Titel: | Hrn. Josua Heilmann's Spinn-Maschine, die er Laternen-Spulen-Stuhl nennt (Banc de lanternes bobineuses.) |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. I., S. 1 |
Download: | XML |
I.
Hrn. Josua Heilmann's
Spinn-Maschine, die er Laternen-Spulen-Stuhl nennt (Banc de lanternes
bobineuses.)
Aus dem Bulletin de la
Société industrielle de Mülhausen. N.
7. S. 125.
Mit Abbildung auf Tab. I.
Heilmann's Spinn-Maschine.
Hr. Josua Heilmann hat bei der lezten
Kunst-Ausstellung zu Muͤlhausen (11. Septbr. 1828)
die von ihm erfundene Spinn-Maschine, die ununterbrochen
fortspinnt, aufgestellt.
Unter den bisherigen Spinn-Maschinen sind diejenigen,
welche in Einem fortspinnen (métiers continus), d.h., diejenigen, die nicht
bloß den Faden walzen oder streken und drehen, sondern
denselben zugleich auch, fuͤr sich allein, auf die Spule
aufwinden (eine Arbeit, die auf den sogenannten Mule-jennies durch die
geuͤbte Hand des Arbeiters geschieht) ohne allen Zweifel
die sinnreichsten.
Das System dieser Stuͤhle, die man Anfangs nur zu dem
sogenannten Ausspinnen verwendete, (filature définitive), wurde seit Kurzem auch
auf die Vorspinn-Stuͤhle angewendet, und ersezt,
unter dem Namen der Grob-Spindel-Stuͤhle (banc à broches en gros), die
sogenannten Laternen-Stuͤhle, (bancs de lanternes), und unter dem
Namen Fein-Spindel-Stuͤhle, (banc à broches en fin), den
Fein- oder Grob-Stuhl, (Métier en doux ou en
gros).
Dieser Stuhl ist noch vollkommener und sinnreicher, als der
Stuhl, welcher in Einem fortspinnt, (le
métier continu), indem er auf eine sehr genaue
Weise die gleichfoͤrmig abnehmenden Bewegungen des Wagens
und der Spule in dem Maaße beobachtet, als der Durchmesser der
lezteren groͤßer wird. Diese wandelbaren Bewegungen
werden zum Theile durch das allgemein bekannte System der zwei
umgekehrten Kegel, zum Theile aber durch eine neue Vorrichtung,
durch eine sogenannte Reibungs-Rolle hervorgerufen, die
durch ihre bloße Beruͤhrung eine kreisfoͤrmige
Platte in Umlauf sezt, deren Oberflaͤche sie in
verschiedenen Entfernungen von ihrem Mittelpunkte
beruͤhrt.
Diese Maschine, die unter gewissen Haͤnden vortrefflich
arbeitet, kann, unter anderen Haͤnden, sehr nachtheilig
wirken, indem dieselben Vorrichtungen, die dem Gespinste die
hoͤchste Vollendung geben, von unerfahrnen Aufsehern
geleitet, unvermerkt die Ursache der Ungleichheit des Fadens
werden koͤnnen.
Der Zwek, den Hr. Heilmann bei seiner
neuen Spinn-Maschine hat, ist:
1) Das Aufwinden auf die Spule ohne Beihuͤlfe von Kegeln
und Reibungs-Rollen, bloß durch unveraͤnderte
Bewegung, zu bewerkstelligen.
2) Den Faden weniger zu drehen, als es bei den sogenannten
Spindel-Stuͤhlen nothwendig ist.
3) Eine groͤßere Menge Baumwolle auf dieselbe
Spulen-Groͤße zu bringen.
4) Die Kosten der Aufstellung und Unterhaltung der Spulen, auf
welche der Faden sich aufwindet, zu vermindern.
Hr. Heilmann hat uns erlaubt, seine
sinnreiche Maschine, auf welche er ein Patent genommen hat, und
die in der Fabrik der HHrn. Heilmann,
Vater und Sohn, zu vieux Thann, bei
Belfort, verfertigt wird, zu
zeichnen und abzubilden.
Beschreibung des
Laternen-Spulen-Stuhles.
A, Trieb-Rollen.
B, Achse, die die ganze Maschine in
Bewegung sezt.
C, Flugrad am Ende dieser Achse.
D, Lauftrommel, die mittelst einer
Schnur den Mechanismus im Inneren der Laterne in Bewegung sezt,
dessen Beschreibung am Ende folgen wird.
E, zwei andere Lauftrommeln, die den
Koͤrper der Laterne in Bewegung sezen.
G, Laternen aus Eisenblech, die mit
Thuͤrchen (Schlagen) versehen sind.
H Rolle, die auf einer kleinen Achse
befestigt ist, welche den inneren Mechanismus tragt.
I, Fluͤgelchen, (ailette) das sich in einem Halsbande
dreht, und von dem inneren Mechanismus getrieben wird.
K, Rolle auf der
Haupt-Achse.
L, eine andere Rolle, die mittelst
eines Riemens von der vorigen getrieben wird.
M, Achse, die die Rolle L fuͤhrt.
NN', zwei Winkelraͤder, in
welche abwechselnd ein kleineres, am Ende der Achse M befestigtes, Winkelrad
eingreift.
O, gemeinschaftliche Achse der
beiden Raͤder NN
', die eine wechselnde umdrehende
Bewegung erhaͤlt.
P, Winkelrad, welches diese Bewegung
mittelst eines Winkel-Triebstokes am Ende der Achse O erhaͤlt.
Q, Achse, auf welcher das Rad P befestigt ist.
R, zwei Triebstoͤke, welche
gleichfalls auf der Achse Q
befestigt sind.
S, Zahnstoͤke auf dem Wagen
T, die von den
Triebstoͤken R
gefuͤhrt werden.
T, Wagen, der die Laternen
fuͤhrt und abwechselnd geradlinig und senkrecht bewegt
wird.
U, Laufwalze, die die Enden des
Wagens fuͤhrt.
V, Schnur, die uͤber zwei
Rollen laͤuft, und die an einem Ende an dem Wagen, an dem
anderen an ein Gegengewicht befestigt ist.
Innerer Mechanismus der
Laternen.
1) Walze, auf welcher sich der Faden durch seine bloße
Beruͤhrung mit der inneren Wand der Laterne mit einer
gleichfoͤrmigen Geschwindigkeit aufwindet die von dem
Unterschiede der Geschwindigkeit des Koͤrpers der Laterne
und des inneren Mechanismus abhaͤngt.
2) Poͤlster, auf welchen die Walze r laͤuft, die laͤngs einer Schleife die
von dem Mittelpunkte der Laterne gegen das Ende hinzieht,
gleiten kann.
3) Federn, die ununterbrochen die Poͤlster (2), und
folglich auch die Walze (1) gegen die inneren Waͤnde der
Laterne ducken, und sich im Verhaͤltnisse, als die Spule
großer wird, auf sich selbst zuruͤk legen.
4) Doppelter Winkelhaken auf der Achse 5. Dieses Stuͤk
fuͤhrt die Federn und die Poͤlster, und zieht das
Fluͤgelchen mit in seinen Lauf.
5) Achse, die durch die Achse der Laterne laͤuft. Sie hat
freie Reibung, und ist mit der Rolle H versehen, auf welcher die Laterne sich dreht.