Titel: Ueber die Bereitung der hydraulischen Cemente.
Fundstelle: Band 31, Jahrgang 1829, Nr. CXXIV., S. 433
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CXXIV. Ueber die Bereitung der hydraulischen Cemente. Ueber die Bereitung der hydraulischen Cemente. Der Bulletin des Sciences technolog. Nov. 1828, enthaͤlt S. 342 einen Auszug aus der Abhandlung des Hrn. Pasch im VIII. Bd. der Annalen des schwedischen Eisen-Comptoirs (Jahrgang 1824) uͤber die bei dem Goͤtha-Canal von demselben angestellten Versuche, um ein gutes hydraulisches Cement zu bereiten. Es heißt im Bulletin a. a. O.: Hr. Pasch scheint sich speciell mit Untersuchungen uͤber die hydraulischen Cemente beschaͤftigt zu haben; er fuͤhrt das Geschichtliche dieses Gegenstandes seit den aͤltesten Zeiten an; er erwaͤhnt der Arbeiten der Franzosen und der Englaͤnder; er sezt sodann seine eigenen Versuche aus einander; Hr. Pasch hat die verschiedenen Arten von Kalksteinen gepruͤft, welche Schweden hervorbringt; er hat sie nach einander mit Alaunschiefer, gebranntem Thon, Braunstein, Trapp, Gruͤnstein, gepulvertem Granit, Oker vermengt; er theilt die Resultate aller seiner Versuche mit. Der Verfasser zieht fuͤr die Gemenge den Alaunschiefer vor. Man wird schwerlich, sagt er, einen Kalkstein finden, welcher durch Vermengung mit Alaunschiefer nicht besser wird. Zu diesem Ende brennt und pulverisirt man ihn. Er ertheilt dem Cemente die erforderlichen Eigenschaften, daß es naͤmlich schnell austroknet und sehr zaͤhe wird. Der Verfasser gibt zu, daß diese Substanz durch den Transport ein wenig kostspielig werden kann, aber er glaubt, daß die großen Vortheile, welche sie gewaͤhrt, die Kosten ersezen. Hr. Pasch hat mehr als hundert Versuche mit Braunstein angestellt, weil man ihn fuͤr die hydraulischen Cemente sehr empfohlen hat, er hat ihn im natuͤrlichen und calcinirten Zustande angewandt. Man hat behauptet, daß man ein sehr gutes Cement erhaͤlt, wenn man gepulverten Kalk mit Braunstein, Thon und Sand vermengt und das Gemenge anfeuchtet. Es ist moͤglich, daß man in diesem Falle vielleicht dem Thone die gute Qualitaͤt des Cementes zuschreiben muß; was die Beobachtungen des Verfassers betrifft, so hat er nicht gefunden, daß der Braunstein dem Kalk bessere Eigenschaften ertheilt, und er ist der Meinung, daß man denselben ganz weglassen kann. Auch fand er keinen Vortheil bei der Anwendung von Trapp, Gruͤnstein, gebranntem Pulver von Granit und dem Oker; doch kann ein geringer Zusaz von lezterer Substanz zur Verbesserung des Cementes beitragen. Was die verschiedenen Kalkstein-Arten betrifft, so hat der Verfasser gefunden, daß alle in hydraulisches Cement verwandelt werden koͤnnen; die Kalksteine der aufgeschwemmten Gebirge geben einen besseren Kalk als diejenigen, welche aͤlteren Formationen angehoͤren. Diejenigen, deren Kalkgehalt groͤßer ist, taugen nicht so gut, wie die, welche mehr fremde Substanzen enthalten. Eine betraͤchtliche Menge Thonerde in dem Kalke macht, daß das Cement dem Wasser besser widersteht; die Kieselerde gibt dem Cement mehr Haͤrte, aber sie ertheilt ihm nicht groͤßeren Widerstand gegen die Einwirkung des Wassers. Die bituminoͤsen Kalksteine zeigten sich als die besten, vielleicht weil allen denjenigen, welche der Verfasser gepruͤft hat, Alaunschiefer beigemengt war. Das mit diesem Kalksteine bereitete Cement troknet in wenig Minuten, wird steinhart und ersezt das beruͤhmte Parker'sche Cement sehr gut. Dieß beweist folgende chemische Analyst, woraus man ersieht, daß diese beiden Cemente beinahe auf gleiche Weise zusammengesezt sind. Bituminoͤser Kalkstein vonMatala in Schweden.     Cementstein von Harwich. Kohlensaurer Kalk   66,81 p. %.     Kohlensaurer Kalk      60,63 Kohlensaures Eisen     3,49     Talkerde        2,33 Spur von Mangan und     Kohlensaures Mangan        3,49 Talkerde (unbestimmbar)     Magnetisches Eisenoxyd        8,01 Alaunschiefer   29,54     Alaunschiefern      24,30 ––––––     ––––––   99,84      98,76 Verlust     0,16    Verlust        1,24 ––––––    –––––– 100,00    100,00 Es waͤre ohne Zweifel sehr wuͤnschenswerth, sezt der Verfasser hinzu, daß man genau die Verhaͤltnisse bestimmen koͤnnte, in welchen man die Ingredienzien mengen muß, um ein gutes Cement zu erhalten; dieses haͤngt jedoch von der Qualitaͤt des Kalks ab; denn da die Zusammensezung der verschiedenen Kalksteinarten bedeutend abweicht, so ist es fast unmoͤglich, die Verhaͤltnisse der anderen Ingredienzien zu bestimmen. Hr. Pasch erwaͤhnt eines Kalksteins von Faalhagen, dessen man sich bei den Arbeiten am Goͤtha-Canal viel bediente; dieser Kalkstein ist dunkelroth und enthaͤlt 50 Procent Kalk; der Rest ist Kieselerde vermengt mit Eisenoxyd und ein wenig Thonerde und Manganoxyd. Durch Brennen gibt dieser Kalkstein ungefaͤhr 20 Procent reinen Kalk. Dieser Kalk gibt ein vortreffliches Cement, wenn man ihn folgender Maßen zubereitet: Gepulverten und ungeloͤschten Kalk, 1 Maaß; Sand, 1/2 Maaß; oder auch: gepulverten nicht geloͤschten Kalk, 4 Maaß; Sand, 2 Maaß; gepulverten Alaunschiefer, 1 Maaß. Der Verfasser konnte zwar keine allgemeine Formel fuͤr die Mengung der Ingredienzien zu einem guten Cement auffinden, aber er gibt wenigstens ein Princip an, nach welchem das Gemenge gemacht werden muß. Es ist dieses, daß wenn der Sand und der Alaunschiefer in dem gehoͤrigen Verhaͤltnisse gemengt worden sind, die zuzusezende Quantitaͤt Kalk so groß seyn muß, daß das Kalkhydrat die Raͤume in dem Gemenge ausfuͤllt. Ehe man also ein gutes Gemenge bereiten kann, muß man viele Sachen kennen, zum Beispiel den Raum des Kalkhydrats, welches man aus Einem Maaß gebrannten Kalks erhaͤlt, den Grad der Dichtigkeit (Festigkeit), welche der Sand und Alaunschiefer beim Befeuchten erhalten, die Capacitaͤt der leeren Raͤume, welche in dem Sande bleiben u.s.w. –