Titel: | Ueber die Desoxydation des Lakmuspigmentes, von Herrn Desfosses de Besançon. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XI., S. 54 |
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XI.
Ueber die Desoxydation des Lakmuspigmentes, von
Herrn Desfosses de
Besançon.
Aus dem Journal de Pharmacie. Sept. 1828. S.
487.
[de Besançon, uͤber die Desoxydation des
Lakmuspigmentes.]
Die Eigenschaft des Indigos, sich in Beruͤhrung mit Substanzen, welche sehr
begierig nach Sauerstoff sind, zu entfaͤrben und zu desoxydiren, ist gewiß
eine der merkwuͤrdigsten dieses interessanten Pigmentes, um so mehr, da man
sie bisher bei keinem anderen Faͤrbestoffe antraf. Als ich vor einiger Zeit
eine waͤsserige Lakmusaufloͤsung untersuchte, die sich durch langes
Aufbewahren veraͤndert haͤtte, machte ich die Beobachtung, daß der
Faͤrbestoff des Lakmus dieselben Eigenschaften wie der Indigo hat, und sich
sogar noch schneller entfaͤrbt. Man braucht nur die Lakmusaufloͤsung
mit einigen Tropfen schwefelwasserstoffsauren Ammoniaks zu versezen, um zu sehen,
wie sie sich in einigen Minuten entfaͤrbt und eine gruͤnlichgelbe
Farbe annimmt. Bringt man sie in diesem Zustande unter einer Gloke mit Sauerstoffgas
in Beruͤhrung, so absorbirt sie es allmaͤhlich, und nimmt wieder ihre
blaue Farbe an; die Beruͤhrung mit der Luft stellt sie auch sehr schnell
wieder her. Ein Strom Schwefelwasserstoffgas desoxydirt sie auch, und in beiden
Faͤllen schlaͤgt sich Schwefel nieder.
Die Entfaͤrbung geschieht nicht in Folge einer Verbindung des
Schwefelwasserstoffs mit dem Faͤrbestoffe, denn die Alkalien stellen die
blaue Farbe ohne den Zutritt der Luft nicht wieder her.
Das Eisenoxydul bewirkt auch die Desoxydation, wovon man sich uͤberzeugen
kann, wenn man die Lakmusaufloͤsung mit Eisenvitriol und einigen Tropfen
Ammoniak versezt. Zu diesem Versuche darf man jedoch nicht zu viel schwefelsaures
Eisen nehmen, weil das Eisenoxyd mit allem Faͤrbestoff verbunden niederfallen
wuͤrde. Ich habe mich sogar der Eigenschaft, welche dieses Oxyd besizt, so
eine Art Lak zu bilden, bedient, um den Farbestoff des Lakmus zu reinigen, und ihm
die fremden Salze zu entziehen, welche er enthaͤlt. Ich schlug
naͤmlich eine Aufloͤsung von Lakmus in Wasser, durch Zusaz von
schwefelsaurem Eisen und Ammoniak nieder, suͤßte den Niederschlag aus und
troknete ihn hierauf; nachdem ich ihn sodann gepulvert und in destillirtem Wasser
aufgeweicht haͤtte, leitete ich einen Strom Schwefelwasserstoff hindurch. Der
schwarze Niederschlag enthielt den Farbestoff, welchen ich ihm durch Auswaschen mit
(einer Aufloͤsung von) Ammoniak entzog. Der aus Eisenoxyd und Lakmus
bestehende Lak zersezt sich auch leicht in einer Aufloͤsung von
schwefelwasserstoffsaurem Ammoniak. Bei dem einen oder anderen Verfahren
loͤst sich der Farbestoff im Wasser wieder auf, und das Abdampfen reicht hin,
um das Ammoniak auszutreiben.
Dieser reine Faͤrbestoff, welchen ich noch nicht hinreichend untersucht habe,
ist in concentrirtem Alkohol unaufloͤslich; im Feuer gibt er Daͤmpfe,
welche den sogenannten animalischen Geruch verbreiten, und mit Salpetersaͤure
erzeugt er Kleesaͤure.