Titel: Ueber die Fabrikation des Saffians (Maroquins) von Hrn. Robiquet.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CVI., S. 365
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CVI. Ueber die Fabrikation des Saffians (Maroquins) von Hrn. Robiquet. (Aus dem Dictionnaire technologique Bd. XIII. S. 124.) Robiquet, uͤber die Fabrikation des Saffians. Der aͤchte Saffian ist ein gegerbtes und auf der Narbenseite gefaͤrbtes ZiegenfellUeber die Saffianbereitung sind bereits schon zwei schaͤzbare Abhandlungen im polytechnischen Journale geliefert worden, wovon die erste (uͤber die Zubereitung des rothen und gelben Saffians in Astrachan, von Professor Dr. Petri in Erfurt) im VII. Bd. S. 186. und die zweite (uͤber Gerberei, Lederzurichtung und Lederfaͤrbung, von Aikin) im XVIII. Bd. S. 346. enthalten ist.A. d. R.. Man bearbeitet auf diese Art auch die Schaffelle, welche man dann Schaffell-Saffian (mouton maroquiné) nennt. Der Name Maroquin (Marokkanisches Leder) scheint deßwegen in Gebrauch gekommen zu seyn, weil diese Kunst aus dem Koͤnigreiche Marokko nach Europa eingefuͤhrt wurde. In Frankreich wurde die Saffian-Fabrikation erst gegen die Mitte des achtzehnten Jahrhunderts ausgeuͤbt. Man behauptet, daß die erste Saffianfabrik in der Pariser Vorstadt Saint-Antoine von einem gewissen Garon errichtet wurde, und daß einige Jahre spaͤter (im J. 1749) ein anderer Fabrikant, Namens Barrois, eine zweite anlegte, welche durch Patentbriefe im Jahre 1765 unter die koͤniglichen Manufakturen aufgenommen wurde. Die ersten Nachrichten, welche man in Frankreich uͤber die Saffian-Fabrikation in der Levante erhielt, verdankt man Hrn. Granger, einem Chirurg der koͤnigl. Marine und trefflichen Beobachter, welcher in Auftrag des Ministers, Grafen von Maurepas, verschiedene Laͤnder bereiste und nach einander der Akademie mehrere außerordentlich schaͤzbare Berichte uͤber verschiedene Industriezweige und uͤber Naturgeschichte einsandte. Seine Beschreibung der Saffiangerberei, nach dem Verfahren, welches er in der Levante befolgen sah, ist vom J. 1735; Lalande hat sie im Detail auch in die Encyclopaͤdie aufgenommen. Seit dieser Zeit wurden in Frankreich mehrere Saffian-Fabriken errichtet; und besonders die des Hrn. Fauler, zu Choisy-le-Roi, welche durch ihre vorzuͤglicheren Produkte die wichtigste wurde und den meisten Ruf erhielt. Im Ganzen genommen ist diese Kunst fast noch auf derselben Stufe, auf welcher sie bei ihrem Ursprunge stand; man befolgt naͤmlich noch die von Granger beschriebenen und von Lalande bekannt gemachten Verfahrungsweisen. Doch hat man mehrere Operationen vereinfacht und einige mangelhafte Punkte vervollkommnet, so daß diese Kunst wirkliche Verbesserungen erhielt, die wir aber nicht wohl bekannt machen koͤnnen (qu'il nous est difficile de faire connaitre), weil sie die wahre Grundlage der Wohlfahrt dieser Manufakturen ausmachen, und weil man ihnen durch die Verbreitung derselben einen betraͤchtlichen Schaden zu Gunsten der Auslaͤnder zufuͤgen wuͤrdeDieß sind franzoͤsische Grundsaͤze.A. d. R.. Doch wollen wir einige dieser Verbesserungen anfuͤhren und nur diejenigen zuruͤkbehalten, welche die wesentliche Ursache des guten Erfolges unserer Manufakturen zu nahe beruͤhren, und ihnen den großen Vortheil gewaͤhren, billigere Preise festsezen und so allen Auslaͤndern die Concurrenz abschneiden zu koͤnnen. Die Haͤute, welche zur Bereitung des Saffians dienen, sind, wie wir schon bemerkt haben, die der Ziege und des Schafes. Erstere haben nicht nur mehr Geschmeidigkeit und mehr Glanz, sondern auch groͤßere Dauerhaftigkeit, aber dessen ungeachtet wendet man sie wegen ihres hoͤheren Preises ziemlich selten an. Die Pariser Fabrikanten beziehen die Ziegenfelle von verschiedenen Orten; unter den franzoͤsischen gibt man denjenigen den Vorzug, welche aus den alten Provinzen der Auvergne, aus Poitou und der Dauphiné kommen; man bezieht auch eine große Menge aus dem Auslande und namentlich aus der Schweiz, Savoien und Spanien; leztere sind besonders wegen ihrer Staͤrke und guten Beschaffenheit geschaͤzt, waͤhrend diejenigen aus Frankreich mehr wegen ihrer großen Feinheit gesucht sind. Bei allen diesen Eigenschaften muß der Saffiangerber eine große Auswahl treffen, und er ermangelt nicht, alle diejenigen Haͤute auszuschließen, welche einige Fehler zeigen, denn die geringsten unter ihnen werden nach dem Faͤrben, besonders dem Rothfaͤrben, sehr sichtbar. Es ist unmoͤglich, so sorgfaͤltig man auch bei dem Auslesen zu Werke gehen mag, Alles gewahr zu werden; die leichtesten Schrammen und die kleinsten Knoͤtchen sind hinreichend, die Haͤute so fehlerhaft zu machen, daß man sie zum Roth nicht anwenden kann, welches die delikateste Farbe und gerade diejenige ist, bei welcher man die groͤßte Vollkommenheit verlangt; auch ist der Fabrikant gezwungen, in dem Maße, als die Arbeit fortschreitet, die Haͤute neuerdings durchsehen zu lassen und sie nach der Farbe einzutheilen, naͤmlich die mangelhaftesten fuͤr dunkle Farben zu beseitigen und die schoͤnsten fuͤr helle Fachen, besonders fuͤr das Roth, wozu man sie oft in ganzen Stuͤken anwendet. Da die Ziegenhaͤute troken und behaart ankommen, so hat die erste Arbeit, welche man mit ihnen vornimmt, einzig zum Zwek, sie zu erweichen und ihre Poren zu oͤffnen, damit die zu den darauf folgenden Operationen erforderlichen Substanzen sie gehoͤrig durchdringen koͤnnen. Man erreicht diesen Zwek leicht durch ein bloßes Eintauchen der Haͤute in ein gefaultes Wasser, worin man sie mehr oder weniger lange verweilen laͤßt, je nach dem Grade der Austroknung, nach ihrer Dike, und auch nach der herrschenden Temperatur; denn in diesem ersten Bade erleiden sie eine Art Gaͤhrung, welche man ohne Gefahr nicht bis uͤber einen gewissen Grad treiben koͤnnte, weil sie sonst in eine anfangende Faͤulniß uͤbergehen wuͤrden, welche nothwendiger Weise ihre Beschaffenheit aͤndern muͤßte. In Hinsicht der Dauer des Verweilens, welches von zwei bis auf fuͤnf Tage verlaͤngert wird, kann man sich also bloß durch die Erfahrung leiten lassen. Wenn man glaubt, daß die Haͤute hinreichend erweicht sind, benuzt man diesen Zustand, um sie das erste Mal auf dem Schabebaum auszustreichen, um die Fett- oder Fleischstuͤke abzusondern, welche die Fleischer darauf zuruͤkgelassen haben, und um die Falten zu beseitigen, welche sich allenfalls waͤhrend des Austroknens gebildet haben. Nach dieser Zubereitung weicht man sie wieder in frischem Wasser zwoͤlf Stunden lang ein und druͤkt sie dann in dasselbe Wasser aus, welches man aufbewahrt, um eine andere Partie weichen zu lassen. Wenn die Haͤute gut abgetrieft sind, bringt man sie in die Aescher oder vierekigen Gruben, welche mit in mehr oder weniger Wasser aufgeweichtem Kalke gefuͤllt sind. Diese Gruben sind gewoͤhnlich aus Stein oder Holz verfertigt; sie haben ungefaͤhr 4 bis 5 Fuß Laͤnge auf 4 bis 5 Tiefe. Der Zwek dieses neuen Einweichens ist, die nezfoͤrmige Haut hinreichend auszudehnen, um die Haarwurzeln in Freiheit zu sezen und ihre leichte Ausziehung moͤglich zu machen. Hier sind, wie bei der vorhergehenden Operation einige Abaͤnderungen anzubringen, welche man sich nur durch die Erfahrung aneignen kann. So ist es nicht nur nicht gleichguͤltig, die Haͤute mehr oder weniger lange in dem Kalk zu lassen, sondern es ist auch oft noͤthig, seine Wirkung in bestimmte Grade einzutheilen und so lange Versuche anzustellen, bis man den vorgesezten Punkt genau erreicht hat; sonst wuͤrde der Kalk durch eine zu lange Einwirkung endlich einen nachtheiligen Einfluß ausuͤben; die Haut schwillt zu sehr auf, sie wird hohl (creux), wie die Saffiangerber sagen. Man sieht also, daß man, um sich gegen die aͤzende Einwirkung des Kalks sicher zu stellen, sowohl auf die groͤßere oder geringere Feinheit der Haͤute, welche man enthaaren will, als auch auf die Temperatur der Atmosphaͤre Ruͤksicht nehmen muß, denn es ist gewiß, daß die Arbeit um so mehr beschleunigt werden wird, je hoͤher die sie umgebende Temperatur ist. Um mit groͤßerer Sicherheit zu verfahren, enthaart man gewoͤhnlich mit alten Aeschern, deren Kalk durch seine lange Beruͤhrung mit der Luft zum Theil mit Kohlensaͤure verbunden, und dessen Wirkung dadurch sehr geschwaͤcht worden ist; hierauf nimmt man die Haͤute durch neue Aescher. Bei dieser Operation muß man ein richtiges Maß treffen, denn es ist sehr wesentlich, daß sie weder zu schnell noch zu langsam vor sich geht. Wenn der Aescher also zu stark ist, wovon man sich uͤberzeugt, wenn die Haͤute nach ein oder zwei Tage anhaltendem Einweichen schon staͤrk angegriffen sind, so muß man sie nothwendig in ein schwaͤcheres Bad bringen. Wenn man im Gegentheil bemerkt, daß selbst nach zwoͤlf bis fuͤnfzehn Tagen die Haare noch nicht von der Haut losweichen, so muß man in diesem Falle zu einem Bade seine Zuflucht nehmen, welches sie staͤrker angreifen kann. Auch muß man nicht nur waͤhrend der Dauer jedes Einweichens die Haͤute von Zeit zu Zeit umwenden, um dem Kalk Gelegenheit zu geben, sich zu erneuern und zwischen jede Oberflaͤche einzudringen, sondern es ist auch noͤthig, sie aus der Grube herauszunehmen, und sie wenigstens Ein Mal alle zwei Tage wieder hineinzubringen. Wenn man den gehoͤrigen Punkt erreicht hat, nimmt man die Haͤute sogleich heraus, um sie auf folgende Weise zu enthaaren. Man faͤngt an, nach einander jede dieser Haͤute auf einem Schabebaum auszubreiten und mittelst eines runden nicht schneidenden Messers, aͤhnlich demjenigen, dessen man sich in allen Gerbereien bedient, alle Haare abzustreifen; zu diesem Ende ist es hinreichend, dieses Messer in verschiedenen Richtungen, indem man einen schwachen Druk ausuͤbt, auf der ganzen Narben-Oberflaͤche herumzufuͤhren. Wenn diese Operation beendigt ist, schreitet man zur darauffolgenden, welche darin besteht, aus den Haͤuten den Kalk, welchen sie enthalten koͤnnen, wieder vollkommen herauszuschaffen, und da es zum sicheren Gelingen der ganzen Arbeit sehr wesentlich ist, daß dieser Kalk den Haͤuten vollkommen entzogen wird, so pflegte man ehemals die Haͤute sehr oft auszustreichen, und gerade dieses haͤufige Ausstreichen wurde außerordentlich kostspielig; heute zu Tage hat man dieses Verfahren sehr vereinfacht, ohne deßwegen die noͤthige Vollkommenheit zu beeintraͤchtigen. Man faͤngt damit an, die Haͤute, um sie zu spuͤlen, einen ganzen Tag lang in fließendes Wasser zu haͤngen. Ein dreimaliges Bearbeiten auf dem Schabebaum ist alsdann hinreichend, um sie vollkommen zu reinigen. Das erste nennt man die Abfleischung (écharnage), weil es zum Zwek hat, die kleinen Fleischtheilchen wegzunehmen, welche der Haut noch anhaͤngen koͤnnten. Diese Verrichtung ist sehr muͤhsam und erfordert eine große Geschiklichkeit, wenn die Fleischtheilchen recht rein weggenommen und dennoch die Haut nicht angegriffen werden soll. Zu dieser Zeit bearbeitet man sie auch auf ihrem Umfange, um alle Unregelmaͤßigkeiten davon zu entfernen. Das zweite Ausstreichen nimmt man auf der Narbenseite mittelst des Puzsteines (querce)Der Puzstein (querce) ist ein langer flacher Stein, von seinem und dichtem Gefuͤge, eine Art harter Schiefer, welcher ungefaͤhr zur Haͤlfte seiner Breite mit einem Querholz eingefaßt ist, dessen Enden 8 bis 10 Zoll auf jeder Seite daruͤber hinaus reichen und zugerundet sind, so daß sie als Griff dienen. Diese Art von Platte oder steinernem Messer hat eine, zugerundete Schneide.A. d. O. vor, um durch den schwachen Druk, welchen man ausuͤbt, die geringe Menge Kalk, welche darauf liegen bleiben koͤnnte, herauszutreiben; durch diese Manipulation macht man zugleich die Narbenseite geschmeidig. Endlich bringt man sie, um sie gut zu entwaͤssern, nochmals auf den Schabebaum und druͤkt sie mit dem runden nicht schneidenden Messer stark zusammen, um sie besser fuͤr das Kothbad (Kothbeize) vorzubereiten. Ehemals pflegte man die Haͤute zwischen jeder Behandlung auf dem Schabebaum, und diese waren damals sehr zahlreich, in Kuͤbeln mittelst hoͤlzerner Stampfer zu walken. Jezt begnuͤgt man sich, die Haͤute zwischen jedem Ausstreichen ungefaͤhr eine Viertelstunde lang in einer Tonne zu stoßen, welche senkrecht auf zwei Zapfen laͤuft und in ihrem Inneren mit einer großen Menge von Bolzen versehen ist, welche an ihrem Ende zugerundet sind. Man bringt die Haͤute in diese Tonne, sezt eine der Anzahl der Haͤute angemessene Menge Wasser zu und dreht dann die Tonne schnell mittelst einer an einem Getriebe angebrachten Kurbel um. Wir haben von den Nachtheilen gesprochen, welche der Kalk verursachen kann, wenn man ihn zu lange einwirken laͤßt oder sein Verhaͤltniß zu betraͤchtlich ist, und wir wollen hier nur noch beifuͤgen, daß es ohne Zweifel nur, um diesem zum Theil abzuhelfen geschieht, wenn mehrere Fabrikanten die Menge des Kalks verringern und sie durch eine entsprechende Menge Holzasche oder gewoͤhnliche Potasche ersezen, welche wahrscheinlich dieselben Vortheile gewaͤhren, ohne dieselben Nachtheile zu verursachen. Was diese Ansicht zu unterstuͤzen scheint, ist, daß einige Personen zu demselben Zwek die Anwendung des gefaulten Urins empfehlen, den sie als dieser Art von Arbeit unendlich guͤnstiger betrachten, wahrscheinlich wegen des Ammoniaks, welches er entwikelt. Hieraus moͤchte also hervorzugehen scheinen, daß die aufloͤslichsten und vielleicht die am wenigsten energischen Alkalien gerade deßwegen den Vorzug verdienen muͤssen, weil von ihrer Einwirkung, nachdem sie das Enthaaren bewirkt haben, keine Spur mehr zuruͤkbleibt und man sie leicht durch das geringste Auswaschen beseitigen kann; waͤhrend der Kalk, welcher an und fuͤr sich sehr wenig aufloͤslich ist und in dem Zustande von Vertheilung, worin man ihn anwendet, in die Poren eindringen, sich darin fest sezen, sich vielleicht mit der organischen Substanz verbinden kann – ihr neue Eigenschaften ertheilt. Gewiß ist, daß wenn man nicht alle moͤglichen Vorsichtsmaßregeln ergreift, um sogar die lezten Antheile von Kalk zu beseitigen, nicht nur die Haut hart bleibt, sondern die Gegenwart dieser alkalischen Erde gewisser Maßen auch den anzuwendenden Faͤrbestoffen als Beize dient und ihre Nuͤancen so sehr veraͤndert, daß sie ganz anders ausfallen, als sie ohne dessen Gegenwart seyn wuͤrden. Aus dem Vorhergehenden ersieht man also, wie wichtig es ist, daß der Kalk den Haͤuten ganz entzogen wird, und deßwegen sind ohne Zweifel so viele Operationen vor dem Faͤrben noͤthig, denn sonst wuͤrde man nicht einsehen, wozu das Kothbad nuͤzen soll, mit welcher Operation wir uns jezt beschaͤftigen wollen. In der von Lalande bekannt gemachten Beschreibung findet man, daß dieses dritte Bad, welchem man den Namen Kothbad gibt, nichts als in Wasser zur Consistenz eines klaren Breies aufgeweichter Hundekoth ist, und daß 25 bis 30 Pfund von diesem Koth auf acht Duzende von Haͤuten angewandt worden. Jener Schriftsteller behauptet, daß dieses Kothbad ihnen ihre Steifigkeit benimmt und sie zur Erschlaffung, zum Aufschwellen und zur Gaͤhrung geneigt macht; daß ferner diese Excremente die Haͤute durch die alkalischen Theile, welche sie enthalten, reinigen, indem leztere die Entfernung des Fettes, welches sie noch zuruͤkhalten, und welches sie verhindern wuͤrde, die Farbe anzunehmen, erleichtern. Wir wissen nicht, wie weit diese verschiedenen Behauptungen gegruͤndet sind; doch muͤssen wir sagen, daß es nicht sehr wahrscheinlich ist, daß die Haͤute nach der Operation des Enthaarens noch eine bemerkenswerthe Menge Fett zuruͤkhalten koͤnnen, denn der Kalk und das Kali, welche man in den Aeschern anwendet, muͤssen es nothwendig in eine aufloͤsliche oder unaufloͤsliche Seife verwandelt haben. Unserer Meinung nach muß man vielmehr annehmen, daß der wahre Nuzen dieses Bades in einer Art sauren Gaͤhrung liegt, welche der Faͤulniß vorangeht. Was dieses wahrscheinlich machen koͤnnte, ist, daß gegenwaͤrtig die meisten Saffianfabrikanten den Gebrauch dieser Excremente ganz aufgegeben haben und nur ein Kleienbad anwenden, dessen man sich ehemals auch bediente, aber erst nach dem erwaͤhnten Kothbade. Nun ist es ziemlich erwiesen, daß die Kleie nur eine gewisse Menge Saͤure hervorbringen kann, und wenn dem so ist, so ersieht man daraus leicht, daß dieses Bad hauptsaͤchlich dadurch auf die Haut wirken muß, daß es ihr vermittelst seiner Saͤure den noch uͤbrigen Kalk entzieht, welchen sie enthaͤlt. Man sieht auch leicht ein, daß diese Saͤure jenes Aufschwellen oder jene Erschlaffung hervorbringt, wovon Lalande spricht, und daß die Haut eben dadurch zum Gerben besser disponirt wird. Wie dem aber auch sey, so bringt man die enthaarten Haͤute, nachdem damit alle vorgeschriebenen Manipulationen vorgenommen und sie gut ausgewaschen worden sind, in das Kleienbad; darin laͤßt man sie eine Nacht und einen Tag lang und druͤkt sodann die Fluͤssigkeit auf dem Schabebaum aus; diejenigen, welche zum Rothfaͤrben bestimmt sind, naͤmlich die schoͤnsten, werden sodann unverzuͤglich gesalzen, damit man sie so lange aufbewahren kann, bis man sie faͤrben will. Ueber den lezten Punkt muͤssen wir bemerken, daß das Salz wahrscheinlich auch noch eine andere Wirkung hervorbringt, und nicht bloß als Erhaltungsmittel dient; denn es ist Thatsache, daß weiche thierische Substanzen, so oft man Salz damit in Beruͤhrung bringt, zuerst dadurch aufschwellen, worauf jedoch bald ein großer Theil von dem Wasser, welches sie verschlukt haben, herauslaͤuft, so daß sie sich zulezt zusammenziehen. Diese Wirkung ist besonders bei den Eingeweiden der Thiere sehr auffallend, wenn man diese salzt, um sie zu conserviren. Man sieht keinen Grund ein, warum es sich in Hinsicht der Haͤute anders verhalten sollte; ihr Gewebe muß sich also enger zusammenziehen; und weil das Salzen dem Faͤrben vorangeht, so ist es wahrscheinlich, daß es auch zum Zwek hat, dasselbe zu beguͤnstigen, indem es die Oberflaͤche dichter und glatter macht. Hieraus muß auch noch der Vortheil hervorgehen, daß die Haut, weil sie weniger poroͤs geworden ist, schwieriger von der Farbe durchdrungen und leztere also mehr gespart wird. Aus einem aͤhnlichen Grunde, naͤmlich um Farbe zu ersparen, pflegt man auch jede Haut zuzunaͤhen, indem man sie so zusammenschlaͤgt, daß die Narbenseite auswendig zu stehen kommt, so daß die Fleischseite keine Farbe annehmen kann. Ueber das Rothfaͤrben. Hieruͤber ist es besonders schwierig, genaue Vorschriften zu geben, weil jeder Fabrikant aus seiner Verfahrungsweise ein großes Geheimniß macht und fast alle etwas abweichende Methoden befolgen. Wenn wir aber auch uͤber dasjenige, was wir anfuͤhren wollen, keine große Buͤrgschaft geben koͤnnen, so werden wir doch die Sache so gut auseinanderzusezen suchen, daß jeder eitlen sichern Leitfaden hat und mittelst einiger Versuche dasjenige, was bei unserer Beschreibung allenfalls noch fehlen sollte, selbst auffinden kann. Die meisten Farbstoffe befestigen sich bekanntlich auf den verschiedenen zu faͤrbenden Oberflaͤchen nur durch Dazwischenkunft besonderer Koͤrper, welchen man den Namen Beizen gegeben hat, und diese Beizen sind nach dem Faͤrbestoffe, nach der Natur der zu faͤrbenden Substanz und auch nach der Nuͤance, welche man hervorbringen will, verschieden. Auch weiß man, daß die thierischen Substanzen sich im Allgemeinen leichter mit den Farbestoffen verbinden, als die vegetabilischen Gewebe. Wir wollen nun angeben, wie man die Ziegenhaͤute sowohl mit Kermesbeeren (Scharlachbeeren) als auch mit Stoklak und endlich auch mit Cochenille rothfaͤrben kann. Man hat sogar ganz neuerlich versichert, daß man auch mit Krapp schoͤnen rothen Saffian darstellen kann; aber ich weiß in dieser Beziehung nichts gewisses. Was den Kermes betrifft, so weiß Jedermann, daß man damit alle rothen Nuͤancen wie mit Cochenille hervorbringen kann; daß sie vielleicht wirklich weniger Glanz, aber gewiß viel mehr Soliditaͤt haben, und vor der Entdekung der Cochenille hatte man auch einzig und allein den Kermes zu diesem Zweke angewandt. Wenn man außerdem bedenkt, daß die Bewohner der Levante, welche uns die Saffianbereitung lehrten, jezt noch die Kappen, welche ihnen zur Kopfbedekung dienen, mit Kermes zu faͤrben pflegen, so wird es sehr wahrscheinlich, daß sie den Kermes auch fuͤr den Saffian anwandten. So viel ist indessen gewiß, daß man ihn jezt allenthalben durch die Cochenille ersezt hat, welche in der That wegen des glaͤnzenden Colorits, welches sie hervorbringt, wenn sie gehoͤrig gebeizt worden ist, den Vorzug verdient. Einige aͤltere Schriftsteller, und besonders Geoffroy, haben behauptet, daß die rothe Farbe des Saffians mit Koͤrnerlak (Samenlak) hervorgebracht wird; wir wissen nicht, woher sie diese Nachricht erhielten und wie viel Zutrauen sie verdient; aber wir zweifeln keinesweges, daß die Sache moͤglich ist, und bleiben uͤberzeugt, daß man fruͤher oder spaͤter die Cochenille zu diesem Zwek, wie zu den meisten anderen, durch Lak-dye ersezen wird, und wenn es bisher noch nicht gelang, so ist wahrscheinlich Mangel an Versuchen schuld daran; wenn aber aus irgend einer Ursache die Cochenille selten oder theuer wuͤrde, so wuͤrde man sich die Muͤhe nehmen, Versuche anzustellen und die Sache wuͤrde gelingen. In Erwartung dieser neuen Verbesserung wollen wir auf die gewoͤhnliche Methode zuruͤkgehen und dasjenige daruͤber sagen, was wir davon wissen. Vorausgesezt also, daß die zum Rothfaͤrben bestimmten Haͤute gut zubereitet, ganz von Kalk gereinigt und nicht gegerbt worden sind, so naͤht man jede besonders an ihrem Rande, Fleisch gegen Fleisch, zusammen und bringt sie dann in eine Zinnaufloͤsung, deren Oxyd sich zum Theil mit der Haut verbindet und dem Farbestoffe zur Beize dient. Nach Lalande muß der Alaun, naͤmlich die Alaunerde, als Beize angewandt werden und er schreibt vor 12 Pfund roͤmischen Alaun auf acht Duzend Haͤute zu verwenden. Man loͤst dieses Salz in ungefaͤhr 30 Pinten Wasser auf und taucht in diese Aufloͤsung, wenn sie noch lauwarm ist, nach einander die Haͤute; man laͤßt sie darin nur einige Augenblike verweilen, worauf man sie abtriefen laͤßt, ausringt und zulezt noch auf dem Schabebaum ausbreitet, um die Falten zu beseitigen. Nachdem die Haͤute nach der einen oder anderen dieser Methoden gebeizt worden sind, handelt es sich nur noch darum, sie zu faͤrben und zu diesem Ende muß man anfangen, das Faͤrbebad zu bereiten. Man verfaͤhrt hiebei folgender Maßen: man nimmt auf ein Duzend Haͤute ungefaͤhr 10 bis 12 Unzen zerstoßene Cochenille, je nach der Groͤße der Haͤute; die Cochenille weicht man in einer hinreichenden Menge Wasser auf, welchem man entweder ein wenig Alaun oder ein wenig Weinstein zusezt; man kocht das Ganze einige Minuten lang in einem kupfernen Kessel und seiht dann diesen Absud durch ein enges Haarsieb, oder besser noch feine Leinwand; man theilt sodann das Bad in zwei Portionen, um zwei Mal nach einander Farbe auftragen zu koͤnnen. Die erste Haͤlfte dieses Bades gießt man in eine Tonne, von beinahe aͤhnlicher Einrichtung wie die oben zum Waschen der Haͤute angefuͤhrte und bringt gewoͤhnlich acht oder zehn Duzend Haͤute auf ein Mal hinein; sie werden darin ungefaͤhr eine halbe Stunde lang geschlagen, worauf man das Bad wieder erneuert und sie zum zweiten Male noch eben so lange schlaͤgt. Nach dem Faͤrben druͤkt man sie aus und gerbt sie. Hier muͤssen wir bemerken, daß der Ruͤkstand von dem Faͤrbebade, obgleich er den Hauten nichts mehr oder doch nur sehr wenig abgeben kann, dennoch nicht an Faͤrbestoff erschoͤpft ist, sondern noch viel davon enthaͤlt, aber in einer solchen Verbindung, daß ihn die auf der Haut befestigte Beize nicht mehr so leicht an sich ziehen kann, und daß derjenige Theil, welcher sich noch daraus abscheiden wuͤrde, viel weniger Glanz haͤtte. Um von diesem ruͤkstaͤndigen Faͤrbestoff Vortheil zu ziehen, fuͤllen die Saffianbereiter das ihnen uͤbrig bleibende Bad mit salzsaurem Zinn oder Alaun in Ueberschuß und verkaufen den so erhaltenen Carmin-Lak noch feucht an die Fabrikanten gefaͤrbter Papiere, oder andere, welche ihn benuzen koͤnnen. Wir wollen nun wieder auf das Gerben zuruͤkkommen. Der Saffian wird, wenigstens in den Laͤndern, wo die Gallaͤpfel verhaͤltnißmaͤßig theurer sind, mit Sumach gegerbt und man gibt demjenigen den Vorzug, welchen man aus Sicilien erhaͤlt, weil er mehr Gerbestoff und weniger falben Farbestoff als die anderen enthaͤlt, was ein großer Vortheil ist, besonders fuͤr die zarten Farben. Man nimmt davon gewoͤhnlich 2 Pfund auf eine Haut von mittlerer Groͤße und 2 1/2 bis 3 Pfund fuͤr eine groͤßere Sorte. Zu dieser Operation bedient man sich einer großen Kufe aus weißem Holze von kegelfoͤrmiger Gestalt, welche auf acht bis zehn Duzend Haͤute in ihrem groͤßten Durchmesser ungefaͤhr 15 bis 18 Fuß auf 5 Fuß Tiefe haben muß. Man sieht die Nothwendigkeit dieser großen Dimensionen ein, wenn man weiß, daß die Haͤute darin wie Ballons ausgespannt sind und darin leicht muͤssen herumschwanken koͤnnen. Man fuͤllt diese Kufe bis auf vier Fuͤnftel ihrer Hoͤhe mit Sumachbruͤhe und nimmt dann die, Fleischseite auf Fleischseite, zusammengenaͤhten Haͤute und macht eine Oeffnung an einem ihrer Enden, um Sumach und Wasser hineinbringen zu koͤnnen. Man verschließt dann diese Oeffnung mittelst eines Bindfadens, und wenn alle Haͤute so hergerichtet sind, laͤßt man sie in der Kufe durch zwei Menschen vier Stunden lang schwanken. Nach Verlauf dieser Zeit nimmt man sie heraus und legt sie auf eine Art von Bruͤke, welche uͤber der Kufe angebracht ist, so daß das Wasser, welches davon abtropft, wieder in diese Kufe faͤllt. In Zeit von vier und zwanzig Stunden bringt man sie so zwei Mal hinein und nimmt sie zwei Mal wieder heraus. Wenn die Operation gut geleitet worden und der Sumach von guter Qualitaͤt ist, ist diese Zeit zur Beendigung des Gerbens hinreichend, und wenn es ein Mal beendigt ist, trennt man die Haͤute aus einander, ringt sie aus und walkt sie zwei Mal mit Stampfern; man preßt dann das Wasser auf einer Tafel vermittelst eines kupfernen Streichmessers (étire)Das Streichmesser (étire) ist eine kupferne Scheibe, deren Schneide wehr oder weniger zugerundet ist, im Uebrigen ist es eben so hergerichtet wie der Puzstein (querce).A. d. O. aus, und laͤßt sie endlich austroknen. Einige Fabrikanten pflegen ihr Roth noch zu schoͤnen, indem sie die halbtroknen Haͤute vermittelst eines feinen Schwammes mit einer Aufloͤsung von Carmin in Ammoniak uͤberstreichen; andere feuchten sie mit einem Safranabsud an, um ihnen eine mehr scharlachrothe Nuͤance zu geben. Die zu anderen Farben bestimmten Haͤute gerbt man auf eine etwas abweichende Art und die Verfahrungsweisen sind nach den Laͤndern verschieden. Zu Marseille zum Beispiel bringt man zehn Duzend Haͤute mit einer ihrer Anzahl entsprechenden Menge Wasser und Sumach in eine Kufe von ungefaͤhr 7 bis 8 Fuß Durchmesser, ebenfalls von weißem Holze; man laͤßt sie einen ganzen Tag lang durch vier Arbeiter, welche mit Schaufeln versehen sind, herumwenden; des Abends nimmt man sie heraus und legt sie auf Bretter uͤber die Kufe und wenn sich der Sumach gut abgesezt hat, legt man die Haͤute waͤhrend der Nacht in das klare Waͤsser. Diese Arbeit wird zwei oder drei Tage nach einander erneuert; man wendet sie aber nicht bestaͤndig um, und diese Zeit ist zum Gerben hinreichend. Zu Paris verrichtet man dieselbe Operation in einer Art von Muͤhlen; es sind horizontal liegende Tonnen, durch die ein Baum hindurchgeht, an welchem Fluͤgel angebracht sind und den ein Mensch mittelst einer außen befindlichen Kurbel in Bewegung sezt. In diese Muͤhlen bringt man die Haͤute und den zum Gerben erforderlichen Sumach mit dem Wasser, worauf man Alles eine hinreichende Zeit lang bewegt. Es gibt Fabrikanten, welche die Gallaͤpfel zum Gerben vorziehen und ihre Quantitaͤt so beschraͤnken, daß sie genoͤthigt sind, drei bis vier Wochen auf diese Operation zu verwenden; im Uebrigen befolgen sie das Marseiller Verfahren. Diese Methode befolgte man auch in der Levante. Es gibt verschiedene Sorten von Gallaͤpfeln; die besten erhalten wir aus Smyrna und Aleppo, aber zum Gerben des Saffians zieht man die unter dem Namen weiße Gallaͤpfel (galle blanche) bekannten vor, wahrscheinlich weil sie weniger Faͤrbestoff enthalten und eben deßwegen per Schoͤnheit des Roth am wenigsten nachtheilig seyn koͤnnen. Man wendet davon ungefaͤhr ein Pfund auf die Haut an. Behufs des Gerbens faͤngt man damit an, den dritten Theil der erforderlichen Quantitaͤt gestoßener und gesiebter Gallaͤpfel in frischem Wasser einzuweichen; man bewegt die Masse ein wenig, und waͤhrend man mit dem Umruͤhrten beschaͤftigt ist, wirft man die Haͤute hinein; nach Verlauf einer Stunde sezt man das andere DrittelIm Vordersaze sowohl als im Nachsaze des Originals heißt es wahrscheinlich aus Versehen „die Haͤlfte“ (moitié) an Statt „dritter Theil.“ der anzuwendenden Gallaͤpfel zu und den Rest nach Verlauf von zwei Stunden. Man bewegt diese Haͤute mit hoͤlzernen Schaufeln beinahe fuͤnfzehn Stunden lang ohne Unterbrechung; nachdem man sie die ganze Nacht uͤber darin hat verweilen lassen, nimmt man sie den anderen Morgen heraus und nachdem man sie einige Augenblike hat abtriefen lassen, waͤhrend welcher Zeit man das Bad stark umruͤhrt, schlaͤgt man sie neuerdings hinein, indem man sie gut ausbreitet und nach einem Verweilen von fuͤnfzehn bis zwanzig Stunden ist die Operation beendigt. Wenn die Haͤute gegerbt sind, reinigt man sie sehr sorgfaͤltig, damit nichts der Annahme der Faͤrbestoffe, womit man sie faͤrben will, im Wege steht. Man faͤngt naͤmlich damit an, sie gut abtropfen zu lassen, worauf man sie mit einem Stampfer in einem Troge walkt, dann auf den Schabebaum bringt und mit dem nicht schneidenden Messer auf der Fleischseite bearbeitet. Nach dieser ersten Bearbeitung walkt man sie neuerdings in lauwarmem Wasser und bearbeitet sie zum zweiten Male auf der Narbenseite mit dem Puzstein, um auch diese Oberflaͤche gut zu reinigen und sie zugleich geschmeidig zu machen. Wenn die Haͤute ein wenig hart sind, ist man gezwungen, sie noch zum dritten Male eben so zu behandeln, wie das zweite Mal. In dem Augenblike, wo man die Haͤute faͤrbt, walkt man sie nochmals in lauwarmem Wasser, indem man sie doppelt zusammenfaltet, die Narbenseite auswendig. Gewoͤhnlich faͤrbt man nur zwei auf Einmal. Bei den meisten Saffianbereitern faͤrbt man, das Roth ausgenommen, in langen und engen Troͤgen, in welche man das Faͤrbebad bringt; man taucht sie bei einer Temperatur hinein, welche so hoch ist, als sie der Arbeiter nur immer vertragen kann und laͤßt sie so lange darin, bis man die verlangte Nuͤance erhalten hat. Wenn man den Grad von Intensitaͤt, welchen man erhalten will, erreicht hat, nimmt man sie heraus und ringt sie aus; man traͤnkt sie sodann mit ein wenig Oehl, damit sie sich nicht an der Luft verhaͤrten und breitet sie unmittelbar an einem recht luftigen Trokenplaze aus, zu welchem jedoch die Sonne nicht durchdringen kann, denn sonst wuͤrden die Farben durch die Einwirkung des Lichts nuͤancirt werden. Da die anderen Farben außer dem Roth keine Schwierigkeit darbieten und die Haͤute das Pigment sehr leicht annehmen, so wollen wir uns darauf beschraͤnken, summarisch die Faͤrbestoffe anzugeben, welche zur Erzielung dieser oder jener Farbe angewandt werden. Das Schwarz bringt man auf dem Saffian vermittelst der Baͤrste hervor; man traͤnkt naͤmlich die ganze Oberflaͤche auf der Narbenseite mit einer Aufloͤsung von essigsaurem Eisen, welche man dadurch erhaͤlt, daß man gerostetes altes Eisen mit Bieressig digerirt. Das Blau faͤrbt man in der Indigkuͤpe; man loͤst naͤmlich den Indigo mittelst ebenderselben Substanzen auf, welche die Faͤrber anwenden; die meisten Saffianbereiter ziehen jedoch die mit Indigo, gruͤnem Vitriol und Kalk angesezte Kuͤpe vor. Man faͤrbt in der Kaͤlte und gibt eine groͤßere oder geringere Anzahl von Schichten, je nach der Nuͤance, welche man erhalten will. Fuͤr Violett und Purpurviolett (pensée) gibt man eine oder zwei Schichten Blau, welche man sodann dadurch schattirt, daß man die Haͤute in ein mehr oder weniger gesaͤttigtes Cochenillebad bringt, je nach der Nuͤance, welche man erhalten will. Das Gruͤn erhaͤlt man gewoͤhnlich dadurch, daß man die Haͤute zuerst durch ein mehr oder weniger schwaches Bad von Saͤchsischblau hindurch nimmt und dann eine Schichte Gelb darauf gibt, indem man die blau gefaͤrbten Haͤute in einem Absud von zerhakten Berberizenwurzeln einweicht, welche man mit ein wenig Alaun versezt, der ihm zur Beize dient. Denselben Absud wendet man auch zur Darstellung des gewoͤhnlichen Gelb an und man sieht wohl ein, daß man mit den angefuͤhrten Farben und einigen besonderen Beizmitteln viele andere zusammensezen kann, welche durch ihre Vereinigung in verschiedenen Verhaͤltnissen entstehen. Um zum Beispiel die Olivenfarben hervorzubringen, nimmt man die Haͤute zuerst durch eine sehr verduͤnnte Aufloͤsung von gruͤnem Vitriol (schwefelsaurem Eisen) und dann durch einen Absud von Berberizenwurzeln, welchen man je nach der gewuͤnschten Intensitaͤt mit mehr oder weniger Indigaufloͤsung versezt hat. Um die Nuͤancen Solitaire, La Vallière und andere zu erhalten, beizt man auch mit gruͤnem Vitriol und nimmt von da die Haͤute durch ein Bad fuͤr Gelb, wodurch man je nach dem gegenseitigen Verhaͤltnisse des Beizmittels zum Faͤrbestoffe mehr oder weniger dunkle Nuͤancen erhaͤlt. Die flohbraune Farbe erhaͤlt man mit einem Absud von Kampeschenholz; man muß davon zwei Schichten geben; das erste Bad muß man jedoch mit etwas Alaun versezen, aber das zweite wird ohne Alaun gegeben. Wenn man zum zweiten Bade an Statt des Kampeschenholzes Fernambuk anwendet, erzeugt man die Korinthenfarbe. Man kann alle grauen Nuͤancen mit Schwarz, Indigblau und Cochenilleroth darstellen, wenn man Alles in zwekmaͤßigen, jedoch immer sehr schwachen Verhaͤltnissen anwendet. Die Haͤute moͤgen aber wie immer gefaͤrbt worden seyn, so muß man sie sogleich nach dem Faͤrben ausdruͤken, oder was noch besser ist, auf einer Tafel vermittelst eines Streichmessers entwaͤssern, worauf man der Narbenseite mit einem Schwamme eine schwache Schichte Leinoͤl gibt, damit sie beim Appretiren leichter geglaͤttet werden koͤnnen und durch ein zu schnelles Troknen nicht erhaͤrten; hierauf laͤßt man sie troknen. Die lezte Arbeit, welche man mit den Haͤuten vornimmt, ist das Appretiren. Diese Operation wird je nach der Anwendung, wozu die Haͤute bestimmt sind, auf verschiedene Weise ausgefuͤhrt. Fuͤr Brieftaschen und Futteralmacherarbeit dehnt man sie auf der Fleischseite so gut als moͤglich aus, befeuchtet sie ein wenig und breitet sie dann auf einer Tafel mit einem Streichmesser aus, so daß sie recht eben werden; man troknet sie neuerdings, befeuchtet sie dann nochmals und laͤßt sie hierauf drei bis vier Mal und in verschiedenen Richtungen durch die (gestreifte metallene) Walze hindurchgehen, um sie zu krispeln und dadurch die Narben des Leders hervorzuheben. Die Haͤute, welche zur Futteralmacherarbeit, Sattlerarbeit, Buchbinderarbeit u.s.w. bestimmt sind, werden auf eine andere Art appretirt, weil sie mehr Weichheit besizen muͤssen. Wenn sie ausgedehnt worden sind, glaͤttet man sie in noch feuchtem Zustande und krispelt sie dann auf der Fleischseite mit dem Krispelholze; man glaͤttet sie zum zweiten Male, um den Glanz wieder herzustellen, welcher durch das Krispeln verloren ging, und endlich laͤßt man die Narben wieder erscheinen, indem man die Haut auf der Fleischseite sehr schwach mit dem sogenannten Pantoffelholz (einem Krispelholz aus weißem Holze, welches mit Korkholz belegt ist) reibt.