Titel: | Miszellen. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XLIII., S. 146 |
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XLIII.
Miszellen.
Miszellen.
Verzeichniß der zu London vom 5. bis 28. August 1828
ertheilten Patente.
Dem Joseph Clisild
Daniell, Tuchmacher in Lumphey, Stoke, Wiltshire: auf
Verbesserungen in der Fabrikation wollener Tuͤcher. Dd. 5. August
1828.
Dem John Lane
Higgins, Gentleman in Oxford Street, London: auf Verbesserungen an
Wagenraͤdern. Dd.
11. Aug. 1828.
Dem William Menecke,
Gentleman in Park Place, Peckham, Surry: auf Verbesserungen in der Zubereitung
der Materialien zu, und in der Verfertigung von Ziegelsteinen. Dd.
11. Aug. 1828.
Dem Lewis Roper
Fitzmaurice, Master in the royal
navy, in Jamaica Place, Commercial Road: auf Verbesserungen an
Schiffs- und anderen Pumpen, welche Verbesserungen mit gewissen
Abaͤnderungen auch auf Drehebaͤnke und zu anderen Zweken anwendbar
sind. Dd.
11. Aug. 1828.
Dem William
Grisenthwaite, Esq. in Nottingham: auf ein neues Verfahren, schwefelsaure Bittererde
oder Epsomer Salz zu bereiten. Dd.
11. Aug. 1828.
Dem Henry Maxwell,
Spornverfertiger in Nr. 99, Pall Mall, London: auf Verbesserungen an den Roͤhren der
Federsporne. Dd.
13. Aug. 1828.
Dem Thomas Stirling,
in Commercial Road, Lambeth,
Surry: auf Verbesserungen an Filtrirapparaten. Dd.
16. Aug. 1838.
Dem Benjamin Matthew
Paine, Verfertiger von Wagen (zum Wiegen), im Strand, London: auf Verbesserungen an
Waͤgemaschinen. Dd.
18. August 1828.
Dem Edward Barnard,
Tuchmacher in Railsworth, Gloucestershire: auf Verbesserungen im Weben und
Zubereiten des Tuches. Dd.
19. Aug. 1828.
Dem Philipp Forwell,
Tuchmacher, William Clark, Tuchscherer, und Benjamin Clark,
Tuchscherer, alle in Dye House Mill, in der Pfarrei Minchinhampton, Gloucestershire: auf Verbesserungen an den Maschinen zum Scheren und Vollenden
wollener und anderer Tuͤcher und Kasimire. Dd.
19. Aug. 1828.
Dem William Sharp,
Spinner in Manchester: auf
Verbesserungen an Maschinen zum Vorspinnen und Spinnen des Hanfes und Flachses,
der Seide, Wolle und anderer Faserstoffe. Dd.
19. Aug. 1828.
Dem George Stratton,
Gentleman in Frederick Place, Hampstead Road, in der Grafschaft Middlesex: auf
eine Verbesserung im Heizen und Ventiliren der Kirchen, Treibhaͤuser und
aller anderen Gebaͤude; welche Verbesserungen auch zu anderen Zweken
anwendbar sind. Dd.
28. August 1828.
(Aus dem Repertory of Patent Invent. Octbr.
1828.)
Verzeichniß der erloschenen Patente.
Des Joseph Braham,
Esq. in Pimlico, in der Grafschaft Middlesex: auf ein Verfahren, eine gewisse
Art von Erde anzuwenden, welche sehr vortheilhaft dient, um den sogenannten
Trokenmoder zu verhindern, zerstoͤren und endlich auszurotten, und welche
in der Oehlmahlerei das Bleiweiß ersezen, außerdem aber noch zu verschiedenen
anderen nuͤzlichen Zweken gebraucht werden kann. Dd.
10. Febr. 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 148.)
Des William Francis
Hamilton, Mechanikers in Asylum Buildings, West Road, in der
Pfarrei St. Mary, Lambeth, in der
Grafschaft Surrey: auf gewisse Verbesserungen an optischen Instrumenten und
Apparaten. Dd.
12. Februar 1814.
Des Richard Price,
Eisenkraͤmers in Bristol,
auf einen verbesserten Kochapparat. Dd.
12. Febr. 1814.
Des John Buddle,
Gentleman in Walls-End, in der Grafschaft Northumberland: auf eine
Feuerpfanne oder Feuerlampe, worin kleine oder geringere Kohlen anstatt großer
oder runder Kohlen verzehrt werden koͤnnen; ferner auf seine Erfindung
eines Feuerrostes oder Ofens, der auf gewoͤhnliche Weise unter dem Kamin
angebracht wird, in welchem Feuerrost oder Ofen kleine oder geringere Kohlen bei
jeder
Gelegenheit, und uͤberall, wo man sonst groͤßere oder runde Kohlen
anwendet, gebraucht werden koͤnnen. Dd.
21. Febr. 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXV. S. 129.)
Des James Thomson,
Kaufmanns in Colebrook Terrace, Islington, in der Grafschaft Middlesex: auf
gewisse Verbesserungen in der Construction von Schießgewehren, und den
Schloͤssern fuͤr dieselben. Dd.
9. Maͤrz 1814.
Des Matthew Murray,
Mechanikers in Leeds, in der
Grafschaft Bork; auf Methoden und Verbesserungen in der Construction von
hydraulischen Pressen, um Tuch und Papier zu pressen, und fuͤr andere
Zweke. Dd.
12. Maͤrz 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 321.)
Des Marc Isambard
Brunell, Mechanikers in Chelsea, in der Grafschaft Middlesex: auf eine Methode,
gewissen Arten von Leder noch mehr Dauerhaftigkeit zu verleihen. Dd.
12. Maͤrz 1814.
Des John Slater,
Verfertigers von Kutschfedern und Patentdampfkuͤchen: auf eine
Verbesserung an dem Dampfkessel und Dampfapparat, fuͤr den Zwek, um Tuch,
Kleidungen und Zeuge zu waschen, zu daͤmpfen und zu bleichen, und um
Wohnstuben, Waschhaͤuser u.s.w. zu waͤrmen oder zu heizen. Dd.
12. Maͤrz 1814.
Des James Barclay,
und William Cumming,
in Cambridge, in der Grafschaft Cambridge: auf verbesserte Raͤder und
Achsen fuͤr Wagen. Dd.
12. Maͤrz 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 257.)
Des Edward Steers,
Gentleman of the Inner Temple: auf eine Methode die Stoͤpsel fuͤr
Bouteillen, Flaschen u.s.w. luftdicht zu machen. Dd.
12. Maͤrz 1814. (Vergl. Repert. Bd. XXVI. S. 1.)
Des Roger Hazelword,
Eisenkraͤmers in Great Ruͤssel Street, Blumsbury Square, in der Grafschaft Middlesex: auf die von ihm erfundenen Zugschirme (folding screens), den Zutritt von Wind, Rauch, Feuer
und Licht zu verhindern, wenn sie an Feuerstellen, Roͤsten, Oefen,
Fenstern und Thuͤren angebracht werden. Dd.
12. Maͤrz 1814. (Vergl. Rep. Bd. XXV. S. 324.)
Des David Goodall, zu
Burton Latimer, in der Grafschaft Northampton: auf Verfertigung englischer
Kreppe aus Seide, die vor oder nach dem Spinnen und Weben gefaͤrbt wurde,
und mit weißem, schwarzen, gefaͤrbten oder bunten Eintrage aus Baumwolle
oder Worsted, Gold oder Silber in solche weiße, schwarze, gefaͤrbte oder
bunte Kreppe. Dd.
12. Maͤrz 1814. (Repert. Bd. XXV. S. 272.)
(Aus dem Repert. of Patent-Invent. Octbr.
1828.)
Preisaufgaben der Société
industrielle zu Muͤlhausen, woruͤber in der Generalsizung im
Monat Mai 1829 entschieden wird.
Von den fuͤr das Jahr 1828 ausgeschriebenen Preisen werden folgende noch zum
Concurs zugelassen:
1) Preis von fuͤnfhundert Franken fuͤr ein schnell und leicht
anzuwendendes Mittel, wodurch man den Werth zweier verschiedenen Krappsorten gegen
einander bestimmen kann.
2) Preis von fuͤnfzehnhundert Franken fuͤr eine Methode, den
Faͤrbestoff des Krappes auszuscheiden, und dadurch die Menge desselben in
einer gegebenen Menge Krapps zu bestimmen.
3) Preis von tausend Franken fuͤr eine Composition zur Bedekung der
Drukcylinder in den Baumwollspinnereien.
4) Medaille fuͤr eine Abhandlung uͤber die Ursachen der
Selbstentzuͤndung der fetten Baumwolle. (Vergleiche uͤber diese vier
Preisfragen polytechnisches Journal Bd. XXV. S.
344.)
Preise, welche fuͤr das Jahr 1829 ausgesezt
sind:
5) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das
Bleichen der baumwollenen Zeuge.
Der Verfasser muß die chemischen Wirkungen des Kalks, des Kalis oder Natrons, der
Luft und des Chlors erklaͤren. Er muß auch die Vortheile und Nachtheile der
Luftbleiche in Vergleichung mit der Chlorbleiche auseinandersezen, und den Grad der
Schwaͤchung bestimmen, welchen die Baumwolle durch das eine sowohl, als durch
das andere Verfahren erleidet.
Der Abhandlung muͤssen Plane der verschiedenen Apparate, wovon darin die Rede
ist, beigelegt seyn.
6) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber die
Fabrikation des Adrianopelroths.
Der Verfasser muß die chemischen Wirkungen des Oehlens, der Passage durch Sumach oder
Gallaͤpfel, des Alaunens, des Faͤrbens und Avivirens auseinandersezen.
Es wird das Interesse erhoͤhen, wenn diese Arbeit mit einem historischen
Abriß uͤber die Einfuͤhrung dieses Industriezweiges in Frankreich
versehen seyn wird.
7) Medaille fuͤr das Bleichen mit Kalk ohne ein anderes
Alkali.
Der Concurrent muß bewiesen haben, daß er eine Partie von wenigstens tausend
Stuͤken so gebleicht hat, daß sie den mit Kali oder Natron gebleichten in
keiner Hinsicht nachstehen.
8) Medaille fuͤr eine vollstaͤndige Analyse des
Kuhmistes. Welches sind die Bestandtheile dieser Substanz, die, indem sie
unaufloͤsliche Verbindungen mit der Alaunerde, dem Eisenoxyd und anderen
Metalloxyden bilden, sie zum Walken der gebeizten baumwollenen Zeuge tauglich
machen?
Erleiden diese Bestandtheile eine Veraͤnderung ihrer Natur, oder eine
Veraͤnderung in ihrem gegenseitigen Verhaͤltniß, wenn der Koth alt
oder das Thier mit frischem Gras an Statt Heu gefuͤttert worden ist?
9) Medaille fuͤr eine Abhandlung, welche durch genaue
Versuche zeigt, welche Rolle bei dem Blaufaͤrben der Baumwolle mit
Indigo, die außer dem blauen Pigment darin enthaltenen Substanzen (wie der
braune und rothe Stoff von Berzelius
Polytechn. Journal Bd. XXV. S. 484.
A. d. R.) spielen, und ob diese Substanzen darin nothwendig
oder schaͤdlich sind, oder auch, ob die eine oder andere von ihnen zur
Erzeugung einer dauerhaften und glaͤnzenden blauen Farbe
unumgaͤnglich noͤthig ist.
10) Medaille fuͤr die Entdekung oder Einfuͤhrung
eines nuͤzlichen Verfahrens in der Kattundrukerei.
Man weiß, welchen Nuzen man aus den Chromverbindungen gezogen hat. Koͤnnte ein
anderes Metallsalz nicht eben so vortheilhafte Resultate geben?
Wir wollen noch bemerken:
1) Die Entdekung eines Verfahrens, um die zum Oehlen der baumwollenen Zeuge
erforderliche Zeit abzukuͤrzen;
2) Ein oͤkonomisches Mittel, die Seife bei den Passagen zu ersezen;
3) Das mittelst essigsaurem oder schwefelsaurem Indigo dargestellte Blau eben so
solid wie das Kuͤpenblau zu machen;
4) Eine Indigkuͤpe anzusezen, welche wenig oder gar keinen Saz hat;
5) Den Farbestoff aus dem Wau oder der Quercitronrinde auszuziehen, um ihn in den
Handel zu bringen;
6) Ein Verdikungsmittel, welches sich durch zinnsaures Kali
(Zinnoxydaufloͤsung in Aezkali) und basisch essigsaures Blei nicht
coagulirt.
7) Ruͤkstaͤnde, wie die beim Faͤrben mit Krapp, Wau u.s.w. zu
benuzen.
11) Medaille auf Erfindung mechanischer Sperrruthen oder
Tempel.
Sperrruthen oder Tempel (auch Tompel) sind flache hoͤlzerne Schienen, die an
ihren beiden Enden mit messingenen Spizen versehen sind, die in die
Sohlbaͤnder (die sogenannten Enden) der gewebten Zeuge eingreifen. Diese
Schienen sind so lang, als die Kette in dem Kamme breit ist. Um nun diese Schiene
nach der jedesmaligen Breite der Kette richten und leicht ausheben zu
koͤnnen, sind sie der Laͤnge nach schief in zwei Theile getheilt,
welche mittelst einer Schleife aus Bindfaden und eines Zapfens zusammengehalten
werden.
Die Spannung, die durch diese Sperrruthen erzeugt wird, erstrekt sich jedoch nicht
weiter, als auf 2 Zoll vorwaͤrts und ruͤkwaͤrts von denselben.
Man muß also dieselben vorruͤken oder dem Kamme naͤhern, so wie die
Arbeit selbst weiter vorruͤkt.
Bei dem gewoͤhnlichen Weberstuhle, auf welchem mit der Hand gewebt wirb,
ruͤkt der Weber die Sperrruthen vor, wann er das Tuch aufrollt, oder die
Kitte nachlaͤßt, um eine neue Portion von derselben zu erhalten.
Bei dem Kunst- oder Maschinenstuhle hat man zwei Sperrruthen, wovon die eine
an ihrer Stelle bleibt, waͤhrend man die andere vorruͤkt, ohne daß
darob der Stuhl in seinem Gange aufgehalten werden duͤrfte.
Die Nachtheile bei dieser Verfahrungsweise sind:
1) Daß die Spannung, und folglich auch die Qualitaͤt des gewebten Stoffes
zwischen dem groͤßten und dem kleinsten Abstande, den der Kamm
waͤhrend des Webens zwischen sich und den Sperrruthen laͤßt,
verschieden ausfallen muß.
2) Daß, wenn dieser Abstand oder der Raum zwischen den Sperrruthen und dem Kamme zu
groß wird, das Tuch sich zusammenzieht, die Kettenfaden also nicht mehr parallel
bleiben und sich an dem Kamme reiben.
Es waͤre daher sehr zu wuͤnschen, daß man eine Vorrichtung ausfindig
machen koͤnnte, wodurch das Tuch immerdar in gleicher Spannung und in
derselben Lage gegen den Kamm erhalten werden koͤnnte, waͤhrend es
fortfaͤhrt sich in dem Maße, als es fertig ist, auf dem Tuchbaume
aufzurollen, so daß der Weber weder seine Zeit noch seine Aufmerksamkeit auf das
Wechseln der Sperrruthen zu wenden haͤtte.
Man hat bereits mehrere, mehr oder minder sinnreiche Vorrichtungen zu diesem Ende
ausgedacht und versucht; keine derselben hat aber ihren Zwek erfuͤllt und die
Pruͤfung der Erfahrung gluͤklich bestanden.
Die Gesellschaft, die von der Wichtigkeit einer Verbesserung an diesen Sperrruthen
bei den Kunststuͤhlen uͤberzeugt ist, wird im J. 1829 demjenigen eine
Medaille zuerkennen, der eine mechanische Sperrruthe vorlegen wird, welche den
obigen Forderungen entspricht, d.h., das Tuch immer in gleicher Entfernung von der
Lade haͤlt, ohne daß der Weber auf dieses Werkzeug besondere Ruͤksicht
zu nehmen haͤtte. Die Vorzuͤge dieser mechanischen Sperrruthe vor
gewoͤhnlichen muͤssen uͤbrigens durch Erfahrung erwiesen
seyn.
12) Medaille fuͤr die beste Abhandlung uͤber das
Spinnen der Baumwolle von Nr. 80 bis 180 metrisch.
Obschon es leider noch immer erlaubt ist, feines englisches Baumwollengarn
einzufuͤhren, so verlegen sich doch mehrere unserer Fabrikanten mit Erfolg
auf Vervollkommnung in der Spinnerei hoͤherer Nummern, und es scheint der
Gesellschaft, daß es allgemeinen Nuzen bringen muͤßte, wenn man eine gut
geschriebene Abhandlung uͤber diesen Gegenstand, die denselben in allen
seinen Zweigen erschoͤpfte, besizen wuͤrde.
Die Wahl der Baumwolle ist eine der wesentlichsten Bedingungen, um in der Spinnerei
hoͤherer Nummern gluͤkliche Resultate zu erhalten. Die langfaserige
Baumwolle aus Georgien (coton Géorgie longue
soie) ist die beste unter allen sowohl in Hinsicht auf Feinheit, als auf
Staͤrke, und das sogenannte Seidenartige der Faser, sie ist aber auch unter
allen Baumwollensorten diejenige, die am schwersten zu erkennen ist, und die
groͤßten Kenner haben sich im Kaufe derselben getauscht. Man muͤßte
daher in der gewuͤnschten Abhandlung die Hauptmerkmahle der verschiedenen
Baumwollensorten, und die besonderen Eigenschaften derselben auffuͤhren, und
bei jeder angeben, bis zu welcher Nummer man dieselbe spinnen kann.
Man muͤßte vom Zupfen und Kardaͤtschen derselben, von dem
zwekmaͤßigsten Verhaͤltnisse der Geschwindigkeit der Speisungscylinder
gegen die große Trommel sowohl, als gegen die Abgabetrommel, wenn die
moͤglich groͤßte Vollkommenheit erhalten werden soll, vom Doubliren,
von der Entfernung der Strekwalzen, von der Drehung bei den Laternen, den
Spindelbanken und vorzuͤglich von den Wikeln (Lunten, mêches) auf dem Grobstuhle handeln.
Man muͤßte die Methode angeben, nach welcher man so viel nur immer
moͤglich die Ungleichheit des Fadens, die man unseren besten
Spinnmuͤhlen mit Recht vorwirft; die Hauptursachen, die die Meißeln (veilles) erzeugen, und die Mittel zur Vermeidung
derselben; die Neigung, die man den Spindeln bei verschiedenen Nummern sowohl auf
dem Grob- als auf dem Feinstuhle zu geben hat; die zwekmaͤßigste,
Geschwindigkeit derselben; das Maximum der Ausziehens und die Verlaͤngerung
jedes Aufzuges (renvidée), die noͤthige
Drehung fuͤr jede Nummer, (Kette sowohl als Eintrag) in Umdrehungen der
Spindel nach dem Zoll nebst der correspondirenden Kraft nach Regnier's Dynamometer;
die Vorsichtsmaßregeln, die man gegen den Flaum des Fadens zu ergreifenergreisen hat; die Sorgfalt, die man bei dem Abwinden zu beobachten hat; man
muͤßte mit einem Worte, alle Kunst- und Handgriffe, die zur
Feinspinnerei nothwendig sind, angeben, so wie die besten Vorrichtungen, die man den
Stuͤhlen selbst zu geben hat.
Dieser Gegenstand ist von so allgemeinem Interesse und von so hoher Wichtigkeit, daß
es sehnlichst zu wuͤnschen waͤre, daß Maͤnner von Talenten, mit
Hintansezung aller persoͤnlichen Vortheile, uns alle Belehrung, die sie uns
hieruͤber geben koͤnnen, ertheilen moͤchten, damit unsere
Baumwollenmanufakturen dadurch gefoͤrdert, und Frankreichs Buͤrger von
dem Tribute befreit wuͤrden, den sie jaͤhrlich an das Ausland
bezahlen.
13) Preis von 1000 Franken auf eine Maschine zum Oeffnen und
Zupfen der Baumwolle und Wolle aller Art, ohne daß dieselbe dadurch leidet, und
wodurch das Klopfen oder Schlagen, als das Zupfen mit der Hand und der
sogenannte Klopfzupfer (batteur-éplucheur) beseitigt werden
kann.
Seit man den aus England zu uns heruͤbergebrachten Klopfzupfer (batteur éplucheur) in neueren Zeiten beinahe
allgemein bei uns eingefuͤhrt hat, bemerkten unsere Spinner, daß diese
Maschine in vieler Hinsicht noch manches zu wuͤnschen uͤbrig
laͤßt, namentlich bei Anwendung derselben auf feine Wolle. Eine große Menge
Wollenfaser wird immer abgebrochen oder gelaͤhmt, und dadurch zum Spinnen nur
etwas hoher Nummern unbrauchbar. Ja es gibt selbst Baumwollensorten, die man
durchaus nicht dem Klopfer zur Zubereitung geben darf, wenn sie nicht
gaͤnzlich zerrissen und dadurch vollkommen unbrauchbar werden sollen. Dieser
Nachtheil ist zwar an der staͤrkeren und nervigeren Baumwolle weniger
merklich, aber er hat doch immer auch bei dieser noch Statt, und man wuͤrde
bei ihr, so wie bei jeder anderen Art von Baumwolle weit guͤnstigere
Resultate erhalten, wenn man eine gute Maschine zum Oeffnen und Zupfen (Ouvrir et Éplucher) der Baumwolle und Wolle
besaͤße, durch welche dieselbe nicht litte. Ein anderer wichtiger Nachtheil,
den man dem Klopfzupfer mit Recht vorwirft, ist der, daß er einen großen Theil der
Triebkraft der Spinnerei verschlingt, mit welcher man oͤfters nicht sparsam
genug umzugehen vermag.
Man hat seit der Einfuͤhrung der Spinnmuͤhlen in Frankreich viele mehr
oder minder gelungene Maschinen zum Oeffnen und Zupfen der Baumwolle verfertigt;
allein, sie lassen alle noch vieles zu wuͤnschen uͤbrig; die einen
zupfen nicht gut genug, die anderen arbeiten zu wenig, und keine derselben konnte,
bis jezt zur Feinspinnerei angewendet werden, bei welcher die beiden Arbeiten, das
Klopfen und das Zupfen, immer mittelst der Hand der Arbeiter geschehen
muͤssen, was sehr hoch zu stehen kommt. Die Gesellschaft, die nur zu gut
weiß, von welcher hohen Wichtigkeit eine gute solche Maschine fuͤr die
Baumwollenzeugfabriken uͤberhaupt waͤre, glaubte die Aufmerksamkeit
der Mechaniker auf diesen Gegenstand lenken zu muͤssen. Sie wird demjenigen
im J. 1829 einen Preis von 1000 Franken zuerkennen, der ihr bis dahin eine solche
Maschine, die Baumwolle und Wolle vollkommen oͤffnet und zupfet, sammt der
Zeichnung derselben eingesendet haben wird. Diese Maschine darf an keiner Art von
Baumwolle die Fasern brechen oder verderben; sie darf nicht so viel Treibkraft
fordern, als die bisherigen Maschinen dieser Art, und muß eben so wohlfeil arbeiten,
als der Klopfzupfer.
Sie muß in jeder Hinsicht das Klopfen und Zupfen mit der Hand, dessen man sich bisher
bei der Feinspinnerei bedienen mußte, vollkommen ersezen.
14) Medaille fuͤr ein Verfahren, die Halsstuͤke
der Feinspindeln an Mule-Jennies unbeschadet der Ruͤnde zu
haͤrten.
Die Verfertigung der Spindeln zu Spinnmuͤhlen, die sich seit einigen Jahren in
Frankreich, und vorzuͤglich in unserem Departement sehr verbessert hat,
scheint wenig mehr zu wuͤnschen uͤbrig zu lassen; sie ist indessen
noch einer bedeutenden Verbesserung faͤhig, wenigstens in Hinsicht auf die
Dauer der Spindeln, und in Bezug auf ein noch aufzufindendes Mittel, dieselben in
ihrem Halsstuͤke zu haͤrten. Man weiß, daß man die Spindel nicht mehr
brauchen kann, sobald dieser Theil abgenuͤzt ist, außer durch eine Reparatur,
wodurch der Umfang, wenn die Ruͤndung beibehalten werden soll, sehr
verkleinert werden muß. Diese Reparatur ist immer sehr kostbar, und doch sind solche
ausgebesserte Spindeln nie so viel werth, als neue. Es waͤre daher sehr zu
wuͤnschen, daß man ein Mittel finde, wodurch diese Reparaturen wenigstens nur
so selten als moͤglich nothwendig wuͤrden; ein Mittel, wodurch die
Halsstuͤke der Spindeln dauerhafter wuͤrden, was in Haͤrtung
desjenigen Theiles bestehen koͤnnte, der in dem Laufriemen laͤuft. Die
Gesellschaft weiß, daß man in dieser Hinsicht bereits Versuche angestellt hat;
bisher hat aber keine Spinnerei solche gehaͤrtete Spindeln angewendet. Wenn
man sich der Spindeln langer bedienen koͤnnte, so wuͤrde man noch
einen anderen kostbaren Vortheil vorzuͤglich seit man sich der Wertel aus
Gußeisen bedient, dadurch erlangen, daß naͤmlich die Reparatur wohlfeiler
wird, indem die Wertel gewoͤhnlich noch in gutem Zustande sind, wenn man die
an ihren Halsstuͤken bereits abgenuzten Spindeln austauschen und die Wertel
abnehmen muß. Gegenwaͤrtig werden oft viele Wertel dadurch verdorben, daß man
sie wieder auf Spindeln abziehen muß.
Die Gesellschaft, die die Ersparung, welche dadurch fuͤr Spinnmuͤhlen
entstehen wuͤrde, sehr wohl zu schaͤzen weiß, wird im J. 1829
demjenigen eine Medaille zuerkennen, der fuͤr 500 Franken Spindeln verfertigt
und verkauft haben wird, welche nebst allen uͤbrigen Eigenschaften der besten
Spindeln, auch noch die eines gehaͤrteten Halsstuͤkes besizen, ohne um
ein Viertel theurer zu kommen, als die gegenwaͤrtigen Spindeln.
15) Medaille fuͤr Verfertigung gefurchter Cylinder
fuͤr Spinnmuͤhlen aus gehaͤrtetem Bundeisen, welche
Cylinder nicht uͤber ein Drittel hoͤher kommen duͤrfen, als
die aus gewoͤhnlichem Eisen.
Wenn man von Tag zu Tag mittelst einfacherer und zwekmaͤßigerer Maschinen die
Baumwolle mit geringeren Kosten und wohlfeiler spinnen lernt, so kann man wohl nicht
zweifeln, daß man noch weit vortheilhaftere Resultate erhalten wuͤrde, wenn
alle einzelnen Theile der Maschine weniger Unterhaltung kosteten, und sich nicht so
leicht abnuͤzten.
Unter diese Theile gehoͤren die gefurchten Cylinder, die eine Hauptrolle unter
den Bestandtheilen der Spinnmaschine bilden. Die wesentlichen Eigenschaften dieser
Cylinder sind, daß sie vollkommen genau cylindrisch sind, genau aufgestellt sind,
vollkommen nett und glatt sind. Wenn man nun mit diesen Eigenschaften eine
groͤßere Haͤrte verbinden koͤnnte, so waͤre dieß eine
kostbare Verbesserung, weil dann diese Cylinder laͤnger dauern
wuͤrden, und man dadurch viel an Geld und Zeit ersparte.
Wie oft geschieht es nicht, daß ein neuer Cylinder schon in den ersten Tagen durch
die Dummheit oder Ungeschiklichkeit der Arbeiter gaͤnzlich verdorben wird!
Sandkoͤrnchen oder andere harte Koͤrper, die der Baumwolle zuweilen
zufaͤllig beigemengt sind, verderben die Furchen gleichfalls, und lassen
tiefe Spuren in denselben zuruͤk.
Dieser Mangel an Harte zeigt sich aber noch schneller durch die baldige und zuweilen
ungleiche Abnuͤzung der Cylinder und ihrer Viereke. Die vollkommen
horizontale und geradlinige Richtung, eine Hauptbedingung zu dem gehoͤrigen
Gange einer Maschine, geraͤth dadurch in Unordnung. Die Cylinder laufen nicht
mehr rund, und das Spiel der Viereke erzeugt verderbliche Stoͤße. Man wird
genoͤthigt, die Maschine still stehen zu lassen, und die mangelhaft
gewordenen Cylinder durch neue zu ersezen.
Alle diese hier erwaͤhnten Nachtheile wuͤrden verschwinden, wenn man
diese Cylinder aus gehaͤrtetem Bundeisen verfertigte, ohne daß sie deßwegen
weniger gerade und vollkommen cylindrisch wuͤrden. Der Vortheil, den man
dadurch erhielte, wuͤrde sich vorzuͤglich an den Cylindern der
Vorbereitungsmaschinen, und besonders an den Strekwalzen zeigen, die schneller
laufen, als die uͤbrigen. Da diese lezteren Cylinder einzeln aufgestellt
sind, und keine Viereke zur Zusammenstellung mehrerer derselben fuͤhren, so
koͤnnte man sie auch weit leichter bei dem Harten gerade erhalten, und es
laͤßt sich nicht zweifeln, daß man nicht in dieser Hinsicht im Kurzen
genuͤgende Resultate erhalten wuͤrde.
Man hat bereits in unserem Departement mit einigem Erfolge versucht, Cylinder dieser
Art zu verfertigen; allen derjenige, der sich damit beschaͤftigte, hatte
nicht die Mittel, seine Arbeiten fortzusezen, und ward gezwungen, dieselben
aufzugeben.
Die Gesellschaft wuͤnscht alle diejenigen, die sich mit solchen Arbeiten
beschaͤftigen, neuerdings aufzumuntern, und auch andere anzuspornen, die sich
in denselben noch nie versuchten; sie wird demjenigen im J. 1829 eine Medaille
zuerkennen, der bis dahin fuͤr 1000 Franken Cylinder zu den Vorarbeiten und
Arbeiten einer Spinnmuͤhle aus gehaͤrtetem Eisen verfertigt und abgesezt hat,
welche Cylinder außer den uͤbrigen Eigenschaften der bisherigen die verlangte
Haͤrte an der Oberflaͤche besizen muͤssen, und nur um ein
Drittel theuerer zu stehen kommen duͤrfen, als die gewoͤhnlichen.
16)15)Medaillen fuͤr Verfertigung und Absaz neuer
Baumwollenzeuge.
Die Baumwollenspinnmuͤhlen, die erst unter Napoleon dem Großen, seit zwanzig
Jahren in unserem Departement errichtet wurden, haben rasche und erstaunenswerthe
Fortschritte gethan; die Gespinnste haben sich so sehr vervollkommnet, und sind so
mannigfaltig geworden, daß man sie bereits auf allen Maͤrkten in Frankreich
zu schaͤzen weiß, und wir bald die Concurrenz des Auslandes nicht mehr werben
fuͤrchten duͤrfen.
Auch die Baumwollenzeugfabriken, die Baumwollenwebereien, die etwas fruͤher
bei uns eingefuͤhrt wurden, sind gleichfalls fortgeschritten; unsere
Baumwollenzeuge werden wegen ihrer Guͤte und Festigkeit allgemein gepriesen.
Man schaͤzt vorzuͤglich die farbigen Zeuge ihrer Schoͤnheit
wegen, indessen sind es doch vor allem die gemeinen weißen Baumwollenzeuge, in
welchem unser Land den uͤbrigen den Vorsprung abgewonnen hat, und mit Recht
hat diese Waare unter dem Namen Elsasser Waare (Toile d'Alsace) uͤberall Aufnahme gefunden.
Allein, es bleibt doch immer wahr, daß die Baumwollenzeuge in mancher Hinsicht einer
noch groͤßeren Mannigfaltigkeit faͤhig sind. Die gute Qualitaͤt
und der wohlfeile Preis des Baumwollengespinnstes unserer inlaͤndischen
Spinnmuͤhlen laͤßt uns wuͤnschen, daß der
Baumwollenzeugfabrikant diesen Vortheil benuͤzen, und sich mehr als bisher
nicht geschah, auf seine Waare verlegen moͤge, wodurch er auch zugleich ein
Mittel erhalten wird, sich gegen den Schaden zu verwahren, den der Wechsel der Mode
und die Wandelbarkeit des Geschmakes des Kaͤufers ihm zuweilen
verursacht.
Der Erfindungsgeist und der Fleiß der Fabrikanten unseres (protestantischen)
Departements bedurfte bisher keiner Erinnerung an eine solche Maßregel; indessen
glaubt die Gesellschaft, daß es in dem Zweke ihres Institutes liege, die,
Benuͤzung dieser Maßregel zu beschleunigen, und diejenigen auf eine
ehrenvolle Weise zu belohnen, die sich mit dem gluͤklichsten Erfolge mit
derselben beschaͤftigten.
Sie biethet daher dreyen Fabrikanten ihre Medaille an, die vor dem 1. Mai 1829 in dem
Departement des Oberrheins fuͤr 1000 Franken wenigstens in einer oder auch in
mehreren neuen Arten von Baumwollenzeugen, sowohl weißer
als farbiger, dergleichen vor dem Jahre 1828 noch nicht fabricirt wurden, abgesezt
haben werden.
Der Vorzug wird denjenigen unter den Concurrenten ertheilt werden, deren Producte den
hoͤchsten allgemeinen Nuzen gewaͤhren.
Alle diese Preise werden in der allgemeinen Sizung der Gesellschaft im Mai 1829
zuerkannt werden.
Abhandlungen, Zeichnungen, Zeugnisse, Muster muͤssen unter den bei
Preisschriften gewoͤhnlichen Foͤrmlichkeiten postfrei vor dem 20.
April 1829 an Herrn Is. Schlumberger zu
Muͤlhausen, Praͤsidenten der Industriegesellschaft, (à M. I. Schlumberger, à Muhlhausen,
Président de la Société industrielle) eingesendet
werden.
Bericht der Société
d'Encouragement uͤber ihre Arbeiten und Einkuͤnfte im Jahre
1827.
Die Société d'Encouragement erstattet im
Bulletin N. 287 Bericht uͤber ihre Arbeiten,
Einkuͤnfte und Ausgaben im J. 1827. Die Einkuͤnfte betrugen 60,421 Fr.
50 C.; die Ausgaben 57,247 Fr. 40 C. Erspart 3174 Fr. 10 C. – Unter den
Einnahmen findet sich eine Subscription des Ministeriums von 4000 Franken;
gewoͤhnliche Subscriptionen 35,424; außerordentliche Einnahmen 8000
Franken.
Die Ausgabe des Bulletins kostete 20,136 Fr. 50 C; und zwar die Redaction 3675 Fr.;
Druk und Papier 5966 Fr. 50 C.; Stich der Platten 3705 Fr.; Stich der Buchstaben 335
Fr.; Kupferplatten 271 Fr. 80 C.; Abdruͤke der Platten 4558 Fr. 75 C.;
Frankiren des Bulletins 1624 Fr. 25 C. – Von dem Jahren 17, 19 und 22 mußten
neue Auflagen veranstaltet werden, die 6438 Frank. 30 C. kosteten. – Die
Programme zu den Preisen kosteten allein 1213 Fr. 85 C. Medaillen vertheilte die Société fuͤr 2144 Fr. 40 C. in
Werth; und fuͤr Preise bezahlte sie 2987 Fr. 20 C. Die Miethe kostet 4500
Fr.; die Agentschaft 4577 Frank.; die Diener 2950 Fr.
Von dem Bulletin liegen, unabgesezt, bei Md. Huzard
ungefaͤhr 5700 Baͤnde: ein Capital von beilaͤufig 30,000
Franken. Die Gesellschaft ist, ungeachtet eines Verlustes von 15,000 Fr., den sie
erlitt, in bluͤhendem Zustande.
Special-Handels- und Industrieschule zu
Paris.
Die École spéciale de Commerce et d'Industrie
sous la Présidence de
Mr. le C. Chaptal gab so eben ihren vierten Jahresbericht (Discours
prononcés à la quatriéme séance etc. Paris 1828,
à la librairie du Commerce, chez Renard) heraus. Es ist erfreulich,
die Fortschritte zu sehen, die diese Privatanstalt, ungeachtet aller Hindernisse,
welchen sie von der Congregation und der Mandarinenkaste der Stokgelehrten ausgesezt
war, seit vier Jahren gemacht hat. Unter der Leitung von Maͤnnern, wie Chaptal, Laffitte, Christian, Coquebert Montbret, Dupin,
Perier, Say, Prony, Ternaux etc. muß aber das Gute gedeihen, auch wenn sich
alles dagegen empoͤren, oder was vielleicht noch gefaͤhrlicher ist,
dagegen cabaliren sollte. Das Publicum uͤberzeugt sich in allen
Laͤndern immer mehr und mehr, daß Mathematik und Mechanik in allen ihren
Theilen, Naturgeschichte in allen ihren Zweigen, Physik, Chemie, Oekonomie,
Technologie gefoͤrdert werden muͤssen, wenn die Gesellschaft mit
Gedeihen fortbestehen soll. Man fuͤhlte schon im Anfange des vorigen
Jahrhundertes dieses Beduͤrfniß, und trennte die bildenden Kuͤnste in
eigenen Akademien von den Universitaͤten. Als auch durch diese der
vorgestekte Zwek nicht ganz erreicht wurde, und bei den Fehlern, die man beging,
nicht erreicht werden konnte, errichtete man Schulen fuͤr Baukunst,
Bergschulen, Forstschulen, landwirthschaftliche Schulen und Institute,
Handlungsschulen, polytechnische Schulen in allen Staaten, die mit dem Geiste der
Zeit vorruͤkten, und man uͤberzeugte sich bald, daß diese Lehranstalten dem Staate weit mehr nuͤzliche
und brauchbare Buͤrger geben, als ein halbes Duzend von
Universitaͤten. Die Zeit wird kommen, wo derjenige Staat, der die meisten
gruͤndlich unterrichteten Landwirthe, Forst- und Bergmaͤnner,
Gewerbsleute, Kaufleute etc., und dafuͤr die geringste Menge von Juristen,
philosophischen Schwaͤrmern und Phantasten, religioͤsen Fanatikern und
Muͤßiggaͤngern haben wird, der gluͤklichste seyn wird.
Denjenigen, welche unsere Kaufmannsschulen nicht kennen, und glauben, es ist Alles
fuͤr den Unterricht des jungen Kaufmannes gethan, wenn er den sogenannten
Handlungsbuchstaben schreiben und die Scrittura doppia
gelernt hat, wollen wir die Lehrgegenstaͤnde, die auf dieser
Special-Handelsschule in einem dreijaͤhrigen Cursus gelehrt werden,
hier auffuͤhren. Außer Kalligraphie und logischem Unterrichte in der
franzoͤsischen Sprache lernen die jungen Leute hier Deutsch, Englisch,
Spanisch, Portugiesisch, Italiaͤnisch, Russisch, Neugriechisch,
Tuͤrkisch, Arabisch, Persisch (wir wuͤrden auch noch Malayisch empfehlen); Arithmetik und Algebra; Wechsel und
Arbitrage; Maße und Gewichte und Muͤnzfuß aller Laͤnder; Buchhaltung
und Handlungsrechnung; Handlungs- und Wechselrecht; Naturgeschichte zur
Kenntniß aller rohen Stoffe aus allen drei Reichen, Geometrie, Physik, Mechanik,
technische Chemie, Weberei aller Art; Geschichte des Handels und Staatswirthschaft;
Erdbeschreibung in Bezug auf Handel; endlich Zeichnen, Musik, Fechten. (Wir
vermissen ungern das Schwimmen, das dem reisenden Kaufmanne so nothwendig ist.)
– Praxis gewaͤhren drei Comptoirs!
Die Reden, mit welcher die HHrn. Chev. des Taillades, als
Director der Schule, Hr. Poux-Franklin, als
Inspektor, Hr. L. Marchand, als
Pruͤfungscommissaͤr, Hr. A. Blanqui, Prof.
d. Geschichte des Handels, das vierte Jahresfest dieser Schule feierten, enthalten
so viele Winke uͤber die Erziehung und Bildung des Kaufmannes, uͤber
den Einfluß desselben auf den Staat, und uͤber die Verluste, die er durch die
Unwissenheit des Schreibergesindels in den Bureaux erleidet, das Geseze in einer
Sache entwirft und vom Koͤnige unterzeichnet laͤßt, von welcher es
nicht einmahl einen Buchstaben gelernt hat oder versteht, daß wir dieselben allen
Vorstanden von Handlungsschulen und allen Kaufleuten nicht bringend genug zur
Lectuͤre empfehlen koͤnnen.
Es verdient in der Geschichte der Cultur der Menschheit aufbewahrt zu werden, daß der lezte Minister
des Inneren von Frankreich wenige Tage vor dem belachenswerthen Sturze seines
beweinenswuͤrdigen Ministeriums, zu dem Vorstande dieser Schule, der ihn um
seinen Schuz bat, sagte: „die Industrie nimmt zu
hohen Aufschwung; man wird sie dulden; man wird sie aber nie
unterstuͤzen.“ Diese Maxime eines klaͤglichen
Ministeriums scheint auch in die Ministerien mancher anderer Staaten
uͤbergegangen zu seyn. Der beweinenswerthe Minister Frankreichs
schaͤmte sich nicht, diesen Unsinn in einem Augenblike zu sagen, wo die
Production des Bodens Englands zu jener Frankreichs sich verhaͤlt, wie 290:
160, d.h., wo 22 Millionen Englaͤnder fuͤr 5,500,000 Franken, 30
Millionen Franzosen aber kaum fuͤr 5 Millionen Franken erzeugen; wo von allen
in Frankreich erzeugten Baumwollenwaaren kaum 6 Ellen auf den Menschen kommen, und
waͤhrend England fuͤr 800 Millionen Franken Baumwollenwaaren
ausfuͤhrt, Frankreich hoͤchstens nur fuͤr 40 Millionen erzeugt;
wo man gegenwaͤrtig in Hinsicht auf die Weisheit der Gesezgebung in Bezug auf
Industrie und Handel, nach dem Ausspruche aller erfahrnen Fabrikanten und Kaufleute,
um netto 150 Jahre hinter Colbert zuruͤkgeblieben ist.
Vorschlaͤge eines Ingenieurs und Hydrotechnikers in
Ungarn, die Bahn unter der Themse, durch moͤglichste Beseitigung neuer
Durchbruͤche des Flusses und Sicherung der Werkleute vor Lebensgefahr,
gluͤklich zu Stande zu bringen, die der
Thames-Tunnel-Actiengesellschaft zu London aus Wien eingeschikt
wurden. Mitgetheilt von Dr. Carl Georg Rumy in Wien.
Fuͤr das gigantische Unternehmen des Ingenieurs Brunel, eine Fahrstraße unter dem Flußbette der Themse bei London
anzulegen, interessirten sich, wie billig, auch außer England, alle denkenden und an
der Vervollkommnung ihres Faches arbeitenden und mit dem Zeitgeist fortschreitenden
Ingenieurs und Hydrotechniker, und alle kosmopolitischen, nicht
engherzig-patriotischen Freunde großer gemeinnuͤziger Unternehmungen,
sie moͤgen nun im Inlande oder Auslande geschehen.Der engherzige Patriot interessirt sich nur
fuͤr gemeinnuͤzige Unternehmungen in seinem Vaterlande, und
sucht nur diese zu befoͤrdern, waͤhrend der wahre Kosmopolit sich fuͤr alles Große,
Schoͤne und Gemeinnuͤzige im Auslande, wie im Inlande
interessirt. Leider zieht das Vaterland die
meisten, wie sich einst mein unvergeßlicher Lehrer in der Politik und
Statistik, Professor August von Schloͤzer
zu Goͤttingen, in einer politischen Vorlesung in seiner Kraftsprache,
derb aber treffend, ausdruͤkte, nur eben so an, wie der Stall mit der
Futterkrippe – die Kuh.Rumy. Nach den Unfaͤllen im Tunnel durch zweimaligen Durchbruch beeiferten
sich daher talentvolle und kosmopolitisch gesinnte Ingenieurs und Hydrotechniker in
verschiedenen Laͤndern Europas und in Amerika, Vorsichtsmaßregeln
auszudenken, durch welche in der Zukunft aͤhnlichen Unfaͤllen
vorgebeugt werden koͤnnte. Es gingen bei der Tunnelgesellschaft uͤber
400 Vorschlaͤge aus verschiedenen europaͤischen Laͤndern und
aus Nordamerika ein. Unter diesen Vorschlaͤgen befand sich auch einer von
einem meiner Freunde in Ungarn, einem in der gesammten theoretischen und practischen
Mathematik wohl bewanderten, gruͤndlichen, an Erfahrungen reichen, mit dem
Geiste der Zeit fortschreitenden und fuͤr alle große und gemeinnuͤzige
Unternehmungen sich kosmopolitisch und uneigennuͤzig interessirenden
Ingenieur und Hydrotechniker, der mich, da er in London keine Verbindungen hat,
ersuchte seinen Vorschlag, der sich eben so durch Gruͤndlichkeit als
Einfachheit und leichte Anwendbarkeit auszeichnete, durch einen meiner
Korrespondenten in London an die Tunnelgesellschaft zu befoͤrdern, doch ohne
seinen Namen zu nennen. Dieß geschah zu Ende Maͤrz dieses Jahres und ich
hatte zu Anfang Mai's das Vergnuͤgen von meinem gelehrten Correspondenten zu
erfahren, daß er den Vorschlag nicht nur der Tunnelgesellschaft vorgelegt, sondern
auch mit ihrem Praͤsidenten zweimal daruͤber besonders gesprochen
habe, da dieser Vorschlag nicht nur wegen der Einfachheit der empfohlenen
Vorkehrungen und Maßregeln, sondern auch dadurch Aufmerksamkeit erregte, daß mehrere
Vorschlaͤge von andern Hydrotechnikern in verschiedenen Laͤndern mit
diesem Vorschlag uͤbereinstimmten. Dieß hatte mein bescheidener Freund geahnt:
denn er aͤußerte gleich nach der Entwerfung seines Vorschlags, daß er auf das
„ausschließliche Gluͤk eines Erstlingsgedankens keinen Anspruch
mache, vielmehr muthmaße, daß derselbe von mehreren Koͤpfen aufgefaßt
werden wuͤrde.“
Ich halte die Ansichten meines gelehrten Freundes in Ungarn, dessen Namen ich leider
nicht nennen darf, uͤber den Tunnelbau und die von ihm vorgeschlagenen
Vorkehrungen und Vorsichtsmaßregeln fuͤr so interessant und
zwekmaͤßig, daß ich nicht im Geringsten daran zweifle, daß ihre Mittheilung
in dem viel gelesenen polytechnischen Journal den Lesern willkommen seyn wird.
„Gleich Anfangs (schrieb mir mein verehrter Freund aus Ungarn im
Maͤrz), als ich das erste Mahl von dem gemachten Antrage des Ingenieurs
und Hydrotechnikers Brunel in London, eine Fahrbahn unter dem Flußbette der Themse
durchzugraben, in den Zeitungen las, faßte ich daruͤber meine eigenen
Ansichten, die spaͤterhin durch den von den Zeitungen gemeldeten Erfolg
bestaͤtigt und gerechtfertigt wurden. So sehr ich dem
gemeinnuͤzigen Unternehmen des mit Recht beruͤhmten Brunel und seinem Plan meinen Beifall schenke, so
kann ich doch nicht umhin zu erinnern, daß er dabei gleich Anfangs nicht mit der
gehoͤrigen Vorsicht zu Werke ging, vielleicht aus natuͤrlichem
franzoͤsischen Leichtsinn, der ja dem franzoͤsischen Temperament
von der Jugend an anklebt,Ich bemerke, daß ich diese uͤbrigens nicht uͤbel gemeinte
Aeußerung und Vermuthung in den der Tunnelgesellschaft in London
vorgelegten Vorschlaͤgen sehr milderte, da auch Herr Brunel von denselben in Kenntniß gesezt
wurde.R. oder aus einer mißverstandenen Oekonomie, die
da Ersparungen machen wollte, wo sich gerade keine
Ersparungen machen lassen. Wie konnte wohl Herr Brunel glauben, daß er in der ganzen Flußbreite durchaus eine gleiche
dichte Erdmasse, die von keinen Kluͤften, Schichten, Rissen und
Wasseradern durchschnitten waͤre, vorfinden wuͤrde. Ueberall
wechseln ja die Erdlagen, und in den Spalten derselben erzeugen sich bald mehr,
bald weniger Fluͤssigkeiten, je nachdem die Erdduͤnste sich
gestalten. Herr Brunel haͤtte also gleich
Anfangs darauf Bedacht nehmen sollen, wie diesen Unfaͤllen zu begegnen
waͤre, die nicht ausbleiben konnten, sobald der eingesperrten
Fluͤssigkeit ein Lauf geoͤffnet, und dem Druk der
Wassersaͤule eine Bewegung gebahnt wuͤrde, die sich augenbliklich
weiter mittheilt. Es scheint, Herr Brunel ist
endlich, nachdem ein zweiter Durchbruch den Fortgang seiner Arbeit hemmte, zur
Erkenntnis der Uebersicht von Forderungen gelangt, die die schwierige Aufgabe
bedingt, allen moͤglichen Unfaͤllen zu
begegnen, welche die Fortsezung der Arbeit zu hemmen drohen, allein er
hat nach meiner innigen Ueberzeugung, noch nicht alle dazu noͤthigen
Vorkehrungen getroffen und die erforderlichen Maßregeln ergriffen. Er sagt zwar:
„Nur Geld her, nur Geld
her!“ und ich werde mein Unternehmen ausfuͤhren:
allein er wird in dieser Tantalusarbeit Englands Reichthuͤmer vergeuden,
so lange er nicht noch andere Vorkehrungen trifft, als er nach dem ersten und
zweiten Durchbruch getroffen hat, und Maßregeln ergreift, die jeder Wasserbau
und der vorhabende insbesondere erheischt.Dieß ist seit dem dritten Durchbruch wirklich geschehen, und die
ergriffenen Vorkehrungen und Maßregeln stimmen, so viel ich jezt davon
weiß, groͤßtentheils mit den Vorschlaͤgen meines Freundes
uͤberein.R. Die Direction der Tunnel-Actiengesellschaft laͤßt sich
auch durch das neueste Mißgeschik vom 12. Januar in der Fortsezung dieser gigantischen Unternehmung nicht irre machen. Da ich
von der Groͤße und Gemeinnuͤzigkeit dieses Unternehmens und dieser
ruͤhmlichen BeharrlichkeitWahrlich bei dem Tunnel bewahrt sich der großherzige roͤmische
Ausspruch tu ne cede malis, sed contra audentior
ito!
R. begeistert bin, so ist es mir, als sollte ich mich nach London
aufmachen, dem Herrn Brunel beistehen und die
ruͤhmliche Beharrlichkeit der Gesellschaft mit Rath und That zu
unterstuͤzen. Doch da diese Reise und die Theilnahme an dem Riesenwerke
durch die That ein frommer Wunsch bleiben muß, so muß ich mich auf schriftliche
Vorschlaͤge beschraͤnken. Es sey mir daher vergoͤnnt,
schriftlich auseinander zu sezen, durch welche Vorkehrungen und Maßregeln den Durchbruͤchen der Themse in Zukunft
moͤglichst vorgebeugt, und fuͤr die Werkleute alle Lebensgefahr beseitigt werden koͤnnte.
Es ist keine Verschwendung, auf Vorsichtsmaßregeln die
noͤthigen Summen zu verwenden. Die Streke kann kein Auge durchschauen, kein
Scharfsinn voraus berechnen, in der ein Unfall sich ereignet. Daher ist es
nothwendig, das ganze Flußbett der Themse in der Breite, wo die Bahn angelegt wird,
so zu versichern, daß nicht so leicht ein Durchbruch die Arbeiter uͤbereile
und ersaͤufe, was um so eher geschehen kann, da die Laͤnge der Streke
zunimmt, auf der sie sich fluͤchten sollen, je weiter der Tunnel
ausgehoͤhlt wird. Mein Vorschlag besteht also
darin: man mache drei bis vier Dielenboͤden, von einer Laͤnge, die
mehrere Klafter uͤber die Seiten der Tunnelbreite hinausragen. Diese
Dielenboͤden muͤßten an die Balken und Trame so geschraubt seyn, daß
sie dem staͤrksten Druke des Wassers widerstehen koͤnnten. Am Rande
ihres Umfanges muͤßte ein schneidendes 6 bis 9 Zoll hohes Gußeisen aufgesezt, und eine starke, oͤhlgetraͤnkte Plagge, die eben das Vierek
ausfuͤllte, fest aufgeheftet werden. Ein solcher Dielenboden waͤre an
den andern beim Versenken durch Keile fest anzuschließen,
wozu die Tauchergloken gute Dienste leisten koͤnnten. Die Bleiklumpen und
andere Beschwerdungsmaterialien muͤßten unter sich mit Ketten verbunden seyn,
damit man sie leichter wegheben und die Dielenboͤden loskeilen und sie
vorwaͤrts schieben koͤnne, so wie die Arbeit in der Gallerie
vorwaͤrts ruͤken wuͤrde. Von der Sohle der Themse
muͤßten zulezt Hoͤlzer und Steine weggeraͤumt werden, damit der
Dielenboden sich leichter und gleichfoͤrmiger in den Grund einschneiden
koͤnne.
Auch bei dieser Vorkehrung duͤrfte es sich dennoch ereignen, daß durch die
haͤufigen Erdspalten und Sandadern eine Wasserquelle so heftig in den Tunnel
draͤnge, daß die Arbeiter in uͤbereilter Flucht das Wasser
uͤberhand nehmen und den Tunnel wieder fuͤllen ließen. Deßwegen sollte
schon jezt an der Stelle, bis zu welcher der Tunnel fertig ist, ein Schleußenthor angebracht werden, welches sich bei
eintretender Gefahr schloͤsse, und in angemessenen Entfernungen sollten Klappenthuͤren, deren eine Haͤlfte nach
einwaͤrts, die andere Haͤlfte auswaͤrts schließen
muͤßte, angebracht werden, um die Wiederanfuͤllung des fertig
gewordenen Theils des Tunnels zu verhuͤten. Abgerichtete Maͤnner, die
ihre Geistesgegenwart auch zur Zeit der Gefahr nicht verlieren, muͤßten den
Dienst bei den Schoͤpf- und uͤbrigen hydraulischen Maschinen
und bei den Schleußthoren und Klappthuͤren versehen, und auf die Losungsworte
einer einzuleitenden Ordnung wohl aufmerken und sie puͤnktlich
ausfuͤhren.
Spaͤter (zu Ende Mai's) fuͤgte mein Freund noch folgende
Vorschlaͤge hinzu, die ich gleichfalls meinem Londoner Correspondenten
mittheilte.
Es sollte bei Tag und Nacht und von beiden Ufern der Themse
zugleich gearbeitet werden.Dieß ist bereits von Hrn. Brunel und der
Tunnelgesellschaft beschlossen worden und wird nun ausgefuͤhrt. R.
– Die in angemessenen Entfernungen anzubringenden Klappthuͤren
muͤßten immer im guten Stand erhalten werden. Denn es koͤnnte sich
ereignen, daß ein Erdbeben Risse und Spalten im Gemaͤuer verursachte, und
Wasserquellen veranlaßte, die nur mittelst der Klappthuͤren, die sich nach
einwaͤrts oͤffnen, zu fangen und abzusperren waͤren. Die gut
mit Moos, Werg und Kuͤhhaar auszupolsternde wasserdichte Bodenbedekung der
Themensohle schnitte gewiß die Verbindung des Gewaͤssers der
Oberflaͤche mit den unterirdischen Adern ab, und sollte sich auch noch ein
unvorhergesehener Unfall besonderer Art ereignen, so zweifle ich, daß bei solchen
Veranstaltungen eines Menschen Leben jemehr im Tunnel in Gefahr gerathen
koͤnnte. Ich bin fuͤr diesen Plan ausschließungsweise eingenommen.
Endlich forderte er mich im Juni auf: „Wenn sie dem bewußten Freund in
London schreiben, so machen Sie ihn noch aufmerksam, daß doch Hr. Brunel mit dem Erdbohrer
auf 3 Klafter lange horizontale Richtungen die Erdschichtungen an mehreren
Stellen sondiren soll,Meines Wissens hat Hr. Brunel bisher des
Erdbohrers sich nicht bedient. Dieser Rath duͤrfte daher sehr
willkommen seyn. R. – damit er nicht mehr durch einen ploͤzlichen Einsturz
uͤberrascht werde, sondern bei Zeiten von der neuen Gefahr in Kenntniß
gesezt, ihr im weiteren Verfolg des bewußten Planes begegnen
moͤge.“ Auch diesen wohlgemeinten Rath habe ich nach London
berichtet.
Mein Correspondent in London hatte mir am 5. Mai geschrieben, es sei ungewiß, ob das
ruͤhmliche Riesenwerk durchkommen wuͤrde, weil die Theilnehmer schon
ungeheuer viel Geld dabei verloren haͤtten; die Regierung duͤrfte
schwerlich etwas
dafuͤr thun, da sie solche Unternehmungen Privatspeculanten
uͤberlaͤßt; doch hoffe er, daß die Englaͤnder, welche die
Sehnsucht der Fremden, daß diese Unternehmung nicht zu Grunde gehen moͤchte,
schaͤzen, die noͤthigen Mittel zur Vollendung des Riesenwerks
auffinden werden. Diese Hoffnung hat meinen Correspondenten nicht getauscht, denn
nicht nur alle bisherigen Theilnehmer haben in einer Versammlung erklaͤrt,
daß sie den Bau fortsezen und vollenden wollen, und zu dem Ende den neuen um die
Haͤlfte groͤßeren Kostenanschlag des Hrn. Brunel (der in seinem ersten Ueberschlag die Rechnung ohne Wirth gemacht
hatte) genehmigt, sondern nach dem schoͤnen Beispiel des Herzogs von Cambridge (Bruder des Koͤnigs von England) und des
Premierministers, Herzog von Wellington, die neulich den
Tunnel mit ihrer Gegenwart beehrten, dem Unternehmen ihren Beifall schenkten und
jeder 500 Pfund Sterling unterzeichnete, sind noch mehrere andere Theilnehmer der
Aktiengesellschaft beigetreten, ja selbst das Nationalehrgefuͤhl der
Englaͤnder duͤrfte nicht gestatten, dieses ruͤhmliche, obgleich
kostspielige Unternehmen (ungeachtet es nur ein Privatunternehmen ist) aufzugeben.
Auch habe ich vor Kurzem mit Vergnuͤgen gelesen, daß der Lord der Schazkammer
die lezte fuͤr den oͤffentlichen Straßenbau bestimmte Rate der
Tunnelgesellschaft als einen oͤffentlichen Staatsbeitrag auszahlen ließ, daß
mithin auch die Regierung fuͤr dieses ruͤhmliche und
gemeinnuͤzige Unternehmen sich interessirt und zu dessen Befoͤrderung
durch Geldunterstuͤzung beizutragen angefangen hat.
Moͤgen nun durch die von Hrn. Brunel nach dem
dritten Durchbruch getroffenen Vorkehrungen und Vorsichtsmaßregeln alle ferneren
Unfaͤlle ausbleiben, und da jezt auch von beiden Ufern der Themse aus
gearbeitet und der Tunnel erweitert wird, das gigantische unternehmen bald vollendet werden.
Ich habe lezthin meinen Correspondenten in London den Namen des Hydrotechnikers in
Ungarn aus der guten Absicht angezeigt, damit die Tunnelgesellschaft, wenn sie
uͤber einzelne Puncte in feinen Vorschlaͤgen naͤhere Auskunft
wuͤnschen sollte, sich unmittelbar an ihn wenden koͤnnte. Wien, am 11.
Aug. 1828.Durch Zufall zum Abdruk verspaͤtet. A. d. R.
Ueber das Zusammendruͤken einer Kugel. Von Hrn.
Poisson.
Hr. Poisson theilt in den Annales
de Chimie, Juli, S. 330 eine lehrreiche Abhandlung uͤber die Aufgabe
mit: die Veraͤnderung des aͤußeren und inneren Durchmessers einer
hohlen gleichartigen gleichdiken Kugel unter einem gegebenen Druke von außen und von
innen zu bestimmen. Da diese Aufgabe fuͤr die Mechanik sehr wichtig ist, und
durch die Versuche Oersted's uͤber das
Zusammendruͤken des Wassers noch wichtiger werden wird, und da sie rein der
hoͤheren Mathematik angehoͤrt, so begnuͤgen wir uns, Mechaniker
auf dieselbe aufmerksam zu machen, da sie in einem Journale fuͤr Chemie nicht
leicht einen rein mechanischen, der hoͤheren Mathematik angehoͤrigen
Aufsaz suchen werden, und unsere Zeitschrift nicht fuͤr reine Mathematik
bestimmt ist.
Englische Eisenerzeugung.
Die Herren Dufrenoy und Elie de
Beaumont haben die Art, wie Gußeisen und Stabeisen in England bereitet
wird, in den Annales des Mines, 2 Serie. T. II. p. 5 und 177 beschrieben, worauf wir deutsche
Eisenhuͤttenmaͤnner aufmerksam machen wollen.
Ueber Gebaͤude zu Fabriken
hat Hr. Say im Industriel (Bullet. d. Sc.
technol. Jul. S. 101) einige sehr treffende Wahrheiten geschrieben, die
sich auf den Grundsaz zuruͤkfuͤhren lassen, daß ein Fabrikant, der
sein Fabrikgebaͤude praͤchtig und
glaͤnzend, gleichsam fuͤr die Ewigkeit, auffuͤhrt (wenn es
nicht ein Hochofen an einem unerschoͤpflichen Eisen- und
Steinkohlenwerke ist), keinen Kreuzer Credit verdient, indem 1) Fabriken selten ein
hohes Alter erreichen; 2) wenn man das mit 50,000 fl. baut, was man mit 30,000 fl.
eben so gut bauen koͤnnte, wo man ohne Luxus bauen wuͤrde, 20,000 fl.
ersparen muͤßte, die zu 5 pC. mit Zinses Zinsen, in 15 Jahren wieder 20,000
fl. geben wuͤrden, und in noch 15 Jahren 40,000 fl., so daß man die ganze Fabrik wieder
neu aufbauen kann, wenn sie bis dahin zusammengefallen ist. Englische und
hollaͤndische Fabriken (und Englaͤnder und Hollaͤnder waren
immer die ersten Fabrikanten) sparen ihr Capital vor Allem am Fabrikgebaͤude;
sie bauen dieses zuweilen sogar so unmenschlich schlecht, daß ihre Arbeiter in
denselben erschlagen werden.
Faßbinderei des Chevalier de
Manneville zu Troussebourg, bei Honfleur, Dpt. Calvadros.
Zur Zeit der Weinlese, wann sie ergiebig ausfaͤllt, ist der Preis der
Faͤsser oft eben so hoch, als der des Mostes (zumahl in Ungarn, wo man dann
schlechtereren vorjaͤhrigen Wein auslaufen laͤßt, wenn die neue Lesung
besseren Wein verspricht). Chevalier de Manneville hat
auf seinem Gute einfache mechanische Vorrichtungen getroffen, mittelst welcher ein
einzelner Arbeiter 100 Faͤsser von 28 bis 30 Veltes GehaltEine Velte ist ungefaͤhr 15 Pf. A. d. U. aus den vorraͤthigen Dauben binnen 4 Tagen zusammensezen kann. In
derselben Zeit kann auch derselbe Mensch, ohne Boͤttcher zu seyn, diese 100
Faͤsser mit ihren Boͤden versehen und so herrichten, daß man sie
stuͤndlich gebrauchen kann. Derselbe Mann kann auch die Dauben auf dieser
Vorrichtung zuschneiden, und zwar binnen einer Woche soviel, als er zu 400
Faͤssern braucht. Er wuͤnscht einen Associé, um diese
Unternehmung noch mehr im Großen treiben zu koͤnnen. Er hat mit dieser
Anstalt eine Parquetsschneiderei verbunden, die in 12 Stunden 2500–3000 Fuß
Parquetsstuͤke schneidet, und liefert die Klafter Parquet aus
Rothfoͤhre um 12, aus Eichenholz um 15 1/2 Franken. (Recueil industriel N. 19. S. 67.)
Pferdefuͤtterung.
Bekanntlich fuͤttert man in Schlesien die Pferde haͤufig mit Brod aus
gleichen Theilen Hafer und Roken und einem Theile gesottenen Erdaͤpfeln,
welcher Masse man eine hinlaͤngliche Menge Sauerteigs zusezt. Dieses Brod
wird, nachdem es alt geworden ist, in kleine Broͤkelchen geschnitten und mit
angefeuchtetem Haͤkerlinge gemengt. Zwoͤlf Pfunde dieses Brodes in
drei Mahlzeiten vertheilt, naͤhren das Thier hinlaͤnglich. Man
versichert auf diese Weise an 7 Pferden in 24 Tagen 49 Maß Hafer zu (à 20 Pfund)Im Originale heißt es Boisseaux und ein Boisseau ist 20 Pfund. A. d. Ueb. zu ersparen, und die Pferde sollen besser aussehen, als bei dem
gewoͤhnlichen Futter mit Heu, Hafer und Stroh.
Ein hochwuͤrdiger Herr Evans zu Llandefeilog,
Karmarthenshire, hat eine andere Art von Pferdefutter eingefuͤhrt, die jezt
in seiner Gegend allgemein ist. Sie besteht aus Stroh und gehakten Erdaͤpfeln
oder aus Stroh und gemahlenem Heidekraute, das er mit Salzwasser befeuchtet, welches
er bis zum Grade der Salzigkeit des Meerwassers salzt, oder dem er so lang Salz
zusezt, bis ein Ei auf demselben schwimmt. Der Recueil
industriel, N. 18 S. 271, aus welchem wir diese Notiz entlehnen, zweifelt
sehr an der Nahrhaftigkeit des Heidekrautes, und verweiset auf den Bericht des
Thierarztes Sully im Journal
hebdomadaire. Salz ist allerdings den Pferden hoͤchst
zutraͤglich.
Das breiteste Stuͤk Leinwand im
oͤsterreichischen Kaiserstaate,
welches je fabricirt wurde, ist jene Leinwand, welche der
kunstsinnige und patriotische Graner Erzbischof und
Fuͤrst-Primas von Ungarn, Alexander von
Rudnay, fuͤr das Altargemaͤlde des Hochaltars in der neuen
Domkirche zu Gran eigens zu diesem Zweke in Gran weben ließ. Diese Leinwand ist 6
1/3 Ellen breit. Der Bau des großen ganz eigenen Webestuhls erforderte eine Zeit von
eilf Wochen. Der erforderliche Bedarf war binnen vier Wochen fertig, der Ueberrest
wurde dem k. k. polytechnischen Institute zu Wien verehrt. Das auf dieser Leinwand
gemalte Altargemaͤlde ist gleichfalls eines der groͤßten, die es gibt,
denn es ist 25 Schuh hoch und 15 Fuß breit. Es wurde gleichfalls von einem Ungar,
Johann Michael Heß (aus Erlau in der Heweschen
Gespanschaft), Professor der freien Handzeichnung an der k. k.
Ingenieur-Akademie zu Wien, verfertigt, und der Kuͤnstler hat ganz der
gehegten Erwartung entsprochen. Es ist ein wahres Meisterstuͤk.
R.
Notiz uͤber London.
In einer Stadt, die 15 englische oder 5 franzoͤsische, beinahe 4 deutsche
Meilen in der Laͤnge und 12 englische, 5 franzoͤsische oder 3 deutsche
Meilen in der Breite haͤlt, 14,000 Straßen zaͤhlt, darf es uns nicht
wundern, eine industrielle Thaͤtigkeit zu finden, die folgende Zuͤge
gestattet: Fabbriche religiose, wie die
Italiaͤner sagen, Kirchen und Bethaͤuser 424 (davon hat die einzige
Pfarre, Mary-le-Bone, 100,000 Seelen; und
traͤgt 8 Millionen Franken unter verschiedenen Titeln.) – Man
schaͤzt die jaͤhrliche Zunahme der Hauserzahl im Minimum auf 25,000,
im Maximum auf 30,000. – Gestiftete Schulen sind zu London 1650,
Erziehungsanstalten 1100. – Buchbandlungen 763; Buchbinder 350;
Leihbibliotheken 360; Buchdruker 400; Zeitschriften und Zeitungen aller Art 140;
Haͤuser, in welchen man sie verkauft oder lesen kann, 300; Baͤker
2100; Mezger 1800; Bier-, Wein- und Brantweinschenken 4300; (Zahl der
taͤglich Betrunkenen 43,000Diese ist zu 10 auf jede Schenke zu groß. Die Classe, die die Schenken
besucht, ist zu arm, und das Getraͤnk zu theuer, als daß sie sich
betrinken koͤnnte. Die Raͤusche sind in England unter den
jungen Lords und Gentleman zu suchen, die zu Oxford und Cambridge und Eton
dazu abgerichtet werden. A. d. Ueb.); Wein- und Brantweinhaͤndler 832; Brauereien 200; englischer
Weinfabriken (ohne Traubensaft) 18; oͤffentliche Baͤder 15; Apotheken
(Chemists) 580; Aerzte 300; Wundaͤrzte 1180:
Fabriken chemischer Waaren 70; Schuh- und Stiefelwichsfabriken 42;
Schuhmachermeister 2880; Mannerschneidermeister 3900; Reitschulen 12; Filz-
Seide-, Strohhutmacher 390; Juweliere 450; Modewaarenhaͤndler 600;
Notare 131; Advocaten 1150; Agenten und Sollicitators 3480; Schreiber bei diesen
4500; Negocianten 1560; Wechselagenten 1200; Bankiere 60; Mechaniker 125;
Musikinstrumentenmacher 211 (worunter 24 Orgelmacher); Messerschmiede 170;
Letterngießer 20; Gaͤrber 59; Lederbereiter 200; Baumeister 320; Architekte
I. und II. Classe 200; Auctionnaͤre 520; Schiffbaumeister 190; Seilereien
102; Fabriken eiserner Schiffstaue 10; Ankerfabriken 30; Segelfabriken 64;
Theerfabriken 10; Schiffspumpen- und Rollenfabriken 70; Fabriken, in welchen
man Holz durch Waͤrme kruͤmmt 20; Sagemuͤhlen 34;
Schraubenfabriken 15; Stek- und Naͤhenadelfabriken 25; Schahlfabriken
24; optische und mathematische Instrumentenverfertiger 135; Roßhaarfabriken 55;
Senffabriken 13; Faͤrbereien 340; Graveurs 410; Seifenfabriken 62;
Tabakfabriken 115 (das Loth Rauchtabak, eine Cigarre kostet in England 6 fr.);
Maschinenfabriken 120; Zinnwaarenfabriken 260; Bleistiftfabriken 26; Fabriken
fuͤr Akerbaugeraͤthe 13; Fabriken fuͤr Kupfer-,
Messing- und Compositionwaaren 380; Guß- und Hammereisenfabriken und
Drahtzuͤge 460; Scheidwasserfabriken 10; Blaufarbenfabriken 24;
Bleiweißfabriken 88; Terpentinfabriken 6; Seidenzeug- und Bandfabriken 298;
Tapetenfabriken (gemalte und gewobene) 62; Bombassin- und Florfabriken 38;
Musselin- und Gasfabriken 25; Baumwollenfabriken und Spinnereien 39;
Bettdekenfabriken 18; Spizenfabriken 63; Faßbinder 441; Drechsler 64. – (Da
in England die Arbeiten an einem und demselben Gegenstande soviel moͤglich
vertheilt werden, z.B. 9 verschiedene Meister an einer Kutsche arbeiten, so fehlen
hier viele Gewerbe). Waaren- und Guͤtertransporte auf der Achse in
London 822; zu London in das Koͤnigreich 1940; auf Schiffen 935; Dampfschiffe
zu regelmaͤßigen Fahrten 32; unterhaltene Weibspersonen ungefaͤhr
2000; oͤffentliche in den Straßen 25,000; Spielhaͤuser 150. –
Bei allem diesen ist London, verglichen mit den noͤrdlichen Staͤdten
Englands, nur eine Consumptionsstadt. – Polizeihaͤuser 12;
Gerichtshoͤfe (Théatres de justice ou de
chicane) 51; Gefaͤngnisse 15; Schuldenarreste 49; Theater 13;
religioͤse und wissenschaftliche Institute 90; Spitaͤler und
Wohlthaͤtigkeitsanstalten 98; Versorgungshaͤuser 73.
Man schaͤzt in England bei einer Bevoͤlkerung von 12,476,566 die Einkuͤnfte
von
385,000
Guͤterbesizern freien Landes I. Classe
auf
19,250,000 Pf. Sterl.
–
1,050,000
– – – II. – –
21,000,000 – –
–
1,540,000
Paͤchtern
33,600,000 – –
–
35,000
Negocianten
9,100,000 – –
–
437,000
Schenken
8,750,000 – –
–
700,000
Kaufleuten im Detail (Kraͤmern)
28,000,000 – –
–
7,497,531
arbeitende Classe
82,451,547 – –
–
114,500
Angestellte von der Regierung
6,830,000 – –
–
95,000
Richter und ihrem Personal aller Art
7,600,000 – –
–
90,000
Aerzte, Wundaͤrzte, Apotheker, Quaksalber
5,400,000 – –
Aus dem Recueil industriel. Jun. S. 273.
Ueber die Seidenwaaren-Einfuhrgeseze
dem Ministerium die geeigneten Vorstellungen zu machen, und
Hrn. Huskisson's Mißgriffe, der durch verminderten Zoll
auf franzoͤsische Seidenwaaren die englischen Fabrikanten ungluͤklich
und Tausende von Arbeitern brotlos machte, zu beleuchten, versammelten sich Ende
Julius die Seidenfabrikanten zu London in der Old-City Tavern. Ein Drittel
der Versammlung (die Kaufleute-Kaste) war fuͤr freie Einfuhr; zwei
Drittel waren fuͤr das alte bestehende Verboth. Die Mitglieder des ersteren
Drittels, die auch wirklich nur halbgelehrte Possen vorbrachten, konnten sich nicht
aussprechen; sie wurden von der versammelten Menge ausgepfiffen. Ein Fabrikant, Hr.
Balance, bemerkte, daß es sich hier nicht um Theorien
und Meinungen, sondern um Thatsachen handle; daß es Thatsache ist, daß die
Seidenfabriken seit Einfuͤhrung der Huskisson'schen Maßregeln (herabgesezten Zolles auf franzoͤsische
Seidenwaaren) von Tag zu Tag weniger Beschaͤftigung fand; daß das darauf
verwendete Capital sich nicht mehr gehoͤrig verzinste; daß Tausende von
Arbeitern unbeschaͤftigt blieben; daß dadurch der Werth der Seidenwaaren auf
eine nie erhoͤrte Weise fiel; daß die darauf verwendeten Capitalien um die
Haͤlfte zuruͤkgezogen wurden (um 1,500,000 Pf. Sterl.) indem die
Seidenfabriken dasselbe jezt seit der freien Einfuhr hoͤchstens eben so gut
verzinsen, wie Staatspapiere; daß der Arbeitslohn um 25 pCt. fiel; daß die Spinner
und Spuler auf dem Lande sogar 30 bis 40 pCt. verlieren; daß dadurch, daß Tausende
zu Bettlern und Muͤssiggaͤngern werden, die Moralitaͤt, die der
Geiz der Kaufleute und Finanzbeamten in schaͤndlicher Heuchelei immer zum
Vorwande nimmt, wenn es sich um Einfuhrsverbote handelt, weit mehr leidet, als wenn
10 oder 12 permanente Schufte, die unter allen Umstaͤnden Schurken bleiben
werden, sich auf Schwaͤrzen verlegen, und dazu durch den hoͤheren
Gewinn allenfalls noch mehr als durch ihre angeborne Schlechtigkeit, gereizt werden;
daß die Immoralitaͤt, ja selbst das Criminalverbrechen mehr auf der Seite
derjenigen liegt, die das Parliament durch falsche Ansichten und durch falsche
Vorlagen, durch finanziellen Hocus Pocus taͤuschen, und Gewicht der Zeuge mit
Laͤnge derselben sehr schlau verwechseln; und Thatsachen, wie boshafte
Verbrecher, weglaͤugnen und entstellen; daß halbe Maßregeln nie zu etwas
Ganzen fuͤhren koͤnnen, daß durch Einfuhr der auslaͤndischen
Seidenzeuge selbst die Guͤte der inlaͤndischen litt; daß der
fleißigste Arbeiter, der 16 Stunden im Tage am Stuhle sizt, sich nur 3 Schill. 4
Den. verdienen, nur einmahl in der Woche Fleisch essen kann; daß, wenn die Herren im
Parliamente ihre Schnizer entschuldigen koͤnnen, daß sie erklaͤren,
sie haͤtten sich uͤberarbeitet, erschoͤpft, dem gemeinen Manne
diese Entschuldigung nicht vor Gericht gilt, wenn Elend und Erschoͤpfung ihn
zu Fehltritten treibt. Hr. Wadden fragt endlich, ob man
nicht den Verfall der Seidenmanufacturen einer reichen Seidenernte zuschreiben
koͤnne, so wie Lord Liverpool im Jahre 1825 das
Elend Irlands einer zu reichlichen Ernte zuschrieb. Die hier aufgefuͤhrten
Thatsachen sind durch eine Menge einzelner Beweise erwiesen, welche der
beschraͤnkte Raum unserer Blaͤtter nicht alle aufzufuͤhren
gestattet. Die Fabrikanten auf der einen Seite, und die Handelsfreiheitsapostel
unter den Ministerialen, die von einem Kaufmanne in einer Stunde mehr beziehen, als
ein ehrlicher Koͤnig ihnen in drei Jahren nicht geben kann, wenn er seinem
Volke nichts vergeben will, moͤgen sie in Extenso lesen im Chronicle und im Galignani
Messenger.