Titel: Verbesserungen in Zubereitung der Erze und anderer Körper, welche Metalle enthalten, und in Gewinnung der Metalle aus denselben, worauf Aristid Franklin Mornay, Esqu. zu Ashburton House, Putney Heath, in der Grafschaft Surrey, sich in Folge einiger Mittheilungen eines Fremden am 27. März 1827 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. LIX., S. 205
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LIX. Verbesserungen in Zubereitung der Erze und anderer Koͤrper, welche Metalle enthalten, und in Gewinnung der Metalle aus denselben, worauf Aristid Franklin Mornay, Esqu. zu Ashburton House, Putney Heath, in der Grafschaft Surrey, sich in Folge einiger Mittheilungen eines FremdenUnsere Leser werden sich wundern, wie man auf diese an allen saͤchsischen, ungarischen und siebenbirgischen Bergwerken laͤngst bekannten Waschherde, die an vielen derselben noch mannigfaltige Verbesserungen erhielten, in England sich ein Patent kann geben lassen; in England, wo die Eisen-Erzeugung allein jaͤhrlich uͤber 60 Millionen Gulden schweren Geldes, und Kupfer, Zinn und Blei beinahe die Haͤlfte dieses Ertrages betraͤgt; in England, wo doch vielleicht der dritte Theil der Bevoͤlkerung noch rein saͤchsischer Abkunft ist; wo eine deutsche Dynastie auf dem Throne sizt, die aus der Naͤhe des deutschen Harzes kam. Daß Sachsen seit den aͤltesten Zeiten die groͤßten Meister im Bergbaue und in Huͤttenwesen waren, dieß beurkunden nicht bloß die herrlichen Bergwerke Sachsens, sondern auch die Bergwerke Ungarns und Siebenbirgens (wohin man die Sachsen ihres Bergbaues wegen zu rufen weise genug war und wo noch jezt (in Siebenbirgen) die Sachsen-Stuͤhle sind und vielleicht das reinste Deutsch in Europa gesprochen wird und die hoͤchste Bildung unter der unteren Classe sich findet), die Bergwerke Polens, in welchen des unsterblichen Luther Bruder den Bergbau leitete; die Bergwerke der Tuͤrken selbst in Bosnien und Serbien und am Balkan. Die Spanier scheinen zuerst in unseren Zeiten den Verdiensten der Sachsen volle Gerechtigkeit gethan zu haben, nicht bloß dadurch, daß sie ihren d'Elhuyar nach Freyberg schikten, und ihn dort lernen ließen, sondern auch dadurch, daß sie Sachsen fuͤr Mexico zu werben suchten, die aber, die heiligste Inquisition mit vollem Rechte fuͤrchtend, lieber ihre Butter unter Dr. Luthers Erde, als Cacao auf den Leichenaͤkern der armen Inder aßen. Es scheint beinahe unbegreiflich, daß England erst in den neuesten Zeiten die Sachsen in bergmaͤnnischer Hinsicht wuͤrdigen lernte, und es erklaͤrt sich bloß dadurch, daß der englische Gewerbsmann beinahe nie reist, und außer seiner Insel beinahe nichts von der lieben Welt weiß. Die reisenden Englaͤnder, deren wir so viele auf dem festen Lande sehen, sind entweder reiche Adelige oder Guͤter-Besizer oder Sine-Curisten, oder Leute, die in England unter Sequester stehen, und, wie Yorick sagte, „wegen der Auszehrung ihres Beutels“ reisen. Ein Englaͤnder, der jaͤhrlich 6000 fl. Einkommen hat, lebt in England (wo der bloße Faͤhnrich jaͤhrlich 96 Pf. Sterl. (1152 fl.) Gehalt bekommen muß, um damit schlechter leben zu koͤnnen, als ein Junker bei uns) mit dieser Summe schlechter, als bei uns ein Oberschreiber, waͤhrend er, im suͤdlichen Deutschland wenigstens, mit dieser Summe wie ein Minister in manchem Lande leben kann. Diese Reisenden reisen nicht fuͤr Kuͤnste und Gewerbe; hoͤchstens fuͤr schoͤne Kuͤnste und Curiositaͤten; sie bringen nichts von deutscher Kunst auf ihre Insel zuruͤk. Auf den beiden Universitaͤten Englands, Oxford und Cambrigde, ist seit mehr denn einem Jahrhunderte, fuͤr Kuͤnste und Gewerbe nichts geschehen. So fleißig Philologie und Theologie daselbst getrieben wird, so sehr wird Physik, Chemie, und vorzuͤglich Mineralogie und Botanik vernachlaͤssigt. Es waren zwei Kaufleute, die HHrn. Sherard, die die Lehrkanzel fuͤr Botanik zu Oxford stifteten, und dieselbe mit einem Deutschen, dem unsterblichen Dillen aus Gießen, besezten. Zu Cambridge vernachlaͤssigte man Botanik so sehr, daß man dem Hrn. Praͤsidenten der Linnean Society, dem Besizer des Linne'schen Herbariums, dem Ritter Jak. Ed. Smith nicht ein Mal erlaubte unentgeldliche Vorlesungen uͤber Pflanzenkunde zu halten, obschon seit 20 Jahren keine Botanik daselbst gelesen wurde, und die schlechteste Universitaͤt in Deutschland hat einen besseren botanischen Garten, als der zu Oxford jezt ist, wenigstens vor 4 Jahren gewesen ist. Wie sehr Mineralogie und vorzuͤglich Berg- und Huͤttenkunde in England vernachlaͤssigt wurde, wo man einst die Straßen London's mit Galmey pflasterte, haben wir nur zu oft schon Gelegenheit gehabt aus englischen Blaͤttern in den unsrigen zu beweisen. Es war einem Deutschen, unserem hochverdienten Landsmanne, Hrn. Koͤnig, aufbehalten, das Chaos und den Augias-Stall des so hoch gepriesenen Brittish-Museum in jene herrliche Sammlung umzuwandeln, die man jezt erst, durch seinen Geist und seinen Fleiß, bewundern gelernt hat. Es ist unser deutsche Landsmann, Haidinger, (wahrscheinlich ein Verwandter, vielleicht ein Sohn des zu fruͤhe fuͤr die Wissenschaft verstorbenen, vortrefflichen Wiener Mineralogen, Haidinger) dem wir die richtige Bestimmung so vieler alter und die Entdekung mehrerer neuerer englischen Fossilien zu danken haben. Bei dem gegenwaͤrtigen Zustande des Berg- und Huͤtten-Wesens in England (mit Ausnahme der Eisenhuͤtten-Kunde) kann jeder erfahrne und gebildete deutsche Bergmann auf der großen Insel, genannt England, auf gute Ausbeute, auf ein gesegnetes Gluͤkauf rechnen. Die Halden werden dort Goldbergwerke fuͤr ihn seyn. A. d. U. am 27. Maͤrz 1827 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem Repertory of Patent-Inventions. November 1828. S 260. Mornay, Verbesserungen in Zubereitung der Erze und anderer Koͤrper. Meine Verbesserungen in Zubereitung der Erze und im Ausschmelzen der Metalle aus denselben bestehen in Folgendem. I. Zubereitung zum Schmelzen. Ich mache die Tafel, auf welcher die Erze und die Koͤrper, welche Metalle enthalten, gewaschen oder concentrirt werden, und die gegenwaͤrtig bei uns feststeht, beweglich, so daß sie abwechselnd nach der Richtung ihrer Laͤnge hin und her geruͤttelt wird, wo dann durch diese Bewegung und durch die des auffließenden Wassers, ohne alle jezt noch gebraͤuchliche Nachhuͤlfe der Haͤnde, diejenigen Theile der Erze, welche Metall enthalten, sich nach ihren verschiedenen Schweren abscheiden, und das Metall dann aus denselben ausgeschmolzen werden kann. Diese abwechselnde Bewegung der Tafel kann durch Anwendung irgend einer zwekmaͤßigen Triebkraft, entweder eines Wasserrades, einer Dampfmaschine, oder irgend einer anderen Kraft erzeugt werden. Die Beschreibung einer solchen Tafel (eines solchen Waschherdes) und der Vorrichtung zur Bewegung derselben ist uͤberfluͤssig, da jeder Muͤhlen-Baumeister oder Sachverstaͤndige dieselbe verfertigen und anbringen kann. Eine Methode, die Tafel auf obige Weise hin und her zu bewegen, will ich jedoch zur groͤßeren Deutlichkeit hier beschreiben, ohne mich auf dieselbe und auf die hierbei angegebenen Maße zu beschraͤnken: ich will hier bloß als Beispiel meine Beschreibung aufgefuͤhrt haben. Eine, fuͤr die meisten Erze hinlaͤnglich große, Tafel (Waschtisch, Waschherd), ist ungefaͤhr 16 Fuß lang und 5 Fuß 6 Zoll breit. Sie besteht aus glatt gehobelten Brettern von weichem Holze, die quer auf einem hoͤlzernen Rahmen aufgenagelt sind, der in einem anderen hoͤlzernen Gestelle aufgehaͤngt ist, welches aus vier senkrechten Pfosten von ungefaͤhr 8 Fuß Hoͤhe besteht, die gehoͤrig in der Erde befestigt sind, und durch Querbalken in ihrer Lage erhalten und gehoͤrig unter einander verbunden werden. Dieses Gestell muß gerade weit genug seyn, um der Tafel freie Bewegung zu gestatten. Die Tafel haͤngt in vier Ketten oder Stangen, die an den vier Eken derselben angebracht sind, wie das Sieb in einer Senfmuͤhle. Die zwei Ketten an dem oberen Ende (an dem Haupte) der Tafel sind an den senkrechten Pfosten des aͤußeren Gestelles befestigt, und halten dadurch dieses Ende der Tafel immer in derselben Hoͤhe, d.h., einige Zoll unter der Kante der schiefen Flaͤche, uͤber welche das zu waschende Erz und das Wasser auf die Tafel gelangt. Die zwei Ketten oder Stangen an dem unteren Ende der Tafel sind aber an einem horizontalen Balken befestigt, der sich in Furchen an den beiden senkrechten Pfosten des aͤußeren Gestelles an dem unteren Ende der Tafel auf und nieder bewegt, und mittelst eines Hebels auf und nieder gehoben wird, an welchem er befestigt ist: der andere Arm dieses Hebels reicht bis an das obere Ende der Tafel. Der Mittelpunkt der Bewegung dieses Hebels befindet sich auf einem Balken, der an dem aͤußeren Gestelle befestigt ist, und der Arm, an welchem die Tafel haͤngt, ist ungefaͤhr Einen Fuß lang. Diese einfache Vorrichtung erlaubt den Neigungs-Winkel, welchen die Tafel als schiefe Flaͤche bildet, nach Belieben abzuwechseln: ein Umstand von der hoͤchsten Wichtigkeit, indem man die Tafel auf diese Weise ohne allen Zeitverlust und mit geringer Muͤhe auf das Genaueste nach jener Neigung stellen kann, die das Erz seiner Natur nach fordert. Dieser Neigungs-Winkel haͤngt offenbar von der verschiedenen specifischen Schwere der verschiedenen Bestandtheile des Erzes ab, welches gewaschen werden soll. Der Arbeiter kann diese Neigung sehr leicht bestimmen, wenn er den Hebel so lang hebt oder senkt, bis er jenen Punkt erreicht, wo sich die verschiedenen Theile des zu waschenden Erzes am leichtesten und vollkommensten von einander scheiden. Unter der Kante des unteren Endes des Tisches ist ein Trog zur Aufnahme des Wassers angebracht, das bestaͤndig uͤber die Tafel hinfließt, und in welchem der von dem Wasser fortgeschlaͤmmte Stoff zum Theile sich absezt. Wenn der Trog voll ist, so laͤuft er uͤber, und die in dem Wasser noch immer enthaltenen Theile werden endlich in Canaͤlen und Behaͤltern abgesezt, die zu diesem Ende eigens vorgerichtet sind, und die, je nachdem die nuzbaren Theile sich leichter oder schwerer von dem tauben Stoffe scheiden, groͤßer oder kleiner seyn muͤssen. Ungefaͤhr drei Fuß von dem unteren Ende der Tafel laͤuft ein ungefaͤhr zwei Zoll weiter Schnitt quer uͤber dieselbe und durch die Bretter. Waͤhrend die Tafel in Arbeit steht, wird dieser Schnitt mit einem Holzstreifen ausgefuͤllt, und mit einem ledernen Lappen bedekt, der laͤngs seiner Kante an dem Brette uͤber diesem Schnitte angenagelt ist. Wenn die Arbeit vollendet ist, wird der Holzstreifen herausgenommen, der lederne Lappen in den Schnitt hinabgestreift, so daß er in denselben hinabhaͤngt, und das gewaschene Erz auf der Tafel durch diesen Schnitt oder Spalt in einen unter demselben angebrachten Trog hinabgekehrt. Diese Tafel wird mittelst eines Balkens in Bewegung gesezt, der horizontal an dem Haupte derselben und in einer Linie mit ihr in einer solchen Lage angebracht ist, daß, wenn er mittelst einer Kurbel oder durch eine andere Verbindungs-Vorrichtung mit der Triebkraft vorwaͤrts bewegt wird, die Tafel in der Richtung von oben nach abwaͤrts, (von ihrem Haupte nach ihrem unteren Ende) vorwaͤrts gestoßen wird, und daß diese, indem er von derselben Kraft wieder schneller zuruͤkgezogen wird, als die Tafel sich zuruͤkzuschwingen vermag, bei ihrer Ruͤkkehr gegen das Ende dieses Balkens in dem Augenblike anstoͤßt, wo dieser dieselbe wieder vorwaͤrts treibt. Dieser, bei jeder abwechselnden Bewegung wiederholte, Stoß des Balkens erzeugt die beabsichtigte Wirkung, naͤmlich die Scheidung der verschiedenen Erze nach ihrer verschiedenen specifischen Schwere. Diese bewegliche Tafel wird auf dieselbe Weise mit dem gepochten Erze versehen, wie unsere jezt gebraͤuchliche feststehende Wasch-Tafel, und das Wasser wird auf dieselbe Weise uͤber leztere hingeleitet. II. Verbesserungen beim Schmelzen. Diese bestehen in der Anwendung eines Ofens mit einem Geblaͤse (blast furnace)Nach der Beschreibung ist es ein Stichofen.A. d. U. statt des gewoͤhnlichen Reverberir- oder Wind-Ofens. Dieser Ofen wird auf folgende Weise gebaut und benuͤzt. Die innere Form des Ofens ist ein vierseitiges Prisma von zwoͤlf Fuß Hoͤhe, drei Fuß Weite im Ruͤken und drei Fuß Tiefe von vorne nach ruͤkwaͤrts: vorne ist er ungefaͤhr zwei Fuß acht Zoll weit. Er ist an der Hinterwand wie an den Seiten in der Dike von 14 bis 20 Zoll mit feuerfesten Ziegeln ausgefuͤttert, die in Lehmen eingesezt sind. Das Mauerwerk kann, außer der Fuͤtterung, an den Seiten und an der Hinterwand ungefaͤhr drei Fuß in der Dike halten und von irgend einer beliebigen Form seyn; ich ziehe jedoch eine vierekige Basis an denselben vor, und baue diese Oefen gewoͤhnlich gepaart, d.h., ich vereinige zwei Seitenwaͤnde in eine, und lasse an jedem Ofenpaare außen einen freien Gang, damit die Arbeiter bequem vorne und ruͤkwaͤrts zu dem Ofen gelangen koͤnnen. Ueber beiden Oefen bringe ich einen weiten pyramidenfoͤrmigen Schornstein an, der ungefaͤhr zehn oder zwoͤlf Fuß uͤber das obere Ende des Ofens empor ragt. An einer Seite des Schornsteines, vorne oder an der Hinterseite des Ofens, sind gewoͤlbte Thoͤrchen, durch welche die Erze, das Brenn-Material, der Zuschlag oder Fluß in den Ofen gebracht werden. In einer Hoͤhe von ungefaͤhr zwei Fuß sechs Zoll unter dem oberen Ende dieser Oefen, auf derselben Seite, wo die Thoͤrchen sich befinden, ist horizontal eine flache starke Buͤhne angebracht, auf welche die Erze gelegt werden, und von welcher sie in den Ofen geworfen werden, wenn derselbe im Gange ist. Das Vordertheil des Ofens wird, bei der ersten Erbauung desselben, offen gelassen, und spaͤter mit feuerfesten Ziegeln in der Dike eines solchen Ziegels, d.i., vier Zoll dik ausgefuͤttert. Diese Fuͤtterung ruht auf einer breiten eisernen Stange, die quer uͤber das offene Vordertheil laͤuft und ungefaͤhr vier Fuß hoch von dem Boden steht; zulezt wird auch der Theil unter der Stange gleichfalls mit feuerfesten Ziegeln ausgefuͤttert, wenn der Ofen auf dem Punkte ist gebraucht zu werden. Das Vordertheil wird auf diese Weise durch die eiserne Stange in zwei Theile getheilt, damit die untere Abtheilung herausgenommen und ausgebessert werden kann, so oft es waͤhrend der Arbeit noͤthig ist, entweder um denselben von den Schlaken zu reinigen, die sich gebildet haben koͤnnen, oder zu was immer fuͤr einem anderen Zweke, ohne daß die obere Abtheilung dadurch litte. Das Geblaͤse ist an dem hinteren Theile des Ofens angebracht mittelst einer Roͤhre oder zwei Roͤhren. Wo die Roͤhren eintreten, ist ein Bogen angebracht in der Ruͤkwand, um sie daselbst verduͤnnen zu koͤnnen. Vorne an dem Ofen, und in unmittelbarer Beruͤhrung mit der Vorderseite, ist ein Herd aus Lehmen und Asche, oder aus kleinen Kohks und Holzkohlen angebracht, der ungefaͤhr neun Zoll in der Tiefe, aber die ganze Weite des Ofens haͤlt und zwei oder drei Fuß breit ist. Dieser Herd wird an seinen Kanten durch drei senkrecht stehende eiserne oder steinerne Platten gestuͤzt. Von der inneren Kante dieses Herdes an steigt der Boden des Ofens (die Sohle) von vorne nach ruͤkwaͤrts schief in die Hoͤhe, und zwar unter einem Winkel von 15 bis 20 Graden: dieser Boden wird, wie der Herd selbst, aus Lehmen und Asche, fest zusammen gestampft, erbaut, und kann auch, wie die Sohle der Eisen-Oefen, mit feuerfesten Steinen gepflastert werden. Die Roͤhren des Geblaͤses stehen ungefaͤhr 20 Zoll uͤber der hoͤchsten Kante des Bodens oder der Sohle an der Ruͤkwand des Ofens. Unter der Erde, in den Grundfesten des Ofens, sind zwei oder mehrere Canaͤle angebracht, damit der Dampf, der sich in denselben durch die Hize des Feuers erzeugt, in die atmosphaͤrische Luft entweichen kann: ohne diese Canaͤle koͤnnte der Ofen einstuͤrzen, oder in die Luft gesprengt werden. An dem untersten Theile der duͤnnen Vorderwand des Ofens, in gleicher Hoͤhe mit der oberen Oberflaͤche des Herdes, sind, beinahe in der Mitte der Weite des Ofens, zwei Loͤcher offen gelassen, die sehr nahe an einander stehen, ganz durch die Vorderwand dringen, und wovon jedes ungefaͤhr drei Zoll weit und vier Zoll hoch ist. Wenn nun der Ofen in Gang gebracht werden soll, werden diese beiden Loͤcher mit Lehmen verstopft und ein Beken (oder mehrere) von Einem Fuß im Durchmesser wird in dem Herde ausgehoͤhlt. Rechts und links von den beiden Loͤchern werden Kohks und angezuͤndete Spaͤne und Holz in den Ofen geworfen, und es wird sacht zugeblasen, damit der Ofen sich nach und nach erwaͤrmt. Wenn dann, z.B., Kupfererz geschmolzen werden soll, wird ein Theil desselben, z.B. ein halber Centner, in rohem Zustande, d.h., ungeroͤstet, von oben auf die entzuͤndeten Kohks herein gestuͤrzt, und unmittelbar darauf werden Kohks, und selbst etwas rohe Kohle, bloß der Ersparung wegen, nachgeschuͤttet; dann wird wieder Erz und hierauf wieder Kohle lagenweise nach einander nachgefuͤllt, bis der Ofen endlich bis oben voll wird. Waͤhrend dieser Zeit wird ein Theil des Erzes geschmolzen seyn, und eines der obigen Loͤcher wird nun geoͤffnet, wo dann das geschmolzene Metall bei demselben ausfließen wird, und in einem der Beken des Herdes aufgenommen werden kann. Die geschmolzene Masse besteht aus Schlaken und Metall (wie man in England sagt), oder aus Stein, wie man in Deutschland sagt (?), und besteht vorzuͤglich aus Kupfer, Schwefel und etwas Eisen. Dieser Stein wird nun in dem Beken abgesezt, und die Schlaken fließen in einen Canal uͤber, aus welchem dir Arbeiter dieselben wegschafft, so wie sie sich ansezen. Ein Ofen von der oben beschriebenen Hoͤhe (und man kann ihn noch weit hoͤher bauen, wenn man Erze hat, die viel Schwefel enthalten) faßt immer eine bedeutende Menge Erzes uͤber dem Geblaͤse oder uͤber dem Schmelzpunkte, wo sie einer hinlaͤnglichen Hize ausgesezt sind, um sich entschwefeln zu koͤnnen, so daß es gar keiner Roͤstung oder keines Calcinirens bedarf. Die Menge des nothwendigen Feuer-Materiales wird durch die Laͤnge der dunklen oder schwarzen Nase angezeigt, wie die Deutschen sagen (?), die sich unmittelbar vor dem Geblaͤse bildet. Diese dunkle Nase muß in einem Ofen obiger Groͤße immer ungefaͤhr acht Zoll lang seyn. Wenn zu viel Feuer-Material nachgeschuͤttet wurde, wird sie kuͤrzer seyn, und umgekehrt. Man muß auch bemerken, daß, wenn das Geblaͤse zu schwach ist, sich gar keine solche Nase bildet, oder daß, wenn sie sich bildet, sie wegschmelzen und verschwinden wird. Der Arbeiter muß bestaͤndig auf diese Nase Acht haben, und sich durch dieselbe bei seiner Arbeit leiten lassen. Sollten die im Ofen befindlichen Erze oder Materialien sehr strengfluͤssig seyn, so kann man den Fluß durch zugesezten Flußspath erleichtern und beschleunigen. Nachdem das Beken in dem Herde von dem Metalle oder Steine beinahe voll wurde, wird das Loch auf dieser Seite wieder geschlossen, und das andere Loch geoͤffnet, bei welchem man das geschmolzene Metall wieder in das andere Beken ausfließen laͤßt, waͤhrend das erste Beken ausgeleert wird. Dieses Ausleeren des Bekens geschieht auf folgende Weise. Die Schlaken, welche die Oberflaͤche bedeken, sezen sich bald durch Erkaͤltung, und werden mittelst einer eisernen Gabel am Ende einer Stange oder eines Griffes weggeschafft und zu einem Kuchen geformt. Das Metall, oder der Stein, sezt sich aber langsamer, obschon dieß an seiner Oberflaͤche in wenigen Minuten geschieht, und der Arbeiter nimmt das, was sich gesezt hat (erstarrt ist), nach und nach in duͤnnen Lagen oder Kuchen ebenso weg, wie er die Schlake wegschaffte. Diese Arbeit geht ununterbrochen Tag und Nacht fort; der Ofen wird ohne Unterlaß von oben nachgefuͤllt, und das geschmolzene Metall fließt in die Beken unten am Herde. Das Metall oder der Stein wird in der Folge geroͤstet, und auf die gewoͤhnliche Weise oder auf eine andere gar gemacht. Wenn Bleiglanz (Galena) geschmolzen werden soll, so verfahre ich auf dieselbe Weise, seze aber Gußeisen zu, um den Schwefel zu verschlingen, und zwar entweder gepocht in kleinen Stuͤken, oder gekoͤrnt (granulirt), indem man es aus dem Hochofen in Wasser laufen laͤßt, was die wohlfeilste Bereitungs-Art ist.