Titel: Herrn Tredgold's Bericht über Herrn Joh. Stephen Langton's Methode, Holz zu troknen.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. LXXV., S. 267
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LXXV. Herrn Tredgold's Bericht uͤber Herrn Joh. Stephen Langton's Methode, Holz zu troknen. Aus dem London Journal of Arts. Junius. S. 141.Wir haben Langton's Patent, nach dem London Journal, im 26. B. S. 211 des polytechn. Journ. angezeigt, und werden in einem der folgenden Hefte die Abbildungen, welche das London Journal nicht lieferte, aus dem Repertory of Patent-Inventions mit der umstaͤndlichen Beschreibung nachtragen. A. d. U. Langton's Methode, Holz zu troknen. Herr Langton hat eine neue Methode erfunden, das Holz zu troknen, die darin besteht, daß der groͤßte Theil des atmosphaͤrischen Drukes beseitigt und zugleich kuͤnstliche Hize angewendet wird, wodurch die Zeit, die man sonst zum Austroknen des Holzes braucht, auf ungefaͤhr zwei Mahl so viel Wochen beschraͤnkt wird, als man bisher nach der gewoͤhnlichen Weise Jahre noͤthig hatte. Er fordert mich auf meine Meinung hieruͤber zu sagen: 1) in Hinsicht auf den Einfluß, den dieses Verfahren auf das Holz haben kann; 2) an Bezug auf die Ausfuͤhrbarkeit desselben im Großen und auf die Vortheile, die man hiervon zu erwarten hat. Die gewoͤhnliche Art, das Holz zu troknen, besteht in Verduͤnstung der fluͤssigen Stoffe desselben, des Saftes, mittelst der natuͤrlichen Waͤrme der Atmosphaͤre, mit der Vorsicht, daß dasselbe gegen Wind und Sonne geschuͤzt wird, indem es durch diese Risse bekommen und leiden wuͤrde. Dieses Troknen durch die natuͤrliche Waͤrme der Atmosphaͤre geschieht aber nur sehr langsam und unregelmaͤßig, und es hat mancher große Verlust dabei Statt, wenn es nicht unter einem Dache geschieht, das Regen und Schnee abhaͤlt. Unter Dach troknen ist langweilig und kostbar, denn man braucht wenigstens drei Jahre von der Zeit des Faͤllens des Holzes an gerechnet, bis man dasselbe zum Schiffbaue anwenden kann; es ist folglich ein Holzvorrath fuͤr den Bedarf voller vier Jahre noͤthig, und der Bedarf von drei Jahren muß unter Dach gehalten werden, wenn man nicht noch groͤßeren Verlust durch Nasse erleiden will. Bei dem neuen Verfahren bedient man sich noch der Kraft einer Luftpumpe, um den Saft aus dem Inneren des Holzes herauszuziehen, und wenn dadurch die Tendenz des Saftes nach außen vermehrt ist, kann ohne Gefahr des Springens eine hoͤhere Temperatur als die der Atmosphaͤre angewendet, folglich das Troknen in weit kuͤrzerer Zeit vollendet werden. Einige wiederholte Versuche werden bald das beste Verhaͤltniß zwischen Zeit und Hize bei verschiedenen Holzarten lehren. Was die Staͤrke und Dauerhaftigkeit des Holzes betrifft, so wird bei dem neuen Verfahren wie bei dem alten, der Saft durch Verduͤnstung davon getrieben; man wendet kein Aufloͤsungsmittel an, welches das Holz angreifen koͤnnte; es ist ferner offenbar, daß, da der Saft im Holze eine Fluͤssigkeit ist, auf welche die Temperatur leicht einwirkt, es fuͤr das Holz immer desto besser ist, je fruͤher jener aus diesem weggeschafft wird, wenn anders die Holzfaser sich gehoͤrig zusammenziehen und ohne Nachtheil fest werden kann. Daß lezteres geschehen kann, erhellt aus den Mustern, aus welchen der Saft ausgezogen wurde. Sie sind dichter, als jene, welche auf die gewoͤhnliche Weise getroknet wurden, und haben dem Gewichte nach beinahe eben so viel verloren; nur sind sie etwas mehr zusammengeschrumpft. Der ausgezogene Saft ist eine, beinahe wasserhelle, suͤßlich schmekende Fluͤssigkeit von einem eigenen Geschmake und widerlichem schimmeligen Geruͤche. Lezterer scheint von einer leichten, flokigen Materie herzuruͤhren, die in dem Safte schwimmt, und deutlich beweiset, daß, je fruͤher das Holz von derselben befreit wird, desto besser es ist. Da es nun scheint, daß durch das neue Verfahren diese Materie vollkommen weggeschafft wird, so duͤnkt es mich, daß das Holz durch dasselbe dauerhafter werden muͤsse, und daß es in Hinsicht auf Staͤrke nicht das Mindeste dadurch verliert. In Hinsicht auf Ausfuͤhrbarkeit im Großen ist dieses Verfahren allerdings anwendbar. Zehn Schilling werden fuͤr die Last (load) hinreichen, und man behaͤlt dabei wenigstens die Haͤlfte des Capitales frei, das bei der gewoͤhnlichen Methode auf dem Holzvorrathe liegen bleiben muß. Man hat uͤberdieß den Vortheil, jeden gruͤnen Baum in wenigen Wochen nach seiner Faͤllung mit voller Sicherheit zu jedem Zweke benuͤzen zu koͤnnen, zu welchem man Holz braucht, waͤhrend man bei der gewoͤhnlichen Methode fuͤnf Jahre lang warten muß, ehe man den Baum brauchen kann, wenn man anders vor Moder und vor dem Werfen sicher seyn will. Gewoͤhnlich verarbeitet man halb gruͤnes Holz, aus welchem also der Saft erst noch verduͤnsten muß; solches Holz wirft sich, geht aus den Fugen, und macht auch den geschiktesten Zimmermann zu Schanden; alles, was daraus gemacht wird, verliert seine Form und seine Staͤrke, wie man an Haͤusern und Schiffen sieht; vorzuͤglich an lezteren, wenn sie in warme Laͤnder geschikt werden. Ich muß hier noch bemerken, daß, nach der neuen Methode, der Saft auf ein Mahl aus dem Holze geschafft wird; daß man sich bald und leicht uͤberzeugen kann, ob er gaͤnzlich aus demselben beseitigt wurde; daß man hoͤchstens acht bis zehn Wochen hierzu noͤthig hat; daß das neue Verfahren, durch Ersparung an Capital, wohlfeiler kommt, und daß endlich das Holz dauerhafter und gesunder wird.Eine allen Forderungen genuͤgende Vorrichtung, um den Saft aus dem Holze mittelst Wasserdaͤmpfen auszuziehen, nebst meiner damit in Verbindung stehenden Trokenkammer besizt der geschikte Verfertiger musikalischer Instrumente, Herr Streicher in Wien, von der wir in der Folge eine ausfuͤhrliche Beschreibung mit den noͤthigen Abbildungen liefern werden. A. d. R.