Titel: Verbesserte Schleif-Polirmühle für Messerschmiede.
Fundstelle: Band 29, Jahrgang 1828, Nr. CXXIV., S. 433
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CXXIV. Verbesserte Schleif-Polirmuͤhle fuͤr Messerschmiede. Aus Gill's technological Repository, Juli 1828. S. 56. Verbesserte Schleif-Polirmuͤhle fuͤr Messerschmiede. Ich sah vor einigen Tagen einen Messerschmied, der chirurgische Instrumente verfertigt, seine Lanzetten etc. auf einer Muͤhle schleifen und poliren, die er selbst trieb, so daß er den Drehejungen sich gaͤnzlich ersparte. Diese Muͤhle, wie ich sie nennen will, war in einem hoͤlzernen Gestelle von 4 Fuß Hoͤhe, 3 Fuß Weite und 6 Fuß Laͤnge, welches fest gestuͤzt und mittelst eiserner Baͤnder auf dem Boden befestigt war. Es wuͤrde besser seyn, wenn dieses Gestelle aus Gußeisen waͤre. An dem vorderen Ende dieser Muͤhle ist ein Laufrad aus Gußeisen angebracht, wie an einer Drehebank, die man mit dem Fuße treibt. Es haͤlt 3 Fuß im Durchmesser, ist an seinem Umfange sehr schwer, an den Armen aber leicht, und steht auf einer Achse, die an jedem ihrer Enden sich in einen walzenfoͤrmigen Zapfen endet, auf welchen sich eine doppelte Kurbel befindet, deren Haͤlse in entgegengesezter Richtung gegen einander gestellt sind. An jedem Halse haͤngt ein Haken, der zu zwei hoͤlzernen Tretschaͤmeln herabsteigt, die sich an ihren Hinteren Enden auf einer quer durch das Gestell laufenden cylindrischen Stange drehen, und an ihren oberen Seiten mit Buͤgeln versehen sind, in welchen andere Haken angebracht sind, die aus den unteren Enden der Kurbelhaken herab steigen. Diese Tretschaͤmel reichen mir ihren aͤußeren Enden so weit, daß der Arbeiter sie mit seinen Fuͤßen bequem erreichen kann, wenn er auf der Bank sizt, die quer uͤber zwei abgedachte Stuͤzen gelegt ist, welche an den beiden vorderen Enden des Gestelles hervorragen. Der Arbeiter kann also dem Rade bei jeder Umdrehung desselben zwei Stoͤße geben, und so dasselbe schneller oder langsamer laufen lassen. Um die Geschwindigkeit an dieser Schleif- und Polirmuͤhle noch mehr zu beschleunigen, laͤuft ein ledernes Laufband von dem Laufrade uͤber eine kleine Lauftrommel oder ein kleines Laufrad von 5 Zoll im Durchmesser, und von diesem lezteren laͤuft ein anderer Laufriemen uͤber eine Rolle, die an dem rechten Ende der Achse eines jeden Schleifsteines oder einer jeden Polirscheibe stekt. Diese Rollen haben verschiedene Durchmesser, je nachdem die Schleifsteine oder Polirscheiben sich mehr oder minder schnell drehen sollen. Das große Laufrad ist so gestellt, daß es sich nicht an den Knien des Arbeiters reiben kann, und die Achse, auf welcher die verschiedenen Schleif- und Polirinstrumente aufgestekt sind, ist an dem vorderen Ende des Gestelles. Diese Achsen sind an ihren Enden scharf zugespizt, und laufen in Loͤchern in hoͤlzernen Stellbloͤken; die uͤbrigen beiden Achsen laufen mit ihren Haͤlsen in ausgehoͤhlten gut gehaͤrteten Stahlplatten. Durch diese Vorrichtung gewann der Instrumentenmacher nicht bloß Raum in seiner Werkstaͤtte durch Entfernung des großen Triebrades und des dazu gehoͤrigen Apparates; er ersparte nicht bloß den Treibjungen, sondern ward auch zugleich unabhaͤngig von den Launen und Ungeschiklichkeiten desselben: Er versicherte, daß die Kraft seiner Fuͤße vollkommen hinreicht, um feinere chirurgische Instrumente, wie Lanzetten, Staarmesser und Nadeln, Federmesser zu schleifen und zu poliren; daß er aber zum Schleifen und Poliren der Barbiermesser einen Gehuͤlfen braucht, der hinter ihm sizt, und gleichzeitig mit ihm tritt. Ein Wassertrog mit dem Sprizbrette haͤngt an Haken auf den obersten Leisten des Gestelles, wie gewoͤhnlich. Wir wuͤnschen diese Vorrichtung allgemein eingefuͤhrt, und auch zu anderen Zweken benuͤzt zu sehen.