Titel: | Küchenofen oder Sparherd von Hrn. Dern. Derosne, Hüttenmeister zu Grâce-Dieu, Dep. du Doubs. |
Fundstelle: | Band 30, Jahrgang 1828, Nr. CIII., S. 401 |
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CIII.
Kuͤchenofen oder Sparherd von Hrn.
Dern. Derosne,
Huͤttenmeister zu Grâce-Dieu, Dep. du Doubs.
Aus dem Bulletin de la Société
d'Encouragement. N. 284. S. 56.
Mit Abbildungen auf Tab.
VIII.
Derosne's Kuͤchenofen oder Sparherd.
Hr. Pouillet beginnt den
Bericht, den er uͤber diesen Sparherd im Namen des Ausschusses der
oͤkonomischen Kuͤnste vor der Gesellschaft erstattet, mit der
Bemerkung, daß die alte Franche-Comté wegen ihrer Eisengußarbeiten von
jeher beruͤhmt war, und daß die drei Departements, aus welchen sie
gegenwaͤrtig besteht (DD. du Jura, du Doubs, de la haute Saone), 10
Hochoͤfen im Gange haben, die jaͤhrlich ungefaͤhr 8 Millionen
Pfund Gußeisenwaare liefern, wovon die Haͤlfte Raͤderwerke zu
verschiedenen Maschinen, die andere Haͤlfte Oefen und
Kuͤchengeraͤthe ist, das seit den aͤltesten Zeiten in den
oͤstlichen und suͤdlichen Departements von Frankreich und in der
ganzen Schweiz gewoͤhnlich gebraucht wird.
„Die Gefaͤße aus Gußeisen zum Hausgebrauche haben in den neuesten
Zeiten,“ sagt Hr. Pouillet, „wesentliche Verbesserungen erhalten, sie sind
jezt duͤnner und eleganter als ehemals; ihre Formen sind so mannigfaltig,
daß man sie beinahe zu jedem Geschaͤfte in der Kuͤche verwenden
kann; sie widerstehen dem Wechsel der Temperatur besser, nicht bloß, weil der
Guß an und fuͤr sich besser ist, sondern weil ihre Dike mehr
gleichfoͤrmig und zwekmaͤßiger berechnet ist. Diese Abstufung der
Dike ist eine Hauptsache beim Gusse, auf welche man unsere Eisengießer noch
aufmerksam machen muß.“
„Die Stubenoͤfen aus Gußeisen haben noch nicht jene Verbesserungen
erhalten, die der taͤglich hoͤher steigende Preis des
Brennmateriales nothwendig macht: sie bestehen meistens noch aus einem Herde,
der einen oder zwei Toͤpfe zum Kochen aufnimmt. Sie verbreiten zwar so
ziemlich gut die Waͤrme, reichen aber auch fuͤr die
spaͤrlichste Kuͤche kaum hin, so daß man im Ofen und auf dem
Herde, also doppelt Feuer brennen muß.“
„Der Koch- oder Kuͤchenofen oder Sparherd des Hrn. Derosne (fourneau-cuisine) ist nicht bloß eine gluͤkliche
Modification der gewoͤhnlichen Kochoͤfen, sondern er ist eine
wahre Erfindung in der Kunst Brennmaterial zu sparen und gehoͤrig
anzuwenden. Wir koͤnnen behaupten, daß dieser Ofen die strenge
Pruͤfung der Theorie in jeder Hinsicht aushaͤlt; und da bei solchen
Dingen die Theorie selbst sich leicht taͤuschen kann, so koͤnnen
wir hier beifuͤgen, daß dieser Ofen zugleich die noch schaͤrfere
Pruͤfung der Erfahrung, des Versuches, vollkommen gluͤklich
bestanden hat. Hr. Derosne
hat seit einem Jahre eine Menge solcher Oefen verkauft, und der taͤglich
haͤufiger werdende Gebrauch derselben verbuͤrgt die Guͤte
seiner Erfindung.“
„Dieser Kochofen, der auf Tafel VIII. von
verschiedenen Seiten dargestellt ist, besteht zuvoͤrderst aus drei Haupt
stuͤken: der Grundlage, A, dem
Gewoͤlbe, V, und dem Dekel oder Dache, B. Fig. 3. Die Grundlage
besteht aus zwei Theilen, wovon einer hervorragt, und zwei gewoͤhnliche
Feuerpfannen (rechauds), e,
ә, mit ihren Roͤsten und Regulatoren fuͤhrt (Fig. 2 und
4),
der andere aber zur Aufnahme des Daches, B, dient.
Dieses Dach hat oben zwei große Oeffnungen, O, O,
Fig.
2, auf welche die Kuͤchengeschirre, g,
g, Fig.
1, gestellt werden; dann zwei Seitenoͤffnungen (Fig. 3), die eine
rechts, welche mit einem Ofen, c, in Verbindung
steht; die andere links, in welche eine große Siedepfanne, b, paßt: eine dritte Oeffnung bildet vorne den Herd.
Der Ofen, c, und die Hoͤhlung fuͤr die
Siedepfanne bilden die Seitenwaͤnde des Herdes, und tragen das
Gewoͤlbe, V, Fig. 3 und 11,
welches zwei Loͤcher, i, i, hat, die mit den
oberen beiden Oeffnungen, O, O, des Daches
correspondiren. Die Platte des Herdes, gegen welche die Flamme schlaͤgt,
wird von der vierten Wand des Daches gebildet. Außen fuͤhrt sie eine
große Muschel, Q
Fig. 5,
vor welcher gebraten wird. Oben ist sie mit einer Oeffnung versehen, durch
welche die Producte der Verbrennung entweichen, und in einen horizontalen Canal
aus Gußeisen, k, gelangen, Fig. 2 und 4, die drei
Fuß lang ist, und an ihrem Ende eine Roͤhre fuͤhrt, durch welche
der Rauch aufsteigt. Der Herd hat einen Rost, m,
Fig.
3, auf welchem man Torf, Kohks oder Steinkohlen brennen kann. Zwischen dem
Gewoͤlbe und dem Dache sind einige sinnreich angebrachte Stuͤke,
um die Flamme um die Toͤpfe oder Gefaͤße, in welchen man kocht,
herumzufuͤhren. Alle Flaͤchen des Ofens sind also hier zum
Kuͤchendienste verwendet und dienen zugleich auch zur Erwaͤrmung
des Zimmers.“
„Die Siedepfanne, b, haͤlt 12–15
Liter Wasser, das immer siedend erhalten wird. Der Ofen, c, ist beinahe eben so groß; er hat, Fig. 8, eine
Daͤmpfpfanne. Auf den Oeffnungen, o, o, des
Daches koͤnnen nach und nach eine Menge von Geschirren aufgestellt
werden; naͤmlich zwei Toͤpfe, Fig. 9 und 10, die
zusammen mehr als 30 Liter halten; zwei Kasserole, Fig. 12 und 13, mit
Feldofendekeln; zwei sogenannte Klatschen (Gazettes)
Fig. 6
zur Aufnahme kupferner Schuͤsseln und eines Kastanienbraters. Auf dem
Canale, durch
welchen der Rauch auszieht, will Hr. Derosne noch ein Waͤrmstuͤbchen aus Blech
anbringen, mit zwei Stellen, um in demselben verschiedene Gegenstaͤnde zu
waͤrmen oder zu troknen.“
„Auf diesem Ofen laͤßt sich leicht eine vollstaͤndige
Mahlzeit fuͤr 12 bis 15 Personen kochen.“
„Die Schwere dieses Ofens betraͤgt an Gußeisen 400 Pfund; 75
Kilogramm fuͤr den eigentlichen Herd, und 125 Kilogramm fuͤr die
Toͤpfe und anderen Kuͤchengeraͤthe. Dieser Ofen kostet,
gepakt und frachtfrei bis Besançon, 125 Franken. (Da die beweglichen
Stuͤke nach Belieben weggenommen werden koͤnnen, so erhaͤlt
man fuͤr 70–80 Franken einen noch ziemlich vollstaͤndigen
Apparat.)
„Ohne etwas an der gluͤklichen Einrichtung dieses Sparherdes zu
verderben, koͤnnte man vielleicht noch ein paar Hizloͤcher an
demselben anbringen, durch welche kalte Luft von außen eingezogen, auf ihrem
Durchgange durch den Ofen erwaͤrmt, und dann warm in das Zimmer geleitet
werden koͤnnte.Es freut uns, unsere so oft (wie es scheint in Deutschland vergebens) im
polytechnischen Journal empfohlene Heizvorrichtung von Hrn. Pouillet beachtet und
neuerdings empfohlen zu sehen. A. d. Ueb. Dadurch wuͤrde der Zug beguͤnstigt, und die Luft, die
oͤfters erneuert wird, gesuͤnder werden.“
„Der Preis des Brennmateriales, zumal des Holzes, ist bei uns seit zwanzig
Jahren um mehr als um das Zehnfache gestiegen, weil unsere Industrie (seit
Napoleon) sich um eben so viel vervielfaͤltigt hat. Allein wenn der
Nationalreichthum sich auf einer Seite vermehrt, wenn die Eisenerzeugung, die
unsere Waͤlder verschlingt, uns bereichert, so sollen unsere
Mitbuͤrger darob nicht im Winter frieren; wenn die zunehmende Industrie
dem Volke das Brennmaterial vertheuert, so ist es erste Bedingung des
allgemeinen Wohles, daß sie uns nicht Luxuswaaren, sondern vor allem
Beduͤrfnisse als Ersaz liefert, und ein wohlfeiler und guter Sparherd ist
das erste Beduͤrfniß in einem jeden Lande.“
Und in demjenigen Lande am meisten, dessen reiner
Activhandel vorzuͤglich in rohem Holze, Brennholze, und Bauholze,
besteht, und das bei seinen Cultur- und Industrieanstalten nie eine
solche Industrie erhalten wird und erhalten kann, daß es auch nur seine
ersten Industriebeduͤrfnisse selbst erzeugen koͤnnte. –
Hr. Steudel hat in dem
so trefflich verwalteten Wuͤrtemberg zuerst die Aufmerksamkeit seiner
Landsleute auf Sparoͤfen gelenkt. Er wird vielleicht Derosne's Oefen
benuͤzen, und fuͤr die deutsche Kochkunst anwendbar machen
koͤnnen. A. d. Ueb.
Erklaͤrung der Figuren.
Fig. 1.
Koch- oder Sparofen aus Gußeisen, nach Derosne's Bauart im Aufrisse von der
Vorderseite.
Fig. 2.
Derselbe im Grundrisse.
Fig. 3.
Derselbe im senkrechten Durchschnitte nach der Linie, A,
B, des Grundrisses.
Fig. 4. Aufriß
des Ofens von der Seite.
Fig. 5. Detto
von der Ruͤkseite.
Fig. 6. Eine
Art sogenannter Klatschen (gazettes) zur Aufnahme
kupferner Schuͤsseln.
Fig. 7.
Wechselreife auf die Oefen aufzusezen.
Fig. 8.
Daͤmpfpfannen mit Dekeln und Haken zum Herausnehmen derselben.
Fig. 9. Großer
Topf.
Fig. 10.
Kleiner Topf.
Fig. 11.
Gewoͤlbe des Ofens.
Fig.
12–13. Casserole mit Henkeln von verschiedener Groͤße.
A, Grundlage des Ofens; V,
Gewoͤlbe; B, Dach.
a, Koͤrper des Ofens; b, Siedepfanne fuͤr heißes Wasser; d,
Thuͤre vor dem Herde; e, e, Oefen mit
Roͤsten vor dem Herde; f, Hahn fuͤr das
heiße Wasser; g, g, große Toͤpfe; h, Ofenthuͤre; i, i,
Oeffnungen in dem Gewoͤlbe, V: k, horizontaler
Canal zum Abfuͤhren des Rauches; l,
Muͤndung der Roͤhre zur Ausfuͤhrung des Rauches; m, Rost des Herdes; n,
Pfropfen, der den Canal, k, schließt, und den man
herauszieht, wann man ihn reinigen will; o, o,
Oeffnungen am Dache des Ofens, in welche die Toͤpfe kommen; p, p, Thuͤrchen, welche die Muschel schließen;
Q, Muschel zum braten: q,
q, Leisten, welche von den Thuͤren auslaufen und auf welche man die
Gefaͤße stellt, die man warm erhalten will; s,
Herd.