe, und kocht das Holz drei oder vier Stunden lang in derselben. Der Patenttraͤger sagt, daß diese Materialien auch mit Oehl abgerieben, und die Holzstuͤke damit bestrichen werden koͤnnen. Hieruͤber macht das Repertory die gegruͤndete Bemerkung, daß durch das Kochen obiger Ingredienzen in Oehl das schwefel- oder essigsaure Kupfer, nachdem es sein Krystallisationswasser verloren hat, bei einer Temperatur, bei welcher Leinoͤhl kocht (600° F.), zersezt und zum Theile in metallisches Kupfer verwandelt werden wird; als solches zugleich mit der Thonerde des Alaunes zu Boden fallen wird, waͤhrend der Arsenik, in Folge seiner Fluͤchtigkeit, schon fruͤher als toͤdtliches Gift aus dem Kessel aufsteigen, und nicht die Pilze zerstoͤren und die Insecten toͤdten, sondern die armen Leute umbringen wird, die von Einfaͤltigen, die sich dieses Receptes bedienen, zur Bereitung dieses schaͤndlichen Machwerkes gedungen werden. Wenn auch diese Ungluͤklichen nicht auf der Stelle an den Folgen der Arsenikdaͤmpfe bleiben sollten, so wird ihnen ein Leiden zu Theil werden, das nur den Wunsch fuͤr sie noch uͤbrig lassen kann, die Arsenikdaͤmpfe moͤchten noch staͤrker gewesen seyn, und sie doch wenigstens gleich getoͤdtet haben. Wenn das Holz in reinem Oehle gesotten wuͤrde, so koͤnnte es allerdings dadurch weit dauerhafter und brauchbarer werden: man hat dieß schon oͤfters empfohlen, schade nur, daß dieses Verfahren viel zu theuer kommt. Hoͤchstens koͤnnte, wenn es nicht zu kostbar waͤre, Gruͤnspan mit dem Oehle bei einer weit geringeren Temperatur, als der Patenttraͤger vorschlaͤgt, verbunden werden: denn Kupfervitriol und Alaun verbindet sich nicht mit Oehl: Arsenik muͤßte aber fuͤr jeden Fall weg bleiben. Das Anstreichen des Holzes nuͤzt nichts; denn das Holz verdirbt auch unter der diksten Oehlfarbeschichte, wenn gleich langsamer, und auch hier muͤßte der Arsenik weg bleiben.Es wundert uns, daß das Repertory nicht auch bemerkte, daß wenn Arsenik selbst auf eine fuͤr den Arbeiter unschaͤdliche Weise in das Holz gebracht werden koͤnnte, die furchtbaren Folgen hiervon nicht zu berechnen waͤren. Jeder Splitter, den man sich von einem solchen Holze unter die Haut stieße, koͤnnte, toͤdtliche Entzuͤndungen erregen. Unsere deutschen Leser werden aus diesem Patente einen neuen Beweis entnehmen, auf welcher Stufe von Vollkommenheit die medicinische Policei in England steht, und wie die Patentschreiber, um 4500 fl. von einem Patent-Jaͤger zu erhaschen, die Unterthanen seiner allergetreuesten Majestaͤt nach Hunderten vergiften lassen. Prellerei, und wieder Prellerei, dieß ist der Geist des englischen Patentwesens, den leider die Revolution auch auf das feste Land verpflanzte. A. d. Ueb.