Titel: | Ausziehung des Gärbestoffes aus der Lohe, worauf Jos. Giles zu Guilford, Vermont, sich in den Vereinigten Staaten am 11. April 1827 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XVI., S. 63 |
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XVI.
Ausziehung des Gaͤrbestoffes aus der Lohe,
worauf Jos. Giles zu
Guilford, Vermont, sich in den Vereinigten Staaten am 11. April 1827 ein Patent ertheilen
ließ.
Aus dem Register of Arts and Journal Patent
Inventions. Nro. 42. S. 284.
Giles's Ausziehung des Gaͤrbestoffes aus der
Lohe.
Das Ausziehen des Gaͤrbestoffes aus der sein gemahlenen Eichen- oder
Canada-Fichtenrinde geschieht durch Einweichen und Aufgießen derselben in
einem eigenen Apparate. Der Patenttraͤger hat hierzu, wie er sagt, 12
Faͤsser von gehoͤriger Groͤße, fuͤllt jedes derselben
mit der gemahlenen Rinde, und stellt sie alle so, daß er mittelst eines Hahnes aus
jedem derselben den Aufguß in einen eigenen Behaͤlter abziehen kann. Ueber
den 12 Faͤssern hat er eine Cisterne angebracht, aus welcher er in jedes Faß
die noͤthige Menge Fluͤssigkeit leiten kann. In dieser Cisterne hat er
einen Dampfkessel aufgestellt, so daß die in derselben enthaltene
Fluͤssigkeit bis zum Sieden erhizt werden kann. Mit dieser siedend heißen
Fluͤssigkeit fuͤllt er nun das erste seiner 12 Faͤsser. Er
bemerkt, daß die gemahlene Rinde in dem Fasse loker liegen muß, und nicht
eingedruͤkt werden darf, damit die heiße Fluͤssigkeit das ganze Faß
leicht fuͤllen, und mit dem Gaͤrbestoffe der Rinde gesaͤttigt
werden kann. Nachdem die Fluͤssigkeit auf diese Weise eine Zeit uͤber
auf der Rinde gestanden ist, und dieselbe ausgesogen hat, laͤßt er sie aus
dem Fasse in den Behaͤlter laufen, und pumpt sie aus diesem in die Cisterne
hinauf, wo sie neuerdings mittelst des Dampfkessels erhizt, und siedend heiß in das
zweite Faß gelassen wird. Waͤhrend sie dort die Rinde auszieht, hizt er
Wasser oder schwache Bruͤhe, die er mittelst eines zweiten Aufgusses aus dem ersten Fasse
erhalten und wieder in die Cisterne hinaufgeschafft hat, und laͤßt diese
Fluͤssigkeit aus der Cisterne noch ein Mahl in das erste Faß laufen. Den
ersten Aufguß aus dem zweiten Fasse leitet er wieder in den Behaͤlter, und
pumpt ihn aus diesem in die Cisterne, erhizt ihn wieder wie vorher, und laͤßt
ihn in das dritte Faß laufen, und faͤhrt so durch alle 12 Faͤsser
durch fort, wobei jedoch das erste Faß und so alle uͤbrigen zwei, drei, ja
vier Mahl frisch mit Wasser oder schwaͤcherer Bruͤhe
aufgefuͤllt werden, welcher Aufguß aber nie mit der ersten starken
Bruͤhe eines jeden Fasses vermengt werden darf. So oft aller Garbestoff aus
der Rinde eines Fasses ausgezogen ist, wird die Rinde weggeschuͤttet, und das
Faß frisch gefuͤllt. Durch Wiederholung dieses Verfahrens bringt er, wie er
sagt, allen Gaͤrbestoff von drei bis vier Maß (cords) Rinde der besten Qualitaͤt in Ein Hogshead (63 Gallons, das
Gallon zu 10 Pf.) Gaͤrberbruͤhe. Dieser Fluͤssigkeit sezt er
nun 2 Pfund Salpeter und 1 Pfund gemeines Kochsalz zu, verspuͤndet das Faß
luftdicht, und verwahrt es zum Gebrauche.
Ein Hogshead dieser Gaͤrberbruͤhe gaͤrbt binnen drei Tagen
fuͤnf Duzend Kalbfelle hinlaͤnglich, und im Verhaͤltnisse zu
diesen, auch schwere Haͤute. Außer der Ersparung an Muͤhe und Arbeit
und Zeit erhaͤlt man auch noch ein weit besser gegaͤrbtes, schwereres,
dichteres Leder, das nicht so schwammig ist, als das, was auf gewoͤhnliche
Weise gegaͤrbt wurde, und das Wasser nicht so leicht durchlaͤßt.
Diese Bruͤhe kann auch bei Tauen, Striken, Segeltuͤchern und bei allem
Takelwerke aus Hanf oder Flachs mit großem Vortheile angewendet werden, in dem alle
diese Materialien dadurch weit staͤrker und dauerhafter werden. Diese
Bruͤhe laͤßt sich auch weit leichter verfahren, als die Rinde (und
kann in Waͤldern selbst bereitet werden.)