Titel: Verbesserte Methode, gekohlstofftes Wasserstoffgas zur Beleuchtung zu reinigen, worauf Heinr. Pinkus etc. sich am 17. Nov. 1827 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 30, Jahrgang 1828, Nr. XCVIII., S. 352
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XCVIII. Verbesserte Methode, gekohlstofftes Wasserstoffgas zur Beleuchtung zu reinigen, worauf Heinr. Pinkus etc. sich am 17. Nov. 1827 ein Patent ertheilen ließ. Pinkus's verbesserte Methode, gekohlstofftes Wasserstoffgas zur Beleuchtung zu reinigen. Diese Methode kann mit obigem Apparate verbunden, oder auch allein angewendet werden: das Gas soll dadurch, daß es auf verschiedene Weise mit einem chemischen Praͤparate gemengt wird, seinen unangenehmen Geruch verlieren. Meine Erfindung „sagt Herr Pinkus besteht in Anwendung des Chlor-Natrons (Chloruretum Oxidi Sodii) oder des Chlor-Kalkes (der in England unter dem Namen Kalkchlorid, Bleichpulver, oxygenirt kochsalzsaurer Kalk bekannt ist), wodurch der uͤble Geruch beseitigt wird, welchen das gekohlstoffte Wasserstoffgas aus großen Fabriken immer hat. Mein Verfahren hierbei ist folgendes: Nachdem das Gas abgekuͤhlt und verdikt wurde, lasse ich es durch eine Aufloͤsung von Chlor-Natron oder Chlor-Kalk ziehen, welche Aufloͤsung in einem Gefaͤße oder in mehreren Gefaͤßen enthalten seyn kann, in welchen Stellen oder Absaͤze entweder nach der gewoͤhnlichen Weise, oder wie in Fig. 7 angebracht seyn koͤnnen, durch welche das Gas unter einem Druke einer Wassersaͤule von 10 bis 20 Zoll Hoͤhe durchziehen muß, und auf diese Weise vollkommen gereinigt und von allem unangenehmen Geruche befreit wird. Wenn Gas im Großen gereinigt werden soll, wie auf großen Gaswerken, so geschieht dieß am Kluͤgsten dadurch, daß man es zuerst, wie jezt gewoͤhnlich, durch eine Aufloͤsung von Kalk in Wasser durchziehen laͤßt, oder auf irgend eine andere bekannte Wesie vorlaͤufig zum Theile reinigt, worauf es dann durch Durchziehen durch Kalkchloruͤr noch vollkommen gereinigt und von allem Geruche befreit werden kann. Zuweilen gieße ich diese Aufloͤsung in das Gefaͤß, z, aus welchem sie in das Theergefaͤß durch die gekruͤmmte Roͤhre gelangt. In diesem Gefaͤße, welches mit der Retorte durch die Roͤhre, u, in Verbindung steht, wird sich die Aufloͤsung mit den verdichteten Stoffen vermengen, die aus dem in Wasser befindlichen Abkuͤhler durch die Armroͤhren in dasselbe fallen. Die Mischung, die dadurch entsteht, und durch das Gas, welches durch die eingetauchte Roͤhre ausstroͤmt, immer umgeruͤhrt wird, fließt in einem kleinen Strome durch die Roͤhre, u, in die Retorte, waͤhrend diese noch in Thaͤtigkeit ist, und erzeugt daselbst, indem sie mit dem gluͤhenden Materiale in der Retorte in Beruͤhrung kommt, andere Dampfe oder Gasarten, die entweder durch Verbindung oder durch Mischung mit dem gekohlstofften Wasserstoffgase eine chemische Wirkung erzeugen, wodurch das Gas, waͤhrend es noch in der Retorte ist, und waͤhrend seines Aufsteigens in den Kuͤhlapparat, zum Theile gereinigt, oder wenigstens so vorbereitet wird, daß es auf seinem Durchgange durch die Aufloͤsung des Kalkchloruͤres leichter vollkommen gereinigt werden kann. Die eben erwaͤhnte Mischung kann auch aus dem Theergefaͤße in eine besondere im Feuer stehende Retorte geleitet, und die daraus aufsteigenden Dampfe koͤnnen mit dem gekohlstofften Wasserstoffgase gemengt werden, waͤhrend sie in den Kuͤhlapparat uͤbergehen.Wir zweifeln sehr an gutem Erfolge.A. d. Ueb. Die Aufloͤsung von Kalkchloruͤr, die man in das Gefaͤß, z, gießt, Fig. 7 kann aus dem Reinigungsgefaͤße genommen werden, nachdem das Gas bereits durch dieselbe durchging, und mit der Ammoniumfluͤssigkeit gesaͤttigt wurde, und Kalkchloruͤr kann in trokenem oder halbfluͤssigem Zustande auf dieselbe Weise gebraucht werden, wie man gemeinen Kalk troken oder halbfluͤssig braucht. Zur Aufloͤsung nimmt man Einen Theil Kalkchloruͤr auf ungefaͤhr 35 Theile Wasser. Wenn das Kalkchloruͤr in seinem vollkommen hoͤchst gesaͤttigten Zustande ist, kann man der Aufloͤsung verduͤnnte Schwefel- oder Kochsalzsaure zusezen, um die Entwikelung des Chlorgases aus dem Kalke zu beguͤnstigen; die Menge Wassers kann dann bis zu 40–50 Theilen auf Einen Theil Kalkchloruͤr vermehrt werden. Fig. 8 zeigt einen Durchschnitt einer anderen Form von Reinigungsapparat zum Privatgebrauche in einzelnen Haͤusern, um reineres Leuchtgas zu erhalten, als man aus großen Fabriken nicht bekommt, i, ist der Behaͤlter, welcher die reinigende Fluͤssigkeit enthaͤlt und liefert. Dieses Gefaͤß steht mittelst eines Hebers, oder mittelst einer gekruͤmmten Roͤhre, e, (in der Zeichnung ist, l) mit einem anderen Gefaͤße, k, in Verbindung. Diese Roͤhre tritt oben in der Mitte des Gefaͤßes, k, in dasselbe, und hat einen Sperrhahn. m. Das untere Gefaͤß, k, ist gasdicht und aus Zinn, Kupfer oder Eisenblech; es ist ein Gasbehaͤlter fuͤr das Gas, das durch dasselbe durchstroͤmt, und fuͤr die reinigende Fluͤssigkeit, die von dem oberen Gefaͤße, i, hereinfaͤllt. Ein gewoͤhnlicher Badeschwamm, n, liegt auf einem Drahtgeflechte. p, ist eine Oeffnung an der Seite des Gefaͤßes, k, die weit genug ist, um die Hand und den Schwamm durchzulassen. g, ist eine Roͤhre, die das Gas aus der Retorte her beifuͤhrt, und, r, eine andere Roͤhre, die das Gas in gereinigtem Zustande zu den Lampen leitet. s, ist eine Abzugsroͤhre, durch welche man die Fluͤssigkeit kann ablaufen lassen, wenn sie zu sehr mit den Unreinigkeiten des Gases gesaͤttigt ist. t, ist eine Waschroͤhre, die das Wasser aus einer Cisterne herbeifuͤhrt, mit Sperrhaͤhnen, um das Wasser zufließen zu lassen und abzuleiten. Dieser in Fig. 8 dargestellte Apparat arbeitet auf folgende Weise: Ich gieße in den Behaͤlter eine Mischung aus Einer Maß concentrirter Kalkchloruͤrsfluͤssigkeit und 25–30 Maß Wasser, oder gieße klare Kalkchloruͤraufloͤsung in denselben. Wenn die Lampen mit Gas versehen werden sollen, drehe ich zu gleicher Zeit den Hahn an der gekruͤmmten Roͤhre, l, und an der Zufuͤhrungsroͤhre, g. Die Reinigungsfluͤssigkeit fließt dann durch die gekruͤmmte Roͤhre, l, hinab auf den Schwamm, der so viel von derselben aufnehmen wird, daß er bestaͤndig naß bleibt, und endlich die Fluͤssigkeit durchtroͤpfeln und auf den Boden des Gefaͤßes, k, fallen lassen wird. Zu gleicher Zeit wird das Gas aber fortfahren durch den genezten Schwamm, n, emporzusteigen, in welchem die Reinigungsfluͤssigkeit auf dasselbe wirken, und ihm den garstigen Geruch benehmen wird, ehe es durch die Zufuͤhrungsroͤhre, r, zu den Lampen gelangt. Die Ursache, warum ich das Gas durch Schwamm oder durch irgend eine andere poroͤse Substanz emporsteigen lasse, ist, das Gas ohne viele Erschuͤtterung zur Lampe zu bringen, was durchaus nothwendig ist, wenn die Flamme ruhig brennen und nicht auf und nieder huͤpfen soll, was immer geschehen wuͤrde, wenn das Gas durch eine Masse von Aufloͤsung zoͤge, wodurch es so sehr erschuͤttert werden wuͤrde, daß das Licht entweder ganz verloͤschen, oder die Flamme so ungleich brennen muͤßte, daß man sie gar nicht brauchen koͤnnte. Die Roͤhre, l, muß, wie hier gezeichnet, gebogen seyn, damit sie immer eine Saͤule von Fluͤssigkeit enthaͤlt, die stark genug ist, das Aufsteigen des Gases in den Recipienten, i, zu hindern. Nachdem die reinigende Fluͤssigkeit durch den Schwamm durchtroͤpfelte, kann sie aus dem Gefaͤße, k, abgelassen und in den Recipienten, i, geschuͤttet werden, bis sie endlich zu sehr mit den Unreinigkeiten des Gases uͤberladen ist, wo man sie dann durch den Abzugshahn, s, gaͤnzlich ausfließen laͤßt und frische Fluͤssigkeit nachgießt. Die Groͤße dieses Apparates zum Privatgebrauche haͤngt nothwendig von der Zahl der Lichter ab, die man bei Hause braucht. Zu acht bis zehn Lichtern muß der Behaͤlter, i, ungefaͤhr drei Gallons fassen, und das untere Gefaͤß, k, drei Fuß in der Laͤnge und sechs Zoll im Durchmesser halten. Die Groͤße der gebogenen Roͤhre, l, muß so bemessen werden an ihrer unteren Oeffnung, daß die gehoͤrige Menge Fluͤssigkeit waͤhrend einer gegebenen Zeit (so lang naͤmlich die Lampen brennen muͤssen) durch den Schwamm durchtroͤpfeln kann; wenn die Lampen ausgeloͤscht werden, muß der Hahn geschlossen werden. Herr Pinkus nimmt diesen Apparat, so wie die Anwendung des Natron- und Kalkchloruͤres mit Sauren, als seine Erfindung und sein Patentrecht in Anspruch. Bemerkungen des Patenttraͤgers. Nach der Erfahrung mehrerer Monate erhaͤlt man bei einem Apparate, der Ein Bushel Kohlen von der ersten Qualitaͤt (Cannel-Coal oder Scotch Splint) faßt, auf einem Herde, wo man taͤglich zu gewoͤhnlichem Gebrauche 1/2 Bushel bis 3 Peek Kohlen brennt, mittelst der uͤberfluͤssigen Hize binnen 5 Stunden 240 Kubikfuß Gas von 0,660 Sp. Schwere. 2 1/2 Kubikfuß solches Gas versehen eine Argand'sche Gaslampe mit 15 Loͤchern von 1/40 Zoll im Durchmesser mit einer Flamme von 2 1/2 Zoll Hoͤhe Eine Stunde lang; – oder 24 solche Brenner taͤglich vier Stunden lang, wo jede Lampe ein eben so starkes Licht gibt, als 6 gegossene Kerzen, deren 6 auf Ein Pfund gehen; schaͤzt man sie aber auch nur zu 4 Pfund Lampen (die 4 Pfund Lampen brennen im Durchschnitte 3 Stunden des Tages waͤhrend der 4 Viertel des Jahres, mit Ausnahme des Sonntages), so wird der Werth des auf diese Weise erzeugten Gases in Einem Jahre 96 Pfund Sterling. Die Menge Kohlen, die man in dem Apparate zur Erzeugung dieser Menge Gases braucht, ist beinahe 8 2/3 Chaldrons, welche, den Chaldron zu 40 Shilling gerechnet, kosten 17 Pf.   6 Sh. 8 P. Hiervon abgezogen den Werth der Kohks,der in dem Apparate nach entwikeltem Gasezuruͤkbleibt (1/3 mehr dem Maße nach), also10 Chaldr. 32 Bush., den Chaldr. zu 25 Shill. 13 Pf. 12. Sh. 2 3/4 ––––––––––––––––––––– so werden die Kosten des Gases, das man zu24 Argandlampen in Einem Jahre braucht, betragen   3 Pf. 14 Sh. 5 1/4. Es wird also reiner Gewinn bleiben 92  –   5  – 4 3/4 Meine Schaͤzung ist nach Kohlen der ersten Qualitaͤt, weil diese am besten zum Hausgebrauche taugen, indem sie mehr und besseres Gas geben, das beinahe so gut brennt, wie Oehlgas, und wovon man nur 2 1/2, Kubikfuß fuͤr jede Lampe braucht, waͤhrend man mit 5 Kubikfuß Kohlengas von Kohlen der zweiten Classe kaum eben so weit reicht. Man wird bemerkt haben, daß ich nur ungefaͤhr halb so viel Gas erhalte, als man aus diesen Kohlen bekommen koͤnnte, weil die Destillation nur bei einer sehr maͤßigen Waͤrme geschieht. Wenn die Kohlen im Großen verkohlt werden, so gibt der Chaldron im Durchschnitte 16,000 Kubikfuß; allein bei meinem Verfahren sind die Kohks dichter, und folglich mehr werth. Obige Schaͤzung ist nur nach einem mittleren Apparate: in Hôtels. Kaffeehaͤusern etc., wo man große Feuer unterhaͤlt, kann man auf doppelt so viel rechnen. Der Apparat wird des Tages nur ein Mahl gefuͤllt. Bei der gewoͤhnlichen Weise Kohlen auf dem Herde zu brennen, geht ein großer Theil der Hize mit dem Rauche durch den Schornstein; wenn man aber nur 20 Minuten lang auf die Benuͤzung derselben fuͤr diesen Apparat Acht geben will, so erhaͤlt man dafuͤr vier Mal so viel Werth an Licht, als die Kohle kostete, die eben dadurch nur noch besser, naͤmlich zu Kohks wird, und dann als solche mehr Hize gibt.Herr Pinkus hat eine eigene Domestic Gas Comp. zu London, Strand, 178.