Titel: Hrn. S. Curtis's Methode, Raupen zu vertilgen.
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. IX., S. 69
Download: XML
IX. Hrn. S. Curtis's Methode, Raupen zu vertilgen. Aus den Transactions of the Horticultural Society. Auch im Repertory of Patent Inventions. Maͤrz 1829, S. 171. Im Auszuge. Curtis's Methode, Raupen zu vertilgen. Hr. Curtis besizt zu Glazenwood in Essex einen Obstgarten, der mehrere Tausend Obstbaͤume auf einem Flaͤchen-Inhalte von fuͤnfzig Morgen (Acres) Landes enthaͤlt. Vor mehreren Jahren, ungefaͤhr 16 Jahre nach der ersten Anlage, wurde dieser Garten im Fruͤhlinge so sehr von Insekten heimgesucht, daß die Baͤume im Sommer, wie Besen, ohne alles Blatt dastanden. Hr. Curtis gerieth bereits auf die Idee, daß die Anlage großer Obstgaͤrten an und fuͤr sich fehlerhaft waͤre, da alle Mittel zur Vertilgung der Insekten, selbst das Waschen mit Kalk, nichts nuͤzen wollte. Er versuchte nun das Bestaͤuben der Baͤume mit fein gesiebtem ungeloͤschten Kalke, den er in eine kegelfoͤrmige zinnerne Buͤchse von 12 Zoll Laͤnge, 7 Zoll Breite in der groͤßten Weite, und 4 Zoll in der kleinsten, brachte, und aus einer Art von Brause aus derselben ausstauben ließ. Der Griff an der Buͤchse ist 5 1/2 Zoll lang, und ist, wenn man niedrige Baͤume bestaͤubt, oben mit einer Kappe versehen; bei hoͤheren Baͤumen aber nimmt er eine lange Stange auf. Die Raupen werden nicht sowohl von dem Kalke getoͤdtet, gegen den sie sich, so gut sie koͤnnen, schuͤzen, als das Futter ihnen dadurch ungenießbar wird, so daß sie verhungern muͤssen. Hr. Curtis versichert, daß der ungeloͤschte Kalk den Blaͤttern und Bluͤthenknospen durchaus nicht schadet. Er wendet ihn im Fruͤhjahre in dem Augenblike an, wo die Bluͤthenknospen sich entfalten, ehe noch die Blumen sich oͤffnen. Nach dem Verbluͤhen, und wenn die Blaͤtter sich entfalten, staͤubt er noch ein Paar Mal. Wenn nach dem Staͤuben Regen faͤllt, und Kalkwasser dadurch gebildet wird, so wirkt auch dieses nachtheilig auf die Raupen, aber es muß dann spaͤter wieder gestaͤubt werden. Hr. Curtis bestaͤubt seine Baͤume des Morgens, wo noch Thau auf den Blaͤttern ist, oder wann die Blaͤtter etwas feucht sind. Wenn ein leichter Wind durch die Blaͤtter zieht, und den Staub durch die Blaͤtter weht, geht die Arbeit schneller: wenn aber waͤhrend der Arbeit der Wind sich aͤndert, muͤssen die Blaͤtter von beiden Seiten bestaͤubt werden. Unter guͤnstigen Umstaͤnden koͤnnen drei Leute 2 bis 3000 Baͤume in einem Tage bestaͤuben. Durch diese Behandlung erhielt Hr. Curtis 3–4000 Bushel ObstDieses Bestaͤuben mit Kalk ist auch auf dem festen Lande schon laͤngst bekannt, und hat, bei allen Vortheilen auch seine Nachtheile, zumal fuͤr die Arbeiter. Je groͤßere Obstgaͤrten wir anlegen, je aͤlter diese werden, je mehr wir die Voͤgel aus denselben verscheuchen und in unseren Feldern vertilgen, desto mehr werden wir, und am Ende vielleicht vergebens, gegen Insekten kaͤmpfen. Die Lehren der Gesezgeber der Voͤlker Indiens (der aͤltesten Voͤlker der Erde), die Gebote Mahomeds, keinen Vogel muthwillig zu toͤdten, verdienten auch bei uns beachtet zu werden. Wir lehren indessen unsere liebe Jugend Voͤgel fangen und wuͤrgen, Voͤgel-Nester ausnehmen etc. und unsere erwachsenen alten Buben finden ihre Freude daran, ihre Langweile mit Vogeljagd zu kuͤrzen. A. d. U..