Titel: | Maschine zum Spalten und Zurunden der Zähne der Räder in Räderwerken; erfunden von Hrn. Saulnier, dem älteren, Mechaniker, Rue St. Ambroise, Popincourt, Nr. 5. zu Paris. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. II., S. 4 |
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II.
Maschine zum Spalten und
Zurunden der Zaͤhne der Raͤder in Raͤderwerken;
erfunden von Hrn. Saulnier, dem aͤlteren, Mechaniker, Rue St.
Ambroise, Popincourt, Nr. 5. zu Paris.
Aus dem Bulletin de la
Société d'Encouragement N. 292. S.
303.
Mit Abbildung auf Tab. I.
Saulnier, Maschine zum Spalten und Zurunden der
Zaͤhne der Raͤder in Raͤderwerken.
Diese Spaltungs-Maschine ist ein Instrument, womit man die
Zaͤhne der Raͤder und Triebstoͤke nach dem
Zweke der Maschine, zu welcher sie bestimmt sind, eintheilen
kann. Dieses Instrument, welches eben so genau als schnell
arbeitet, hat maͤchtig zu den Fortschritten der
Kuͤnste und zur Vervollkommnung der Maschinen
beigetragen.
Vor Erfindung dieser Maschine mußte man, um ein Zahnrad zu
verfertigen, den Kreis, der das Rad bilden sollte, mittelst
eines Zirkels in eben so viele gleiche Theile, als das Rad
Zaͤhne erhalten sollte, eintheilen; man zeichnete, nach
diesen Eintheilungen, die Zaͤhne und die
Zwischenraͤume, die dieselben von einander trennen, und
nahm hierauf diese Zwischenraͤume mittelst einer Feile
weg. Hieraus mag man schließen, wie unsicher und wie langweilig
diese Arbeit war; man war immer der Gefahr ausgesezt,
Zaͤhne von ungleicher Dike, und folglich ein
hoͤchst unregelmaͤßiges Eingreifen des
Raͤderwerkes zu erhalten.
Die Spaltungs-Maschine verbannte alle diese
Schwierigkeiten, und die Bildung eines regelmaͤßigen
Raͤderwerkes, die ehevor die schwierigste Arbeit des
Mechanikers war, der solche Triebwerke zu verfertigen hatte,
wurde jezt aͤußerst leicht. Durch die
Regelmaͤßigkeit der Zaͤhne erhielten die Maschinen
einen eben so sanften, als genauen Gang, so daß man sie zu den
feinsten und verwikeltsten Arbeiten anwenden konnte.
Der Haupttheil dieser Maschine ist eine kreisfoͤrmige
kupferne Platte, auf welcher sich mehrere concentrische Kreise
befinden, die nach verschiedenen am haͤufigsten
vorkommenden Zahlen eingetheilt sind. Jede Eintheilung ist mit
einem tiefen Punkte bezeichnet, der die Spize eines
Diopterlineals aufnimmt, und die Platte so befestigt, daß sie
sich nicht drehen kann. Wenn man nun concentrisch und parallel
mit dieser Platte an ein Rad „(welches geschnitten
werden soll)“ befestigt, so wird es offenbar,
daß, wenn man dieser Platte eine kleine Umdrehung mittheilt, das
Rad einen Bogen von eben so viel Graden oder Bruchtheilen eines
Grades beschreiben wird, als die Platte selbst; und daß, wenn
man nach jeder dieser kleinen Drehungen der Platte dieselbe
feststellt, indem man die Spize des Diopterlineals in das Loch
der correspondirenden Abtheilung stekt, und dann ein
schneidendes Instrument immer gleichfoͤrmig auf den
Umfang des Rades einwirken laͤßt, dieses Instrument
vollkommen gleich weit von einander entfernte Einschnitte machen
kann.
Das Werkzeug, dessen man sich zum Spalten oder Schneiden der
Raͤder bedient, ist ein sogenanntes Erdbeer-Eisen,
das man so schnell als moͤglich laufen laͤßt, was
mittelst einer Laufschnur geschieht, die um eine kleine an der
Achse derselben angebrachte Rolle und um ein großes Rad
laͤuft, das ein Mann in Bewegung sezt.
Das Erdbeer-Eisen muß sich auf einem Wagen oder Schlitten
befinden, der folgende Bewegungen machen kann. Er muß 1) sich in
geradliniger Richtung gegen den Mittelpunkt der Platte bewegen
koͤnnen, damit man Raͤder von verschiedenem
Durchmesser spalten, und den Einschnitten, die die Zaͤhne
von einander trennen, eine groͤßere oder geringere Tiefe
geben kann. 2) Muß er sich senkrecht heben und senken
koͤnnen, damit man auch solche Raͤder schneiden
kann, deren Zaͤhne auf der Flaͤche des Rades
senkrecht stehen. 3) Muß er einer senkrechten schiefabweichenden
Bewegung faͤhig seyn, damit das Erdbeer-Eisen eine
beliebige schiefe Richtung annehmen kann, wenn man
Steigraͤder schneiden will. 4) Muß auch die Achse des
Erdbeer-Eisens selbst schief gestellt werden
koͤnnen, damit man Winkel-Raͤder (abgestuzt
kegelfoͤrmige Raͤder, roues
d'angle) schneiden kann.
Wir wollen nun nach Aufstellung der Grundsaͤze, auf
welchen diese Maschine beruht, zur Beschreibung dieser Erfindung
des Hrn. Saulnier, des
aͤlteren, uͤbergehen, eines trefflichen
Mechanikers, der sich durch viele nuͤzliche Erfindungen
bekannt gemacht hat, und dem die Société d'Encouragement auch ihre große
Medaille d'Encouragement
zuerkannte.
Diese einfache und dauerhaft gebaute Maschine kann Raͤder
zu Raͤderwerken aller Art, bis auf einen Durchmesser von
3 Meter, und 22 Centimeter Dike schneiden. Das
gewoͤhnliche Erdbeer-Eisen ist hier durch einen
Zahnmeißel aus gehaͤrtetem Stahle ersezt, der die
Zaͤhne spaltet, und zugleich zurundet. Die Form und
Groͤße dieser Meißel ist offenbar nach Art der
verschiedenen Zahne verschieden.
Die Spizen der Achse, die den Meißel fuͤhrt, laufen in
Pfannen, deren Mittelpunkt mit einem sehr kleinen Loche versehen
ist, das mit einem Oehlbehaͤlter in Verbindung steht.
Durch diese sehr sinnreiche Vorrichtung sind diese Spizen gegen
alles Heißwerden gesichert, wodurch man den Vortheil
erhaͤlt, dem Meißelfuͤhrer eine Geschwindigkeit
von 7–8000 Umdrehungen in Einer Minute zu geben. Dadurch
wird nicht nur die Arbeit beschleunigt, sondern auch die
Unterhaltungs-Kosten werden dadurch vermindert;
uͤberdieß erhaͤlt der Meißel, durch die
Schnelligkeit, mit welcher er hier gefuͤhrt wird, alle
Vortheile eines Erdbeer-Eisens, ohne daß er die
Nachtheile desselben besizt; denn man weiß, daß lezteres sich
schwer stellen laͤßt und nicht lang dauert.
Hr. Saulnier hat dieser Maschine zwei
wichtige Verbesserungen beigefuͤgt; die eine besteht in
einem Instrumente zur Centrirung des Rades, welches gespalten
werden soll, nachdem es auf seiner Achse aufgezogen ist, und zur
Sicherheit, daß es wirklich parallel mit der Platte steht; das
andere ist der allgemeine Theiler
(diviseur universel), um
Raͤder von einer beliebigen Anzahl Zahne schneiden zu
koͤnnen, was auf obiger Platte nicht moͤglich
ist.
Erklaͤrung der Figuren.
Fig. 5. Die Spaltungs-Maschine von der
Vorderseite.
Fig. 6. Aufriß von der rechten Seite.
Fig. 7. Grundriß.
Fig. 8. Durchschnitt nach der Linie AB des Grundrisses, in welchen
man den allgemeinen Theiler (diviseur
universel) sehen kann, von welchem wir unten sprechen
werden.
Einzelne Theile der Maschine in verdoppeltem Maaßstabe.
Fig. 9. Seiten-Aufriß und
Ruͤken-Ansicht der Saͤule und der Dille des
Schlittens, der den Meißel fuͤhrt.
Fig. 10. Grundriß derselben Theile.
Fig. 11. Alhidade im Grundrisse und von der
Seite.
Fig. 12. Platte des Schlittens in Form eines
Winkelhakens von vorne und von der Seite. Auf dieser nimmt die
Achse, die den Meißel fuͤhrt, ihre
Neigungs-Bewegung, wenn man schiefe Zaͤhne
fuͤr Steig-Raͤder schneiden will.
Fig. 13. Durchschnitt der senkrechten Achse aus
Gußeisen, auf welcher die Platte aufgezogen ist.
Fig. 14. Untersaz, welcher mit der Achse einen
Koͤrper bildet.
Fig. 15. Stangen, die man in die Achse einzieht, und
die das Rad, welches gespalten werden soll, aufnehmen.
Fig. 16. Scheiben oder Untersaͤze, die mit den
Stangen Einen Koͤrper bilden.
Fig. 17. Ausschnitt in Form eines
Schwalben-Schweifes, von vorne, von der Seite und im
Grundrisse, in welchem die Platte des Meißelfuͤhrers
auf- und niedersteigt.
Fig. 18. Die H-foͤrmige Platte (wegen der Form, die sie
an aͤlteren Maschinen hatte, also genannt) von vorne, von
der Seite und im Grundrisse. Sie dient zur Aufnahme der Achse,
die den Meißel fuͤhrt.
Fig. 19. Zaͤume mit Schrauben-Bolzen,
durch welche die Oehlbehaͤlter gestellt werden.
Fig. 20. Andere Schrauben-Zaͤume zur
Stellung derselben Behaͤlter.
Fig. 21. Achse, die den Meißel fuͤhrt, von
vorne und im Durchschnitte.
Fig. 22. Laͤngen-Durchschnitt der
Oehlbehaͤlter.
Fig. 23. Der allgemeine
Theiler (Diviseur
universel) von der Ruͤkseite und im Grundrisse.
Fig. 24. Centrirer, im
Aufrisse und im Grundrisse.
Fig. 25. Das Rad, welches gespalten werden soll,
zwischen seinen beiden Platten.
Fig. 26. Meißel, von vorne und von der Seite. Er ist
doppelt um Stahl zu sparen, beißt aber jedes Mal nur mit Einem
Ende in das Metall ein; das andere ist, wenn er an seiner Stelle
steht, in der Dike der Achse begraben. Diese Meißel, aus
Guß-Stahl und gut gehaͤrtet, koͤnnen lang
gebraucht werden, ohne daß sie sich abnuͤzen. Sie bilden
vollkommen reine, fehlerfreie Zaͤhne.
Dieselben Buchstaben bezeichnen in allen Figuren dieselben
Gegenstaͤnde.
Die Maschine ist in einem eisernen Gestelle a aufgezogen und ruht in einem
vollkommen genau nivelirten hoͤlzernen Gestelle, in
welchem sie mittelst eines Zaumes b
fest gehalten wird, der mittelst Schrauben-Ringen
befestigt wird. In der Mitte ihrer Laͤnge wird sie von
einer Saͤule c
gestuͤzt, welche Polster fuͤhrt, in welchen die
beiden parallelen Achsen dd
laufen, die untere Achse e und die
große Stellschraube f, die auf diese
Weise nicht wanken und nicht zittern kann. Diese Schraube, die
den Schlitten nach vorwaͤrts zieht, hat sehr
gedraͤngte Schraubengaͤnge, um selbst sehr kleine
Bewegungen am Schlitten hervorbringen, und seichte Zaͤhne
schneiden zu koͤnnen. Das Hintere Ende der großen
Schraube ist mit einem Zahnrade versehen g, das man mittelst der Kurbel h treibt, und das in einen Triebstok i eingreift, der auf einer Stange
j befestigt ist, die auf der
Seite der Platte eine Kurbel k
fuͤhrt. In Folge dieser Einrichtung kann der Arbeiter,
ohne seine Arbeit zu unterbrechen, den Schlitten l leiten, der auf seinem Polster m ruht. Dieser Polster, den man
einzeln, in groͤßerem Maaßstabe, in Fig.
9. sieht, nimmt in einer Schraubenmutter n die Stellschraube auf, die den
Schlitten bewegt. Dieser ist auf einer Saͤule o aufgesezt, um welche sich eine
Dille p dreht, die mit dem
Meißelfuͤhrer einen Koͤrper bildet: diese Bewegung
gibt man ihm, wenn man Zaͤhne schneiden will, die auf die
Achse des Rades schief stehen. Man haͤlt dann die Dille
auf, indem man die Schraubenbolzen qq anzieht. Der Meißelfuͤhrer besteht aus der
H-foͤrmigen
Platte, die in Fig.
18. mit r bezeichnet ist.
Auf dieser Platte, deren Raͤder schief abgedacht sind,
sind zwei gegen einander gebogene Arme ss angebracht, zwischen deren
Enden die Achse t
Fig. 19. (im Original steht, verdrukt, Fig. 21.) aufgezogen ist, welche zwei Drehespizen uu aus gehaͤrtetem
Stahle fuͤhrt; auf einem der beiden Enden dieser Achse
ist eine Kehle v eingeschnitten, die
eine Rolle bildet, welche die Schnur aufnimmt, die die Achse in
Umlauf sezt. Diese Schnur stuͤzt sich auf eine eiserne
Rollenscheibe x. Der Meißel y
Fig. 20. aus gehaͤrtetem Stahle, ist auf dem
zweiten Drittel der Laͤnge der Achse mittelst einer
kleinen kegelfoͤrmifen Schraube z und einem Halbniete a'
befestigt, wodurch Alles auf das Festeste zusammengehalten wird.
Die Spizen uu laufen in den
Loͤchern der kleinen Pfannen b', die mit dem Inneren eines hohlen eisernen
Cylinders in Verbindung stehen c',
in Fig.
22. welcher mit Oehl gefuͤllt ist, wodurch sie
immer schluͤpfrig erhalten werden. Die Pfanne ist zwei
Linien in dem Cylinder vertieft, damit die Achse t nicht fallen kann, wenn allenfalls
die Spize u braͤche. Bei
dieser Vorrichtung nuͤzen die Spizen sich nicht ab, was
bei der großen Schnelligkeit der Bewegung so leicht geschieht,
und ihr Spiel wird erleichtertDie Spizen nuͤzen sich allerdings nicht ab, aber
die Loͤcher werden weiter. Die englische
Einrichtung, Kugel auf Kugel, scheint uns besser. Dann
brechen auch keine Spizen.A. d. U.. Die Oehlbehaͤlter laufen in die Buͤchsen
d
Fig. 5. und 7.,
und werden durch die Schraubenbolzen e', Fig.
19. gegen die Spizen u
festgehalten. Ihre Lage wird durch andere Schraubenbolzen f gestellt.
In dem Verhaͤltnisse, als der Meißel sich dreht,
druͤkt der Arbeiter auf den Hebel g, um die H-foͤrmige Platte in ihrem Ausschnitte oder
Falze h niederzudruͤken, und
das Metall nach der Dike des Zahnes wegzunehmen. Damit diese
Bewegung aber nicht zu rasch geschieht, ist ein an einer Schnur
aufgehaͤngtes Gegengewicht angebracht; die Schnur
laͤuft uͤber eine Rolle, ist an dem Ringe i
Fig. 5. befestigt, und das Gewicht haͤlt
Gleichgewicht mit dem Druke. Der Mittelpunkt der Bewegung des
Hebels g ruht auf dem
Schraubenbolzen k, der in einen
Laͤngen-Ausschnitt eintritt l', damit man ihn nach der Dike des zu schneidenden
Rades hoͤher oder tiefer stellen kann. Ein in demselben
Hebel angebrachtes Loch nimmt das Ende einer Schraube m' auf, wodurch es auf dem
Stuͤke r befestigt wird.
Der Meißelfuͤhrer kann eine mehr oder minder nach vorne
geneigte Stellung auf den Gewinden n' annehmen, wenn man Winkelraͤder schneiden
will. Diese Stellung, die mittelst eines Kreis-Segmentes
o' das mit einem Ausschnitte
(Falze) versehen ist, regulirt werden kann, laͤßt sich
endlich festhalten, wenn man die Schraubenmutter p' anzieht. Eine
Stuͤzschraube q' befestigt
sie noch mehr. Wenn man den Meißel neigen will, um Zahne zu
schneiden, die auf die Achse des Rades schief stehen, so dreht
man ihn auf der Schraubenmutter r'
Fig. 12., die durch die winkelhakenfoͤrmige
Platte s' laͤuft. Diese
Bewegung wird mittelst eines Falzes oder Ausschnittes t' in dem oberen Theile der Platte
geregelt, in welche sich ein anderer Bolzen schiebt.
Die Abtheilungen, die mit den verschiedenen Zahn-Systemen,
welche man aus den Raͤdern schneiden will,
correspondiren, konnten auf der kupfernen Platte u'
Fig. 11. nicht angedeutet werden; man
begnuͤgte sich, 18 concentrische Linien darauf zu
zeichnen, Statt der wirklich vorhandenen 100. Die Zahl der
Eintheilungen auf dem aͤußeren Umfange, oder auf dem
groͤßten concentrischen Kreise, ist 1440. Man kann also,
mittelst dieser Maschine, Raͤder von 1440 Zaͤhnen
schneiden. Wenn man aber mehrere solche Zaͤhne, oder wenn
man dieselben in ungleicher Zahl schneiden will, die diese
Platte nicht geben kann, so bedient man sich des allgemeinen Theilers, (diviseur universel). Dieß ist ein
Schlitten v'v'
Fig. 6, 7 und
8.,
mit einer Achse x'x', die man auf
einer Schraube mit einer Spize y'
mittelst einer Kurbel z' sich drehen
laͤßt. Das Mittelstuͤk dieser Achse ist in eine
Schraube ohne Ende a''
ausgeschnitten, welche in ein Zahnwerk am Rande der kupfernen
Platte eingreift. Die Zahl dieser Zaͤhne ist der Zahl
der Eintheilungen des aͤußeren concentrischen Kreises
gleich. Die Achse x' ist mit zwei
Zeigern b'' versehen, welche die
Abtheilungen andeuten, die man vorher auf ein Kartenblatt, wie
ein Zifferblatt hinzeichnet, und das spaͤter auf die
kreisfoͤrmige Platte c''
aufgelegt wird. Wenn man sich dieses Stuͤkes nicht
bedient, wird es in die in Fig. 6
und 7
angedeutete Lage zuruͤkgeschoben. Die punktirten Linien
in Fig.
6. zeigen die Stelle an, welche sie einnimmt, wann sie in
Thaͤtigkeit ist.
Die Platte u' ist auf einer
senkrechten Achse aufgezogen d'',
die aus Gußeisen ist, und in Fig.
13. in einem groͤßeren Maßstabe vorgestellt
wurde. Diese Achse dreht sich auf einem Zapfen aus
gehaͤrtetem Stahle e'', der
kegelfoͤrmig zugeschnitten ist, in einer Pfanne f'', deren Lage durch eine
Regulir-Schraube g'' gestellt
wird. Die Platte ist mittelst Schrauben mit Nieten h'', unter dem Untersaze i'', der mit der Achse d'' einen Koͤrper bildet,
gehoͤrig befestigt. Diese Achse ist in ihrem Mittelpunkte
und der ganzen Laͤnge nach von einem Loche durchbohrt, in
welches die runde Stange j''
eingestekt und eingerieben werden kann. Diese Stange endet sich
in einen in eine Schraubenspindel auslaufenden Spieß k'' und dient zur Aufnahme des Rades
l'', in welchem man die Zahne
ausschneiden will. Der obere Theil der Stange j'' stellt ein Stuͤk eines
Kegels m'' dar, und das Halsband o'' dient zur Centrirung der Achse.
Das Rad findet einen festen Stuͤzpunkt auf der Leiste n'', deren Groͤße nach dem
Durchmesser des Rades, das geschnitten werden soll, verschieden
ist. Man bedekt das Rad endlich mit einer Scheibe w'
Fig. 25, so daß nur der Kreis des Rades hervorsteht.
Nachdem dieß geschehen ist, schraubt man mittelst des Nietes p''
Fig. 6. fest. Diese Vorrichtung fand man zur
Befestigung der Raͤder von sehr geringer Dike und zum
Reinschneiden der Zaͤhne, die keinen Fehler haben
duͤrfen, nothwendig. Die Stange j'' und die Achse d'' ist
mit einem kleinen Bolzen durchschossen q'' in Fig.
5, auf welchem die weibliche Schraube oder das Niet r'' so ruht, daß, wenn man dasselbe
dreht, es auf den Bolzen druͤkt, und denselben
noͤthigt, niederzusteigen, so daß er die Stange j'' mit sich zieht, bis die Leiste
m'' fest gegen die Wand des
Loches angedruͤkt wird, in welchem sie sich befindet.
Das Diopterlineal s'', das einzeln in
Fig.
11. dargestellt ist, und bei den Eintheilungen des
Umfanges der Platte festgehalten werden muß, hat seinen
Mittelpunkt der Bewegung auf dem Bolzen t'', der an einer Stuͤze u'' außen an der Platte angebracht ist. Auf derselben
Stuͤze befindet sich eine Platte mit einem Falze v'', durch welche ein Bolzen mit
einem Schraubenniete x''
laͤuft. Nachdem man dem Diopterlineal die
gehoͤrige Stellung gegeben hat, zieht man das Niet an,
wodurch dasselbe festgehalten wird. Man kann mittelst des
Fluͤgel-Nietes y'' die
auf dem in eine Schraubenspindel ausgeschnittenen Ende des
Lineals aufgezogen ist, dieses verlaͤngern oder
verkuͤrzen. Durch diese Vorrichtung ist das Diopterlineal
zweier verschiedenen horizontalen Bewegungen faͤhig:
durch die eine derselben kann es sich so verlaͤngern und
verkuͤrzen, daß die Spize z''
in alle auf der Platte gezeichneten Abtheilungen paßt; durch die
andere, die zu demselben Zweke beitraͤgt, kann es einen
Theil einer Kreisbewegung vollenden, zu welcher die Platte mit
dem Ausschnitte oder Falze v''
willig nachlaͤuft.
So oft man die Platte dreht, um einen neuen Zahn zu schneiden,
hebt man das Lineal und seine Spize mittelst des Hebels 1 der
auf der drehbaren Stuͤze 2 beweglich ist, und dessen Ende
unter dem Haken 3 eingreift.
Der Regulirungs-Zaͤhler
(Compteur regulatuer), der den
Gang der Platte regeln hilft, besteht aus einem Ringe 4 der den
Untersaz i'' umfaßt, und mit einem
Griffe 5 versehen ist, welcher einen Zeiger mit einem
Ausschnitte 6 fuͤhrt, den man mittelst einer
Fluͤgelschraube 7 anzieht. Eine gekruͤmmte Stange
8 die unter der Platte angebracht ist, stoͤßt gegen den
Griff 5 und haͤlt ihn auf, waͤhrend man die Platte
dreht.
Nachdem das Rad auf der Stange j''
aufgezogen wurde, versucht man sich zu uͤberzeugen, ob es
auch gehoͤrig centrirt ist. Zu diesem Ende bedient man
sich eines eigenen Instrumentes, des sogenannten Centrirers, der in Fig.
24. von vorne und von der Seite dargestellt ist.
Dieses Instrument ist eine Stange mit einem Abschnitte oder
Falze 9, welche auf der Schraube 10 des eisernen Gestelles
aufgezogen ist, und an ihrem Ende einen senkrechten Spieß 11
fuͤhrt, auf welchem ein in einem Winkel gebogener Rand 13
aufgestekt ist, der sich mittelst der Schraube 12 in beliebiger
Hohe befestigen laͤßt. Dieses Stuͤk ist mit einem
Zeiger versehen 14, der mittelst einer Feder
niedergedruͤkt wird, und die Abtheilungen auf dem Rande
anzeigt. Das Hintertheil desselben stuͤzt sich gegen den
Umfang des Rades, das man dreht. So lang der Zeiger in der durch
die Figur angedeuteten Lage bleibt, kann man gewiß seyn, daß das
Rad vollkommen centrirt ist; wenn er, im Gegentheile, auf dem
Rande vorruͤkt, muß man die Stellung verbessern.
Die Art, wie man sich dieser Maschine
bedient, ist folgende. Der Arbeiter sezt das zu
schneidende Rad auf den in eine Schraubenspindel zugeschnittenen
Spieß k'', die Zaͤhne
moͤgen gerade oder schief werden sollen, und schraubt es
mittelst des Nietes p'' vollkommen
fest. Nachdem es, mittelst des Centrirers, gehoͤrig
centrirt worden, bringt er die Spize z'' des Diopterlineals auf jene Abtheilung der Platte,
welche mit der Zahl der Zahne correspondirt, die das Rad
bekommen soll. Dann richtet er den
Regulirungs-Zaͤhler vor, und dreht den Griff 5 so,
daß die Spize des Stuͤkes 6 auf der Platte genau jenen
Punkt zeigt, in welchem die Spize des Lineals waͤhrend
des Drehens der Platte eingesezt werden muß.
Nachdem nun diese Vorkehrungen getroffen wurden, bringt der
Arbeiter, wenn es sich darum handelt, Zaͤhne in ein Rad
zu schneiden, die mit der Achse parallel sind, den
Meißel-Fuͤhrer in die, in Fig. 5
und 6
angezeigte, Lage, und zieht das Niet p' fest an, so daß Alles in dieser Lage bleiben muß.
Zu gleicher Zeit laͤßt er die
Stuͤz-Schraube q sich
stuͤzen, und dreht hierauf die Ruͤkzug-
oder Stellschraube mittelst der Kurbel k, bis der Meißel in die gehoͤrige Lage kommt,
um einen Zahn zu schneiden.
Wenn man schiefe Zaͤhne schneiden will, so neigt man den
Meißel-Fuͤhrer auf seinem Gewinde ss nach der Neigung der
Zaͤhne, nach vorwaͤrts, worauf man das
Schrauben-Niet p'
kraͤftig anzieht, um ihn in dieser Lage fest zu halten.
Nachdem dieses geschehen ist, hat der Arbeiter nun weiter nichts
zu thun, als daß er in seiner Arbeit fortfaͤhrt und auf
den Hebel g' druͤkt, um den
Meißel mehr oder minder tief in das Metall, welches weggeschafft
werden soll, eingreifen zu lassen.
Die Rolle v des
Meißel-Fuͤhrers wird mittelst eines großen Nades
in Umlauf gesezt, welches von einem Arbeiter getrieben wird.
Wenn man große Raͤder zu schneiden hat, muß die Schnur
stark gespannt seyn, damit sie nicht auf der Rolle v leer hinlaͤuft. In dieser
Hinsicht bedient man sich dreier Rollen mit Hohl-Kehlen,
wovon zwei unten sind, und eine Zwischenrolle uͤber
denselben. Das Gewicht der lezteren, welches auf die Schnur
druͤkt, vermehrt die Spannung.
Die Dille p kann um die Saͤule
o des Schlittens einen
Kreisbogen beschreiben, welcher dem Gestelle des
Meißel-Fuͤhrers jede Neigung zu geben verstattet,
die zur Bildung der Steigraͤder nothwendig ist. Nachdem
man den Meißel in die gehoͤrige Stellung gebracht hat,
zieht man die Schrauben-Bolzen qq gehoͤrig fest
an.
Außer der kreisfoͤrmigen Bewegung, von welcher wir
gesprochen haben, hat noch eine andere Statt, die sich dem
ganzen Systeme mittheilt. Sie geschieht um den Bolzen r', der durch das Stuͤk h laͤuft. Ein
gewoͤlbter Ausschnitt oder Falz, t, erleichtert die Bewegung des
Meißel-Fuͤhrers, durch welche derselbe geneigt
wird, so daß, wenn man den Meißel senkt, er auf dem Rade,
welches geschnitten werden soll, Zaͤhne bildet, die,
statt parallel zu seyn, gegen die Achse des Rades
geneigt sind. Auf diese Weise werden auch die Seiten der
Zaͤhne frei oder abgefettet
(dégrissés), und
kommen alle in ihrer Richtung gegen den Mittelpunkt des Rades zu
liegen.
Diese Maschine, die 5000 Franken (833 Laubthaler) kostet, kann in
einem Tage 3–4000 Zaͤhne schneiden: eine Arbeit,
zu welcher, wenn sie aus freier Hand geschieht, wenigstens 20
Tage erfordert werden. Man kann daraus den Gewinn berechnen, den
diese Maschine gibtWir muͤssen gestehen, daß, obschon wir glauben,
daß diese Maschine fuͤr jeden
Sachverstaͤndigen genau genug beschrieben ist,
dieselbe doch nicht mit jener Klarheit und Deutlichkeit
dargestellt ist, die sonst die Beschreibungen
franzoͤsischer Erfindungen so sehr zu ihrem
Vortheile auszeichnet. Es wird noͤthig seyn, daß
Uhr-Fabrikanten sich du selbe kommen lassen.
Uebrigens haben wir auch in Deutschland
Theilungs-Scheiben (die Reichenbach-Liebherr'sche zu
Muͤnchen ist durch ihre feine Arbeiten
fuͤr astronomische Instrumente
weltberuͤhmt geworden), und es steht zu erwarten,
welche Anwendung man noch in Deutschland von diesem
Instrumente auf die irdische Mechanik machen wird,
nachdem man sie bereits mit so großem Vortheile
fuͤr die Mécanique
céleste verwendete. Es ist uns ferner
auffallend, daß hier der so wichtigen epicykloidischen
Figur der Zaͤhne (Polytechn. Journ. Bd. XXV. S. 347.)
keine Erwaͤhnung geschah.A. d. U..