Titel: | Versuch einer Verbesserung der Kraftmeßmaschine des Hrn. Prony, von Dr. Ernst Alban. |
Autor: | Dr. Ernst Alban [GND] |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LXXX., S. 322 |
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LXXX.
Versuch einer Verbesserung der Kraftmeßmaschine
des Hrn. Prony, von Dr.
Ernst
Alban.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Alban's Verbesserung an Prony's Kraftmeßmaschine.
Ich bediente mich in London, um die Kraft der dort nach meinem neuen Principe von mir
erbauten Dampfmaschine mit sehr hohem Druke zu messen, der von Hrn. Prony vorgeschlagenen und in den Annales de Chemie et de Physique, Febr. 1822, S.
165Polytechnisches Journal Bd. VIII. S.
431. mit einem mathematischen Beweise ihrer Richtigkeit belegten
Kraftmeßmaschine, deren Princip darin besteht, daß um den Wellbaum eines sich
drehenden Maschinensystems eine Art Zaum von Holz, mit Messing ausgefuͤttert,
gelegt, und dieser Zaum mit einem langen mit einem Stellgewichte beschwerten Hebel
versehen wird, um durch die zwischen Zaum und Welle bewirkte Friction, und die
endlich dadurch bewirkte Luͤftung des Hebels mit dem Gewichte ein Maß
fuͤr die Groͤße der Reibung und des zu ihrer Ueberwindung
noͤthigen Kraftaufwandes von Seiten des Maschinensystems zu haben.
Vermittelst einer Stellschraube kann der Zaum mehr oder weniger an die Welle
angepreßt werden, je nachdem die Luͤftung des Gewichtes am Hebel mehr oder
weniger Friction fordert. Das Gewicht soll waͤhrend der Anwendung der
Vorrichtung stets schwebend erhalten werden. Die Leistung oͤder das
Kraftmoment des Maschinensystems laͤßt sich aus der Groͤße des
gehobenen Gewichtes, und aus der Anzahl der Wellbaumumgaͤnge so berechnen,
daß man das Gewicht mit der Geschwindigkeit derjenigen Peripherie multiplicirt, die
man durch einen Halbmesser beschreibt, welcher der Entfernung des Gewichtes vom
Mittelpuncte der Welle gleich ist.
So sehr richtig dieses Princip ist, und so große Bequemlichkeiten es bei seiner
Anwendung, wegen Einfachheit und Kunstlosigkeit in seiner Construction verspricht,
so habe ich doch durch die Erfahrung gefunden, daß eine genaue Regulirung der
Friction durch die Stellschraube, wobei ein stetes Schwebenderhalten des Hebels mit
seinem Gewichte bezwekt wird, mit großen Schwierigkeiten verbunden sey, indem die
geringste Abweichung in der Kraft und Geschwindigkeit des sich drehenden
Maschinensystems oft hoͤchst feine und bei der angestrengtesten Aufmerksamkeit
des die Vorrichtung bedienenden Individuums nicht immer genau auszufuͤhrende
Veraͤnderungen in dem Grade der Friction noͤthig macht. Da ich das
Geschaͤft des Regulirens der Stellschraube in London gewoͤhnlich
keinem anderen uͤberließ, sondern immer selbst uͤbernahm, indem ich
mir, bei meinem Eifer fuͤr die Sache, auch die groͤßte Aufmerksamkeit
auf ihre Handhabung zutraute, so habe ich mich von dem Gesagten vielfaͤltig
selbst unterrichtet und uͤberzeugt, und der Wunsch, diese vortreffliche
Vorrichtung einer solchen großen Unvollkommenheit zu entheben, entsprang aus dem
eigenen lebendigen Gefuͤhle, daß eine Verbesserung auf diesem Wege wahres
Beduͤrfniß sey.
Spaͤter habe ich viel uͤber eine solche Verbesserung nachgedacht, und
mir folgenden Plan gemacht, den ich hiemit der Pruͤfung Sachkundiger
vorzulegen mir erlaube. Er geht darauf hin, mit einer genauen von der Maschine
selbst zu besorgenden Regulation der Zaumreibung auch noch eine Vorrichtung zu
verbinden, die zu jeder Zeit die Groͤße des Gewichtes anzuzeigen vermag, das
der Hebel fuͤr den Augenblik zu luͤften strebt. Bei einer solchen
Einrichtung kann jede kleine Abstufung in der Wirkung des Maschinensystems sogleich
bemerkt werden. Die Groͤße des durch die Kraft des Maschinensystems
geluͤfteten Gewichtes, so wie die Geschwindigkeit, womit es diesen Widerstand
uͤberwaͤltigt, werden in jedem Augenblike durch Zeiger angegeben.
Auf Tab. VII. habe ich meine Verbesserung vorgestellt und zwar Fig. 13 im Aufrisse, Fig. 14 von
oben (ohne Gouverneur). In beiden Figuren bezeichnen gleiche Buchstaben und Zahlen
gleiche Gegenstaͤnde.
Man sieht hier bei, a, die Welle des Maschinensystems.
Auf dieselbe ist ein Frictionsrad, b, geschoben und
durch einen oder mehrere Keile befestigt. Hr. Prony will
den Zaum an die Welle selbst angebracht wissen; die Anwendung eines besonderen
Frictionsrades halte ich aber aus folgenden Gruͤnden fuͤr
zwekmaͤßiger:
1) Eine Welle erhaͤlt nicht immer die genaue Zurichtung, um an den Zaum genau
anzuschließen, was doch zur Hervorbringung eines gehoͤrigen und
gleichmaͤßigen Grades von Friction unumgaͤnglich nothwendig ist. Oft
sind die Wellen sogar ekig, oder wenn sie rund sind, wenigstens nicht abgedreht. Ein
Frictionsrad mit einer gehoͤrig großen Oeffnung kann wo moͤglich an
jede Welle angesezt werden, dehnt also die Anwendbarkeit einer und derselben
Vorrichtung auf mehrere Maschinensysteme aus, was entschiedenen Vortheil
gewaͤhrt. Das Frictionsrad kann genau abgedreht und in den Zaum eingepaßt,
vielleicht zulezt gar eingeschliffen werden.
2) Ein besonderes Frictionsrad bietet mit seiner groͤßeren Peripherie eine
ausgedehntere Flaͤche zur Reibung dar. Es ist dieserhalb nicht
noͤthig, den Zaum so stark anzuziehen, daß eine bedeutende und
schaͤdliche Erhizung zwischen den reibenden Flaͤchen entsteht.
Das Frictionsrad wird von dem Zaume umfaßt. Dieser besteht aus zwei hoͤlzernen
starken Baken, die die Form eines gewoͤhnlichen Zapfenlagers haben. Die obere
Bake, c, verlaͤngert sich in den Gewichtshebel,
d, und wird an die untere, e, durch die beiden Schraubenbolzen, f, und,
g, angezogen. Der Schraubenbolzen, g, bildet zugleich die Stellschraube, wodurch die Baken
mehr einander genaͤhert, oder von einander entfernt werden koͤnnen, je
nachdem die Friction auf dem Frictionsrade verstaͤrkt oder vermindert werden
soll. Er ist unten mit einem langen vierekigen Zapfen, h, versehen, uͤber welchen die Huͤlse, i, des Betriebrades, k, greift, um ihn zu
drehen. Er hat unten in der Huͤlse etwas Spielraum, damit er bei der geringen
Auf- und Niederbewegung der Baken waͤhrend des Steigens und Sinkens
des Gewichtshebels in derselben frei sich bewegen koͤnne. In die obere Bake
ist eine starke Mutter, l, fuͤr den Bolzen
eingelassen. Das Gewinde des Bolzen muß feine Gaͤnge haben, und
moͤglichst frei in der Mutter spielen.
Da wo die beiden Baken, c, und, e, das Frictionsrad beruͤhren, koͤnnen sie mit Messing
gefuͤttert werden. Die Schmiere bringt man durch den bei, m, punctirt angegebenen Canal an das Frictionsrad. Damit
die Baken waͤhrend der Arbeit nicht von dem Frictionsrade abgleiten, ist
selbiges zu beiden Seiten mit erhabenen Raͤndern (Fig. 14, n, und, o) versehen.
Statt eines Stellgewichts ist der Hebel, d, an seinem
Ende mit einem Haken, p, versehen. Dieser wirkt auf eine
Federwage, q, die zu jeder Zeit durch ihren Zeiger das
jedesmalige Gewicht anzeigt, was das Hebelende zu luͤften strebt. Der
Fuͤhrer, r, dient zur Leitung des Hebels. Er ist
zu diesem Ende mit einem Schlize versehen, durch welchen der Hebel geht, und dessen
oberer in der Zeichnung punctirt angegebener Rand, s,
das Maximum in der Luͤftung des Hebels begrenzt, damit die Federwage durch zu
starken Zug desselben nicht beschaͤdigt werde.
Zur Regelung der Friction habe ich einen gewoͤhnlichen Moderator mit
Schwungkugeln angebracht, der durch eine Schnur von der Welle aus betrieben wird.
Seine Wirkung ist gewiß richtig berechnet, denn sobald die Vorrichtung zu wenig
Friction hat, wird das Maschinensystem schneller umlaufen, und der Gouverneur kann
dann vermittelst eines zwekdienlichen Mechanismus waͤhrend des Abspringens
seiner Kugeln diese Friction so lange vermehren, bis die Maschine den regelmaͤßigen Grad
von Geschwindigkeit wieder angenommen hat. Im entgegengesezten Falle wird derselbe
aber durch zu starkes Sinken der Kugeln das Gegentheil thun. Seine Anwendung hat
zugleich den Vortheil, daß er die Geschwindigkeit der Maschine immer auf einen
regelmaͤßigen Grad erhaͤlt. Durch Veraͤnderung des Durchmessers
der ihn betreibenden Schnurscheibe kann man seine Wirkung der jedesmaligen
regelmaͤßigen Geschwindigkeit des zu pruͤfenden Maschinensystems
anpassen, und diese Scheiben zu dem Zweke mit mehreren Ruthen von verschiedenen
Durchmessern versehen. Die Kugeln des Gouverneurs duͤrfen durch keine
gewoͤhnlich uͤblichen, an seine aufrechtstehende Welle befestigten
Stuͤzen an dem voͤlligen Sinken nach dieser Welle hin verhindert
werden. Den Grund dieser Einrichtung weiter unten.
Die Art und Weise, wie der Gouverneur oder Moderator auf die Stellmutter der Baken
wirkt, ist folgende:
Derselbe bewegt sich in einem gußeisernen Gestelle, t,
welches neben der Kraftmeßvorrichtung auf den Fußboden so angeschroben wird, daß die
Welle gerade in der Mitte desselben zu liegen kommt. Der Gouverneur dreht sich bei,
u, in einem messingenen Lager und bei, v, in einer Pfanne, welche sich beide am Gestelle
befinden. Ueber dem Lager, u, ist an seiner Welle eine
Schnurscheibe, w, angebracht, unter demselben aber das
kleine eiserne Getriebe, x, daran befestigt, das in ein
eisernes oder messingenes Stirnrad, y, von vierfachem
Durchmesser des Getriebes eingreift, und durch dieses die aufrechtstehende Welle,
z, umtreibt. Diese Welle sezt aber durch das
Getriebe, 1, das Betriebrad, k, der Stellschraube in
Bewegung, an dessen Welle 2 sich oben genannte Huͤlse, i, befindet, die als Schluͤssel fuͤr die Stellschraube zu
betrachten ist. Der Durchmesser des Getriebes, z,
verhaͤlt sich zu dem des Betriebrades wiederum wie 1 : 4.
Um der Welle, z, eine verschiedene (d.h.
ruͤk- und vorgaͤngige) Bewegung geben zu koͤnnen, dient
eine Vorrichtung, die in England allenthalben zu diesem Zweke angewandt wird. Sie
besteht aus dem konischen Getriebe 3, welches in ein gleiches 4 von dem
naͤmlichen Durchmesser greift; dieses arbeitet gegen selbiges in einen
rechten Winkel, und dreht sich auf einem Zapfen 5, der an's Gestelle angeschroben
ist. Das Getriebe 4 greift wieder in ein drittes 6 an der Welle, y, befestigtes. Lezteres ist wirklich fixirt an dieser,
waͤhrend ersteres 3 mit dem Rade, y, sich auf der
Welle ungehindert zu drehen vermag, ohne daß diese an seiner Bewegung Theil nimmt.
In der Mitte zwischen den Getrieben 3 und 6 schiebt sich auf der Welle eine
Huͤlse (7) auf und nieder, die durch eine erhabene an der Welle angebrachte
Leiste, welche sich in einer ihrer Form correspondirenden Vertiefung des Canals der
Huͤlse auf und ab bewegt, vor dem Drehen auf derselben gesichert ist. Sie ist
mit erhabenen Raͤndern versehen, zwischen welchen eine Gabel 8 spielt. Diese
ist den Gabeln ganz gleich, die man an allen Gouverneuren sieht. Durch selbige kann
die Huͤlse waͤhrend ihres Umtriebes mit der Welle, z, ungehindert auf und nieder bewegt werden. Die
Raͤnder der Huͤlse sind aber nach oben und unten mit Ansaͤzen 9
und 10 versehen, die hinter Erhoͤhungen oder in Vertiefungen der konischen
Getriebe 3 und 6 greifen, wenn sie gegen eins oder das andere angeruͤkt
werden. Beim Anruͤken dieser Ansaͤze an die Getriebe wird durch
selbige der Huͤlse und mit ihr der Welle, z, eine
verschiedene Umdrehung gegeben. Beide Raͤder muͤssen naͤmlich
wegen des Zwischengetriebes eine entgegengesezte Bewegung um ihre Achse annehmen,
wird nun die Welle, z, mit einem oder dem anderen in
Verbindung gesezt, so wird ihr die Bewegung desjenigen mitgetheilt, an welches sie
gekuppelt ist.
Die die Huͤlse bewegende Gabel bildet das Ende eines Hebels, der sich bei 11
auf einer Stuͤze dreht. Diese Stuͤze ist an das Gestelle angeschroben.
Der Hebel wird durch sein der Gabel entgegengeseztes Ende vermittelst der Stange 12,
und diese durch den bei 13 gestuͤzten Hebel 14 von dem Gouverneur aus
bearbeitet, so daß, wenn die Kugeln des lezteren steigen oder sinken, durch das
Hebelsystem die Bewegung seiner Huͤlse 13 der auf die Welle, z, sich auf und nieder bewegenden Huͤlse 7
mitgetheilt wird. Der Gouverneur muß so umlaufen, daß durch die
Raͤderverbindung desselben mit der Triebwelle fuͤr die Stellschraube
diese zuruͤk gedreht und die Baken geloͤset werden, sobald die Kugeln
des Gouverneurs zu sehr zu sinken beginnen und umgekehrt. Beim mittleren Stande der
Kugeln, als demjenigen, dem bei dieser Vorrichtung die gesezliche Geschwindigkeit
des Maschinensystems entspricht, ist die Huͤlse 7 der Welle, z, an keinem der Raͤder 3 und 6 gekuppelt, die
Stellschraube bleibt also in Ruhe. Es wird mm jedem einleuchten, warum ich keine
Stuͤzen am Gouverneur anbringe, um die Kugeln beim regelmaͤßigen Gange
des Maschinensystems in ihrer dabei vorhandenen Stellung aufzunehmen, und ihr
weiteres Sinken zu verhuͤten.
Die Stange 12 ist hinter dem Zifferblatte 15, und zwar in der Gegend der Achse seines
Zeigers 16 gezahnt, und greift in ein kleines Getriebe dieser Achse, um den Zeiger
zu bewegen. Auf dem Zifferblatte wird beim Stande des Zeigers waͤhrend der
regelmaͤßigen Geschwindigkeit des Maschinensystems ein Zeichen gemacht, und
unter und uͤber demselben die Anzahl der Umlaͤuft des Gouverneurs in
der Minute nach der jedesmaligen Stellung des Zeigers dabei bemerkt. Auf diese Weise
gibt dieser Zeiger nachher durch den Stand des Gouverneurs immer dessen Geschwindigkeit an,
aus welcher dann die des Wellbaums vom Maschinensysteme leicht calculirt werden
kann, da das Verhaͤltniß der Schnurscheiben jenes Wellbaums und des
Gouverneurs zu einander immer vor Augen liegt.
Durch diese Vorrichtungen glaube ich die schwierige Aufgabe einer sich vollkommen
selbst regulirenden Kraftmeßmaschine, die zu jeder Zeit das Kraftmoment eines sich
drehenden Maschinensystems anzuzeigen vermag, genuͤgend geloͤset zu
haben. Und sollte hie und da vielleicht an der Ausfuͤhrung noch etwas
unvollkommen geblieben seyn, so hoffe ich doch den Weg und die Mittel gezeigt zu
haben, durch welche jener heilsame Zwek erreicht werden kann. Moͤge Hr.
Prony mit Schonung auf
meine Bemuͤhungen, sein vortreffliches Princip zu vervollkommnen, und
fuͤr die Anwendung bequemer und geschikter zu machen, herabsehen, und das,
was guter Wille und Eifer fuͤr eine gute und nuͤzliche Sache bei mir
ist, nicht fuͤr Anmaßung halten. In magnis voluisse
sat est! –
–––––––––
Ich kann nicht umhin, am Schlusse dieser Zeilen noch den Effect mitzutheilen, den
meine Anwendung des Prony'schen Kraftmaßprincips in
London auf die dortigen wissenschaftlichen Leute (scientific
men), wie sie sich nannten, und auf die Classe der Maschinenbauer
groͤßerer, niederer und ganz gemeiner hervorbrachte. Erstaunen mußte ich
naͤmlich, daß auch nicht ein Einziger der lezteren das Princip richtig
auffaßte und verstand, obgleich ich eine wissenschaftliche Erlaͤuterung
desselben in englischer Sprache zu Jedermanns Unterricht gab, daß aber alle
wissenschaftlichen Leute es theils wegen seines franzoͤsischen Ursprungs
unbeachtet ließen,Die meisten derselben kannten Hr. Prony nicht dem Namen nach, und bewiesen durch mitleidiges
Achselzuken den Grad der Verachtung, womit sie alles Franzoͤsische
und uͤberhaupt alles Auslaͤndische, und sey es noch so
vortrefflich und zwekmaͤßig, herabwuͤrdigen. Der englische
Nationalstolz dringt selbst in die Wissenschaften. Das hatte ich nicht
erwartet. Ich wollte durch Prony's in Deutschland
allgemein geachteten und gefeierten Namen dem Kraftmaße meiner Dampfmaschine
Auctoritaͤt verschaffen, wie sehr hatte ich mich aber geirrt. Diesem
Irrthume habe ich nachher den groͤßten Theil meiner
Calamitaͤten in England zu verdanken gehabt. Wie oft ist
spaͤter mein fruͤheres zu großes Vertrauen zu der
Freisinnigkeit einer Nation von mir bereut worden, deren Politik schon
beweiset, daß fuͤr die ihr immer beigelegte Großmuth und
Liberalitaͤt im Allgemeinen ganz fremd sind. theils dasselbe wirklich anfeindeten, und gehaͤssige Anmerkungen
daruͤber machten, weil ich ihren Vorschlag durch ein Pumpenwerk, also auf dem
Wege des Wasserhebens die Kraft meiner Dampfmaschine zu beweisen, aus dem Grunde
nicht beruͤksichtigen konnte und wollte, weil sie mit einem Pumpenwerke
dasjenige Gewicht von Wasser zu heben verlangten, was ohne alle
Beruͤksichtigung der großen in den Pumpen und bei ihrer Bearbeitung durch
eine Maschine sich findenden Nebenhindernissen der Theorie nach geliefert werden
soll. Auf welcher Stufe der wissenschaftlichen Bildung die englischen Engineer
stehen, moͤge die Auffuͤhrung folgender Einwuͤrfe gegen jene in
London von mir erbaute Kraftmeßmaschine und eine zugleich zu beruͤhrende
Aeußerung des Hrn. Fields,
Compagnon von Hrn. Mandsley,
in London und eines der ersten Engineers Englands beurkunden. Lezterer antwortete
naͤmlich einmal einem nahen Anverwandten eines meiner Interessenten, der ihn
nach seinem Urtheile uͤber meine Maschine befragte, sie habe keine Kraft,
denn er koͤnne sie zum Stillstande bringen, wenn, er sich auf den Hebel der
Kraftmeßmaschine niederseze. Ich muß hier bemerken, daß 64 Pfund am Ende des Hebels,
das eigene Gewicht des Hebels selbst mit eingeschlossen, schon die durch meine
Maschine darzulegende Kraft angaben, und daß der untersaͤzige Hr. Fields gewiß seine 150 Pfund
wog.
Als Einwuͤrfe der Engineers will, ich unter den vielen abgeschmakten nur die
beiden abgeschmaktesten auffuͤhren. So sagte z.B. einer, und zwar ein sehr
angesehener Engineer und Millwright (Muͤhlenbauer): die Friction, die die
Kraft der Maschine angeben solle, wuͤrde durch das Schmieren der Vorrichtung
sehr vermindert, gaͤbe daher zu geringe Resultate. Meine Bemerkung, daß die
Maschine ja doch das Gewicht troz des Schmierens schwebend erhalte, und dieser
Umstand stets einen gleichen Grad der Friction und zwar den durch das Gewicht
bezeichneten angeben muͤsse, leuchtete ihm keineswegs ein, und war ihm
durchaus nicht begreiflich zu machen. Ein anderer sagte, die Kraftmeßvorrichtung
koͤnne aus dem Grunde kein gleiches Resultat geben, weil die Laͤnge
des hoͤlzernen Hebels durch Veraͤnderungen in der Lufttemperatur
modificirt wuͤrde. – Der Unterschied in der Laͤnge kann
freilich sehr groß werden!!!
Und diese Leute waren mit Hrn. Perkins Kraftmeßmaschine und deren Calculation voͤllig im
Klaren, lieferten sogar die Calculationen dazu. Sollte Hrn. Perkins Kraftmeßmaschine eine Nachahmung der Prony'schen seyn, so war sie gewiß eine sehr
ungluͤkliche zu nennen. Es scheint, als wenn auslaͤndische Waare in
England nur verfaͤlscht, d.h. englisirt etwas gilt. Es muß doch ein
Englaͤnder daran gepfuscht haben, um sie national zu machen.