Titel: | Ueber das Befeuchten oder Nezen des Papieres zum Druke, nebst Beschreibung des Apparates, womit dasselbe zum Druken der Banknoten auf der Bank von Irland genezt wurde. Von Joh. Oldham etc. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XLIX., S. 187 |
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XLIX.
Ueber das Befeuchten oder Nezen des Papieres zum
Druke, nebst Beschreibung des Apparates, womit dasselbe zum Druken der Banknoten auf der
Bank von Irland genezt wurde. Von Joh. Oldham etc.
Aus dem London Journal of Arts. August 1822. S.
257.
Mit Abbildungen auf Tab.
III.
Oldham, uͤber das Befeuchten oder Nezen des Papieres zum
Druke.
Ich bediene mich dieses Apparates zum Nezen des Papieres bei dem Banknotendruke
ununterbrochen seit dem Jahre 1820, und glaube nach so vieljaͤhriger
Erfahrung denselben allen Drukern empfehlen zu koͤnnen.
Die Ursache, warum ich auf die Idee, ein zweckmaͤßigeres Verfahren als das
gewoͤhnliche bei dem Nezen einzufuͤhren, gerieth, war diese, weil ich
nach jenem sowohl beim Nezen als beim Druken viel Papier verlor, sobald dieses sehr
fein und zart war.
Ich fand den Grund der Schwierigkeit, das Papier auf die gewoͤhnliche Weise
mit Wasser zu saͤttigen, in der Menge Luft, die in allen poroͤsen
vegetabilischen und animalischen Koͤrpern, folglich auch im Papiere enthalten
ist, und die das Eindringen des Wassers in dasselbe hindert. Ich glaubte daher durch
Auspumpen der Luft aus demselben mittelst einer Luftpumpe meinen Zwek sicherer und
schneller erreichen zu koͤnnen.
Ich brachte daher ein Buch Papier in ein großes glaͤsernes Gefaͤß mit
Wasser, und beschwerte es, damit es unter Wasser blieb. Ich stellte hierauf dieses
Glas unter den Recipienten einer Luftpumpe, und als ich diese spielen ließ, stiegen
Stroͤme von Luftblasen aus dem Papiere im Wasser empor. Bei dem Oeffnen der
Luftklappe wurde das Wasser durch den Druk der Atmosphaͤre zwischen alle
Blaͤtter des Buches gebracht. Der Versuch bestaͤtigte also meine
Theorie, und ich schritt zur Verfertigung des Apparates.
Fig. 16 zeigt
denselben von außen, und Fig. 17 zeigt ihn im
Durchschnitte. a, ist ein luftdichtes, eisernes
Gefaͤß von beliebiger Groͤße; b, ein
kreisfoͤrmiger Dekel vorne an demselben, der luftdicht schließt. c, c, sind Knoͤpfe oder Handhaben, durch welche
dieser Dekel gehoben werden kann, d, ist ein Knopf im
Mittelpunkte, durch welchen die Spize einer Schraube laͤuft, e, welche der Querstange, f,
angehoͤrt, (wie man in Fig. 18 einzeln
dargestellt) sieht, wodurch der Dekel an seiner Stelle gehalten wird. g, ist eine oben auf dem Gefaͤße, a, angebrachte Luftpumpe, die mit demselben in
Verbindung steht. h, h, sind Pfeiler zur Stuͤze
von, i, dem Hauptbalken der Luftpumpe, und von k, k, den Halbmesserstangen und Gliedern der
Parallelbewegung, um die Staͤmpelstange der Pumpe in senkrechter Richtung
waͤhrend der Arbeit zu erhalten. l, ist ein
Queksilberbarometer, das den Grad des Vacuums andeutet, welches erzeugt werden muß.
m, ist ein Schwimmer, der die Hoͤhe des
Wassers in dem luftdichten Gefaͤße zeigt: der Stiel desselben ist oben mit
einem Knopfe versehen, der ihn hindert, unter die ihm angewiesene Tiefe zu
fallen.
Der Stiel des Schwimmers laͤuft durch eine Leitungsroͤhre, die oben an
dem Gefaͤße, a, angebracht ist, in welcher er
steigt oder faͤllt. Durch den Stiel und den Knopf des Schwimmers
laͤuft ein Luftloch, welches eine Verbindung zwischen dem Gefaͤße, a, und dem Glasdekel, n,
herstellt, damit die Luftpumpe die Luft auch unter dem Schwimmer ausziehen kann.
Auf diese Weise wird der Schwimmer vor dem Bersten bewahrt, das sonst bei der in
demselben enthaltenen Luft Statt haben muͤßte, wenn der Druk der
Atmosphaͤre auf der aͤußeren Oberflaͤche desselben weggenommen
wird. Aehnliche hohle Schwimmer, die man bei Fluͤssigkeiten von verschiedener
Temperatur brauchen kann, sollten auf aͤhnliche Weise verfertiget werden, um die
verduͤnnte Luft austreten zu lassen, und den Eintritt der kalten zu
gestatten, der durch die Verschiedenheit der Dichtigkeit derselben Statt hat, welche
von dem Wechsel von warm und kalt herruͤhrt, dem der Schwimmer zuweilen
ausgesezt ist. An der Seite des glaͤsernen Dekels befindet sich eine kleine
Klappe um die Luft einzulassen, nachdem sie bis auf den gehoͤrigen Grad
ausgepumpt wurde.
Die Verbindungsstange, o, ist mit dem Balken, i, zusammengefuͤgt, und mit der Kurbel, p, q, ist eine Roͤhre, die aus dem
Gefaͤße, a, nach abwaͤrts in die
Wassercisterne, v, hinabsteigt, und an welcher sich ein
Sperrhahn, r, befindet. An dem unteren Ende der
Roͤhre, q, befindet sich ein Seiher oder ein
Filtrum, s, das in gehoͤriger Entfernung von dem
Boden der Cisterne, v, angebracht ist. Durch einen
anderen Hahn, t, wird Wasser aus einem hoͤher
stehenden Behaͤlter in die Cisterne, v, gelassen,
und durch einen dritten Hahn, u, wird es, so oft es
noͤthig ist, abgelassen. Durch einen anderen Hahn, w, wird das Wasser aus dem Gefaͤße, a,
abgezogen.
Das Papier, welches genezt werden soll, kommt in bequemen Stoͤßen in offene
kupferne Gehaͤuse, welche schwer genug sind, um alles unter Wasser zu halten,
wenn dieses herbeigelassen wird. 1, 2, 3, 4, 5, 6, zeigt diese Gehaͤuse mit
dem darin enthaltenen Papiere an ihrem Plaze aufgestellt in dem Gefaͤße, a. Die kupfernen Gehaͤuse sind nicht ganz voll,
damit das Papier sich ausdehnen kann, wenn das Wasser eingelassen wird. Die
Cisterne, v, fuͤllt sich mit Wasser, wenn der
Hahn, t, geoͤffnet wird. Der Hahn, r, wird gleichfalls offen gelassen, wenn die Pumpe in
Thaͤtigkeit gesezt wird. So wie das Gefaͤß, a, luftleer wird, treibt der Druk der atmosphaͤrischen Luft auf das
Wasser in der Cisterne, v, dasselbe durch den Seiher
oder das Filtrum, s, in das Gefaͤß, a, hinauf, bis es den Boden, des Schwimmers, m, erreicht, was man außen daran erkennt, daß der Knopf
desselben unter dem Glassturze, n, emporsteigt.
In diesem Falle sind dann alle Gehaͤuse mit dem Papiere von Wasser bedekt, und
der Hahn, r, muß nun geschlossen und die Pumpe so lang
in Thaͤtigkeit gehalten werden, bis das Queksilber im Barometer durch den
Druk der Atmosphaͤre bis an das oberste Ende des Maßstabes getrieben wird.
Wenn nun die Luftklappe geoͤffnet wird, stuͤrzt die Luft in den leeren
Raum uͤber dem Wasser in das Gefaͤß, a,
und treibt dieses in die Poren des Papieres. Dieser Raum muß wenigstens 3 Mahl
ausgepumpt werden, ehe man das Wasser ablaͤßt, da es sehr schwer ist, die Luft
auf ein Mahl aus dem Inneren des Papieres herauszuschaffen.
Der Lufthahn oben auf dem Gefaͤße, a, und der
Hahn, v, an der Roͤhre, g, bleiben nun offen, bis das Wasser, welches von dem Papiere nicht
aufgenommen wurde, wieder in die Cisterne, v,
zuruͤkfließt. Das Papier zu 3000 Banknoten nimmt sehr nahe an 9 Pf. Wasser
auf: so viel gebe ich gewoͤhnlich in jedes kupferne Gehaͤuse.
Wenn das Papier aus dem Wasser herausgenommen wird, so muß lezteres zum Theile aus
demselben mittelst einer gewoͤhnlichen Schraubenpresse ausgepreßt werden, und
das Papier endlich noch durch Walzen laufen, die mittelst bestimmter Gewichte an
zwei Reihen zusammengesezter Hebel an einander gedruͤkt werden, wodurch dann
die auf diese Weise erhaltene Kraft bedeutend vermehrt werden kann. Das Gewicht
fuͤr jede besondere Art von Papier, die bedrukt werden soll, darf nie
uͤber jene Schwere vermehrt werden, die man fuͤr die besondere Textur
desselben geeignet findet.
Dieses Verfahren laͤßt sich auf die Arbeiten mehrerer Kuͤnste und
Gewerbe anwenden, naͤmlich: zum Faͤrben und Staͤrken
verschiedener Arten von Stoffen; zum Einpoͤkeln aller Arten von thierischen
und vegetabilischen Stoffen; zum Einweichen des Flachses und Kornes etc. (ich habe
hieruͤber Versuche mit dem besten Erfolge angestellt), zum Gaͤrben des
Leders etc.Man bedient sich in England wirklich eines aͤhnlichen einfacheren
Verfahrens in der Gaͤrberei mit dem besten Erfolge.A. d. Ueb. Mit einem Worte, wo immer gewisse Koͤrper mit gewissen
Fluͤssigkeiten, einfachen oder zusammengesezten, gesaͤttigt werden
sollen, kann dieß auf keine kraͤftigere und einfachere Weise geschehen, als
auf die gegenwaͤrtige, wie ich schon im J. 1820 in oͤffentlichen
Blaͤttern bemerkte.