Titel: | Verfertigung neuer sogenannter Tricots auf Tricotkettenstühlen (métiers dits à la chaîne), welche Tricots vierekige, sechsekige, große runde oder ovale Maschen oder große Augen haben (Tricots à filets carrés, à 6 pans, à grands jours ronds ou ovales et à gros oeillets), worauf die Herren de Perrany, Vater und Comp.,Coulet und Marry, sich am 11. August 1820 ein Brevet d'Invention ertheilen ließen. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. VI., S. 10 |
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VI.
Verfertigung neuer sogenannter Tricots auf
Tricotkettenstuͤhlen (métiers dits à la
chaîne), welche Tricots vierekige, sechsekige, große runde oder ovale
Maschen oder große Augen haben (Tricots à filets
carrés, à 6 pans, à grands jours ronds ou ovales et à
gros oeillets), worauf die Herren de Perrany, Vater und Comp.,Coulet und Marry, sich am 11. August 1820 ein Brevet
d'Invention ertheilen ließen.
Aus der Description des Machines et Procédés
spécifiés dans les Brevets d'Invention etc. T. XII. S.
157. Auch im Supplement to the VI. volume of the Repertory of
Patent-Inventions. S. 417. (Mit Abbildung nach dem
franzoͤsischen Originale auf Tab. I)
de Perrany, Verfertigung neuer sogenannter Tricots auf
Tricotkettenstuͤhlen.
Der Stuhl, dessen man sich hier bedient, und der in Fig. 28 und 29 von vorne
und im Profil dargestellt ist, ist in den gewoͤhnlichen Kettentricotfabriken (tricots à
chaîne ordinaires) bekannt, und wir wollen uns daher
begnuͤgen, nur die Haupttheile desselben zu erklaͤren.
a, hoͤlzerne Walze, auf welcher die Seide
aufgebaͤumt ist.
b, eine hoͤlzerne Stange, durch welche die
Maschine alle ihre Bewegungen erhaͤlt.
c, hoͤlzerne Walze, auf welche der Zeug mittelst
Gegengewichten aufgerollt wird, so wie er nach und nach fettig wird.
d, eisernes Staͤngelchen, das die Faden, die von,
a, herlaufen, stuͤzt, und sie nach dem
Mechanismus leitet, der sie verarbeitet.
e, Mechanismus, in welchem die Platinen befestigt sind,
durch welche die Faden laufen. Man sieht diesen Mechanismus im Profile und im
groͤßeren Maßstabe in Fig. 3.
f, die Nadeln.
g, Platinenstange.
h, eiserne Stange oder Schwungbalken, woran die Gehaͤnge sich befinden und befestigt sind.
i, Stange aus Holz oder aus Eisen uͤber den
Balken, auf welchen das Schiffchen, k, (passe soie) hinrollt.
l, Rad, auf dessen Umfange sich zwei Reihen von 24
Loͤchern befinden, deren jede eben so viele Schrauben aufnimmt. Dieses Rad
sieht man von vorne und im Profile im vergroͤßerten Maßstabe in Fig. 31 und
32.
Dieses Rad ist es, welches den Mechanismus, e, in
Thaͤtigkeit bringt.
Fig. 30,
zeigt im Durchschnitte die Figur der Platinen, der Nadeln, der kleinen Platinen (platinettes), des Mechanismus, e, und der Seiden faden.
Mit dem hier beschriebenen Stuhle und mittelst der Schrauben des Rades, l, verfertigt man, je nachdem die Seide in die oberen
und unteren Platinen des Mechanismus, e, eingezogen ist,
alle verschiedenen Dessins der sogenannten Kettentricots.
Da man jezt die Haupttheile des Stuhles kennt, so bleibt uns nichts mehr
uͤbrig, als die Art zu zeigen, wie die Faden eingezogen werden, und die
numerirten Schrauben anzugeben, die bei jeder Reihe (rangée) die oberen und unteren Theile des Mechanismus, e, bewegen; wir werden genau die Stelle angeben, nach
welcher jeder Faden durch die Bewegungen hingeleitet wird, welche die beiden Theile
durch den Mechanismus, e, durch die angezeigte Schraube
gefuͤhrt, erzeugen.
Wir wollen jezt das Einziehen der Faden fuͤr einen Lauf (chemin) eines jeden Dessins, so wie die Anordnung der
Schrauben des Rades angeben.
Beschreibung der Art, wie die Seidenfaden eingezogen und die
Schrauben des Rades, l, gestellt seyn
muͤssen, wenn ein Dessin (Muster) mit runden
Loͤchern von verschiedenem Durchmesser zum Vorschein kommen, und ein
Faden in der Mitte durchlaufen soll.
Textabbildung Bd. 30, S. 11
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus; Stellung des Rades; Diese 6 Reihen werden zwei
Mahl wiederholt; Diese 6 Reihen werden ein Mahl wiederholt; Zwei Mahl
wiederholt; Ein Mahl wiederholt
Fuͤr einen ganzen Lauf dieses Musters braucht man 18 Nadeln, die so gestellt
seyn muͤssen:
Textabbildung Bd. 30, S. 12
Die Reihe schwarzer Puncte stellt die Nadeln dar; die senkrechten oberen und unteren
Linien zeigen die Faden an, die durch die kleinen Platinen des Mechanismus, e, der ersten Figur laufen; die oberen Linien bezeichnen
die Faden, die dem oberen Theile des Mechanismus, die unteren diejenigen, die dem
unteren Theile des Mechanismus angehoͤren.
Eben dieß gilt auch bei den Mustern aͤhnlicher Art, die wir in den folgenden
Anordnungen geben werden.
Wenn man statt, wie in der vorhergehenden Anordnung, die sechs Reihen der Schrauben,
N. 13 bis 24, ein Mahl zu wiederholen, sie zwei Mahl
wiederholt, so erhaͤlt man ein zweites Muster aͤhnlicher Art.
Ein drittes Muster dieser Art, das von der vorigen wenig verschieden seyn wird, wird
man erhalten, wenn man unter Beibehaltung derselben Einreihung der Faden, und unter
derselben Anordnung der Schrauben, wie fuͤr das zweite Muster, das Rad immer
bis auf N. 24 dreht, d.h. nicht dieselben Schrauben, wie
bei den vorigen beiden Mustern wiederholt, und wenn man, nachdem man bei der
24zigsten Schraube angekommen ist, wieder bei N. 1
anfaͤngt.
Einreihung der Faden zu einem vierten Muster, und Anordnung
der Schrauben zu demselben.
Textabbildung Bd. 30, S. 12
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus; Stellung des Rades; Diese 6 Reihen werden zwei
Mahl wiederholt; Diese 6 Reihen werden ein Mahl wiederholt
Diese vier und zwanzig Reihen geben das ganze Muster.
Es sind, wie bei dem ersten Muster, 18 Nadeln hier, und die Faden auf dieselbe Weise
eingezogen.
Man erhaͤlt ein fuͤnftes Muster, wenn man die Einreihung der Faden und
die Anordnung der Schrauben, wie in dem vorigen Muster beibehaͤlt, aber mit 6
Reihen der Schraube N. 1 bis N. 12 zwei Mahl fort arbeitet, und dann wieder bei N. 1 anfaͤngt, und bis N. 24 fort geht
und wieder zwei Mahl wiederholt.
Wenn man die Einreihung der Faden und die Anordnung der Schrauben, wie in dem
fuͤnften Muster beibehaͤlt, aber mit sechs Reihen der Schraube N. 1 bis 12 ein Mahl und mit 6 Reihen der Schraube N. 13 bis 24 zwei Mahl wiederholt, arbeitet, so
erhaͤlt man ein sechstes Muster.
Wenn die Einreihung der Faden des sechsten Musters beibehalten wird, die Anordnung
des Rades aber so ist, wie man sehen wird, und man dreht dieses Rad von der Schraube
N. 1 bis N. 24, und
faͤngt wieder von vorne an, so erhaͤlt man das siebente Muster.
Einreihung der Faden zu diesem siebenten Muster, und Anordnung
der Raͤder zu demselben.
Textabbildung Bd. 30, S. 13
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus
Wenn man die Einreihung der Faden und die Anordnung des Rades fuͤr dieses
siebente Muster beibehaͤlt, aber 6 Reihen Schrauben von N. 1 bis 12 zwei Mahl wiederholt, und 6 Reihen der Schraube N. 13 bis 24 auch zwei Mahl wiederholt, so
erhaͤlt man ein achtes Muster, wenn man die Einreihung der Faden allein, wie
fuͤr das siebente Muster beibehaͤlt; wenn man aber das Rad und die
Arbeit, wie fuͤr die zweite Zeichnung anordnet, so erlangt man ein neuntes
Tricotmuster.
Man muß bemerken, daß die Einreihung der Faden eines jeden der vorigen Muster immer
aus einem ganzen Laufe besteht.
Muster fuͤr sogenannte Großaugen (gros œillets).
Um einen ganzen Lauf dieses Musters zu vollenden, wo zwei Augen auf den Lauf kommen,
braucht man 34 Nadeln, die auf folgende Weise gestellt sind.
Textabbildung Bd. 30, S. 14
Man sieht, wenn man diese Figur betrachtet, daß fuͤr den unteren Theil des
Mechanismus, e, Fig. 28 und 30. 9 Faden
eingezogen sind, jeder in einer kleinen Platine, und hierauf 8 kleine Platinen leer
sind.
Fuͤr den oberen Theil desselben Mechanismus bleiben 10 kleine Platinen leer,
worauf 7 Faden rechts und links von den 10 leeren Platinen kommen, die achte kleine
Platine bleibt leer. Dieß gibt die beiden Augen. Nachdem diese Vorkehrungen
getroffen wurden, sezt man den Mechanismus, e, mittelst
des Rades, l, in Bewegung, in dem man von der Schraube
N. 1 anfaͤngt, und bis auf N. 24 auf folgende Weise fortfaͤhrt:
Nachdem die beiden Theile des Mechanismus, e, auf die
Schraube N. 1 gestuͤzt sind, wenn sie in die
Nadeln eingefuͤhrt werden, laͤßt die erste kleine Platine zur Rechten
eines jeden Theiles des Mechanismus, e, 2 Nadeln bei dem
Aufsteigen aus; in dieser Lage dreht man das Rad um eine Kerbe, wodurch es von N. 1 auf N. 2 springt, und
der untere Theil des Mechanismus um 2 Nadeln von der Rechten zur Linken wechselt,
und da die zwei Theile des Mechanismus niedersteigen, der Erste keine Nadel außen
laͤßt. Von dem ersten eingezogenen Faden angefangen, immer nach der rechten
Seite hin, befindet die Seide sich auf 2 Nadeln, und man laͤßt den Stuhl
seine gewoͤhnlichen Bewegungen machen. Um endlich die Masche zu schließen,
hebt man die Theile des Mechanismus wieder, nachdem man das Rad um eine Kerbe
drehte, wodurch es auf N. 3 kommt, und fuͤhrt die
beiden Theile des Mechanismus in die Stellung N. 1, in
dem man jeden, 2 Nadeln außen immer rechts laͤßt. Wenn man das Rad auf N. 4 dreht, und die beiden Theile des Mechanismus
herabsteigen laͤßt, findet die Seide, wie in N. 2, sich immer wieder auf 2
Nadeln, und man schließt die Masche durch die Bewegungen des Stuhles. Man
faͤhrt auf dieselbe Weise mit den 20 anderen Schrauben fort deren Bewegung
man von N. 1 des Rades, l,
bis zu N. 24 fuͤr Auf und Nieder anzeigen
will.
Textabbildung Bd. 30, S. 15
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus
Nez mit vierekigen Maschen.
Hierzu ist folgende Stellung der 31 Nadeln und folgende Einreihung der Faden in den
kleinen Platinen der beiden Theile des Mechanismus, e,
nothwendig.
Textabbildung Bd. 30, S. 15
Textabbildung Bd. 30, S. 16
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil d. Mech.; Diese 4 Reihen bilden den Knoten. Nachdem dieser Knoten
gemacht ist, muß man einen Seidenfaden eintragen, waͤhrend man die Arme
des Nezes bildet. Dieser Eintrag erleichtert das Abschlagen der Masche, welches
sonst hier sehr schwer fallen wuͤrde. Wenn das Gewebe fertig ist, zieht
man diese Faden aus; Sieben Mahl zu wiederholen; Eintragen; Sieb. Mahl
wiederhol., wenn sie so groß werd. soll., wie das Muster. Da die Arme immer auf
diesen Schrauben gemacht werd., so wiederh., man sie mehr od. wenig., je nachd.
man den Armen d. Nezes mehr od. wenig Laͤnge geben will.
Nez mit sechsekigen Maschen.
Dasselbe Verfahren, welches man zur Verfertigung vierekiger Maschen anwendete, dient
auch zur Verfertigung der sechsekigen; nur daß fuͤr die lezteren die Reihen,
welche den Knoten bilden, zwei Mahl wiederholt werden muͤssen, was also 8
Reihen gibt. Wenn man den Knopf groͤßer haben wollte, muͤßte man die
Reihen, die ihn bilden, mehrere Mahle wiederholen.
Leyer-Dessin (Dessin
à lyre).
Die Anordnung der 27 Nadeln und die Einreihung der Faden ist hier folgende:
Textabbildung Bd. 30, S. 16
Textabbildung Bd. 30, S. 17
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus; Sechs Reihen sechs Mahl wiederholt; Vier Mahl
wiederholt
Obiger Dessin, der 3 Arme hat, macht sich mit 24 Reihen auf den 12 ersten Schrauben,
welche 12 erste Schrauben 6 Reihen vier Mahl machen; eben dieß geschieht in der
Folge mit 12 anderen Schrauben. Wenn man das Loch groͤßer machen wollte,
welches mit den Querfaden die Leyer bildet, so muͤßte man, statt die Reihen
vier Mahl zu wiederholen, dieselben sechs, acht, zehn Mahl wiederholen, mehr oder
minder, und wenn es mehrere Arme haben sollte, muͤßte man so viel Faden
beifuͤgen, als es Arme haben soll; eben so bei wenigeren.
Anordnung bei haͤngenden Leyern (étoffe à lyres penchées).
Folgende Anordnung der 27 Nadeln mit dazu gehoͤriger Faden-Einreihung
gibt sie.
Textabbildung Bd. 30, S. 17
Textabbildung Bd. 30, S. 18
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus
Die beiden Reihen der Schrauben, werden auf gleiche Weise durch den Haken gestellt,
der bei jedem zweiten Loche durchgestekt wird, d.h. man arbeitet beide Theile des
Mechanismus gestuͤzt auf dem Rade fuͤr ein Loch. Bei dem zweiten Loche
arbeiten beide Theile, wenn der Haken gestekt ist, nur auf einer Reihe von
Schrauben, und man macht 24 Reihen auf den 2 Schrauben, 24 auf den 2 folgenden
Schrauben mit dem Haken, 24 auf den folgenden gleichfalls mit dem Haken n. s. f.
fuͤr die Umdrehung des Rades.
Leyer-Dessin; einfache Arbeit.
Folgende Anordnung der Nadeln und Fadeneinreihung gibt sie.
Textabbildung Bd. 30, S. 18
Textabbildung Bd. 30, S. 19
Oberer Theil des Mechanismus;
Unterer Theil des Mechanismus
Man kann dieselbe Arbeit auch machen, wenn man die Schraubenreihe des oberen Theiles
des Mechanismus eben so stellt, wie an dem unteren; dazu ist aber ein Haken
noͤthig, der die beiden Theile des Mechanismus zugleich
festhaͤlt.Wenn unsere Leser die Beschreibung dieser Vorrichtungen dunkel finden, so ist
es nicht die Schuld des Uebersezers, sondern desjenigen, der diese
Patenterklaͤrung schrieb. A. d. Ueb.