Titel: Einige Bemerkungen über das neue Drukverfahren William Congreve's, um jede Art von Staatspapieren, Banknoten und dergl. gegen Nachahmung zu sichern, so wie über dessen Anwendung für Abklatsche von Holzschnitten jeder Art. Vom Großh. Hess. Hofkammer-Sekretär Pfnor.
Autor: Pfnor
Fundstelle: Band 32, Jahrgang 1829, Nr. LVII., S. 292
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LVII. Einige Bemerkungen uͤber das neue Drukverfahren William Congreve's, um jede Art von Staatspapieren, Banknoten und dergl. gegen Nachahmung zu sichern, so wie uͤber dessen Anwendung fuͤr Abklatsche von Holzschnitten jeder Art. Vom Großh. Hess. Hofkammer-Sekretaͤr Pfnor. Pfnor's Bemerkungen uͤber Congreve's Drukverfahren. In Weber's Zeitblatt fuͤr Gewerbtreibende und Freunde der Gewerbe vom 25. Aug. 1828 ist des Drukverfahrens des Sir William Congreve erwaͤhnt, Abdruͤke in mehreren Farben durch einen einmaligen Druk der Presse zu liefern, um Dokumente, Wechsel, Banknoten und dergl. vor Nachahmung zu sichern.Ueber diesen Gegenstand hat das Polyt. Journal im VII. Bd. S. 495, in Deutschland die erste Nachricht aus Ackermann's Repository of Arts gegeben. Spaͤter erschienen daruͤber zwei Abhandlungen, die eine in Bd. XIII. S. 511, die andere im Bd. XV. S. 357 unserer Zeitschrift. A. d. R. Dieser Gegenstand kam durch eine Ankuͤndigung dieses Drukverfahrens durch Hrn. Buchdrukerei-Besizer Eduard Haͤnel in Magdeburg, vom Juli 1828, in Anregung, worin derselbe nach getroffener Uͤbereinkunft mit dem englischen Patent-Inhaber, sich, unter Anschluß eines Probedrukes, zu Abdruͤken aͤhnlicher Art empfiehlt. Auch mir hatte derselbe die Guͤte, ein solches Muster zuzusenden; es ist dasselbe, was auch Andern haͤufig zu Gesicht gekommen seyn wird, die Tabaks-Etiquette von Fr. Justus in Hamburg. Der erste Anblik dieser Etiquette zeigt, daß der Abdruk durch zweigenau in einander passende Platten, die Behufs des Auftragens der verschiedenen Farben aus einander genommen werden konnten, und hierauf wieder in einander gefuͤgt wurden, gefertigt worden ist. Wenn naͤmlich in eine der Groͤße der Zeichnung entsprechende Messing-Platte Oeffnungen – etwa jenen der rothgedrukten Stellen in der genannten Etiquette aͤhnlich – so gefertigt werden, daß sie sich nach der Ruͤkseite dieser Platte etwas erweitern, so koͤnnen diese Oeffnungen durch Fertigung eines Abklatsches (Abgusses) in einem anderen Metall, etwa Zink, Schriftmasse etc. vollkommen ausgefuͤllt werden, wenn auf jener Seite, auf welcher spaͤterhin die Zeichnung gefertigt werden soll, vorher eine ebene Metallflaͤche befestigt worden ist. Die Messingplatte mit ihren, durch genannte Metallflaͤche auf einer Seite geschlossenen Vertiefungen gleicht dann im Allgemeinen der von einem Holzschnitte gefertigten Form (Matrize). Die auf diese Weise hergestellte zweite Platte wird sich nun leicht von der Messingplatte, wegen der konisch gearbeiteten Oeffnungen, trennen lassen; auf ihrer Grundflaͤche werden sich erhabene Koͤrper befinden den, deren Hoͤhe der Dike der Messingplatte, und deren Gestalt vollkommen jener der jedesmaligen Oeffnung in dieser Platte entsprechen werden. Beide auf diese Weise in einander gefertigte Platten koͤnnen hierauf, nach vorher rein geschliffener ebener Flaͤche, aus freier Hand durch den Grabstichel, wie mit Huͤlfe der Guillochir-Maschine, ihre Zeichnung erhalten, nach deren Vollendung die Platten aus einander genommen, jede fuͤr sich mir der gewuͤnschten Farbe versehen, dann beide wieder in einander gefuͤgt und als eine Platte durch einmaligen Druk in jeder Buchdruker-Presse abgedrukt werden koͤnnen. Vielleicht koͤnnte dieses Verfahren auch fuͤr Kupferstiche angewandt werden, wenn ihm nicht das durch die Kupferdruker-Presse nach und nach entstehende Kruͤmmen der Platten hinderlich wird; jedenfalls moͤchte die Sache eines Versuches werth seyn. Wenn aber leuchtet nicht schon aus dem Angefuͤhrten ein, daß dieses Verfahren bei den Abguͤssen aller Holzschnitte ohne Unterschied seine Anwendung finden kann? Fertigt man naͤmlich durch einen Abklatsch, auf gleiche Weise wie durch die Messingplatte, Oeffnungen, so wird, wenn man hierauf diesen Abklatsch wieder in die Form legt, aus welcher er geschaffen wurde, in die er also vollkommen genau paßt, das Bild der Form theilweise nur durch die Oeffnungen desselben sichtbar seyn. Ein zweiter mit diesem in der Form liegenden Abklatsche Gefertigter wird also sich nur durch die Oeffnungen des Ersten gestalten koͤnnen. Beide werden vollkommen in einander passen, und eine ununterbrochen fortlaufende Zeichnung bilden. Sie werden sich eben so leicht von einander trennen lassen, wie dieses mit dem erstgeschaffenen Abklatsche aus der Matrize der Fall ist; wenn naͤmlich die in dem ersten Abklatsche gefertigten Oeffnungen ebenfalls nach der Ruͤkseite desselben etwas vergroͤßert wurden. Die zulezt geschaffene Platte erhaͤlt hierauf ihre gewoͤhnliche Befestigung auf einer Unterlage von Holz, waͤhrend die erstere beim Auftragen der verschiedenen Farben von dieser weggenommen, und dann wieder auf sie zur Fertigung des Abdruks aufgelegt werden kann. Sehr oft ist mir schon der Fall vorgekommen, daß ein einzelner Theil einer Vignette, der fuͤr sich allein als Zeichnung oder Abdruk benuzt werden kann, als Abklatsch gewuͤnscht wurde. Statt um von dem Abklatsch, in welchem sich der gewuͤnschte Gegenstand befindet, alle entbehrlichen Theile wegzuschneiden, ist es raͤthlicher, denselben selbst aus dem Abklatsch heraus zu schneiden, so daß er nur allein durch die gefertigte Oeffnung des in die Form gelegten Abklatsches sichtbar bleibt. (In vielen Faͤllen wird wenigstens dieses Verfahren angewandt werden koͤnnen. Mit geringerer Muͤhe wird dann dieser einzelne Theil durch Abklatschen stets erhalten werden koͤnnen. Ich wuͤrde nicht verfehlt haben, laͤngst schon das muthmaßliche Verfahren Congreve's, und dessen Anwendung fuͤr Abguͤsse von Holzschnitten, dann die Nachahmlichkeit der von Hrn. Haͤnel gelieferten Vignette durch eine Copie darzuthun, wenn mir nicht die Ankuͤndigung des Hrn. Professor Gubitz zu Berlin, Ende August vorigen Jahrs zu Gesicht gekommen waͤre, worin derselbe sowohl diese Nachahmlichkeit des gleichen Gegenstandes als auch die Verbesserung dieser Manier durch eine Platte eigener Erfindung in seiner Zeitschrift – dem Gesellschafter – mittelst Abdruͤken zu belegen versprach. Troz dem in Weber's Zeitschrift fuͤr Gewerbtreibende etc. erhobenen Zweifel, daß vaterlaͤndische Kunstverstaͤndige solche Kunstwerke hervorzubringen im Stande seyn werden, hat Hr. Prof. Gubiz – wie man dieses auch von seinen ausgezeichneten Kunstleistungen zu erwarten berechtigt war – sein Versprechen geloͤst. Im 37sten Blatte seiner Zeitschrift, vom 6. Maͤrz 1829 ist, als Beilage, der Abdruk einer, durch seinen ehemaligen Schuͤler F. L. Unzelmann geschnittenen, sehr getreuen, und da wo in der Original-Platte die Zeichnung durch den Grabstichel gefertigt war, das Wappen einer etwas verbesserten Copie der Justus'schen Tabaks-Etiquette zu finden. Gubitz besorgte hierbei die Hauptsache, das Abformen des Holzschnittes und Fertigen der Guͤsse. Die Abdruͤke von Lezterem sind ebenfalls unter seiner Leitung auf seiner Drukmaschine gefertigt worden, was auch schon aus der Reinheit und Schaͤrfe derselben zu folgern war Es ist somit, wie der Augenschein am Abdruke zeigt, erwaͤhnter Zweifel hinlaͤnglich widerlegt. Herr Gubitz verspricht zugleich in der angefuͤhrten Zeitschrift spaͤterhin nicht allein dieselbe Verzierung mit Einlegung einer anderen Zeichnung der rothen Stellen,Etwa durch Fertigung des zweiten Abklatsches mittelst Einlegen des ersten in die Matrize eines anderen Holzschnittes, vorausgesezt, daß das Gubitzische Verfahren mit dem meinigen, oben angegebenen, uͤbereinstimmt. wodurch die Nachahmung selbst dem Besizer der Original-Platte unmoͤglich werden soll, sondern auch noch eine groͤßere Platte zu liefern, um zu zeigen, wie weit man es in dieser Manier des Druks bringen kann. Die Realisirung seines weiteren Versprechens, in seiner Zeitschrift von diesem Jahre an, alle von ihm bisher gemachten Erfahrungen und Verbesserungen im Schoͤndruk und verwandten Gegenstaͤnden zum Nuzen der deutschen Industrie nach und nach bekannt zu machen, kann und wird der Kunst und Wissenschaft sehr großen Nuzen gewaͤhren, weßhalb gewiß Viele diesen seinen versprochenen Mittheilungen mit gespanntem Interesse entgegensehen. Darmstadt im April 1829.