Titel: | Neue Presse von Herrn Hebert. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. LXXXI., S. 328 |
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LXXXI.
Neue Presse von Herrn Hebert.
Aus dem Recueil industriel. N. 19. S.
9.
Mit Abbildungen auf Tab.
VII.
Hebert's neue Presse.
Herr Hebert befand sich in
einer Colonie, wo er bloß ungeschikte Arbeiter und keine Modelle hatte, und
verfertigte daselbst sich folgende Presse.
Die Herren Don und Smith,
Mechaniker zu Islington (einem Dorfe von 30,000 Einwohnern in der Nahe von London),
fanden diese Presse so brauchbar, daß sie dieselbe im Großen unter verschiedenem
Maßstabe verfertigten.
Es scheint auch uns, sagt der Redacteur des Recueil (der
diesen Aufsaz als eine Uebersezung aus dem Englischen
anfuͤhrt, ohne die Quelle zu nennen), daß sie auf dem Lande zum Wein, Cider,
groben Oehl etc. pressen, zum Zerdruͤken der Erdaͤpfel, des Mais, der
Saubohnen etc. als Viehfutter gute Dienste leisten kann.
Fig. 19 zeigt
eine dieser Pressen in ihrer einfachsten Form.
Der Mann, der am Ende des Hebels, A, sizt, auf welchen er
bloß mittelst des Gewichtes seines Koͤrpers wirkt, koͤnnte,
waͤhrend er so sizt, Schneider- oder Schusterhandwerk treiben. Herr
Hebert ließ einen seiner
Neger, wie die Figur zeigt, ganz unbeschaͤftigt am Ende des Preßbalkens, den
er eben so gut mit einem Gewichte von 150 Pfund an Steinen oder Erdsaͤken
hatte beschweren koͤnnen.
Der Sak, den man in der Figur in der Presse sieht, enthaͤlt Samen, aus welchen
man Oehl auspreßt. Die Presse besteht bloß aus drei Stuͤken groben Holzes,
A, B, C, wovon eines, B,
der Stuͤzpunct und der eigentliche Widerstand, bei Hebert ein großer Baumstamm war, wodurch nun sehr viel an Arbeit und
Kosten erspart und an Staͤrke gewonnen wird.
Wir sehen die Nothwendigkeit nicht ein, diesen Stuͤzpunct und das bewegliche
Stuͤk der Presse mit eisernen Reifen zu umgeben, indem lezteres an seinem
unteren Ende mit einem starken, eisernen Bolzen befestigt ist, und wahrscheinlich
auch mittelst eines Zapfens in irgend einen Ausschnitt oder Falz der Reibungswalze
passen wird, die am Ende des Drukhebels angebracht ist.
Zwischen dem Hebel und dem Stuͤke, welches druͤkt, ist eine
Reibungswalze, D, angebracht, was eine gute Idee
ist.
Etwas, was diese Presse auszeichnet, ist der Umstand, daß der Druk, den sie erzeugt,
immer zunimmt, was allerdings ein großes Verdienst ist.
Fig. 20 zeigt
dieselbe Idee weiter ausgefuͤhrt und doppelt angewendet, indem auf demselben
Stuͤzpuncte, B, in demselben Augenblike zwei
entgegengesezte Druke ausgeuͤbt werden, wodurch Kosten im Baue dieser Presse
erspart und Vermehrung der Producte gewonnen wird.
Hier sind vielleicht die eisernen Reife nothwendig, wenigstens nuͤzlich. Diese
Figur zeigt zugleich, sagt der Erfinder, zwei einfache Methoden Druk zu
erzeugen.
Die eine geschieht mittelst der Gewichte, G, G, die mit
Haken laͤngs dem Seile aufgehaͤngt sind; die andere mittelst eines
Wassereimers, E, der sein Wasser von einem oben
befindlichen Bache oder Brunnen erhaͤlt.
Wenn der Eimer seinen Druk vollendet hat, und ganz herabgesunken ist, so
stoͤßt er auf einen Zapfen, F, der eine Klappe
oͤffnet, wodurch das Wasser ausfließt. Auf diese Weise wird die Presse in
einem Augenblike frei, laͤßt sich oͤffnen, und dasjenige herausnehmen,
was man hineingelegt hat.
Man koͤnnte daher, meint der Erfinder, Ebbe und Fluth bei dieser Presse
brauchen, wodurch man ohne alle Kosten Kraft erhielte; die Fluch wuͤrde den
Eimer fuͤllen, und waͤhrend der Ebbe wuͤrde durch das
Niedersinken gepreßt; also taͤglich zwei Mahl.
Diese sinnreiche Vorrichtung laͤßt sich auf mancherlei Weise abaͤndern.
Die Stuͤze kann verlaͤngert, das bewegliche Stuͤk, die Hebel
koͤnnen verkuͤrzt werden, und umgekehrt, wie es die Umstaͤnde
erfordern. Man kann die Stuͤze und die beweglichen Theile am Eisen
verfertigen, oder wenigstens mit demselben bekleiden.
Wo man thierische Oehle auspreßt, oder Talgkuchen macht, Kokosnußoͤhl,
Rohr- oder Runkelruͤbenzukersaft preßt, laͤßt sich diese
Vorrichtung mit Vortheil benuͤzen.
Da beim Auspressen der Oehle oͤfters Waͤrme nothwendig, oder wenigstens
nuͤzlich ist, so hat Herr Hebert noch folgende Vorrichtung, Fig. 21 ausgedacht, wobei
die Dimensionen sehr verschieden, im gewoͤhnlichen Falle aber so berechnet
seyn koͤnnen, daß die Presse 3 Fuß hoch, 2 Fuß breit und 1 Fuß tief wird.
A, A, A, ist ein sehr starker Kasten aus Gußeisen oder
aus verbolztem Holze.
B, ist der Preßblok, der sich in drei starke,
keilfoͤrmige Spizen endet.
C, C, C, sind die winkelfoͤrmigen
Buͤchsen, in welchen gepreßt wird.
D, D, sind excentrische oder unregelmaͤßige
Raͤder, die mit der Basis zweier Drukhebel, E, E,
kraͤftig verbunden sind. Ihre Wirkung verhaͤlt sich wie die Laͤnge derselben, und
die Schwere der Gewichte, F, F, mit welchen man sie
belastet.
Die Haken, die man an dem Preßbloke und an den excentrischen Raͤdern, D, D, befestigt sieht, wirken wie Federn, um ersteren zu
heben, wenn der Druk vollendet ist, und wenn man die Hebel entladet.
G, ist die Oeffnung, durch welche man die Hize einleitet
in die leeren Raͤume der Presse, P, P, P,
zwischen welchen eine freie Verbindung Statt hat.
Auf diese Weise koͤnnen die oͤhligen Samen auf einen beliebigen Grad
erwaͤrmt werden; denn der obere Druk wehrt der Hize allen Ausgang, so daß zur
Erzeugung der lezteren nur wenig Feuermaterial nothwendig ist.
Die Seiten- und Diagonallinien, E, E, und, F, F, zeigen die Puncte, wo die Hebel ihren Lauf
vollendet haben, und aufhoͤren zu wirken; wo sie also leicht entladen werden
koͤnnen, da sie dann beinahe auf der Erde stehen.
Man sieht, daß wenn die excentrischen Raͤder, D,
D, einen Viertelkreis durchlaufen haben, sie beinahe senkrecht stehen; daß
die Keile von, B, bis, C, C,
C, beinahe so tief als moͤglich hinabgestiegen, und die Oehlkuchen
so stark als moͤglich ausgepreßt, beinahe vollkommen troken geworden sind,
wenn die Gewalt der Presse nach der Menge des auszupressenden Materiales
gehoͤrig berechnet war.
Man kann sich vorstellen, daß hier noch Reibungswalzen angebracht sind, die die
Reibung der excentrischen Raͤder auf dem Preßbloke so viel moͤglich
vermindern.
Der Beschreiber bemerkt, daß die excentrischen Raͤder und die Hebel in der
Figur unvortheilhaft gestellt sind, und daß leztere unter einem rechten Winkel
stehen muͤssen, wann der Druk anfaͤngt.
Wir verbessern diesen Fehler nicht, weil er die Kraft deutlicher kennen lehrt. Man
seze, daß jeder Hebel 10 Fuß lang ist, und daß an jedem Ende eines jeden 50 Pfund
aufgehaͤngt sind; daß ferner der Druk dieser Schwere sich in der Entfernung
Eines Zolles vom Stuͤzpuncte aͤußert, so verhaͤlt sich die
dadurch an dieser Stelle entwikelte Kraft, wie 120 zu 1, d.h., wie 120,000 oben auf
der Presse. Da aber dieser obere Theil der Presse in einem dreifachen Raume im
Vergleiche zu jenem zwischen der Oberflaͤche der Keile des Preßblokes und den
Flaͤchen von, C, C, C, bewegt wird, so wird das
Resultat des Drukes auch dreifach, d.h., 360,000 seyn.
Wir wollen damit nicht sagen, daß die gewoͤhnliche Staͤrke der Presse
diesen Grad erreicht, sondern wir wollten dadurch nur andeuten, wie mit man den Druk
bringen kann.