Titel: Verbesserung an Chronometern, auf welche Joh. Gottl. Ulrich, Chronometer-Macher am Cornhill, City of London, sich am 19. April 1828 ein Patent ertheilen ließ.
Fundstelle: Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXI., S. 258
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LXI. Verbesserung an Chronometern, auf welche Joh. Gottl. Ulrich, Chronometer-Macher am Cornhill, City of London, sich am 19. April 1828 ein Patent ertheilen ließ. Aus dem London Journal of Arts and Science. Mai 1829. S. 88. Mit Abbildung auf Tab. VI. Ulrich, Verbesserung an Chronometern. Gegenwaͤrtiges Patent ist eine Verbesserung an dem neuen Chronometer, auf welchen Hr. Ulrich Aus einer alten deutschen ruͤhmlich bekannten Uhrmacher-Familie. A. d. U. sich im J. 1825 ein Patent ertheilen ließ, das im London Journal of Arts, Bd. XIII. S. 122. (Polyt. Journal Bd. XXV. S. 449.) beschrieben wurde. Der Zwek des Patent-Traͤgers war, die Hauptfeder in den Stand zu sezen, ihre Triebkraft der Unruhe oder Balanz ohne Dazwischenkunft einer Menge von Raͤdern und Triebstoͤken mitzutheilen, und dadurch eine Menge von Maͤngeln zu beseitigen, die in Folge einer solchen Verbindung entstehen. Gegenwaͤrtige Verbesserung ist in Folgendem beschrieben. „Meine gegenwaͤrtige Verbesserung,“ sagt der Patent-Traͤger, soll erstens, der Unruhe ihre Arbeit erleichtern; zweitens, die Wirkung des Steigrades reguliren; drittens, den Ausheber des Raͤderwerkes, (train detant, sic. vielleicht détente) zu sperren; viertens, denselben los zu lassen; fuͤnftens endlich eine Ersaz- oder Compensir-Unruhe nach einem besseren Plane, als die bisherigen, vorzurichten. Diese Verbesserungen sind nur Abaͤnderungen des Patentes vom 25. Maͤrz 1825, auf welches ich mich beziehe. Die Art, wodurch der Unruhe ihre Arbeit erleichtert wird, ist Verminderung der Staͤrke des Impuls-Aushebers (impulse detant) und Anwendung eines Huͤlfs-Feder-Hebels, um dem Ausheber mehr Staͤtigkeit zu geben, waͤhrend der Impuls-Feder-Heber sperrt. Die Wirkung des Steigrades wird durch eine Stange oder Balanz auf der Achse der abwechselnden Pallets regulirt. Diese Stange fuͤhrt an ihren Enden zwei stellbare Gewichte, welche, je nachdem sie dem Mittelpunkte naͤher geruͤkt oder weiter davon entfernt werden, dieselbe schneller oder langsamer schwanken lassen. Um den Ausheber des Raͤderwerkes zu sperren, ist an der Platte der Hemmung ein Feder-Waͤchter angebracht, welcher von dem Impuls-Feder-Hebel gehalten wird, wenn dieser hinter derselben gesperrt ist, und auf diese Weise wird der Ausheber des Raͤderwerkes nicht aus den Zaͤhnen des Steigrades hinausgeworfen werden koͤnnen; wenn aber der Impuls-Feder-Hebel frei gelassen wird, wird der besagte Feder-Waͤchter frei, und der Ausheber des Raͤderwerkes gleichfalls in Freiheit gesezt. Um diesen los zu lassen, ist ein gekruͤmmter Hebel an dem abwechselnden Pallet-Stuͤke angebracht, und an dem einen Ende dieses Hebels ein Stift befestigt, so daß, wenn der Impuls-Feder-Hebel an diesen Stift anschlaͤgt, der Arm, der von diesem Hebel auslaͤuft, den Ausheber von den Zaͤhnen des Steigrades entfernt. Ehe ich den neuen Bau meiner Ersaz-Unruhe oder Compensations-Balanz beschreibe, muß ich das Detail meiner vier ersten Verbesserungen beschreiben, und Form, Lage und Wirkung der verschiedenen Theile angeben. Fig. 20. der Zeichnung auf Tab. VI. zeigt die Hemmung im Zustande der Ruhe. a ist die Achse der Unruhe oder Balanz. Wenn diese in der Richtung des Pfeiles gedreht wird, wird das kleine Entladungs-Pallet b auf dieser Achse in den Stand gesezt frei zu entweichen, wenn die Feder c voruͤber ist, ohne daß irgend etwas im Mechanismus gestoͤrt wird. Wenn aber die Unruhe zuruͤkkehrt, d.h., in einer dem Pfeile entgegengesezten Richtung sich bewegt, kommt das Pallet b in Beruͤhrung mit dem Ende der Feder c, welches in dieser Richtung gegen einen kleinen hervorstehenden Arm stoͤßt, der von dem Impuls-Ausheber d hervorragt, und von demselben aufgehalten wird. Der Trieb der Unruhe macht also das Pallet b, den Impuls-Ausheber d mit demselben zuruͤkfuͤhren, und zieht auf diese Weise das Pallet e am Ende des Impuls-Aushebers von der Spize des Impuls-Feder-Hebels f weg: diese Stellungen sind in der Figur durch punktirte Linien angedeutet. Das Impuls-Pallet g auf der Achse der Unruhe ist in diesem Augenblike in einer Lage den Impuls aufzunehmen, und da der Impuls-Feder-Hebel f nun in Freiheit ist, so kommt der gehobene Theil desselben z, mit dem Impuls-Pallet g in Beruͤhrung, wie man in Fig. 21. sieht, und treibt es mit der Unruhe zugleich herum. Der Waͤchter h des Aushebers, den man in Fig. 20. beinahe unter einem rechten Winkel auf dem Ausheber i stehen sieht, und der denselben dadurch sperrt, ist durch das Vorruͤken des Impuls-Feder-Hebels hier gegen den Leistenstift j gefallen, und macht auf diese Weise den Ausheber frei, wie man in Fig. 21. sieht. Der Impuls-Feder-Hebel f, der seine Wirkung auf das Pallet g fortsezt, treibt dieses und die Unruhe vorwaͤrts in die durch Punkte angedeutete Lage, und wird dann frei, wie man in Fig. 3. sieht, wo, wenn der Impuls-Feder-Hebel f gegen den Stift x im Ende des gekruͤmmten Hebels k schlaͤgt, dieser Hebel aus der durch Punkte in Fig. 21. angedeuteten Lage in jene von Fig. 22. gelangt. Ein Arm l, am Ruͤken des gekruͤmmten Hebels k, (der Entladungs-Arm) wird durch die lezt erwaͤhnte Bewegung des gekruͤmmten Hebels gegen ein Pallet m gedruͤkt, welches sich auf einem Arme befindet, der von dem Ausheber hervorragt, welcher auf diese Weise zuruͤktreten muß. Das Pallet y auf dem Ausheber wird aber aus dem Zahne l des Steigrades n herausgehoben, wie man in Fig. 22. sieht, und dadurch wird dieses Rad frei, welches sich alsogleich in der Richtung des Pfeiles vorwaͤrts bewegen und der Spize des Huͤlfs-Feder-Hebels o erlauben wird hinter dem Zahne und dem Stifte p am Ende des Armes einzufallen, um so gegen den Ruͤken des Impuls-Aushebers d zu kommen und denselben dadurch festzuhalten. Der Zahn 7 des Steigrades n wird nun gegen die Vorderseite des abwechselnden Palletes g druͤken, wie man an den Punkten in Fig. 22. sieht, und das Pallet-Stuͤk in die in Fig. 23. dargestellte Lage bringen, waͤhrend seine Stellstange dadurch in die daselbst gezeichnete schiefe Lage gefuͤhrt wird. Durch diese Bewegung wurde der an dem Pallet-Stuͤke befestigte Arm s veranlaßt, den Impuls-Feder-Hebel in die in Fig. 20. gezeichnete Lage zuruͤkzufuͤhren, wo seine Spize wieder von dem Pallete e am Ende des Impuls-Aushebers gehalten wird. Wenn der Zahn 7 die Vorderseite des abwechselnden Palletes q, wie in Fig. 23. verlaͤßt, kommt der Zahn g in Beruͤhrung mit der Vorderseite des anderen abwechselnden Palletes t, wie man an der durch Punkte angezeigten Lage sieht, und die Kraft desselben bringt das Pallet-Stuͤk mit der Stellstange und dem Arme s in einen Stand von Ruhe in der in der 20. Fig. gezeichneten Lage. Dadurch kommt der Impuls-Feder-Hebel, der nun von dem Pallet e gehalten wird, in eine Art von Spannung, und in Bereitschaft, den darauf folgenden Impuls der Unruhe auf die vorher beschriebene Weise mitzutheilen. Durch das weitere Fortschreiten des Steigrades wird der Zahn 15 veranlaßt die Spize des Huͤlfs-Feder-Hebels o zu heben, und dadurch den Stift p zu entfernen, der den Impuls-Ausheber haͤlt. Wenn nun der Zahn 15 gegen das Pallet y am Ende des Aushebers des Raͤderwerkes gelangt, wird das Steigrad aufgehalten, und, um es so zu sperren, daß kein Stolpern durch irgend eine zitternde Bewegung des Aushebers des Raͤderwerkes entsteht, steht der Waͤchter h, welcher durch den Impuls-Feder-Hebel in seine erste Lage zuruͤkgefuͤhrt wurde, unmittelbar hinter dem Ausheber, und haͤlt ihn. Es sind zwei Leistenstifte vv vorhanden, die so gestellt sind, daß sie den Schlag von der zuruͤkfahrenden Stellstange auffangen, und sie zur Ruhe bringen. Der gewoͤhnliche Bau der Unruhe oder Balanz ist an Chronometern aus Stahl und Messing mancher Unregelmaͤßigkeit und Unterbrechung ihres Spieles durch magnetischen Einfluß sowohl als auch dadurch unterworfen, daß beide Metalle in Folge ihrer ungleichen Ausdehnung bei jedem Wechsel der Temperatur sich von einander zu entfernen suchen. Meine verbesserte Balanz ist von dem ersteren dieser Fehler frei, da kein Atom Eisen oder Stahl an derselben ist, und hat einen solchen Bau, daß die wandelbaren Expansionen und Contractionen ihrer Theile den erforderlichen Ersaz leisten. Fig. 24. stellt sie im Grundrisse dar. aa ist eine Platinna-Stange, an deren Endstuͤken b und c sich Schrauben befinden. An dem Endstuͤke b ist ein Ende der messingenen Seitenroͤhre d befestigt, und an dem anderen Endstuͤke c ein Ende einer aͤhnlichen messingenen Roͤhre e. Von den Endstuͤken b und c steigen die Staͤmme ff, so wie sie gezeichnet sind, empor, und mit diesen sind die respektiven Arme oder Segmente gg verbunden, die die Gewichte hh der Balanz fuͤhren. Wenn Erhoͤhung der Temperatur das Metall, aus welchem die Balanz verfertigt wurde, ausdehnt, so wird diese Ausdehnung in den beiden messingenen Seitenroͤhren d und e groͤßer seyn, als in der Platinna-Stange a. Die Wirkung hiervon wird diese seyn, daß die Enden der Segmente naͤher gegen den Mittelpunkt der Oscillation gelangen, und folglich die Schnelligkeit der Balanz vermehren, obschon die Theile weiter ausgedehnt sind, die sonst, durch ihre groͤßere Ausdehnung, die Schnelligkeit vermindern wuͤrden. Die Segmente oder Arme gg sind als Hebel zu betrachten, deren Stuͤzpunkte ff sind, und diese, so wie die Enden der Roͤhren d und e, an den Endstuͤken b und c, koͤnnen als verhaͤltnißmaͤßig stillstehend betrachtet werden. Man wird nun einsehen, daß, so wie das Material, aus welchem die Balanz gebaut ist, sich ausdehnt, die Seitenroͤhren aus Messing d und e sich mehr als die Platinna-Stange a verlaͤngern, und wenn nun, aus dieser Ursache, die Enden dieser Roͤhren gegen die Schweife der Hebel oder Ausschnitte bei ii druͤken, so werden die gegenuͤberstehenden Enden oder Ausschnitte nach einwaͤrts getrieben, wie man an den punktirten Linien sieht, wodurch die Durchmesser der Balanz kleiner werden, obschon die Theile wirklich ausgedehnt wurden. Es wird noch nothwendig hier zu bemerken, daß die beiden Endstuͤke b und c und die zwei Segmente gg mit den Staͤmmen ff und ii, alle aus Einem Stuͤke gediegenen Metalles geschnitten werden muͤssen. Patent-Erklaͤrung von Newton.

Tafeln

Tafel Tab. VI
Tab. VI