Titel: Bericht des Hrn. Francoeur, im Namen des Ausschusses der mechanischen Künste, über eine der Société d'Encouragement überreichte Pendeluhr des Hrn. Raingo, Uhrmachers zu Paris, rue des Trois Pavillons, N. 3.
Fundstelle: Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LIX., S. 241
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LIX. Bericht des Hrn. Francoeur, im Namen des Ausschusses der mechanischen Kuͤnste, uͤber eine der Société d'Encouragement uͤberreichte Pendeluhr des Hrn. Raingo, Uhrmachers zu Paris, rue des Trois Pavillons, N. 3. Aus dem Bulletin de la Société d'Encouragement, N. 286. S. 115. Mit Abbildungen auf Tab. IV. Francoeur's Bericht uͤber eine Pendeluhr. Diese Pendeluhr ist tragbar und besteht aus zwei Raͤderwerken: eines fuͤr das Gehewerk, das andere fuͤr das Schlagwerk. Sie zeigt das Datum, die Wochentage, die Mondsviertel. Man hat als Regulator eine Spirale angebracht, wie bei den Chronometern, und die Hemmung ist nach Arnold. Die Uhr ist im Ganzen gut ausgefuͤhrt; was sie auszeichnet, ist eine Vorrichtung am Schlagwerke von der Erfindung des Hrn. Raingo, woruͤber wir hier besonders Bericht erstatten wollen. Die meisten Pendeluhren schlagen keine Viertel, und man begnuͤgt sich mit der halben Stunde, indem, um diesen einzigen Schlag hervorzubringen, der Mechanismus eben nicht mehr zusammengesezt werden darf. Indessen schlagen die meisten oͤffentlichen und auch einige Zimmerpendeluhren Viertelstunden. Die Vorrichtung hierzu ist leicht; allein die Triebkraft wird sehr in Anspruch genommen, und die Reibung wird durch die neuen Stuͤke, welche zur Erhaltung dieses Resultates hinzukommen muͤssen, vermehrt. Wenn ferner die Uhr falsch schlaͤgt, so geht es lang her, bis man das Schlagwerk wieder in Ordnung bringt, indem man das Raͤderwerk nicht zuruͤklaufen lassen kann, und nothwendig das Schlagwerk wieder so lang fortklopfen lassen muß, bis es auf den gehoͤrigen Punct gekommen ist. Man muß ferner zwei besondere Raͤderwerke haben, wenn man Viertelstunden und ganze Stunden schlagen lassen will, und braucht daher zwei besondere Quadraturen mit ihren Vorfaͤllen. Hrn. Raingo's Pendeluhr schlaͤgt die Viertelstunden vor jeder Stunde ohne diese doppelte Quadratur, und wenn sie falsch schlaͤgt, so kann man an derselben, wenn man sie richtet, das Rad des Schlagwerkes, das man das Zaͤhlrad (rue de compte) nennt, vorwaͤrts drehen, ohne den Hammer jedes Viertel schlagen zu lassen. Indem Hr. Raingo das Raͤderwerk fuͤr die Viertel stunden und die Quadratur beseitigte, hat er den Mechanismus vereinfacht, der fuͤr sich allein beide Dienste thut, ohne mehr Triebkraft zu brauchen, wodurch die Bewegungen selbst zugleich aͤußerst sanft werden. Er braucht also nicht mehr eine so maͤchtige Feder; er kann sie so verlaͤngern, daß sie fuͤr das ganze Schlagwerk dient, und noch mit hinlaͤnglicher Kraft wirkt, obschon sie mehr Zeit braucht, um ihre Wirkung zu vollenden. Man kannkan diese Uhr auch durch Gewichte in Gang bringen, wie die oͤffentlichen Uhren, und auch auf diese ist diese große Vereinfachung des aͤlteren Mechanismus anwendbar. Die Stundenschneke ist wie an den gewoͤhnlichen Pendeluhren, die die drei Viertel vor der Stunde schlagen. Ferner ist uͤberdieß eine Art von Ueberfall (surprise) angebracht, der aus einer beweglichen Schneke besteht, welche unter der ersteren angefuͤgt ist, und in die allgemeine Umdrehung mit hineingezogen wird. Diese bewegliche Schneke bleibt außer Thaͤtigkeit, außer wenn die vier Viertel geschlagen werden muͤssen. Das Schlagwerk regulirt sich durch einen gezaͤhnten Ruͤker, wie an den Uhren aus dem Juragebirge. Der Vorfall, der ihn zu gehoͤriger Zeit verlaͤßt, bringt ihn auf irgend einen Punct des Umfanges der Schneke, und da er sich daselbst in eine mehr oder minder tiefe Kerbe einsenkt, bestimmt sein Abfall die Zahl der Zaͤhne und folglich auch die Zahl der Schlage des Hammers: alles dieß ist ganz nach der gewoͤhnlichen Einrichtung. Wenn nun die Reihe an die vier Viertel kommt, tritt der Ueberfall oder die bewegliche Schneke in Thaͤtigkeit. Ein Vorfall bringt sie aus ihrer gewoͤhnlichen Lage und in eine andere. In diesem sinnreichen Ueberfalle liegt das Hauptverdienst dieser Erfindung. Man sieht, daß die Uhr nicht falsch schlaͤgt, wenn man nicht wartet, bis die Stunden ihr ganzes Schlagwerk vollbracht haben: dieß ist auch bei den Jurauhren der Fall, die Hrn. Raingo als Vorbild dienten. Endlich ist hier auch noch ein beweglicher Vorfall, der so wirkt, daß nur vier Schlage bei jenen Theilen der Schneke geschehen koͤnnen, fuͤr welche der Ueberfall nicht nothwendig ist; denn nur von Mittag bis vier Uhr wird derselbe wegen der Lage der Einschnitte in diesem Stuͤke wirksam. Die HHrn. Bréguet und Wagner haben diese Vorrichtung gelobt, und sie als neu erklaͤrt. Beschreibung einer Pendeluhr, die die vier Viertel vor der Stunde schlaͤgt. Von der Erfindung des Herrn Raingo. Fig. 6 stellt diese Pendeluhr in natuͤrlicher Groͤße dar. a, Federhaus des Raͤderwerkes fuͤr das Gehewerk, das 8 Tage lang geht; b, Raͤderwerk des Schlagwerkes, das die vier Viertel vor der Stunde schlaͤgt; c, Minutenrad; d, Vorfall, der die Viertelstunden mittelst des auf dem Rade, c, angebrachten Stiftes schlagen laͤßt. Dieser Vorfall, der sich in seiner Hebung von dem Mittelpuncte entfernt, zieht den Vorfall, e, mit sich, der das Stuͤk, f, so schiebt, daß der gezahnte Ruͤker, g, frei wird, und die Viertel schlagen koͤnnen. Der Vorfall, h, ist derjenige, welcher, nachdem die vier Viertel geschlagen haben, zu gleicher Zeit frei wird, wo das Stuͤk, i, in den Einschnitt, k, einfallt, und den Ruͤker, g, frei macht, um die auf der Schneke, l, angezeigten Stunden zu schlagen. (Siehe Fig. 2.) Das Mittheilungsrad, m, sezt das Stundenrad, n, in Bewegung, welches auf der Achse des Rades, c, aufgezogen ist, und eine Schneke, l, fuͤhrt, die in 48 Theile getheilt ist, um Stunden und Viertel zu schlagen. Dieses Rad ist in Fig. 2 einzeln dargestellt, um die ganze Quadratur offen zu zeigen. Auf dem Rade, c, ist ein kleines Rad, w, befestigt, das keine Zaͤhne, aber einen Einschnitt, k, hat; der Vorfall, i, laͤßt die Viertelstunden in seinem Zuge auf dem Rade, w, schlagen; wenn er aber in den Einschnitt, k, einfallt, macht er den Ruͤker frei, und erlaubt demselben niederzusteigen auf der Schneke, und die von dem Grade, auf welchen der Arm, f, sich stuͤzt, angezeigte Stunde zu schlagen. Dann entfernt sich der Vorfall, o, von dem Ruͤker, um denselben ganz frei spielen zu lassen; zugleich entfernt der Vorfall, x, eine kleine bewegliche Hebung an einem der Haͤmmer, damit, wenn die Stunden geschlagen werden muͤssen, nur ein einziger Hammer schlaͤgt. Die Stuͤke, q, r, s, t, u, sind kleine Drukfedern an jedem Vorfalle. Der Ruͤker, g, stuͤzt sich, um die vier Viertel zu schlagen, auf den Vorfall, o, welcher, um die Stunde zu schlagen, von, o, auf, v, zuruͤktritt; zu gleicher Zeit faͤllt der Vorfall, i, in die Kerbe, k, und laͤßt den Ruͤker frei vorbei. Aus dieser Einrichtung der Quadratur ergibt sich, daß, um die vier Viertel vor der Stunde zu schlagen, man nur die Vorfalle, h, i, und den beweglichen Ueberfall, j, der Schneke beigefuͤgt hat; die Vorfalle, x, und, y, sind beweglich auf den Vorfallen, h, und, i; sie erzeugen die Loslassung der Viertel durch die Vorfalle, d, e; die Loslassung der Stunden geschieht durch die Vorfalle, h, und, y, die den Vorfall, p, aus den Zaͤhnen des Ruͤkers heben. Der Abfall, z, wirkt auf den beweglichen Ueberfall der Schneke auf folgende Weise. Das Stundenrad, n, auf welchem die Schneke befestigt ist, ist in Fig. 2 von vorne dargestellt, so wie sie auf der Achse des Minutenrades aufgezogen ist. Fig. 3 stellt dieses Rad von hinten mit seiner Schneke dar. Das kleine Stuͤk, j, ist der bewegliche Ueberfall, der sich von, A, nach, B, wirft, um den Arm des Ruͤkers, f, zuruͤkzuhalten, und die Viertel zu schlagen, wann der Vorfall in, o, ist, und die Stunden schlagen zu lassen, indem er auf den Grad der Schneke faͤllt, wann er in, v, ist. Der Ueberfall der Schneke, j, fuͤhrt vier Stifte, die sich dem Arme des Vorfalles, z, waͤhrend der ganzen Zeit uͤber darbieten, als der Vorfall, i, auf dem Rade, w, schleift. In dem Augenblike, wo die Viertel von Mittag an bis um vier schlagen sollen, laͤßt dieser Arm, z, indem er den Ueberfall durch den Stift haͤlt, die Viertel schlagen. Wenn der Vorfall, i, in den Einschnitt, k, faͤllt, zieht sich der Arm, z, zuruͤk, und in demselben Augenblike entweicht der Vorfall, h, von der Hebung, die ihm das Rad, n, Fig. 3 gibt. Durch die Wirkung des Vorfalles, y, macht er den Vorfall, p, frei, der den Ruͤker auf den Stundengrad loslaͤßt, und ohne Unterbrechung die noͤthigen Schlaͤge zur Anzeige der Stunde schlaͤgt. Fig. 4 ist das Gehaͤuse des Gehewerkes von der Seite. Man sieht die Stange des Hammers, 2, und die bewegliche Hebung, 3; der Vorfall, 1, ist derjenige, der durch den Buchstaben, x, Fig. 5 angedeutet ist, und der sich so bewegt, daß die kleine Hebung von 3, auf, 4 kommt. Durch diese Bewegung hebt er den Hammer des Zapfenrades aus, und laͤßt den Stundenhammer allein schlagen. Wenn die Pendeluhr geschlagen hat, stellt die Hebung sich auf, 3, um wieder seiner Zeit die Viertel zu schlagen. Diese Bewegung geschieht sehr sanft, weil bei ihr kein Ruͤktritt auf den Zapfen und kein Druk, wie bei den Uhren, die drei Viertel schlagen. Statt hat. Fig. 1 zeigt die Uhr von vorne mit ihren Zifferblaͤttern.

Tafeln

Tafel Tab.
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Tab. IV