Titel: | Ueber Daniel's Patent-Apparat, Leuchtgas aus Harz zu erzeugen, so wie derselbe von Hrn. Martineau für die London Institution errichtet wurde, an welcher derselbe beständig gebraucht wird. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. XI., S. 41 |
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XI.
Ueber Daniel's
Patent-Apparat, Leuchtgas aus Harz zu erzeugen, so wie
derselbe von Hrn. Martineau fuͤr die London Institution errichtet wurde, an welcher derselbe
bestaͤndig gebraucht wird.
Aus dem London Journal of
Arts. Maͤrz, S. 316.
Mit Abbildungen auf Tab. II.
Daniel's Patent-Apparat, Leuchtgas aus
Harz zu erzeugen.
Die Einleitung sagt uns auf eine sehr vornehme Weise, daß die
Gasbeleuchtung in jenem Zustande, in welchem sie in ihren
Kindheit war, wegen der schwefeligen Daͤmpfe, die das nur
theilweise gereinigte Gas verbreitete, aus den
koͤniglichen und adelichen Gebaͤuden (royal and noble edifices)
hinausgeworfen (ejected) wurde; daß
heute zu Tage dieses Gas zwar besser behandelt wird, daß aber
die Gas-Compagnien dasselbe selten eine laͤngere
Zeit uͤber rein liefern. Wir enthalten uns aller
Bemerkungen uͤber dieses Vornehmthun, das eine so
treffliche Verbesserung, wie die gegenwaͤrtige, eben
nicht ziert. Oehlgas, obschon
kostbarer, war zur Beleuchtung der Zimmer weit besser, und Hr.
Pepys, an der London Institution, hat
vorzuͤglich durch diese die Oehlgas-Beleuchtung
verbreitet.
Eben dieser ausgezeichnete Chemiker schlug auch die Bereitung des
Harz-Gases an diesem Institute vor, und Hr. Daniel erlaubte dem Institute
unentgeldlich seinen Apparat anzuwenden. Wie viel bei diesem
Apparate erspart werden kann, und wie trefflich er arbeitet, ist
nun hinlaͤnglich erwiesen. Was die Ersparung
uͤberhaupt betrifft, wird sich aus folgenden Thatsachen
ergeben.
Die Abbildung zeigt die Retorte sammt Zugehoͤr, so wie sie
an der London Institution errichtet
ist. Fig.
35. ist ein Aufriß von der Vorderseite, und zeigt den
Apparat von außen, a ist der eiserne
Trog, in welchem das Harz geschmolzen wird, nachdem demselben
eine gewisse Menge Terpenthines zugesezt wurde. Er ist mit zwei
Ablaß-Haͤhnen, bb versehen, durch welche das Harz fluͤssig und
heiß in die Trichter cc
gelangt, welche dasselbe durch die Heber dd in die geheizten Retorten
fuͤhrt, in welchen das Gas erzeugt wird.
Fig. 36. zeigt diesen Apparat im Durchschnitte, aus
welchem man denselben noch deutlicher kennen lernen wird. Man
sieht die Retorte ee zum
Theile mit Kohks gefuͤllt, die Anfangs mittelst des
darunter angebrachten Ofens in hohe Rothgluͤhhize
gebracht werden. Das gemeine im Handel vorkommende braune Pech,
welches in den Trog a
gethan wird, wird mit wesentlichem Oehle (Terpenthin) im
Verhaͤltnisse von 10 Gallons1 Gallon ist 10 Pfd. destillirtes Wasser.A. d. U. auf 100 Pfd. Pech gemischt. Ein Theil der Flamme und der
Hize in dem darunter befindlichen Ofen, der die Retorte heizt,
erhaͤlt dieses Gemenge fluͤssig, und ein Schieber,
der quer durch die Oeffnung des Schornsteines laͤuft,
regulirt genau die Temperatur dieser Fluͤssigkeit. Ein
Drathgeflecht f, reicht bis auf den
Boden des Troges, und hindert das noch nicht geflossene Harz
oder irgend eine Unreinigkeit in demselben die Hahne zu
verlegen.
Nachdem das geschmolzene Harz durch die Trichter c und durch die Heber d in die Retorte gelangte,
faͤllt es auf die Kohls, und wird, waͤhrend es
durch die gluͤhende Masse derselben durchzieht, zersezt.
Bis es an das entgegengesezte Ende der Retorte gelangt, wird ein
großer Theil des Terpenthin-Oehles in Form eines
verdichtbaren Gases durch den Kuͤhl-Apparat g abgeschieden. Dieser
Kuͤhl-Apparat wird mit Wasser von einer
daruͤber befindlichen Cisterne versehen, und der nicht
verdichtbare Theil, oder das Gas, steigt durch die Roͤhre
h in die Hoͤhe, welche
unter die Oberflaͤche des Wassers in dem Gefaͤße
i eintaucht. Hierdurch wird die
Verdichtung vollkommen vollendet, und das Gas laͤuft in
einem vollkommen reinen Zustande durch die Roͤhre k in das Gasometer, oder vielmehr in
den schwimmenden Behaͤlter, um verbraucht zu werden.
Das wesentliche Oehl wird, wenn es den
Kuͤhl-Apparat verlaͤßt, durch einen Heber
l in die darunter befindliche
Cisterne geleitet. Die Nothwendigkeit, hier einen Heber
anzubringen, erhellt daraus, daß diese ableitende Roͤhre
die Entweichung des Gases verhindern muß, welches sonst mit dem
wesentlichen Oehle zugleich aus dem Apparate ausfahren
wuͤrde. Ein anderer Heber m
fuͤhrt dieses wesentliche Oehl aus der oberen Cisterne in
einem verdichteten Zustande herab.
Die Gas-Lampen an der London
Institution brauchen taͤglich ungefaͤhr
1000 Kubikfuß Gas. Dieses Gas erhaͤlt sie fuͤr
ungefaͤhr 6 Shill. (2 fl. 36 kr.) durch zersezende
Destillation von 100 Pfund Pech. Das wesentliche Oehl (der
Terpenthin) darf nicht in Rechnung gebracht werden, indem man
dasselbe immer wieder brauchen kann.
Die Beleuchtungskraft des Harz-Gases verhaͤlt sich
zu jener des Steinkohlen-Gases, wie 2 1/2 : 1. Die
Ersparung bei Benuͤzung des Harz-Gases erhellt
daraus, daß, außerdem daß Harz-Gas besser leuchtet, als
jedes andere, das rohe Material, aus welchem man dieses Gas
erhaͤlt, wohlfeiler ist, als jedes andere.
Zu der Gas-Bereitung braucht die London Institution taͤglich vier Bushel Kohlen,
und einen halben Bushel Kohks. Da die Menge Gases, die
man aus einem und demselben Material erhaͤlt (wenigstens
aus solchem, welches dem Ansehen nach nicht verschieden zu seyn
scheint), nicht immer eine und dieselbe ist, so wird es
vielleicht nicht uͤberfluͤssig seyn, die Resultate
einer Woche, die mit dem ersten Tage dieses Jahres anfing, hier
in einer Tabelle darzustellenDieß ist um so mehr noͤthig, als gegen das
Harz-Gas sich allgemein ein absurdes Geschrei
erhoben hat; ein Geschrei, das zum Theile aus der Kehle
des Eigennuzes kam, zum Theile aus der Schlechtigkeit
einiger rohen Menschen hervorging, die
Patent-Rechte angreifen wollten.A. d. O..
Textabbildung Bd. 33, S. 43
Januar; Harz;
Terpenthinoͤhl; Kubikfuß-Gas
Das London Journal gibt nun folgenden
Auszug aus Joh. Fried. Daniel's,
Esq., (Gowerstreet, Bedford-Square, Middlesex) Patent auf seine Verbesserung in der
Gasbereitung.
Der Patent-Traͤger sagt, daß seine Verbesserungen
sich auf Leuchtgas-Bereitung aus Harz, Kohlen, Theer,
Terpenthin, Alkohol, oder aus irgend einem erdharzigen oder
kohlenstoffhaltigen Koͤrper, mit Ausnahme der Steinkohle,
beziehen. Zu diesem Ende bedient er sich eines Apparates,
welcher aus einem Gefaͤße besteht, das das Material
aufnimmt, aus welchem das Leuchtgas bereitet wird. Nachdem
dieses Material fluͤssig geworden ist, wird es durch
Haͤhne in einen Trichter gelassen, und aus diesem durch
eine Roͤhre in eine Retorte geleitet.
Die Retorte ist zum Theile mit Kohks, oder mit zerschlagenen
Ziegeln, oder mit kleinen Stuͤken Eisen oder mit irgend
anderen brauch baren Koͤrpern gefuͤllt, auf welche
das geschmolzene Harz, der Kohlen-Theer oder irgend ein
anderer geistiger oder kohlenstoffhaltiger Koͤrper
tropfenweise oder in einem kleinen Strahle faͤllt. Da die
Retorte von dem im Ofen unter ihr befindlichen Feuer erhizt
wird, so entsteht eine zersezende Destillation des Harzes,
Theeres oder anderen angewendeten Materiales, und das durch die
Destillation entwikelte Gas geht durch eine zwekmaͤßig
angebrachte Roͤhre einen Kuͤhl-Apparat
uͤber, wo ein Theil des Theeres oder der uͤbrigen
groben Stoffe, die zugleich mit dem Gase ausgestoßen werden,
verdichtet wird, die fluͤchtigeren Theile aber in die
Hohe steigen, in einem Gefaͤße mit Wasser gewaschen
werden, daselbst wiederhohlt ihre groͤberen Bestandtheile
absezen, und so in die Schnabel der Gas-Lampen
gelangen.
Der Patent-Traͤger nimmt nicht den Apparat
ausschließlich als seine Erfindung in Anspruch, und
beschraͤnkt sich nicht auf einen besonderen, oder auf den
in seiner Erklaͤrung gegebenen Bau (der uͤbrigens
im Allgemeinen derselbe ist, wie der oben beschriebene an der
London Institution) sondern
nimmt vorzuͤglich die Roͤhren und Gefaͤße
zur Ableitung des Gases und Abscheidung des Ruͤkstandes,
und die Scheidewand am Ende der Retorte, durch welche die Kohks
oder andere kohlenstoffhaltige Koͤrper gehindert werden
in das Theergefaͤß zu fallen, als seine Erfindung in
Anspruch.