Titel: Ueber das Schwarzfärben der Hüte; von Hrn. M. F. L. Pichard.
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. XXXVIII., S. 188
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XXXVIII. Ueber das Schwarzfaͤrben der Huͤte; von Hrn. M. F. L. Pichard. Aus dem Industriel. Decemb. 1828. S. 423. Im Bulletin d. Scienc. techn. Januar 1829. S. 2. Pichard, über das Schwarzfaͤrben der Huͤte. Wenn das Faͤrben der Huͤte gelingen soll, muß man vor Allem die engen Werkstaͤtte aufgeben, wo die Luft nur mit Muͤhe eindringt, und eine weite, luftige Werkstaͤtte in der Naͤhe eines fließenden Wassers anlegen. Jahreszeit, Luft, Wasser, die Lage des Ortes, die Stellung der Kessel, die Eigenschaft der Huͤte, alles dieß hat wesentlichen Einfluß auf die Schoͤnheit, den Glanz und die Dauer der schwarzen Farbe. Im September und October geraͤth die Farbe am besten: zu heiße, stuͤrmische, regnerische Witterung taugt nicht. Die Luft muß mild und temperirt seyn. Dem Wechsel der Witterung muß durch die Anlage der Werkstaͤtte so abgeholfen werden, daß die Luft in derselben immer in dem gehoͤriger Zustande sich befindet: dieß ist die erste Bedingung zum Gelingen. Die Werkstaͤtte muß geraͤumig und die Haͤngestaͤtte gehoͤrig angelegt seyn. Regenwasser und Flußwasser ist jedem anderen vorzuziehen; indessen habe ich mich, nach vorlaͤufiger Zubereitung, auch des Brunnen- und Quell-Wassers mit Vortheil bedient. Von allen Faͤrbe-Materialien zum Faͤrben der Huͤte bediene ich mich bloß des gallaͤpfelsauren Eisens, des schwefelsauren Kupfers und des Campesche-Holzes. Die Gummi-Arten machen bloß Schmuz, und hindern die faͤrbenden Theile sich auf dem Stoffe, welcher gefaͤrbt werden soll, gehoͤrig abzusezen. Ich werde es in Baͤlde wohl noch dahin bringen, ohne Holz zu faͤrben. Huͤte von verschiedener Qualitaͤt und aus verschiedenen Fabriken in einem und demselben Bade und bei demselben Waͤrmegrade faͤrben, ist einer der großen Fehler, die man taͤglich begehen sieht. Wenn ein Hut grob geworden ist, und seine Haare sich verwikelt haben, so muß man ihn in leichtes Potasche-Wasser bringen und hierauf waschen. Wenn er seine Schwaͤrze verloren hat, so kann man ihn ohne allen Nachtheil in den Kessel zuruͤkthun. Es waͤre sehr gut, wenn man die feinen Huͤte vor dem Faͤrben abfettete. Man kann die Huͤte mit Formen aus Weiden faͤrben, und auf diese Weise das Brechen an den Kanten und das Zerreißen am Rande verhuͤten. Statt der runden Kessel kann man sich der langen bedienen. Man kann die Huͤte in ein kupfernes durchloͤchertes Rad thun, wovon die eine Haͤlfte in den Kessel taucht, die andere einem Luftstrome ausgesezt ist, so daß die in der lezteren Haͤlfte befindlichen Huͤte eine gewisse Zeit uͤber sich ausluͤften koͤnnen, waͤhrend die uͤbrigen sich faͤrben, und umgekehrt. Mittelst eines Raͤderwerkes koͤnnte ein Arbeiter ein Rad von 400 Huͤten treibenDieses Verfahren ist nicht neu. Ein Englaͤnder nahm vor einiger Zeit ein Patent auf eine aͤhnliche Vorrichtung, vergl. Polyt. Journal B. XXVII. S. 171. A. d. U.. Auf diese Weise waͤren die Huͤte nicht mehr mit dem Boden des Kessels in Beruͤhrung; man koͤnnte sie in der Luft und im Faͤrbebade zugleich ruͤtteln, wenn man das Rad dreht; man wuͤrde viel Zeit ersparen und ein schoͤneres Schwarz erhalten: denn die in der Luft geruͤttelten Huͤte wuͤrden durch dieses Ruͤtteln mehr Sauerstoff aufnehmen, als wenn man sie, wie gewoͤhnlich, auf das Pflaster hinwirft. Verfahren, dessen ich mich beim Faͤrben von 100 Huͤten bediene. Vorlaͤufige Zubereitung. Man kocht in einem kupfernen, mit einer hinlaͤnglichen Menge Wassers gefuͤllten, Kessel zwei Stunden lang   6 Pfund gestoßene Gallaͤpfel, 50 Pfund Campeschen Holz. Blauer Grund. Nachdem dieses Bad, welches ich N. 1 nennen will, zubereitet wurde, gießt man die Haͤlfte davon in einen anderen Kessel, und nachdem man demselben 20 Pfund blauen Vitriol zusezte, zieht man die Huͤte eine Viertelstunde lang durch; man schlaͤgt 1 1/2, Stunden lang nieder (abattre), d.h. man macht den Hutkopf und Rand platt; man zieht die Huͤte noch ein Mal eine Viertelstunde lang durch und hebt sie auf eine halbe Stunde lang heraus. Anwendung des holzsauren Eisens. Man gießt ein Drittel des uͤbrigen Bades N. 1 in den Kessel, sezt hierauf 30 Liter holzsaures Eisen zu, dekt das Feuer, traͤgt in den Kessel ein, zieht eine Viertelstunde lang durch, schlaͤgt eine halbe Stunde lang nieder, hebt aus, und luͤftet eine halbe Stunde lang. Man frischt neuerdings mit zwei Dritteln des vorigen Bades, N. 1, auf, hizt bis auf 75°, sezt 15 Liter holzsaures Eisen zu, bringt die Huͤte auf anderthalb Stunden in den Kessel und luͤftet eine halbe Stunde lang. Man bringt die Huͤte neuerdings wieder auf eine Stunde in den Kessel, und luͤftet eine halbe Stunde lang. Man frischt neuerdings mit dem Reste des Bades von N. 1 auf; erhizt es auf 75º, sezt 75 Liter holzsaures Eisen zu, bringt die Huͤte auf eine Stunde lang in den Kessel, und luͤftet. Man bringt sie neuerdings auf 1 1/2 Stunden in den Kessel zuruͤk, und hebt sie dann heraus, um sie in fließendem Wasser zu waschen. Man troknet sie in der Trokenstube, bringt sie auf die Formen und glaͤnzt sie.