Titel: Neue Methode Bleiweiß zu bereiten, worauf Hr. Heinrich Rebout, zu Pésénas, Dpt. de l'Hérault, am 12. Septbr. 1822 in Frankreich ein Patent erhielt.
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXI., S. 120
Download: XML
XXI. Neue Methode Bleiweiß zu bereiten, worauf Hr. Heinrich Rebout, zu Pésénas, Dpt. de l'Hérault, am 12. Septbr. 1822 in Frankreich ein Patent erhielt. Aus der Description des Machines et Procédés spécifiés dans les Brevets d'Invention etc. par Mr. Christian. 1828, B. XV, S. 33. Rebout, neue Methode Bleiweiß zu bereiten. Die Verfahrungsarten Bleiweiß zu bereiten, welche bis auf den heutigen Tag angewandt und bekannt geworden sind, koͤnnen auf drei zuruͤkgefuͤhrt werden; naͤmlich das Verfahren der Hollaͤnder, dasjenige, welches in Oesterreich angewandt wird, und dasjenige, welches in der neuesten Zeit zu Clichy bei Paris befolgt wurde. Das neue Verfahren unterscheidet sich wesentlich von dem hollaͤndischen und demjenigen zu Clichy; es naͤhert sich aber in gewissen Punkten dem deutschen Verfahren: denn es gruͤndet sich auf dasselbe Princip und nur die Verfahrungsweisen sind verschieden. In den deutschen Fabriken sind die Waͤrme einer Waͤrmstube (eines geheizten Raumes) und die Einwirkung des dampffoͤrmigen Essigs die Mittel, wovon man Gebrauch macht; bei der neuen Methode wird die Einwirkung des dampffoͤrmigen Essigs durch Besprizen mit fluͤssigem Essig oder einer Aufloͤsung von essigsaurem Blei, beguͤnstigt. Die Waͤrme ist weniger noͤthig; sie ist nur das Resultat der Bildung der Kohlensaͤure, womit man die Waͤrmstube erfuͤllt zu halten bemuͤht ist, um die Bildung des kohlensauren Bleies zu erleichtern. Das neue Verfahren besteht in Folgendem: Man gießt das geschmolzene Blei auf eine Kupferplatte zu sehr duͤnnen Platten aus, die einen Fuß lang und acht bis neun Zoll breit sind. Diese duͤnnen Platten werden spiralfoͤrmig aufgerollt und bilden eine Rolle von achtzehn bis zwanzig Linien Durchmesser, man stellt sie in einer Kufe auf und gießt destillirten Essig hinein, den man sodann wieder abzieht, damit die Luft auf die so befeuchtete Oberflaͤche des Bleies einwirken kann. Die Bleirollen werden sodann in Kaͤsten aus Tannenholz gestellt, deren Boden mit einem Gitter versehen ist, und welche alle gleiche Dimensionen haben. Von diesen Kaͤsten werden je sieben bis acht in Saͤulen auf einander gestellt, und zwar in einer Waͤrmstube, welche eine groͤßere oder geringere Anzahl der so gebildeten Saͤulen fassen kann. Die Basis jeder Saͤule bildet ein Reservoir aus hartem Steine oder mit Blei belegtem Holze; dieses Reservoir ist mit einer Abflußroͤhre versehen, welche durch die Mauer oder Breterwand der Waͤrmstube hindurchgeht. Man kann diese Kaͤsten durch bloße hoͤlzerne Gitter ersezen, welche im Innern der Waͤrmstube auf einander gelegt werden. Auch kann man die Bleiplatten in Troͤge bringen, die so uͤber einander angebracht sind, daß sie nach einander den Essig und die Aufloͤsung von essigsaurem Blei empfangen, wodurch diese Platten immer befeuchtet seyn muͤssen. Mitten in der Waͤrmstube ist ein Ofen angebracht, welcher mit Holzkohle gespeist und mit einem kleinen kupfernen Kessel bedekt wird, welchen lezteren man immer zur Haͤlfte mit Wasser gefuͤllt erhaͤlt. An der Deke der Waͤrmstube sind mehrere Oeffnungen angebracht, welche durch bewegliche hoͤlzerne Fallthuͤren gebildet werden, die mit jeder der Saͤulen correspondiren, welche durch die mit Blei gefuͤllten und auf einander gestellten Kaͤsten gebildet werden. Jeden Morgen begießt man den oberen Kasten jeder Saͤule sorgfaͤltig mit destillirtem Essig, oder solchem Essig, der schon Blei aufgeloͤst enthaͤlt. Eine Mulde nimmt die Fluͤssigkeit auf, welche als uͤberfluͤssig von jeder Saͤule ablaͤuft, und diese Fluͤssigkeit wird dann bei einem neuen Begießen gebraucht. Nachdem alle oberen Kaͤsten begossen worden sind, verschließt man die Fallthuͤren und laͤßt waͤhrend des Tages noch oͤfters durch Loͤcher, welche in den Fallthuͤren angebracht sind, solche Fluͤssigkeit hineinlaufen, welche, indem sie tropfenweise herabfaͤllt und von einem Kasten in den anderen bis in das Reservoir herablaͤuft, waͤhrend ihres Durchzuges die Bildung von kohlensaurem Blei erleichtert. Die uͤberschuͤssige Fluͤssigkeit, welche nicht absorbirt worden ist, laͤuft aus dem Reservoir hinaus und wird auf die Deke der Waͤrmstube hinaufgebracht, um neuerdings wieder eben so angewandt zu werden. Wenn das Blei fast ganz in Bleiweiß umgeaͤndert ist, begießt man nur noch mit Wasser, um die damit vermengten Theile von Essig oder essigsaurem Blei wegzuschaffen. Das in Bleiweiß umgeaͤnderte Blei wird in eine große Kufe gebracht, welche man mit Wasser auffuͤllt; wenn man es mit einem Stoke bewegt, reißt sich das Bleiweiß von dem metallischen Blei und den Oxydtheilen los, welche leztere sich auf dem Boden der Kufe absezen, und wenn man das Bleiweiß in der Fluͤssigkeit durch Umruͤhren suspendirt erhaͤlt, laͤuft es mit dem Wasser in andere Kufen aus, worin es sich absezt. Diese Operation reicht hin, um den groͤßten Theil des gebildeten Bleiweißes abzuscheiden. Um es vollstaͤndig abzuscheiden, bringt man den Ruͤkstand in ein hoͤlzernes Faͤßchen, welches einige Kieselsteine enthaͤlt; man sezt Wasser zu, dreht das Faͤßchen und laͤßt sodann das Bleipulver, welches in dem Faͤßchen geschuͤttelt worden ist, in die Kufe zuruͤkfallen. Man scheidet das Bleiweiß durch ein neues Schlaͤmmen ab und breitet das zuruͤkgebliebene graue Pulver mit einem hoͤlzernen Loͤffel auf dem neuen Bleie aus, welches man in den Kaͤsten in die Trokenstube bringt. Das Zerstoßen, Mahlen und Troknen des Bleiweißes wird wie in den anderen Fabriken vorgenommen. Das Neue bei diesem Verfahren besteht in Folgendem: 1) in der Aufstellung der Kufen und Kaͤsten, worin das Blei der Einwirkung der Kohlensaͤure ausgesezt ist; 2) in dem Begießen dieses Bleies mit Essig oder essigsaurer Bleiaufloͤsung und in den beiden Verfahrungsweisen, welche man anwendet, um dieses Begießen schnell und langsam zu bewerkstelligen; 3) in der Anwendung des Faͤßchens, worin das Bleiweiß mit Kieselsteinen geschuͤttelt wird, um es von dem damit vermengten Bleioxyd und Bleipulver abzuscheiden.