Titel: | Amerikanischer Patent-Ofen zur Dampferzeugung mittelst Anthracit-Kohle, und zu verschiedenen Fabrik-Arbeiten, bei welchen man großer Hize bedarf, und worauf Benj. B. Howell, zu Philadelphia, sich am 14. Oktbr. 1828 ein Patent ertheilen ließ. |
Fundstelle: | Band 33, Jahrgang 1829, Nr. LXIII., S. 262 |
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LXIII.
Amerikanischer
Patent-Ofen zur Dampferzeugung mittelst
Anthracit-Kohle, und zu verschiedenen Fabrik-Arbeiten,
bei welchen man großer Hize bedarf, und worauf Benj. B.
Howell, zu Philadelphia, sich am 14. Oktbr. 1828 ein Patent
ertheilen ließ.
Aus dem Register of
Arts. N. 68.
Mit Abbildung auf Tab. VI.
Amerikanischer Patent-Ofen zur
Dampferzeugung.
Die Anthracit-Kohle (die in England Stein-Kohle, Stone-Coal heißt) ist auch in England
haͤufig, wie das Register
bemerkt, und gewoͤhnlich in der Naͤhe der dortigen
Bergwerke. Man bearbeitet jezt das Eisenerz weit leichter mit
Anthracit, als man es ehevor mit den gewoͤhnlichen
Steinkohlen bearbeitet hat. Wir wurden, sagt der Redacteur des
Register, immer mit allgemeinem
Gelaͤchter belohnt, wenn wir den
Eisenhuͤttenmaͤnnern sagten, man muͤsse
Hammereisen alsogleich, in Einer Hize, aus dem Roheisen machen,
ohne es kalt werden zu lassen. Der amerikanische
Eisenhuͤttenmann, der durch keine gelehrten Vorurtheile,
wie wir, geblendet ist, macht es nun wirklich so, wie ich immer
sagte, daß es gehen muͤßteDer Hr. Redacteur mag sich damit troͤsten, daß es
anderen nicht besser erging. Der Uebersezer hat vor
dreißig Jahren dieselbe Sprache zu Eisenerz und in der Radmar gehalten, und wurde formaliter und ex officio ausgelacht. Er
zeigte ihnen vergebens, daß der schoͤnste
Gußstahl zuweilen an ihren Gaͤnsen haͤngt,
und nur abgeschlagen werden duͤrfte. Er ward
ausgelacht, und ist es vielleicht noch jezt.A. d. U.. Gestehen wir es aufrichtig, die Amerikaner machen in
Einem Jahre mehr Fortschritte, als wir in zehn. Wir haben
uͤber Howell's Verfahren auf
Privatwegen Notiz erhalten „(vielleicht auf demselben
Wege, auf welchem der Recueil
industriel es erhielt, Polyt.
Journ. Bd. XXXII.
S. 64.)“; nun bringt uns das Franklin-Journal die Methode
des Hrn. Howell, Anthracit zur
Dampferzeugung anzuwenden.
Die zu diesem Zweke in Anspruch genommene Verbesserung besteht in
der Form und in dem Grundsaze, nach welchem das Innere des Ofens
erbaut ist, und darin, daß er vom Kessel oder uͤberhaupt
von dem Koͤrper, welchen er erhizen soll, entfernt steht,
so daß Hize erzeugt wird, ohne daß das Brennmaterial mit dem
Kessel oder mit dem zu hizenden Koͤrper in
Beruͤhrung kommt; ferner in Anwendung eines
kuͤnstlichen Geblaͤses auf die
Anthracit-Kohle, wodurch die Hize um ein Bedeutendes
verstaͤrkt, und die gehoͤrige Richtung durch die
Verbindungs-Zuͤge des Ofens auf die zu heizenden
Koͤrper gegeben wird.
Die Figuren zeigen, in einem Maßstabe von 6 Fuß auf Einen Zoll,
einen Aufriß von vorne, einen Grundriß, und einen
Durchschnitt.
Die aͤußere Form und die Verhaͤltnisse
koͤnnen nach Belieben veraͤndert werden, wenn nur
der Grundsaz, nach welchem die Hize erzeugt und angewendet wird,
beibehalten wird.
Mit einem Ofen von dieser Bauart und einem mittelmaͤßigen
Geblaͤse kann Flamme und Hize beinahe in jedem beliebigen
Grade unter den Kessel der Dampfmaschine, oder irgend einen zu
erhizenden Koͤrper geleitet werden, wenn man Anthracit
als Brennmaterial braucht. Den gehoͤrigen Wind
erhaͤlt man mittelst eines kleinen an der Maschine
angebrachten Blasebalges, und die Maschine wird Anfangs mit
einem kleinen Holzfeuer in den Gang gebracht. Nachdem man auf
diese Weise Kraft genug erhalten haben wird, die
Blasebaͤlge zu treiben, wird man kein Holz mehr brauchen,
außer wenn das Feuer ausgegangen ist und frisch
angeschuͤrt werden soll.
Die Kohle muß immer, so lang der Ofen im Gange ist, auf der
Hoͤhe der Linie E erhalten
werden, oder wenigstens immer so hoch uͤber dem Zuge B, daß sie vollkommen in der Gluth
steht, ehe sie auf diese Hoͤhe herabsinkt. Man muß
auf diesen Umstand genau Acht geben, wenn man eine
gleichfoͤrmige Hize unterhalten will.
Die Kraft, welche man mehr braucht, um außer der Maschine auch
noch die Blasebaͤlge zu treiben, wird sehr gering seyn;
nicht mehr als die Kraft Eines Pferdes bei einer Maschine von
einer Kraft von 40 Pferden, oder ungefaͤhr 2 1/2 p. C.
betragen. Wenn sie aber auch drei Mal groͤßer seyn
muͤßte, was sie aller Erfahrung nach nicht ist, so wird
doch die Ersparung an Raum, die auf Dampfmaschinen so wichtig
ist, nebst den uͤbrigen weiter unten
anzufuͤhrenden Vortheilen, und, unter allen
Verhaͤltnissen, die Ersparung an Brennmaterial, diesen
Nachtheil mehr als reichlich aufwiegen.
Abgesehen von der Ersparung an Brennmaterial, die
vorzuͤglich dadurch hervorgeht, daß man ein Brennmaterial
benuͤzt, welches bei uns haͤufig uͤberall
vorkommt, waͤhrend das gewoͤhnliche Brennmaterial,
wenigstens in einigen Gegenden, taͤglich weniger und
theurer wird, geht eine andere und wichtige Ersparung aus dem
Baue des Kessels hervor, den man bei diesem Ofen anzubringen
hat. All der Raum, den man gegenwaͤrtig zu dem Holze
braucht, faͤllt weg, der ganze sogenannte
Ofen-Theil, und an die Stelle desselben kommt ein enger
Zug zum Durchgange der Hize unter jenem Theile des Kessels,
welcher das Wasser enthaͤlt. Der sogenannte
Ofen-Theil, den man nun weglassen kann, kommt sehr theuer
zu stehen, waͤhrend der Ofen, in welchem
gegenwaͤrtig die Hize erzeugt wird, aus einem weniger
kostbaren Materiale besteht, und folglich weit wohlfeiler ist.
Der Einwurf, den man ehevor gegen die Anwendung des Anthracites
als Brennmaterial bei einem Dampfkessel machen konnte, wo man
den Anthracit in Beruͤhrung mit der Oberflaͤche
des Kessels, oder wenigstens in die Naͤhe desselben
bringen mußte, faͤllt nun gaͤnzlich weg, da die
Kohle nirgendwo in Beruͤhrung mit dem Eisen kommt,
welches daher nicht nur dadurch nicht verdorben, sondern noch
laͤnger gut erhalten wird, als wenn es immer der
unmittelbaren Einwirkung des Brennmateriales ausgesezt ist.
Eben dieser Ofenbau laͤßt sich auch zur Heizung der
Glasoͤfen, der Toͤpfer- und
Ziegel-Oefen mittelst Anthracit-Kohlen, und
uͤberall wo Feuerung auf diese Weise angebracht werden
kann, benuͤzen.
Fig. 13., 14.,
15.
zeigt diesen Ofen zur Anthracit-Heizung eines
Dampfkessels und anderer Feuerungs-Anstalten, bei welchen
große Hize noͤthig ist, im Aufrisse, im senkrechten
Durchschnitte, und im Grundrisse in einem Maßstabe von 6 Fuß auf
den Zoll. Dieselben Buchstaben bezeichnen dieselben
Gegenstaͤnde.
AA Roͤhren des
Geblaͤses, durch welche der Wind durchfaͤhrt.
BB Linie des Zuges, durch
welchen die Flamme und Hize unter dem Kessel, Gefaͤße
oder Koͤrper, welcher geheizt werden soll,
durchzieht.
CC Thuͤren, durch
welche man die Kohlen zuschuͤrt.
DD Thuͤren, durch
welche man reinigt, und welche gelegentlich auch als
Zugthuͤren gebraucht werden koͤnnen.
E Linie der oberen
Oberflaͤche der Kohlen.
FF Rost-Stangen. Wo man
dieselben braucht, kann der Boden des Ofens geschlossen seyn, da
der Wind die Kohlen gluͤhend genug macht. Das Holz,
welches man Anfangs braucht, kann dadurch schnell
entzuͤndet werden, daß man die
Reinigungs-Thuͤren DD oͤffnet.
GG Oeffnungen zur
Foͤrderung des Zuges, ehe man das Geblaͤse ansezt.
Diese koͤnnen eben so, wie die Rost-Stangen,
wegbleiben.
Der Ofen muß mit feuerfesten Ziegeln ausgefuͤttert, und
außen mit einem Gehaͤuse aus Gußeisenplatten versehen
werden, die man mittelst starker Bolzen, Schrauben und Nieten
zusammenhaͤlt. Zwischen diesen koͤnnen
gewoͤhnliche Ziegel gebraucht werden. Wenn noch eine
duͤnne Fuͤtterung von Sand dazwischen kommt, so
wird dadurch aller Nachtheil, der durch Ausdehnung entstehen
koͤnnte, vermieden werden.
Bemerkungen des Herausgebers (des Franklin-Journal).
Vor wenigen Jahren glaubte man noch zu Philadelphia und an
anderen Orten, wo man versuchte mit Anthraciten zu heizen, man
koͤnne mit eben so gutem Erfolge auch versuchen mit
Ziegelsteinen oder mit anderen Steinen einen Ofen in die Hize zu
bringen. Nun weiß man aber, daß die Anthracite so gut brennen,
wie andere Kohlen; daß sie sogar weniger Aufmerksamkeit fordern,
als jedes andere Feuermaterial, und daß nur diejenigen
Schwierigkeiten bei der Anthracit-Heizung finden, die
sich zu viele Muͤhe mit den Anthracit-Kohlen
geben. Wenn man die Anthracite ein Mal auf den Rost gebracht
hat, so darf man sie nur gehen lassen. „Laissez nous faire“
scheint die Maxime zu seyn, nach welcher sie behandelt seyn
wollen, und befolgt man diese, so geht Alles so leicht und
sicher von Statten, als man es nur immer wuͤnschen kann.
Als man bereits eingestehen mußte, daß sie nicht bloß ihre
Schuldigkeit thun, sondern das absolut beste Brennmaterial
fuͤr die Kamine in unseren Zimmern sind, gab es noch
immer mehrere Leute, die da glaubten, man wuͤrde die
Anthracite nimmermehr in der Kuͤche brauchen
koͤnnen, indem sie ihrer Natur
nach hierzu untauglich waͤren. Auch gegen dieses
Vorurtheil blieben die Anthracite endlich Sieger. Nur die Heizer
der Dampfkessel und die Eisenhuͤttenmaͤnner
blieben hartnaͤkig auf ihrer Meinung. Sie versicherten,
daß sie das Heizen mittelst derselben auf alle moͤgliche
Weise versuchten, und daß es nimmermehr mit denselben gelingen
werde und gelingen koͤnne. Auch hier war, nach dem
Vorurtheile, das man dagegen gefaßt hatte, noch immer etwas in der Natur derselben, was ihre
Anwendung unmoͤglich machte. Man haͤtte diese
guten Leute vielleicht ehe uͤberzeugen koͤnnen,
daß man Kerzen aus Anthraciten gießen kann, als daß es ihnen
eingeleuchtet haͤtte, daß die Anchracite sehr gut zu
brauchen sind, wo der Ofen gehoͤrig gebaut ist, und wo
sie gehoͤrig behandelt werden. Es ist nun sehr
wahrscheinlich, daß sich die Vortrefflichkeit der Anthracite,
als Brennmaterial, auch bei Dampfkesseln und Eisenwerken
beurkunden, und eben so gluͤklich bei diesen alle
Vorurtheile besiegen wird, als sie dieselben bei unseren
Stuben-Kaminen, in unseren Kuͤchen und bei unseren
Kleinschmieden besiegt hat.
Daß mehrere mißlungene Versuche der gelungenen Anwendung
vorausgehen mußten, war natuͤrlich zu erwarten, indem die
Anthracite so sehr von allem Brenn-Materiale abweichen,
das man bisher zur Feuerung verwendete. Es war indessen
offenbar, daß sie eine außerordentliche Hize bei ihrem
Verbrennen geben, und daß, wenn es moͤglich ist, diese
Hize dem Wasser in den Kesseln mitzutheilen, dieses dadurch in
Dampf verwandelt werden muß. Eben so mußte Eisenerz in Eisen
verwandelt werden, wenn diese Hize, vereint mit dem
Kohlenstoffe, auf dieselben wirken kann. Daß nichts in der Natur
derselben gelegen ist, wodurch dieß unmoͤglich werden
sollte, war immer unsere Meinung, und wir sind
gegenwaͤrtig vollkommen uͤberzeugt, daß die
Anthracite uͤberall, außer wo eine große
Flammen-Masse nothwendig ist, mit Vortheil angewendet
werden kann.
Hr. Howell sagt in einem Schreiben,
welches in seinem Patent-Gesuche beilag: „es
wundert mich nicht, daß sie uͤber meine Angabe der
Wirkungen der Flamme des Anthracites erstaunten. Daß ein
Brenn-Material, welches man bisher fuͤr
unfaͤhig hielt irgend eine
Flamme hervorzubringen, so gewaltige Wirkungen erzeugen
sollte, ist in der That wunderbar. Man hat aber auch
wirklich die Anthracite bisher sehr wenig gekannt, und
zuviel fuͤr erwiesen an denselben angenommen, was es
nicht ist. Man sah zu sehr auf die Oberflaͤche
derselben, deren Flamme allerdings nicht viel Hize gibt, die
erst dann sich entwikelt, wann die ganze Kohle in Glut
steht, und die auch einem großen Wechsel in ihrer
Intensitaͤt ausgesezt ist, indem man immer frisches
Feuer-Material nachschuͤren muß, was Anfangs
lang keine Hize gibt. Sie werden an meinen beiden Oefen
bemerken, daß die Hize Anfangs in geschlossenen Gefaͤßen entwikelt wird, und
daß sie dann aus jenem Theile genommen wird, wo sie am
gleichfoͤrmigsten und am staͤrksten ist. Bei
einer solchen Vorrichtung ist die Wirkung
allerdings in der That erstaunlich. Die Laͤnge eines
jener Oefen, in welchen ich meine Versuche anstellte, war
ungefaͤhr 6 Fuß, und die Laͤnge des
Schornsteines zehn; die Laͤnge des horizontalen und
senkrechten Zuges ist 15 Fuß. Die Menge Kohlen, die ich
verbrauchte, betrug nicht uͤber Ein Bushel, sicher
nicht uͤber 1 1/2, Bushel, und doch gluͤhten
die Ziegel oben am Schornsteine roth, und die Flamme schlug volle 6 Fuß aus
demselben empor, stark und heftig.
„Ich vermuthe, daß die Idee, das Feuer unter dem Ofen
des Kessels eines Dampfbothes mit Blasebaͤlgen
anzublasen, ausgepfiffen werden wird; es muß aber diese
Vorrichtung oder eine andere fruͤher oder
spaͤter angenommen werden. Ich gehe vielleicht zu
weit, wenn ich vermuthe, daß man es auch bei
Glasoͤfen und bei anderen Oefen anwenden kann; die
Zeit wird es lehren.“
Wir halten Hrn. Howell's Bemerkungen
fuͤr sehr interessant, und erwarten in Baͤlde neue
Resultate seiner fortgesezten Untersuchungen und Versuche. Auf
eine Flamme von 6 Fuß Hoͤhe durch Anthracit waren wir
nicht gefaßt, und glauben auch nicht, daß diese Flamme von dem
Herde bis zum Schornsteine sich erstrekte; wir erklaͤren
uns dieses Phaͤnomen vielmehr dadurch, daß der Zug mit
heißer Luft, Stikstoff, kohlensaurem Gase und
Kohlenstoff-Oxyd gefuͤllt war, und daß lezteres
sich entzuͤndet, als es mit dem Sauerstoff der
atmospaͤrischen Luft in Beruͤhrung kam.
Diese lezte Bemerkung hat auf die praktische Anwendbarkeit des
Ofens des Hrn. Howell keinen Bezug, sondern nur auf die Theorie
der Flamme, die aus dem Schornsteine aufstieg. Franklin Journal.