Titel: | Verbesserter Bau der Mauern, worauf Caleb Hitch, d. jüng., Ziegelmacher zu Ware in Hertsshire, sich am 21. Febr. 1828 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. VII., S. 20 |
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VII.
Verbesserter Bau der Mauern,
worauf Caleb
Hitch, d. juͤng., Ziegelmacher zu Ware in
Hertsshire, sich am 21. Febr.
1828 ein Patent ertheilen ließ.
Aus dem London Journal of
Arts. Maͤrz 1829. S. 524.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
[Verbesserter Bau der Mauern.]
Der Patent-Traͤger sagt, daß seine Verbesserung im
Baue einer Ziegelmauer dann besteht, „dieselbe mit
Hoͤhlungen oder Vertiefungen innerhalb derselben so
zu bauen, daß die einzelnen Theile derselben durch
Moͤrtel verbunden Eine feste Masse bilden, die weit
wohlfeiler kommt als eine gewoͤhnliche Mauer, weit
weniger Moͤrtel kostet, weniger Fugen hat, weit
fester haͤlt, und weit weniger Reparatur
erfordert.“
Der Patent-Traͤger beschreibt nun in seiner
Patent-Erklaͤrung die Model, in welchen die Ziegel
geformt werden muͤssen; aus der Figur der Ziegel werden
aber auch die Model deutlich werden.
Die Form der Ziegel ist etwas verschieden, je nachdem die Mauer
verschiedene Dike haben, neun oder zwoͤlf Zoll dik werden
soll. Fig.
23 zeigt die Form verschiedener Ziegel einer neun Zoll
diken Mauer. Die Ziegel aaa,
die der Patent-Traͤger
Fledermaus-Koͤpfe (bat
headers) nennt, liegen der Laͤnge nach; die
Ziegel bb, die er die Streker
(Stretchers) nennt, kommen quer
zu liegen. Sie haben ein sogenanntes
Schwalbenschweif-Ende, und passen mit demselben in
aͤhnliche gebildete Hoͤhlungen in den
Fledermaus-Koͤpfen.
Wenn diese Ziegel aufgemauert werden, werden sie in ihren Lagen
und Gefuͤgen mit Moͤrtel verbunden. Wenn eine
zweite Ziegellage auf das Moͤrtellager der ersten gelegt
wurde, so daß die Gefuͤge der Ziegel auf die Mitte der
darunter liegenden Ziegel, und die Bind-Loͤcher
(Dowel holes) auf einander zu
liegen kommen, wird eine gehoͤrige Menge Moͤrtels
in diese Loͤcher und in die leeren Raͤume zwischen
den Ziegeln gegossen, wodurch, wenn derselbe erhaͤrtet
ist, die obere und die untere Lage der Ziegel uͤber
einander fest gehalten wird.
Der Patent-Traͤger raͤth zum Moͤrtel,
ungeloͤschten Kalk (hot stone
lime), Ziegelmehl, scharfen Sand, Dachschiefer (Shingle) und Feuerstein, oder reinen
groben Sand und so wenig Wasser, als moͤglich, oder nur
so viel als gerade hinreicht, um diesem Gemenge die Consistenz
des Moͤrtels zu geben.
Jede zweite Ziegellage wird auf diese Weise mit Moͤrtel
belegt, und der Kern, der dadurch gebildet wird, haͤlt
die ganze Mauer zu einer festen Masse zusammen.
Wenn die Mauer diker als neun Zoll werden, oder irgend eine starke Steinmasse aufgemauert werden soll, wird eine andere
Form und Lage der Ziegel nothwendig. Die Mauer muß an der Eke
mit einem sogenannten Winkelkopfe beginnen Fig.
24. Auf diesen folgt der Schließer, und dann der
Streker so, daß er in den Schließer paßt; hierauf kommen die
Fledermauskopfe und die Streker abwechselnd. Bei der zweiten
darauf zu legenden Ziegellage werden die Gefuͤge
verschraͤnkt und die Loͤcher auf einander gelegt
und vermoͤrtelt, wie vorher. Bei Thuͤren und
Fenstern werden eigens dazu verfertigte Ziegel angewendet.
Wenn, wie bei Erdwallen, ein Druk von ruͤkwaͤrts
auf die Mauern wirkt, koͤnnen eiserne Stangen in die
Bindungs-Loͤcher von oben bis unten eingelassen
werden, so daß man auf diese Weise einen Schuz mehr von dem
Druke nach ruͤkwaͤrts erhaͤlt. Die eisernen
Stangen werden dann unten in der Grundmauer befestigt und
uͤber die eiserne Stange hinabgelassen.
Diese Ziegel werden auf dieselbe Weise verfertigt, wie die
gewoͤhnlichen, nur daß der Model eine andere,
naͤmlich diejenige Gestalt hat, die die Ziegel nach
dieser Einrichtung haben muͤssen. Die Loͤcher in
den Ziegeln werden mittelst eines Stokes durchgestochenDer Uebersezer hat bei Gelegenheit der Kasten aus
Gußeisen, die Hr. Deeble
patentisiren ließ, bemerkt, daß die Baukunst sowohl in
der Maurerei als in dem Zimmerwerke durch Anwendung
aͤhnlicher Formen vielleicht verbessert werden
koͤnnte. Hr. Hitch,
dessen Ziegel hier sehr undeutlich beschrieben sind,
scheint seine Ziegelformen von jenen Kasten entlehnt zu
haben. Es ist kein Zweifel, daß man bei einer
zwekmaͤßigeren Form der Ziegel fester bauen, und
nicht bloß Moͤrtel, sondern selbst Ziegel, und
das zum Brennen derselben nothwendige kostbare Holz
wuͤrde ersparen koͤnnen. Wenn auch die
Ziegel dann an und fuͤr sich selbst hoͤher
sollten zu stehen kommen, so wuͤrde, in obiger
Hinsicht, doch genug durch dieselben erspart werden, und
wenn, selbst der gesammte Bau, durch Handarbeit,
theuerer werden sollte, so wuͤrde es, wenn nur
die Waͤlder dadurch geschont werden
koͤnnen, fuͤr das Gemeinwohl vorteilhafter
werden, mit solchen Ziegeln zu bauen, und lieber den
Kunstfleiß der Menschen zu belohnen, als Waͤlder
muthwillig zu Grunde richten und den Preis des Holzes
dadurch so zu erhoͤhen, daß andere Zweige der
Industrie gelahmt werden muͤssen. Wie viele
Quadrat-Meilen Waldes steken nicht in mancher
einzigen Gasse einer großen Stadt! A. d. U..