Titel: | Ueber Verdichtung des Kohlengases. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LI., S. 191 |
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LI.
Ueber Verdichtung des Kohlengases.
Aus dem London Journal of Arts. Julius 1828. S.
201.
Ueber Verdichtung des Kohlengases.
Man scheint in Kohlengasfabriken nicht allgemein zu wissen, wie sehr die Reinheit des Gases von der Verdichtung desselben abhaͤngt.
Kohlengas sollte nie in den Reiniger, d.h. in das Gefaͤß, in welchem gewisse Stoffe enthalten
sind, die eine große Verwandtschaft zu dem Schwefel besizen, gebracht werden, ehe es
vorlaͤufig vollkommen abgekuͤhlt, oder, wie man sagt, verdichtet ist, und allen Theer und alle oͤhligen
Theile, so wie auch sein Schwefelwasserstoff-Ammonium, abgesezt hat. Das
Kohlengas enthaͤlt bei seiner ersten Entwikelung sehr viel von diesen
Stoffen, und wenn es nicht recht gut verdichtet wurde,
wird es nie vollkommen von denselben frei. Nachdem es nun durch diese Verdichtung
von allen diesen verderblichen Beimischungen vollkommen befreit wurde, kann man es
langsam durch das Reinigungsgefaͤß durchziehen lassen, um allen geschwefelten Wasserstoff, und was noch von kohlensaurem
Gase uͤbrig ist, zu beseitigen.
Der Verdichtungs-Proceß, so wichtig er fuͤr
die Gesundheit, fuͤr die Reinheit und selbst fuͤr den Glanz des Gases
ist, wird immer noch nicht gruͤndlich genug eingesehen, und nur unvollkommen
ausgefuͤhrt. Zu London verdichtet man das Gas allgemein so, daß man es durch
Roͤhren oder zwischen Platten durchlaufen laͤßt, die bloß aͤußerlich durch Luft oder Wasser
abgekuͤhlt werden; durch Roͤhren oder Platten,
die zwischen dem Gase und dem Wasser liegen. Man muß zwar gestehen, daß
wenn dieses Verfahren bis auf einen gewissen Grad
durchgefuͤhrt wird, und man eine gewisse Summe fuͤr die hierzu
noͤthigen Vorrichtungen auszugeben sich bereit findet, der Theer und die
oͤhligen Bestandtheile, so wie auch ein großer Theil des
Schwefelwasserstoff-Ammoniums dadurch beseitigt werden wird; es ist aber
unbestreitbare Thatsache, daß, so kostbar auch die Verdichtungsapparate selbst in
den meisten Londoner Gaswerken angelegt sind, der Verdichtungsproceß auf keinem
Gaswerke jemahls so weit fortgefuͤhrt wurde, daß das Gas dadurch
hinlaͤnglich von seinem Ammonium befreit werden konnte, und man muß doch
wissen, daß es gerade dieses Ammonium ist, welches, wenn ein Lek entsteht, und die
Straßen aufgebrochen werden muͤssen, die faulen
Ausduͤnstungen erzeugt, und das unvollkommen
verdichtete Gas so aͤußerst schaͤdlich und laͤstig
macht.
Im Anfange des Jahres 1823 theilte Herr Tait, Mechaniker,
damahls an den Bow-Oehlgaswerken, einem der
Directoren der Gaswerke
of the city of London einen Plan mit, nach welchem er
das rohe Gas in unmittelbare Beruͤhrung mit kaltem
Wasser in dem Verdichter zu bringen suchte, um so die Wirkung der Temperatur mit der chemischen
Verwandtschaft, die das Wasser fuͤr das Ammonium hat, zu verbinden.
Diese Idee wurde von dem wissenschaftlich gebildeten Manne, dem sie mitgetheilt
wurde, vollkommen gebilligt, aber damahls nicht ausgefuͤhrt. Als Herr Tait aber nach Ayr in Schottland geschikt wurde, um
daselbst Gaswerke fuͤr die British Gas Company zu
errichten, erbaute er einen Verdichter nach seinen fruͤher entwickelten
Ansichten. Das zu Ayr erzeugte Gas wurde von mehreren Individuen, die die Reinheit
und, die Eigenschaften eines gekohlstofften Wasserstoffgases vollkommen zu
beurtheilen im Stande waren, gepruͤft, und sie erklaͤrten einstimmig
und unwandelbar, daß es das reinste und beste Gas war, das sie
bisher noch gesehen und untersucht hatten. Die Guͤte dieses Gases
wird nun vorzuͤglich der trefflichen Verdichtungsanstalt zugeschrieben. Herr
Tait hat zeither zu Dalkeith einen aͤhnlichen
Verdichter erbaut, da aber die Leitung der Werke daselbst in ungeschikte
Haͤnde fiel, so beweist das Resultat weder dafuͤr noch dagegen.